Danke für deinen Beitrag Georg. Fand ich sehr interessant.
Dies hat mich an meinen Besuch des Bardentreffens in Nürnberg erinnert. Weiß nicht mehr genau, wann es war - so um 2000 herum. Nach Trennung und Rosenkrieg war ich auf einer vierwöchigen Tour durch Deutschland und machte Straßenmusik. Dabei traf ich jemanden, der mir empfahl, doch das Bardentreffen zu besuchen. Als ich dort aufschlug, war ich sehr enttäuscht: Von Barden praktisch keine Spur, war eher ein sog. "World-Music-Festival". Straßenmusik war auch nicht möglich; alle guten Plätze belegt und meist waren die Kollegen mit Lautsprechertürmen unterwegs. Auf den Bühnen, wie schon erwähnt, 95 % Worldmusic/internationale Folklore und die Straßenmusiker bildeten eine skurrile Mischung aus Inka-Terror (El Condor Pasa ist mir einfach verhasst geworden

), Russische Waldhorn-Quartette, die deutsche Volkslieder interpretierten, blutige Amateure, die es schafften, einem Instrument irgendwie seltsame Töne zu entlocken ... usw.
Damals ging ich im Kostüm auf Reisen und dachte mir: Ok, wenn hier kein Platz für dich ist, gehste halt mal die Nürnberger Burg anschauen.
Dort hatte ich dann, unerwartet und unverhofft, das geilste Publikum meines Lebens. Mitglieder einer Busreisegruppe sprachen mich unvermittelt an, ob ich vielleicht etwas für sie singen würde. Tja, was soll ich sagen: Nach einer Viertelstunde standen und saßen dann ca. 150 Leute um mich herum (eher zu niedrig geschätzt) und ich gab ein spontanes ca. 1,5-stündiges Konzert.
Warum ich das alles erwähne:
1. Um mich selbst zu beweihräuchern
2. Weil sich danach viele Leute bei mir bedankten und (jetzt schließt sich der Kreis zu Georgs Kritik) mir sagen wollten, dass sich der Charakter des Bardentreffens zu einem Worldmusic/Folklore-Event verwandelt hatte und sie eigentlich Musiker wie mich dort finden wollen - so wie es früher der Fall war, Barden eben.
Im Ernst: Es war mein tollstes Musikerlebnis und ich habe wirklich viel erlebt auf meinen Reisen und bei meinen Auftritten.
Unser lieber Carschti hatte doch die Signatur "Liedermacher sind wieder schwer im Kommen", doch ich denke eher, dass es weniger werden, da das Publikum sich abwendet und/oder die Events von hippen Leuten einen anderen Anstrich bekommen. Gegenseitige Wechselwirkungen sind natürlich auch gegeben.
Andererseits finde ich "reine" Liedermacherkonzerte, wie sie z.B. hier in Leipzig im Johannapark jedes Jahr stattfinden, recht gut besucht.
Mal sehen wo die Reise hingeht.
Liebe Grüße aus dem schwülen Leipzig
Barde