Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Tag 19 - Friedhof

In diesem Unterforum werden die Rezensionen und Gespräche zu den einzelnen Lieder Reinhard Meys zusammengefasst
Forumsregeln
Das Projekt "Jeden Tag ein neues Lied" startete am 01.01.2023 und wurde am 27.01.2023 beendet.

Am 01.02.2023 startete die aktuelle Aktion "Ein Lied - viele Perspektiven" und auch mit diesem Projetk habe ich mir das Ziel gesetzt, mich nach und nach mit allen Liedern von Reinhard Mey zu beschäftigen und über meine Gedanken und Erlebnisse zum jeweiligen Lied zu erzählen.

Ich lade alle ein, die eigenen Gedanken beisteuern. Die Lieder sind es wert.
Antworten

Das Lied "Friedhof"...

...mag ich gerne, gehört zu meinen Favoriten
4
80%
...höre ich gerne, ist aber kein Lieblingslied
1
20%
...kenne ich, mag ich aber nicht so gerne
0
Keine Stimmen
...kannte ich noch nicht, finde ich gut
0
Keine Stimmen
...kannte ich noch nicht, gefällt mir nicht
0
Keine Stimmen
...skippe ich immer weg, das Thema ist mir zu schwer
0
Keine Stimmen
...braucht kein Mensch
0
Keine Stimmen
 
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migoe hat dieses Thema gestartet
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Tag 19 - Friedhof

Beitrag von migoe »

Was hat es mit dem Projekt "Jeden Tag ein neues Lied" auf sich?
Am 01.01.2023 habe ich mit das Projekt Jeden Tag ein neues Lied gestartet mit dem Vorsatz, ein Jahr lang jeden Tag ein anderes Lied von Reinhard Mey zum Thema zu machen und aus einer eigenen Perspektive zu beleuchten.

Das Prinzip ist simpel und bereits im Namen wird erklärt, was genau ich damit meine: ich werde jeden Tag in diesem Forum ein Lied des Tages posten und in Form eines Videos in den Beitrag einbauen. Die Idee dahinter ist, mich selbst mit den Liedern auseinanderzusetzen, meine Einstellung bzw. meine "Beziehung" zum jeweiligen Lied zu beschreiben UND gleichzeitig alle dazu einladen, die eigene "Geschichte zum Lied" mit den anderen Besuchern des Forums zu teilen.

Zu jedem Lied starte ich zudem eine Umfrage, die je nach Situation einen Tag oder eine Woche laufen soll und bei der alle kurz und knackig ihre Einstellung zum Lied abgeben können, ohne einen eigenen Beitrag dazu schreiben zu müssen - obwohl das natürlich auch erwünscht und geboten ist, schließlich ist das hier ein Forum ;-)
Das heutige Lied des Tages ist:
Friedhof

Album Version

Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Das Video habe ich auf dem YouTube Kanal von Andreas Schloh gefunden.

Bühnenversion (Spotify)

Reinhards Ankündigungstext auf der Bühne (Quelle: Album "!Ich kann") Zitat:
{Lied vorher war "Der Biker"}

... als Annabelle da so neben mir kniete ... da fiel mir eine Weisheit des Dalai Lama ein ... "Der Tod ist ein kritischer Augenblick, es ist klug und sinnvoll, sich darauf vorzubereiten" ... und nichts anderes tue ich seitdem ...

{singt das Lied}

... ja, und so streif ich tatsächlich über die Friedhöfe - das ist meine Art von Tourismus - und ich liebe es ... nach Regionen zu unterscheiden und zu sehen wie in den verschiedenen Landstrichen bei uns die Friedhöfe anders angelegt werden, wie sich die Architektur verändert, wie sich die Grabsteininschriften verändern ... und so nach und nach, wenn man das studiert, so merkt man, dass es ein Luxusgefälle gibt: von Süd nach Nord. Im Norden sind die Friedhöfe sehr spartanisch und je weiter man sich dann ... nach Süden vorrobbt, umso lebensfroher, umso pompöser wird es. Es gibt auch ein Humorgefälle in den Grabsteininschriften: eher dröge im Norden und hier {im Süden} wird es eher lebenslustig ... und es ist kein Wunder, wenn man so lange über die Friedhöfe streift, man sich eine ganz persönliche Hitparade anlegt - der Grabsteininschriften - und mein Allzeitklassiker überhaupt ... die Nr. 1 ... aus dem Allgäu (Pfronten), da hab ich sie entdeckt, kennen Sie sicher: "Hier ruhen meine Gebeine, ich wünschte, es wären Deine" ... genial, einfach, klar, deutlich, lebensnah, mehr geht gar nicht! Und dann gibt es natürlich alle möglichen Schattierungen, es gibt nichtssagende Grabsteininschriften, es gibt ... naja, die gehen mal so durch ... dann gibt es auch saublöde ... und dann gibt es auch wieder welche, die gehen einem so an die Nieren, dass es einen wirklich packt. Einen davon habe ich auf dem Zentralfriedhof in Wien gesehen - und ich hab ihn nicht gesehen, der Spruch hat mich richtig angesprungen, und ich muss ihnen an dieser Stelle den Zentralfriedhof in Wien ans Herz legen, das ist eine brandheiße Adresse, wo mehr los ist, als in mancher Fußgängerzone und man mehr lernen kann, als an manchem Lehrstuhl für Theologie und Philosophie ... kurzum ... da stand also auf einer Grabplatte - immer in direkter Rede, weil die Toten sprechen ja immer gern zu uns Lebenden - und das stand: "Was Ihr seid, das war wir, was wir sind, das werdet Ihr" ... so genau wollte ich das an dem Nachmittag gar nicht wissen. Da war natürlich der Rest des Tages gelaufen, da kannste Dir auch noch soviel Apfelstrudel mit heißer Vanillesoße gönnen ... damit Du wieder auf gute Gedanken kommst ... aber er hat mich irgendwie nicht losgelassen, dieser Spruch, weil er ist ja doch irgendwie von einer knallharten Logik und man kann nichts dagegen sagen, es stimmt! ... Dieser Kreislauf besteht und wenn wir anerkennen, dass wir Lebenden und die Toten zusammengehören, dann verliert der Friedhof tatsächlich irgendwann seinen Schrecken und selbst wenn ich - wie ich zugebe - nach wie vor viel Lieber als Tourist hingehen möchte als als Anlieger ... aber auch für den Fall habe ich mir schon Gedanken gemacht und schon mal einen Wunsch formuliert, von dem man nicht weiß, ob er in Erfüllung geht, aber, man wird sich ja wohl noch was wünschen dürfen ...

