Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Tag 12 - Dr. Berenthal

In diesem Unterforum werden die Rezensionen und Gespräche zu den einzelnen Lieder Reinhard Meys zusammengefasst
Forumsregeln
Das Projekt "Jeden Tag ein neues Lied" startete am 01.01.2023 und wurde am 27.01.2023 beendet.

Am 01.02.2023 startete die aktuelle Aktion "Ein Lied - viele Perspektiven" und auch mit diesem Projetk habe ich mir das Ziel gesetzt, mich nach und nach mit allen Liedern von Reinhard Mey zu beschäftigen und über meine Gedanken und Erlebnisse zum jeweiligen Lied zu erzählen.

Ich lade alle ein, die eigenen Gedanken beisteuern. Die Lieder sind es wert.
Antworten

Ich finde "Dr. Berenthal"...

... ist ein grandioses Meisterwerk
6
60%
... finde ich gut, gehört aber nicht zu meinen Favoriten
1
10%
... kannte ich noch nicht, finde ich super
0
Keine Stimmen
... ist langweilig, skippe ich immer weg
0
Keine Stimmen
... ist eines der schwachen Lieder von Mey
0
Keine Stimmen
Das Album "Eingangssegler" finde ich gelungen
3
30%
Das Album finde ich eher schwach
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10

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Tag 12 - Dr. Berenthal

Beitrag von migoe »

Was hat es mit dem Projekt "Jeden Tag ein neues Lied" auf sich?
Am 01.01.2023 habe ich mit das Projekt Jeden Tag ein neues Lied gestartet mit dem Vorsatz, ein Jahr lang jeden Tag ein anderes Lied von Reinhard Mey zum Thema zu machen und aus einer eigenen Perspektive zu beleuchten.

Das Prinzip ist simpel und bereits im Namen wird erklärt, was genau ich damit meine: ich werde jeden Tag in diesem Forum ein Lied des Tages posten und in Form eines Videos in den Beitrag einbauen. Die Idee dahinter ist, mich selbst mit den Liedern auseinanderzusetzen, meine Einstellung bzw. meine "Beziehung" zum jeweiligen Lied zu beschreiben UND gleichzeitig alle dazu einladen, die eigene "Geschichte zum Lied" mit den anderen Besuchern des Forums zu teilen.

Zu jedem Lied starte ich zudem eine Umfrage, die je nach Situation einen Tag oder eine Woche laufen soll und bei der alle kurz und knackig ihre Einstellung zum Lied abgeben können, ohne einen eigenen Beitrag dazu schreiben zu müssen - obwohl das natürlich auch erwünscht und geboten ist, schließlich ist das hier ein Forum ;-)
Das heutige Lied des Tages ist:
Dr. Berenthal

Version auf dem Album "Einhandsegler"

Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Gefunden auf dem YouTube-Kanal Pascal1701F

Live-Version auf "Solo" 2001

Wann warst Du zum letzten mal beim Hausarzt?
Der Bundesverband der deutschen Hausärztinnen und Hausärzte hat am 09.01.2023 einen Rundbrief an alle organisierten Hausärzt*innen verschickt und auf der eigenen Webseite veröffentlicht, in dem auf die bevorstehenden geplanten Änderungen innerhalb des deutschen Gesundheitssystems hingewiesen wird. Auch auf die präkere Situation der Krankenhäuser und bei der ambulanten Gesundheitsversorgung in Deutschland wird aufmerksam gemacht.
Rundbrief Deutscher Hausärzteverband vom 09.01.2023 (Markierungen durch migoe)
2023_01_09_Rundbrief_des_BV_09._Januar_2023.pdf
Immer noch viel zu vielen Menschen in Deutschland ist nicht bewusst, in welcher katastrophalen Lage sich Deutschland befindet, was die (haus-)ärztliche Versorgung angeht, und diejenigen, die das wissen (chronisch Kranke, Alte, Eltern mit chronisch kranken Kindern...), weil sie selbst davon betroffen sind, werden scheinbar nicht mehr von der Politik wahrgenommen.

Mein persönlicher Dr. Berenthal
In meiner Kindheit gab es den Hausarzt "um die Ecke", der sich rührend um die "Familie mit den 11 Kindern" kümmerte und regelmäßig zu Hausbesuchen nach Hause kam, wenn wir wegen Mumps, Masern, Röteln, undwasKindersonstnochhaben... nicht aus dem Haus durften.

