Grund dafür ist nach seinen eigenen Aussagen wohl eine Nervenschädigung an den Händen – wobei er selbst den Auslöser in seiner eigenen Vergangenheit sieht, vor allem beim langjährigen Alkoholkonsum und auch wegen seiner früheren Suchtgeschichte. Ärztliche Diagnosen gibt es aber wohl keine, wird berichtet. Das Interview, auf das sich alle Onlinemedien beziehen wurde in der Zeitung selbst abgedruckt und es ist online nur für Abonnenten erreichbar.
Spannend dabei finde ich, dass er nicht das große „Schicksals-Drama“ aufzieht und auch nicht Anderen oder "dem Leben" eine Schuld oder das „Unglück“ beklagt, sondern sehr offen, ehrlich und selbstkritisch damit umgeht. Das ist – besonders bei einer so prominenten Persönlichkeit – keine Selbstverständlichkeit. Gerade weil es in unserer Zeit ja oft vorkommt, dass Menschen (ob prominent oder nicht) die Verantwortung für eigene Fehlentscheidungen lieber irgendwo anders suchen oder sich in eine Form von Bitternis und Opferhaltung flüchten.
Zur medizinischen Seite: Alkohol ist nach Zahlen der WHO tatsächlich weltweit eine der Hauptursachen für solche Nervenschäden – bei Kokain, welches in Weckers persönlicher Biografie ja ebenfalls eine große Rolle hatte, gibt es zwar ebenfalls Risiken für neurologische Erkrankungen, aber nicht im gleichen Ausmaß und nicht so häufig wie bei Alkohol. Es gibt auch viele andere Ursachen, doch bei Wecker steht eben diese Suchtgeschichte für ihn selbst im Vordergrund.
Was mich aber wirklich beschäftigt, ist die menschliche Haltung dahinter: Er übernimmt die Verantwortung für sich, macht sich nicht zum Opfer und bleibt trotz dieses Einschnitts seiner Haltung treu – ohne Hass, ohne Anklage. Das finde ich an ihm besonders stark und ehrlich gesagt auch mutig, weil Offenheit und Verantwortung bei Schattenseiten ja auch immer Angriffsfläche bieten können.
Wie erlebt ihr das Thema „Verantwortung für sich selbst übernehmen“ – gerade bei Fehlern und Brüchen im Leben? Seht ihr diese Selbstreflexion und Offenheit auch als Stärke? Eure Gedanken dazu würden mich interessieren…
Mit meinem Wissen – gerade aus der Pflege und im Umgang mit älteren Menschen – bin ich gespannt, wie sich diese neue Lebenssituation auf die kreative Arbeit des Künstlers auswirkt. Für jemanden im Alter von Konstantin Wecker bedeutet so ein plötzlicher Einschnitt auch eine enorme mentale Kraftanstrengung. Ich kann mir gut vorstellen, wie herausfordernd es ist, mit den Ängsten und den spürbaren Einschränkungen umzugehen, die solch eine Diagnose mit sich bringt.
Ich möchte ihm auf diesem Weg die besten Wünsche schicken – möge er einen für ihn guten Umgang mit der Situation finden und die Kraft haben, auch die nachvollziehbaren Ängste zu meistern, die daraus erwachsen. Sein bisheriger Umgang damit ist jedenfalls in vielerlei Hinsicht ein Vorbild.