{spielt das nächste Lied "Wie ein Baum, den man fällt"}
Ordensschwester Andre im Alter von 118 Jahren verstorben
Am 18.Januar 2023 berichteten die Tagesschau und weitere Medien über den Tod der aktuell ältesten Frau der Welt:
Ordensschwester Andrè wurde 118 Jahre alt und verstarb am 17.Januar 2023 in einem Altenheim in Frankreich
Tagesschau 18.01.23 Älteste Frau mit 118 Jahren verstorben.jpg
Lucile Randon FdC (auch Lucille Randon, Ordensname Schwester André; * 11. Februar 1904 in Alès; † 17. Januar 2023 in Toulon) war eine französische Supercentenarian und ab dem 19. April 2022 der älteste lebende Mensch. Sie erreichte ein Lebensalter von 118 Jahren und 340 Tagen, womit sie als viertälteste wissenschaftlich verifizierte Person aller Zeiten gilt. Diese Informationen habe ich der Wikipedia entnommen.

Die Wikipedia weiß außerdem, dass der älteste Mensch, dessen Alter wissenschaftlich verifiziert wurde, die Französin Jeanne Calment ist, die im Alter von 122 Jahren und 164 Tagen starb. Als ältester aktuell (Stand 18.01.2023) lebender Mensch gilt die Spanierin María Branyas Morera, geboren in den Vereinigten Staaten am 4. März 1907 und die heute damit 115 Jahre und 320 Tage alt ist. Der älteste Mensch aus den deutschsprachigen Ländern ist die in die Vereinigten Staaten emigrierte Augusta Holtz, die im Alter von 115 Jahren und 79 Tagen starb. Ältester bekannter lebender Mensch aus den deutschsprachigen Ländern ist die in die Vereinigten Staaten emigrierte Maria Aulenbacher, geboren am 7. November 1909 und heute damit 113 Jahre und 72 Tage alt.
Wie alt ein Mensch wird, hängt von vielen Faktoren ab und sicher ist, dass wir alle einmal gehen werden. Es ist aber interessant zu sehen, dass die meisten 100-jährigen Menschen, die aktuell auf der Welt leben, in Japan und den USA zuhause sind. Aus Deutschland ist auf der Liste der 100 ältesten Menschen nur eine Person aufgeführt. Das hat bestimmt auch einen Grund, ist aber nicht mein Thema. Trotzdem bin ich heute bei der Meldung aufmerksam geworden, vielleicht auch, weil auf meiner Station im Altenheim eine 100-jährige Frau lebt, die ich sehr gerne mag und die trotz ihrem Alter noch aufgeweckt und neugierig ist. Ich habe sie einmal gefragt, ob sie sich den Tod "herbeisehnt" und ihre Antwort hat mich überrascht und getröstet: "Nein, herbeisehnen kann ich nicht sagen, aber wenn es dann mal soweit sein wird, bin ich bereit und freue mich, alle wiederzusehen, die vor mir gegangen sind." :verlegen:

Wer will schon so alt werden wie Methusalem?
Laut der Bibel war Methusalem der älteste Mensch, der je gelebt hat. Er wird im Alten Testament in der Genesis erwähnt und sein Alter wird mit 969 Jahren angegeben.
Es gibt auch andere Personen in der Bibel, die ein hohes Alter erreicht haben, wie zum Beispiel Noah, der 950 Jahre alt geworden sein soll, oder König Salomo, der angeblich über 80 Jahre alt geworden ist. Allerdings wurden diese Angaben nicht aufgrund heutiger wissenschaftlich nachvollziehbaren Methoden erhoben und werden deshalb als symbolisch oder metaphysisch verstanden. Dennoch kann man Menschen, die 100 Jahre oder älter werden, getrost ein "biblisches Alter" bescheinigen :oma: :opa:

Friedhof thematisiert die Einstellung Meys und seinen ganz persönlichen Umgang mit dem Tod. Das Lied erzählt aus der Ich-Perspektive und gehört zu denjenigen Liedern Meys, die sehr persönlich und biografisch angelegt sind. Er erzählt freimütig, leicht und offen, dass er gerne Friedhöfe in fremden Städten besucht, weil er findet, dort etwas Gastfreundliches und Offenes vorzufinden. Wie gewohnt, verwendet er auch in diesem Lied wieder passende Metaphern, um seine Botschaft anschaulich zu beschreiben. So sind Friedhöfe für ihn z.B. Inseln im Meer der Geschäftigkeit und Blumengärten der Gelassenheit und er sieht auf den Friedhöfen aber auch Hochmut und Vergänglichkeit, die er in den Grabinschriften liest und die ihm den Blick für den Wert der Dinge erweitert.

Eine Metapher sagt mehr, als 1000 Worte
Reinhard Mey ist ein Meister der Beschreibung von Situationen oder Gefühlen in einfachen Metaphern. So beschreibt er mit Inseln im Meer der Geschäftigkeit den Friedhof als einen Ort der Ruhe und Besinnlichkeit im Gegensatz zum hektischen Alltag des normalen Lebens. Ein Friedhof ist somit eine Art Oase der Stille und Einsamkeit, die von der lärmenden und stressigen Welt um sie herum isoliert ist und beschreibt ihn als einen Ort, an dem man sich von der Geschäftigkeit des Lebens zurückziehen und in Ruhe und Frieden nachdenken kann.

Mit Blumengarten der Gelassenheit stellt er uns den Friedhof als einen Ort vor, an dem die Schönheit der Natur und die Ruhe des Friedhofs zusammenkommen, um eine Atmosphäre der Gelassenheit zu schaffen. Für Reinhard ist ein Friedhof also auch ein Ort, an dem man seine Trauer um die Verstorbenen in einer Umgebung von Schönheit und Frieden verarbeiten kann. Hier kann man sich von der Hektik des Alltags zurückziehen und Frieden finden, indem man die Schönheit der Natur und die Ruhe des Friedhofs genießt. Wer selbst ein Grab hat, um das sich gekümmert wird, der ist somit Teil dieses Gartens und hilft Anderen, sich an diesem Ort zu entspannen und sich wohlzufühlen.

In Stein gemeiselte "ewige" Wahrheiten
Im Lied berichtet er, wie er sich gerne auf Friedhofsbänke setzt und über den tieferen Sinn des Lebens nachdenkt und dass er die Grabinschriften und Steine anschaut - ja regelrecht studiert, die ihm von unvergessenen Menschen erzählen, die zu früh gegangen sind. Er bemerkt dass die Gräber, die Grabsteine und sogar "jede Plasteblume, die dort wächst", ihm etwas über die Lebenden erzählt und er sieht sich die Jahreszahlen an, die ihm zeigen, dass der Tod manchmal früh kommt und manchmal spät.

Wie sehr ihn das persönlich wirklich beschäftigt, erzählte er auf seiner Tournee zum Album im Herbst 2004:
Reinhards Ankündigungstext auf der Bühne (Quelle: Album "!Ich kann") Zitat:

{Lied vorher war "Der Biker"}


... als Annabelle da so neben mir kniete ... da fiel mir eine Weisheit des Dalai Lama ein ... "Der Tod ist ein kritischer Augenblick, es ist klug und sinnvoll, sich darauf vorzubereiten" ... und nichts anderes tue ich seitdem ...

{singt das Lied}

... ja, und so streif ich tatsächlich über die Friedhöfe - das ist meine Art von Tourismus - und ich liebe es ... nach Regionen zu unterscheiden und zu sehen wie in den verschiedenen Landstrichen bei uns die Friedhöfe anders angelegt werden, wie sich die Architektur verändert, wie sich die Grabsteininschriften verändern ... und so nach und nach, wenn man das studiert, so merkt man, dass es ein Luxusgefälle gibt: von Süd nach Nord. Im Norden sind die Friedhöfe sehr spartanisch und je weiter man sich dann ... nach Süden vorrobbt, umso lebensfroher, umso pompöser wird es. Es gibt auch ein Humorgefälle in den Grabsteininschriften: eher dröge im Norden und hier {im Süden} wird es eher lebenslustig ... und es ist kein Wunder, wenn man so lange über die Friedhöfe streift, man sich eine ganz persönliche Hitparade anlegt - der Grabsteininschriften - und mein Allzeitklassiker überhaupt ... die Nr. 1 ... aus dem Allgäu (Pfronten), da hab ich sie entdeckt, kennen Sie sicher: "Hier ruhen meine Gebeine, ich wünschte, es wären Deine" ... genial, einfach, klar, deutlich, lebensnah, mehr geht gar nicht! Und dann gibt es natürlich alle möglichen Schattierungen, es gibt nichtssagende Grabsteininschriften, es gibt ... naja, die gehen mal so durch ... dann gibt es auch saublöde ... und dann gibt es auch wieder welche, die gehen einem so an die Nieren, dass es einen wirklich packt.