Ich persönlich hatte sogar ein ähnliches Erlebnis wie in den Strophen 1 u. 2 besungen, nur war es in meinem Fall nicht die Stirn, die ich verletzte, sondern ich trat auf einen alten rostigen Nagel, der in einem Brett am Boden steckte. Mein Freund, mit dem ich verbotenerweise in den alten Bunkerkellern unterwegs war, und ich trauten uns natürlich nicht, jemanden um Hilfe zu bitten und da blieb nur eine Rettung: den Doktor holen und hoffen, dass er uns nicht "verpetzt".

Natürlich hat er mir geholfen, und nicht geschimpft, aber die Eltern verständigt, die Tetanus-Spritze verabreicht, es gab was Süßes zum Trost und sogar ein Spielzeug (weil wir so tapfer waren und auch so vernünftig, uns an ihn zu wenden) - und als meine Mutter mich abholte, beruhigte er sie und sorgte dafür, dass ich nicht geschimpft wurde (was das wirkliche Wunder für mich damals war!). Mit dem Freund von damals durfte ich dann erstmal keinen Kontakt haben, obwohl er natürlich nix dafür konnte :weissnicht: ... Eltern halt ...

So wie Reinhard Mey, habe ich "meinen Dr. Berenthal" (der natürlich anders hieß!) danach heldenhaft verehrt und bin ihm treu geblieben, bis er irgendwann in Rente ging. Niemals, solange ich lebe, werde ich ihn vergessen. Diesem Lied von Reinhard Mey ist es geschuldet, dass ich immer wieder daran erinnert werde, wie wertvoll und notwendig die Hausärzt*innen sind.

Als ich im Sommer 2020 - anlässlich dem Beginns meiner Ausbildung zur Pflegekraft - bei meinem aktuellen Hausarzt die Auffrischung der Tetanus-Impfung erhielt, wurde mir dieses Erlebnis auch wieder present, denn laut Impfpass hatte ich meine erste Tetanus-Impfung 40 Jahre vorher erhalten - von "meinem Dr. Berenthal" :hut: wie das Leben manchmal spielt

Heute gibt es in meiner Stadt nicht mal halb so viele Hausärzte wie in meiner Kindheit. Die Versorgung für manche Menschen ist wirklich schwierig geworden und wenn ein Arzt seine Praxis schließt (ca. alle 2-3 Jahre), finden die "alleingelassenen" (meine ich gar nicht als Vorwurf) Patient*innen oft nur sehr schwer einen Ersatz.

Im Seniorenzentrum, in dem ich meine Ausbildung mache, ist das auch spürbar. Teilweise kommen unsere Bewohner*innen ja aus anderen Städten hierher und müssen sich vor Ort mühsam um hausärztliche Versorgung bemühen, bzw. wir Pflegekräfte reden mit den Ärzt*innen "mit Engelszungen", um für unsere Menschen eine Betreuung zu sichern.

Eigentlich kein Geheimnis (mehr)!
Bereits im Jahr 2017 meldeten verschiedene Medien, dass sich die Lage bei der hausärztlichen Versorgung in Deutschland verschlechtern würde, wenn die Politik sich nicht darauf einstellt und entsprechende Maßnahmen getroffen werden, wie z.B. der Deutschlandfunk unter Von der Schwemme zum Mangel berichtete. Doch es wurde nicht ausreichend darauf reagiert und im Jahr 2021 wurde eine offizielle Prognose veröffentlicht, nach der bis zum Jahr 2035 weitere 11.000 (Haus-)Ärzt*innen in Deutschland fehlen könnten, wenn nicht endlich gegengesteuert werden würde. Auf dem Blog Versorgung auf dostal-partner.de wurde dazu eine ausführliche Analyse der Situation aufgestellt und ein Ausblick in die zukünftige Entwicklung gegeben:
Aus dem Fazit zur Analyse der Situation im Oktober 2021 und Prognose für 2035 Zitat:
...Insgesamt werden damit annähernd 40 % aller Kreise Deutschlands im Jahr 2035 entweder hausärztlich unterversorgt sein oder sich nahe der Unterversorgung befinden. Knapp ein Drittel der Kreise (32 %) werden demgegenüber an der Grenze zur hausärztlichen Überversorgung liegen...Ein „Weiter so“ in der ärztlichen Primärversorgung ist vor diesem Hintergrund also ausgeschlossen. Der Weg über größere Praxiseinheiten (Gesundheitszentren), die die Arbeitsvorstellungen der Nachfolgeärzte erfüllen, ist damit ebenso vorgegeben, wie deutliche Effizienzsteigerungen in den Praxen zur Entlastung der Ärzte.
Was tun gegen den Mangel?
Im November 2022 hat sich die Tagesschau mit dieser Frage beschäftigt und einige Optionen liegen auf dem Tisch bzw. es sind in diesem Jahr viele Fragen zu klären und notwendige Reformen auf den Weg zu bringen. Ob Herr Lauterbach es besser machen wird wie seine Vorgänger? Wir werden sehen. Es ist ein wichtiges Thema und wir dürfen uns als Bürger NICHT von denjenigen, die für sich in Anspruch nehmen, die Politik im Lande gestalten zu wollen, durch Ablenkungsdebattenhinters Licht führen zu lassen!

