In einem Essay von Heiko Ernst, welches unter dem Titel Die 7 Todsünden - heute nochrelevant?, auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2014 veröffentlicht wurde, schreibt dieser zum Neid:
Neid wird also heute mehr denn je deshalb negativ gesehen, weil er oft zu unangemessenem Verhalten führt, wie zum Beispiel zur Verleumdung, zum Lügen oder zur Schadenfreude über das Unglück anderer. Der ständige Vergleich mit anderen - auch im Berufsleben (ich habe in meinem Beruf als Kaufmann unter den Benchmark-Vergleichen immer gelitten, und gleichzeitig war ich angetrieben, besser zu sein als die Kollegen!) - kann dazu führen, dass man nicht in der Lage ist, die Erfolge und Freuden anderer anzuerkennen oder zu genießen. Leute, hört auf Euch zu vergleichen, jeder Mensch ist unvergleichlich!Heiko Ernst in seinem Essay über die Relevanz der 7 Todsünden in der heutigen Zeit Zitat:Neid ist die erste Sünde jenseits von Eden: Kain erschlug Abel aus Neid. Aber spätestens mit dem Beginn des bürgerlichen Zeitalters ist Neid der eigentliche Motor des Fortschritts und des wirtschaftlichen Wachstums. Das gilt erst recht heute, im beschleunigten Konsumkapitalismus, wo es um jeden Preis gelingen muss, den Wunsch "Das muss ich auch haben!" immer wieder neu zu wecken. Neid ist aber auch ein mächtiges Ordnungsprinzip in modernen Gesellschaften. Er kristallisiert sich zu Strukturen und Institutionen, die ihn managen und beschwichtigen sollen, weil er immer den Keim von Staatsverdrossenheit und Revolten in sich trägt: Die progressive Besteuerung der höheren Einkommen ("Neidsteuern") in vielen Staaten und ausgeklügelte Kompensationsmechanismen zeugen von der befriedenden, ausgleichenden Macht des Neides. Neid gerinnt dennoch häufig zum Ressentiment – und wird als solcher zum seelischen Dauerschmerz, weil existenzielle Ungleichheiten und soziale Ungerechtigkeiten nie auch nur annähernd beseitigt werden können.
Natürlich ist mir bewusst, dass "Wettbewerb" zu unserem Leben und vor allem zu dem Wirtschaftssystem gehört, in dem wir leben, dem Kapitalismus. Hier gehört der Vergleich zur DNA des Systems und es gäbe keine Innovation und keinen Fortschritt...blablabla...aber, dieses System ist auch zutiefst Neidfördernd, ja, der Neid ist sogar eine ganz wichtige Triebfeder dieser Gesellschaftsform.
Die sogenannte "Neiddebatte" ist eine beliebte Ablenkung derjenigen, die sich auf Kosten der Allgemeinheit und der Gesellschaft bereichern und immer, wenn die Forderung nach z.B. einer Vermögenssteuer oder einer höheren Erbschaftssteuer gesellt wird, kommt der empörte Aufschrei aus den üblichen Kreisen: "Es geht Euch nicht um Gerechtigkeit, sondern Ihr seid nur neidisch auf uns, weil wir uns den Wohlstand hart erarbeitet haben!" - also der klassische Vorwurf von NEID.
In der christlichen Tradition wird Neid als eine der Wurzeln der Sünde betrachtet, da er oft dazu führt, dass man das Gebot "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut" verletzt. Diejenigen, die ihre Kritik an der Religion (Kirche) z.B. daran festmachen, dass diese "falsche Moral" propagiert wird, kann ich gut verstehen.
Ein starkes Lied, mit einer starken Botschaft, mit starken Bildern untermalt.