Einen davon habe ich auf dem Zentralfriedhof in Wien gesehen - und ich hab ihn nicht gesehen, der Spruch hat mich richtig angesprungen, und ich muss ihnen an dieser Stelle den Zentralfriedhof in Wien ans Herz legen, das ist eine brandheiße Adresse, wo mehr los ist, als in mancher Fußgängerzone und man mehr lernen kann, als an manchem Lehrstuhl für Theologie und Philosophie ... kurzum ... da stand also auf einer Grabplatte - immer in direkter Rede, weil die Toten sprechen ja immer gern zu uns Lebenden - und das stand: "Was Ihr seid, das waren wir, was wir sind, das werdet Ihr" ... so genau wollte ich das an dem Nachmittag gar nicht wissen. Da war natürlich der Rest des Tages gelaufen, da kannste Dir auch noch soviel Apfelstrudel mit heißer Vanillesoße gönnen ... damit Du wieder auf gute Gedanken kommst ... aber er hat mich irgendwie nicht losgelassen, dieser Spruch, weil er ist ja doch irgendwie von einer knallharten Logik und man kann nichts dagegen sagen, es stimmt! ...

Dieser Kreislauf besteht und wenn wir anerkennen, dass wir Lebenden und die Toten zusammengehören, dann verliert der Friedhof tatsächlich irgendwann seinen Schrecken und selbst wenn ich - wie ich zugebe - nach wie vor viel Lieber als Tourist hingehen möchte als als Anlieger ... aber auch für den Fall habe ich mir schon Gedanken gemacht und schon mal einen Wunsch formuliert, von dem man nicht weiß, ob er in Erfüllung geht, aber, man wird sich ja wohl noch was wünschen dürfen ...

{spielt das nächste Lied "Wie ein Baum, den man fällt"}
Tatsächlich muss ich sagen, jedesmal, wenn ich mit meiner Familie im Allgäu bzw. in Österreich Urlaub gemacht habe, war es für mich auch immer spannend, die Friedhöfe zu besuchen und die Grabinschriften haben es mir auch im Besonderen angetan. Das Portal weekend.at hat vor einiger Zeit schon einen Artikel über Lustige Inschriften Friedhof veröffentlicht und ich kann aus eigener Beobachtung sagen, das sind wirklich echte und wahrhaftige Grabinschriften dort. Beispiele gefällig?
  • "Hier ruht Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug"
  • "Hier ruht Josef Binder. Er hat mit allzuvieler Gier, das helle und das dunkle Bier, in seinen Körper hineingegossen und damit sein Leben beschlossen."
  • "Unter diesem Rasen liegt die versoffene Kupferschmied Nasen"
  • "Es liegt begraben die ehrsame Jungfrau Nothburg Nindl, gestorben ist sie im siebzehnten Jahr just als sie zu brauchen war."
  • ...und viele andere lustige und sarkastische Sprüche, die so wirklich auf den Grabsteinen zu finden sind!
Reinhard Mey erkennt im Lied Friedhofan, dass alles eine begrenzte Zeit hat und nichts von Dauer ist und macht sich damit auch Mut, sich nicht von vermeintlich "wichtigen Dingen" daran hindern zu lassen, das Leben bewusst zu erleben und zu gestalten mit dem Wissen, dass es irgendwann einmal vorbei sein wird. Seine eigene Grabesinschrift hat er ja bereits in sehr jungen Jahren festgelegt, nämlich in seinem Lied Mein Testament welches mit den Worten endet:
Aus "Mein Testament" (1974, Album "Wie vor Jahr und Tag") Zitat:
Dieses ist mein letzter Wille, doch ich hoffe sehr dabei
Dass der Wille, den ich schreibe, doch noch nicht mein letzter sei
Wär er's doch, schreib' auf den Grabstein, den ich mir noch ausbeding':
„Hier liegt einer, der nicht gerne, aber der zufrieden ging“
Theologe und Philosoph Mey
"Leben und Tod", "Sterben" und "Vergänglichkeit" sind natürlich DIE Themen der Theologie und der Philosophie.
  • Theologie ist die Wissenschaft von Gott und der Religion. Dieses interdisziplinäres Fach, das sich mit Fragen der Gotteslehre, dem Verhältnis von Gott und der Welt sowie der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen beschäftigt, kann sowohl aus einer rein rationalen Perspektive als auch aus einer gläubigen Perspektive betrachtet werden und umfasst sowohl die klassische Schriftauslegung als auch die systematische und historische Theologie.
  • Philosophie ist die Wissenschaft von den grundlegenden Fragen des Seins, der Welt, der Wahrheit, der Erkenntnis, der Ethik, der Logik und der Gesellschaft. Ein breit gefächertes Fach, das sich mit vielen verschiedenen Aspekten des menschlichen Daseins beschäftigt und sich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem Verhältnis von Körper und Geist, der Natur des Wissens und der Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns, der Ethik und der politischen Philosophie befasst. Es gibt viele verschiedene Richtungen und Schulen in der Philosophie, wie zum Beispiel die Metaphysik, Logik, Epistemologie, Ethik, politische Philosophie, Ästhetik und die Geschichte der Philosophie.
Reinhard Mey ist natürlich weder Theologe noch Philosoph und betrachtet die Themen, die er in seinen Liedern behandelt aus seiner ganz persönlichen Sicht, ohne jetzt explizit wie ein Theologe oder ein Philosoph zu denken oder zu argumentieren. Seine Lieder und Geschichte erzählen vom Leben und brauchen keine theologische oder philosophische Ebene, zumindest keine künstlich hineingeschriebene. Wohl aber eignen sich Lieder wie Friedhof, um z.B. in den Schulen als Gesprächseröffnung in den Fächern Religion und Ethik, denn die hier beschriebene Betrachtungsweise auf den "Ort der Ewigkeit" ist sicher für junge Menschen auch interessant und attraktiv.