Was sagt Reinhard Mey über seinen Dr. Berenthal?
Auf der Tournee zum Album erzählte auf der Bühne, welche Vorbilder seiner Kindheit ihn geprägt haben (Chet Baker, Sigurd, Prinz Eisenherz, Käpt'n Ahab, Tim & Struppi, Prof. Bienlein, Daniel Düsentrieb werden genannt) und so stellte er Dr. Berenthal vor:
Quelle: Einhandsegler - Solo - Live-Album 2001 (EMI) Zitat:
...eigentlich immer dann, wenn ich wirklich am Boden war , zum Beispiel, wenn die Fiebermonster immer näher kamen und immer frecher wurden und die Traumfresser und die sich nach und nach alle vom Acker machten ... als erster Zorro immer ... gefolgt von Supermann ... und auch Phantom, der Geist der wiederkehrt - auch eine ganz frühe Erinnerung - kehrte nicht wieder, und dann war ich schon verdammt froh, wenn die Tür irgendwann aufging und ein Held der Wirklichkeit meine Stube betrat...
Sonst noch was?
Im Dezember 2016 schrieb Franz von Seboca in einem offenen Brief an einen Kritiker (der nicht konkret benannt wird) über den Song:
Aus dem offenen Brief von Franz von Seboca, Dezember 2016 Zitat:
"Doktor Berenthal kommt" {ist} eine liebevolle Hommage an den verstorbenen Hausarzt
und ist am Ende des sehr umfangreichen und ausschweifigen Brief auch etwas überrascht davon, wie aus einer "kleinen Antwort" ein so umfangreicher Text entstehen kann (was ich persönlich aber seeehr gut nachvollziehen kann ;-) )...
Fazit von Franz von Seboca am Ende seines Briefs Zitat:
Mensch Mann, merkwürdig, ein Art Memorandum für einen Mey-Monierer sollte sie werden, diese kleine Schrift, und jetzt ist eine Art Mey-Manual daraus geworden - für meine Enkel und andere Liedermacher-Novizen. Oder doch ein Moratorium für den Kritiker?
Veröffentlicht wurde der Text auf der Webseite von Dr. med. Helmut Puschmann und der eigentliche Autor bezieht sich (glaube ich) auf die Rezension von Joachim Gauger des Albums Einhandsegler (VÖ: 16.05.2000) auf dem Musikportal laut.de, die sich - gelinde gesagt - ziemlich merkwürdig liest und obwohl diese Rezension heute noch online ist, könnte ich mir vorstellen, dass der Autor mit dem Abstand von über 20 Jahren diese Album heute anders sieht (wenn nicht :weissnicht: ):
Auszüge aus der Rezension zu "Einhandsegler" auf laut.de Zitat:
... seinen Humor hat Reinhard Mey noch nicht ganz verloren ... auch nicht seine scharfe Beobachtungsgabe ...vor das Vergnügen hat der Herr Mey auch diesmal den guten Willen gesetzt ... von Tieren und ihrem Elend ist die Rede ... und nicht nur der mühsam gereimte "Marder" zählt zu den schwächsten Stücken, die der Berliner Barde bisher veröffentlicht hat ... Andere Lieder ("Serafina", "Laß Liebe auf uns regnen") kann man ... nur als Schnulzen bezeichnen ... dass da keiner in Meys Umgebung rechtzeitig Schlageralarm ausgelöst hat ... textlich {und} von der musikalischen Seite ... nur bedingt akzeptabel ... Arrangements und Produktion (Manni Leuchter) überzeugen ... selten war ein Reinhard Mey-Album stilistisch so vielseitig ... Meys Gerappe auf "Heimatlos" und "Erbarme dich" {ist} einfach erbarmungslos ... Gute, eingängige Melodien sind Mangelware ... das Zusammenspiel von Text und Musik ist ... nicht so gelungen ... bedecken dieses mit dem gnädigen Grabtuch des Schweigens...
Brief an einen - mit "H.S." angesprochenen - Kritiker
Reinhard Mey - Brief an einen Kritiker - Dr. Helmut Puschmann - Dezember 2016.pdf
Alles was sich reimt!
Das Lied besteht aus 5 Strophen, die Gliederung ist jedoch untypisch für Mey-Lieder, nämlich: 1.Strophe | 2.Strophe | Refrain | 3.Strophe | 4.Strophe | Refrain | 5.Strophe | Refrain (abgewandelt) | Epilog (Schlußvers) - sehr bewegend: "Dr. Berenthal kommt nicht mehr".