Nichts ist umsonst und der Tod kostet mehr als das Leben
Vor ein paar Tagen war ich bei meinen Eltern zuhause und mein Vater bat mich um Hilfe wegen seinem "Grabkonto". Auf diesem Konto hat er schon vor Jahren Geld abgelegt, welches verwendet weden soll, um den Sarg, sein Begräbnis und die Grabpflege für 20 Jahre zu bezahlen. Er hat seit 2 Jahren keinen Kontoauszug mehr bekommen und wollte deshalb meine Hilfe. Als ich die Summe gesehen habe, die auf dem Konto liegt (für meine Mutter liegt auch noch einmal genausoviel Geld auf einem anderen Konto) war ich doch baff erstaunt und wollte von ihm wissen - natürlich scherzhaft - ob er denn in einem Sarg aus Gold bestattet werden möchte. Das Gespräch an sich tut nichts zu Sache, aber nachdem ich mich mit dieser "Kostenfrage" noch einmal etwas genauer beschäftigt habe, kann ich sagen: Leben ist teuer, Sterben aber auch! Naja, meine Eltern haben sich mit diesem Thema aber ausführlich beschäftigt und sind darauf vorbereitet. Beiden ist wichtig, dass im Falle ihres Todes der verbliebene Partner und/oder wir Kinder keine finaziellen Schwierigkeiten bekommt. Wer sich dazu noch keine Gedanken gemacht, sollte nicht zu lange damit warten! Auf todesfall-checkliste.de finden sich die notwendigen Informationen dazu. Wer kein Geld zurücklegen kann oder möchte, der schließt vielleicht eine Versicherung ab oder macht's wie Methusalem...

Und was gibt es noch zu sagen?
Die Geschichte wird über 5 Strophen erzählt zu je 12 Zeilen, wobei die letzte Strophe verkürzt ist. Das Versmaß ist auch in diesem Lied ungebunden, es wird kein Versfuß verwendet, das Reimschema ist interessant, weil jede Strophe mit einem Paarreim in den ersten beiden Zeilen eröffnet wird und darauf folgt ein Blockreim. Dieses Schema wird je Strophe einmal wiederholt (Ausnahme letzte Strophe), so dass es also so aussieht: 1. aabccbddeffe ... 5. aabccb
Beispiel für das Reimschema in Strophe 3 Zitat:
a - Ich sitz’ gern auf einer Friedhofsbank,
a - Seh’ die schattigen Alleen entlang
b - Und denk’ nach über den tief’ren Sinn der Reise.
c - Mit dem schicken Laptop auf den Knien
c - Blätter’ ich von Termin zu Termin
b - Und wenn „Wichtig!“ davor steht, kicher’ ich leise.
d - Kann ja sein, ich verpaß’ grad den Tanz
d - Um das gold’ne Kalb - aus der Distanz
e - Wird nicht jedes „Dringend“ und „Eilt sehr!“ beachtet.
f - Es ist nichts, von dem man immer denkt,
f - Daß die ganze Welt davon abhängt,
e - Wichtig, von einer Friedhofsbank aus betrachtet!
Die musikalische Untermalung auf dem Studioalbum ist sehr stimmig und passt zur geschilderten Haltung, sie ist "gelöst und heiter". Die Gitarre wird in einem schnellen Schlagmuster gespielt und hat eindeutig die Oberhand. Ein Schlagzeug begleitet sie eher beiläufig. Zu Beginn/bei Eintritt in den Friedhof und zwischen den Strophen lässt ein freches Pfeifen darauf schließen, wie "vorbereitet" sich Mey fühlt, wenn er den Blumengarten der Gelassenheit betritt.

Reinhard Mey spricht mal wieder mit dem Tod
Mir ist noch eine Sache aufgefallen, nämlich, dass Reinhard Mey auch in diesem Lied wieder auf "Du" und "Du" mit dem Tod ist und einen Dialog mit ihm führt,
In der zweiten Strophe spricht Mey mit dem Tod Zitat:
Manchmal kommt er früh, der Sensemann,
Manchmal trödelt er herum, der alte Mäher.
„Geh nur deiner Wege“ sagt er mir,
„Einmal enden sie doch alle hier
Und du siehst ja, die Einschläge kommen näher!“
wie er das bereits 1969 in seinem Lied auf dem Grund eines Bierglases gelesen getan hat, nur dass er damals noch nicht dazu bereit war, mit Herrn Charon über den Styx zu fahren und ihn deshalb mit einem Schnaps bestochen hat...
1969 überredete er den Tod dazu, ihn erst in ein bis drei Jahren zu holen... Zitat:
Platzte jetzt Charon zur Kneipentür rein
Mitten in solche Gemütlichkeit
Setzte sich zu mir im Lampenschein
Gäb mir zu verstehn: Jetzt ist's an der Zeit
Damit ich's versteh, fegt er mit einem Wisch
Mir meinen vollen Krug Bier vom Tisch
Mit den Worten: "Auf geht's, mein Freund, über den Styx,
Noch vorm Morgengrauen wird übergesetzt
Und schimpfen und fluchen, das hilft Dir jetzt nix!"
Ich sagte: "Herr Charon, noch nicht jetzt
Rationell ist das nicht, wenn Sie nur für mich fahren!"
Ich bestell mir 'nen Halben und für Charon nen Klaren
"Kommn Sie lieber nochmal in zwei bis drei Jahren
Meine Meinung zum Lied des Tages
Meine Wertung: rating von 5 Sternen, weil die Einstellung zum Thema Tod und Sterben, die Mey in seinem Lied vermittelt, meiner eigenen Grundhaltung entspricht. Der heitere Ton im Lied gefällt mir und ich besuche nicht nur in einer fremden Stadt gerne den Friedhof. Grabinschriften gehören auch zu meinen Lieblingslektüren, weil sie viel über die Gestorbenen UND die Übriggebliebenen sagen. Das Lied höre ich gerne und auch das Album lasse ich gerne immer mal wieder in einer Playliste laufen.

Das Lied Friedhof wurde auf dem 23. deutschsprachigen Studioalbum Nanga Parbat im Jahr 2004 veröffentlicht.

Der Onlinehändler JPC.de beschreibt das Album mit den Worten:
Worte von der Beschreibung des Albums auf der Verkaufsseite Zitat:
Der Titel einer Ballade, die Reinhold Messners Kampf um den schwersten Gipfel der Welt, den Nanga Parbat (Der Nackte Berg), schildert ... gibt Reinhard Meys 23. Studioalbum den Namen ... mit dem Einverständnis des legendären Bergsteigers geschrieben ... dem Andenken seines Bruders gewidmet ... Liebe, Freundschaft, Kameradschaft, Mut, Aufopferung, Triumph und Scheitern, Trost und Menschlichkeit sind die Elemente dieser ... Erzählung, die sich wie Leitmotive auch durch die 12 anderen neuen Lieder dieses Albums ziehen ... Reinhard Mey hat noch nie heikle Themen gescheut ... Berliner Liedermacher {hat sich} präzise Beobachtungsgabe, verbalen Biss und vor allem Zivilcourage bewahrt – Charakterstärken, mit denen er immer wieder aufs Neue beeindruckt ...
Es enthält insgesamt 13 Lieder mit einer Gesamtspiellänge von 62:38 Minuten. Produziert wurde das Album von Manfred Leuchter, der auch die Arrangements übernommen hat. Die Aufnahmen entstanden im Axtrak Musiclab und Chroma-Tonstudio, Aachen.

Auf dem Album finden sich besonders viele Lieder mit Bezug auf den Tod und Vergänglichkeit bzw. religiös/philosophische Themen, was sicher auch mit dem Lebensalter des Künstler erklärbar ist. 2003, als er die Texte für Nanga Parbat schrieb, feierte er seinen 61.Geburtstag.

Das Album widmet er seinen Kindern und seiner Frau Hella, wie er im sehr liebevoll und den Liedern angepasst gestalteten Booklet schreibt.

Mit dieser Produktion fand das Duo Mey/Leuchter zu ihrem besonderen Stil und der Erfolg gab ihnen recht, denn Nanga Parbat stieg im Mai 2004 sofort auf Platz 2 der deutschen Albencharts auf und hielt sich 17 Wochen lang in den Top100. Dafür gab es eine goldene Schallplatte für mehr als 100.000 verkaufte Alben. Für die damaligen Verhältnisse waren diese Verkaufszahlen noch sehr gut - heute wären solche Zahlen eine Sensation, denn Musik wird heute anders konsumiert wie vor 15 Jahren...aber das haben wir schon im Thema Warum werden Konzerttickets immer teurer? besprochen...