Diese Gliederung findet sich auch im verwendeten Reimschema wieder: Der Text zu Dr. Berenthal ist durchgehend im Reimschema aabbccddee (5 Reime je Strophe) | aabb (2 Reime im Refrain) gehalten und wird im abgewandelten 3.Refrain (1 Reim!) ebenfalls abgewandelt nämlich in Form eines Haufreims, was bedeutet, das Reimschema ist: aaaa und alle Verse reimen sich untereinander. Mey verwendet ein ungebundenes Versmaß ohne Versfuß. Obwohl das Lied nicht alle entsprechenden Merkmale erfüllt, würde ich es denoch balladenhaft nennen. Wie seht Ihr das?

Reinhard Mey hat sich eine schöne einprägsame Melodie für seinen Song einfallen lassen, die durch Manfred Leuchter überzeugend arrangiert sowie musikalisch passend umgesetzt wurde. Auch nach über 22 Jahren hört sich das noch gut an und ich singe den Refrain gerne mit.

Meine Wertung: rating von 5 Sternen - und das nicht nur aus den persönlichen nostalgischen Gründen, sondern vor allem, weil Dr. Berenthal eine schöne und passene "Liebeserklärung" an diejenigen Hausärzte ist, die trotz der furchbaren und ausbeuterischen Bedingungen, die ihr Beruf ihnen abverlangt, den Menschen im Mittelpunkt ihres Handelns sehen - und das sind die meisten von Ihnen (noch)!
Das Lied Dr. Berenthal wurde auf dem Album Einhandsegler im Jahr 2000 bei EMI veröffentlicht. Produziert wurde das Album von Manfred Leuchter, der auch für alle Arrangements verantwortlich ist. Diese und weitere interessante Fakten zum Album habe ich auf discogs.com gefunden.

Wer sich die Titelliste ansieht, wird feststellen, dass Einhandsegler mehr als das "gute Dutzend" Lieder aufweist, für die Mey sonst immer bekannt war. Auch die Bezeichnung "Meister der 3-Minuten-Poesie" ist nicht mehr angebracht, denn auf diesem Album ist kein Lied kürzer als 3:46 Minuten.

Auch wenn das Album keine goldene Schallplatte und keinen 1.Platz in den Charts errungen hat, so finde ich es ein hervorragende Arbeit und höre immer wieder gerne rein. Dr. Berenthal ist dabei eines meiner All-Time-Favorites! Mich interessiert auch, wie ihr das Album einschätzt und nehme in der täglichen Umfrage deshalb das Album mit auf.
Titelliste und Cover des Albums
Cover - Einhandsegler - 2000 - EMI.jpg
  1. 1 - Ich Bring' Dich Durch Die Nacht - 5:07
  2. 2 - Heimatlos - 4:28
  3. 3 - Doktor Berenthal Kommt - 6:30
  4. 4 - Serafina - 7:09
  5. 5 - Paradies - 5:29
  6. 6 - Chet - 3:46
  7. 7 - Kurti - 3:58
  8. 8 - Wenn Ich Betrunken Bin - 5:15
  9. 9 - Einhandsegler - 4:56
  10. 10 - Der Marder - 4:04
  11. 11 - Erbarme Dich - 7:25
  12. 12 - Das War Ein Guter Tag - 6:18
  13. 13 - Das Wahre Leben - 4:26
  14. 14 - Laß Liebe Auf Uns Regnen - 5:13
Der Chartverlauf des Albums von Veröffentlichung bis zum Ende der Tournee im selben Jahr:
Einhandsegler - Charts - DE.jpg
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Liebe Grüße aus Rothenburg
migoe | www.liedermacher-forum.de | 2003-2024
...
Alles ist vorstellbar! Leider oder zum Glück? ... Es kommt darauf an was DU daraus machst!