Diese und weiter Informationen zum Album habe ich auf discogs.com, in der Wikipedia und auf offiziellecharts.de gefunden.
Titelliste und Cover des Albums "Nanga Parbat"
Cover - Nanga Parbat - Friedhof - 2004.jpg
  1. Alles O.K. in Guantánamo Bay – 3:41
  2. Douce France – 7:06
  3. Ich kann! – 3:56
  4. Spider Man – 3:05
  5. Friedhof – 4:03
  6. Sven – 4:10
  7. Hundgebet – 4:42
  8. Die Waffen nieder! – 4:26
  9. Ich glaube nicht – 4:31
  10. Ich liege bei Dir – 5:46
  11. Kennst du die kleinen, nicht wirklich nützlichen Gegenstände? – 3:56
  12. Nanga Parbat – 9:19
  13. Sommerende – 3:57
Chartverlauf - Nanga Parbat - 2004.jpg
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Liebe Grüße aus Rothenburg
migoe | www.liedermacher-forum.de | 2003-2024
...
Alles ist vorstellbar! Leider oder zum Glück? ... Es kommt darauf an was DU daraus machst!

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Heinz
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Tag 19 - Friedhof

Beitrag von Heinz »

Hallo Michael,

da hast Du mal wieder schön recherchiert. Sehr interessant und teilweise lustig, trotz des ernsten (?) Themas. Auch ich mag das Lied und schließe mich Deiner Aussage an, dass Du das Lied magst,
"weil die Einstellung zum Thema Tod und Sterben, die Mey in seinem Lied vermittelt, meiner eigenen Grundhaltung entspricht". Der heitere Ton im Lied gefällt mir und ich besuche nicht nur in einer fremden Stadt gerne den Friedhof. Grabinschriften gehören auch zu meinen Lieblingslektüren, weil sie viel über die Gestorbenen UND die Übriggebliebenen sagen.
Eine von mir geteilte Einstellung zum Tod vermittelt er aber nicht nur in diesem Lied, sondern noch in einigen anderen, in denen er sich mit dem Thema Tod beschäftigt ( z. B. "Wie ein Baum den man fällt", "Lass nun ruhig los das Ruder").

Friedhöfe gehören auch oft zu den Sehenswürdigkeiten von Ortschaften, weil sie sehr alt sind und damit teilweise schon als Denkmäler gelten. Ich laufe oft über den Friedhof meines Wohnortes, weil dies der kürzeste Weg zum Bahnhof und in die Ortsmitte ist. Unabsichtlich entdecke ich immer wieder interessante Inschriften. Besonders interessant finde ich die uralten Grabsteine, die meist auf verwahrlosten Gräbern stehen, weil Niemand mehr da ist, um sich zu kümmern.

Noch eine Ergänzung: Nicht nur seine Grabinschrift hat er bereits in einem Lied genannt, sondern auch den Text seiner Todesanzeige:
Aus "Das wahre Leben" (2000, Album "Einhandsegler) Zitat:
Nicht, dass noch Mike Krüger Candle-in-the-Wind-mäßig zum Schluss
Mein Gott Walter für den traurigen Anlass umdichten muss!
Ich mach's kurz und ich mach's schmerzlos, ich mach's preiswert und ich grüß
Alle die's am Sonntag lesen mit zwei Worten: und tschüs!
Das Album "Nanga Parbat" gefällt mir sehr gut. Es enthält sicher noch reichlich "Gesprächsstoff".

Gruß
Heinz

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Tag 19 - Friedhof

Beitrag von Viktor »

Hallo migoe und Mitlesetruppe,
migoe Zitat: Do 19. Jan 2023, 00:35
das Reimschema ist interessant, weil jede Strophe mit einem Paarreim in den ersten beiden Zeilen eröffnet wird und darauf folgt ein Blockreim.
Kleine Ergänzung: Dieses Schema nennt man als Ganzes auch einfach "Schweifreim".

Mit dem Album "Nanga Parbat" habe ich so meine Schwierigkeiten, konnte mit manchen Liedern bis heute nichts anfangen (insgeheim habe ich die Vermutung, Reinhard selbst war auch nicht ganz zufrieden, weil auf der folgenden Tour nur ca. die Hälfte des Albums im Programm landete: Sehr ungewöhnlich!).
Aber "Friedhof" konnte ich jetzt spontan ansingen, obwohl ich es seit 10 Jahren oder so nicht angehört habe. Pluspunkt für eingängige Melodie (angenehm unbeschwert wie schon erwähnt) auf jeden Fall!
Bei der Live-Version ist die zitierte Moderation jedenfalls sehr gelungen und die Verknüpfung mit "Wie ein Baum, den man fällt" meisterlich. Ich erinnere mich an den Applaus im Konzert -- die Leute lieben auch Lieder mit solchen Themen.

So bietet das Lied inhaltlich natürlich ordentlich, um Heinz' Begriff zu nehmen, Gesprächsstoff. Ein paar interessante Anregungen habt ihr schon gegeben.

In meiner eigenen Stadt gehe ich, seit wir einen Hund haben, bisweilen gerne mal über einen großen Friedhof. Ich sehe es wie eine riesige Parkanlage, wo alle Gäste irgendwie respektvoll sind. Nur die Ecke mit den Kindergräbern macht dann doch ein mulmiges Gefühl -- die bunten Verzierungen und Pusteblumen usw. können einen doch mal packen.

Die Stadt Kiel wirbt in den sozialen Netzwerken jedenfalls auch gerne mal damit, dass Friedhöfe eine Begegnungsstätte auch für die Lebenden seien. In einer Ecke gibt es sogar eine Obstwiese mit Äpfel- und Birnbäumen zum Selbstbedienen. Sehr einladend alles.

Unter den interessanten Grabinschriften habe ich mal eine gesehen, worauf die Person angeblich "Zaith Raisender" oder so geheißen haben will -- und dann Zeitreise-Späßchen mit den Jahreszahlen ;-)

In fremden Städten habe ich noch nicht viele Friedhöfe besucht, obwohl z.B. der Wiener Zentralfriedhof ja schon als Sehenswürdigkeit berühmt ist; da muss man irgendwann mal hin. (Ich habe auch mal eine Naturdoku über dort heimische Hamster gesehen.)
Wie haltet ihr es eigentlich mit berühmten Gräbern? Würdet ihr z.B. Falco in Wien einen Besuch abstatten? Oder Bertolt Brecht in Berlin?

Danke jedenfalls fürs In-Erinnerung-Rufen dieses Stückes, migoe.

Viele Grüße
Viktor
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Michael
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Tag 19 - Friedhof

Beitrag von Michael »

Hallo,

ich gehe eigentlich fast nie an einem Friedhof vorbei, ohne dass mir dieses Lied in den Sinn kommt. Es hat eine erstaunlich ohrwurmträchtige Melodie. Ich mag das Lied, weil es so eine Leichtigkeit im Umgang mit so einem ernsten Thema hat. Reinhard Mey trifft bei sowas einfach immer den richtigen Ton.

Ich bin allerdings kein Friedhofsbesucher. Auf dem Pere Lachaise war ich mal, nicht nur aber auch wegen Jim Morrison, vor dessen Grab immer ein Polizist Wache hält - sehr skurril. Und auf dem kleinen Friedhof neben dem Schloss Gripsholm, wo Kurt Tucholsky liegt. Aber ein Friedhofs-Tourist bin ich dann doch nicht.

Michael
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Marc (Do 19. Jan 2023, 17:53)
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Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt

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Marc
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Tag 19 - Friedhof

Beitrag von Marc »

Ihr Lieben,

habt Dank für eure Beiträge, in denen ich mich gut wiederfinden kann. Ich mag das Lied sehr und bin dankbar, dass Reinhard auch darüber ein Lied geschrieben hat. Ich gehe gern auf Friedhöfe, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter, bei jeder Gefühlslage und habe das Lied bei jedem Spaziergang über einen Friedhof im Sinn und oft auch auf den Lippen.
Viktor schrieb:
Wie haltet ihr es eigentlich mit berühmten Gräbern? Würdet ihr z.B. Falco in Wien einen Besuch abstatten? Oder Bertolt Brecht in Berlin?
Falco nicht, Brecht ja. Eigenartig gerührt war ich, als ich Heines Grab auf dem Friedhof Montmartre in Paris fand.

Liebe Grüße aus Hannover
Marc
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und es ist mir längst klar,
dass nichts bleibt,
dass nichts bleibt,
wie es war.

Hannes Wader

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Tag 19 - Friedhof

Beitrag von migoe »

Lieber Viktor,
Viktor Zitat: Do 19. Jan 2023, 10:38
Kleine Ergänzung: Dieses Schema nennt man als Ganzes auch einfach "Schweifreim".
Ok. Danke, da habe ich was falsch eingeordnet. Werde mir das nochmal genauer ansehen mit den Reimen.
Viktor Zitat: Do 19. Jan 2023, 10:38
Mit dem Album "Nanga Parbat" habe ich so meine Schwierigkeiten, konnte mit manchen Liedern bis heute nichts anfangen (insgeheim habe ich die Vermutung, Reinhard selbst war auch nicht ganz zufrieden, weil auf der folgenden Tour nur ca. die Hälfte des Albums im Programm landete: Sehr ungewöhnlich!).
Dieser These worde ich nicht zustimmen, kann sie aber auch nicht widerlegen. Mit gefällt das ganze Album recht gut, aber Nanga Parbat - das Lied - skippe ich häufig, weil es zu den Liedern gehört, die ich mir gezielt und konzentriert anhören möchte, ähnlich wie die Eisenbahnballade oder Lilienthals Traum. Das liegt aber nur an der Länge...
Viktor Zitat: Do 19. Jan 2023, 10:38
Unter den interessanten Grabinschriften habe ich mal eine gesehen, worauf die Person angeblich "Zaith Raisender" oder so geheißen haben will -- und dann Zeitreise-Späßchen mit den Jahreszahlen ;-)
Das klingt sehr verdächtig, zugegeben. Ich habe auf einem Friedhof (glaube Berlin :grübel: ) auch ein Familiengrab der Familie "Ewigleben" gesehen :guckuck:
Viktor Zitat: Do 19. Jan 2023, 10:38
Wie haltet ihr es eigentlich mit berühmten Gräbern? Würdet ihr z.B. Falco in Wien einen Besuch abstatten? Oder Bertolt Brecht in Berlin?
Wir waren mal bei einem Berlin Urlaub gezielt am Grab von Loriot ... und bei den gebrüdern Grimm waren wir auch
Liebe Grüße aus Rothenburg
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