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Heinz
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Tag 12 - Dr. Berenthal

Beitrag von Heinz »

Hallo Michael,

schön, dass Du es trotz der technischen Schwierigkeiten noch geschafft hast, ein Lied einzustellen. Und nicht nur das: Deine umfangreich zusammengestellten Informationen und Quellenangaben sind mal wieder überaus beeindruckend.
Mich persönlich freut hier auch die Songauswahl. Dr. Berenthal gehört zu meinen persönlichen Top Ten von Reinhard Mey. Ein absolutes Meysterwerk.
Vielleicht liegt es auch bei mir mit daran, dass es in meiner Kindheit den persönlichen Dr. Berenthal gab. Er hieß Dr. Peter (kann ich ja sagen, denn er ist vor Jahrzehnten verstorben) und ja, er heilte „Das und Dies“. Ich erinnere mich vor allem an die Krankheit „Bauchweh“, was so ziemlich alles sein konnte und als erstes kam einem dann immer Blinddarm in den Sinn. Meistens waren es aber nur Kleinigkeiten und Dr. Peter verschrieb irgendwelche Wickel oder Tees und Bettruhe. Bei keiner Krankheit kann ich mich an die Verordnung von Antibiotika erinnern. Heute würde Dr. Peter wahrscheinlich als Naturmediziner bezeichnet werden. Und im Unterschied zu heute, durfte man früher einfach im Bett liegenbleiben, denn der Hausharzt kam selbstverständlich noch abends vorbei. Dann wurde vorher noch hektisch das Bad auf Vordermann gebracht und das Waschbecken musste blinken und blitzen, weil er es nach der Behandlung zum Händewaschen benutzte. Natürlich mit einem Stück Kernseife – Flüssigseife war in Haushalten unbekannt. Ja, das sind alles Kindheitserinnerungen, die dieses Lied in mir hervorholt. Als Dr. Peter dann, leider kurz nachdem er in Rente gegangen ist, verstarb, ging ein kleines Kapitel Kindheit mit ihm zu Ende.
Mit meinem heutigen Hausarzt bin ich auch zufrieden, aber die Umstände erlauben heutzutage leider nicht mehr die individuelle Beschäftigung mit einem Patienten wie damals. Allein kurzfristige Termine zu bekommen ist sehr schwierig. Wer kennt nicht die Telefon-Warteschlangen. Und sobald es über die übliche Erkältung hinausgeht, kommt der Facharzt ins Spiel bei dem man dann, wenn man Glück hat, in drei Monaten aufschlagen darf. Hausbesuche sind nahezu nicht mehr vorstellbar, schon gar nicht wenn der Hausarzt nicht im gleichen Ort wohnt. Da wünscht man sich seinen Dr. Berenthal zurück.
Ich habe schon den Eindruck, dass in letzter Zeit (ja, leider viel zu spät) relativ viel getan wird, um Hausärzte zu akquirieren. Trotzdem scheint das Interesse nach wie vor nicht groß zu sein. Da müsste sich an der ganzen Struktur Einiges ändern.
Den „Brief an einen seiner Kritiker“ habe ich mit großem Genuss gelesen. Wenn man die aufgeführten Lieder kennt, muss man beim Lesen permanent zustimmend mit dem Kopf nicken. Die Aussage „Bei nahezu jedem Alltagserlebnis kann ich eine Zeile von ihm zitieren - und tue das schmunzelnd auch immer wieder“ könnte von mir stammen.
Das Album „Einhandsegler“ ist in meinen Augen eines der besten von Reinhard Mey mit zahlreichen Klassikern. Für mich würde ich besonders noch „Laß Liebe auf uns regnen“ herausheben. Ein Lied, dass sicherlich vielfach zu entsprechenden privaten Anlässen von Hobbymusikern zum Besten gegeben wurde und wird.
War „Wenn ich betrunken bin“ nicht ursprünglich auch mal ein „Bonbon aus dem Zugabeteil“ oder liege ich da falsch?

Liebe Grüße
Heinz

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Michael
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Tag 12 - Dr. Berenthal

Beitrag von Michael »

Hallo,

ich habe keine Erfahrungen mit einem Hausarzt dieser Art, aber das Lied finde ich unheimlich stark. Das Heraufbeschwören der Szenerien, die Emotionalität, das packende Ende - was für ein wundervolles Charakterbild. Ein Lied, das mich damals sehr bewegt hat und heute immer noch bewegt.

Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt

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Viktor
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Tag 12 - Dr. Berenthal

Beitrag von Viktor »

Hallo Ihr Lied-des-Tages-Crew,

ein Meisterwerk, eines meiner Lieblingslieder.

migoe und Heinz: Schön, von euren bedeutenden Ärzten in der eigenen Kindheit zu hören. Heinz, das mit dem zu putzenden Waschbecken hast Du ja toll geschildert. Und migoe, dass Du sogar eine vergleichbare Story mit verbotenem Herumgeistern erlebt hast, was für eine tolle Identifikationsebene für den Song.

Aber mir gehts wie Michael: Solch einen Draht zum Thema habe ich nicht -- und lasse mich doch von der guten Geschichte des Liedes ergreifen.

Das Einhandsegler-Album halte ich wie Heinz für ein sehr gelungenes.
Die Negativkritik, die du herausfischstest, migoe: Sehr interessant! Dass ausgerechnet auf diesem Album die guten Melodien Mangelware sein sollen, sehe ich auch völlig anders (und seit wann wird in "Erbarme dich" gerappt?).

Musikalisch gefällt mir "Dr. Berenthal kommt" (ausnahmsweise mal auch in der Studioversion) nämlich sehr gut. Ich habe es so oft gehört, dass ich schon vorhersagen kann, wann auf der Albumversion eine quietschende Gitarrensaite zu hören ist (nach "Masern, Mumps und das und dies").
Besonders im B-Teil der Strophen, wenns zur Mollparallele geht, finde ich die Melodie sehr eingängig.

Mir fällt auch auf, dass - textlich passend - in diesen jeweiligen zweiten Strophenhälften meist ein kleiner Sprung der Erzählung geschieht, z.B. "Wie der Schmerz allmählich nachließ" oder "Und da liegt der riesengroße Kerl", oder zumindest ein Anziehen des Erzähltempos oder oder: Musik und Text hier jedenfalls meisterlich Hand in Hand!

Für mich liegt eine textliche Stärke auch im "Weißt du noch, wie..." (so 2 Strophenanfänge), "Ich seh noch heute, wie..." -- Diese Rückblick-Erzählperspektive mit dem angeredeten "Du" gefällt mir gut. Und wenn man dann weg vom Rückblick im Hier und Jetzt ist in der letzten Strophe: Kraftvoll.

Ist Euch aufgefallen, dass Sinneswahrnehmen eine prominente Rolle spielen?
- "Ich seh noch heute" / "Und du siehst den großen ausgemergelten ... Mann" .
- "bald hörtest du sein Ross" / "du hörst seine Tiefe stimme"
- "weißt du noch, wie sich das anfühlt"
- "ich weiß noch, wie es roch" / "und er riecht nach Kampfer"
- nur das Schmecken wird nicht explizit genannt, aber "dieser Holzspatel im Mund" scheint ja nicht so lecker zu sein ;-)

Aber insgesamt wirkt der Text ohnehin sehr, sehr fein poliert auf mich. Manches stilistisches Highlight habt Ihr ja schon benannt, etwa die Abschlusszeilen inkl. gehäuftem Reim.

Viele Grüße
Viktor

PS: migoe, apropos seltsamer Songaufbau -- Live ist es sogar noch anders und es kommt nach jeder Strophe der Refrain außer der ersten. Dem messe ich keine große Bedeutung zu, aber ist mir jedenfalls aufgefallen.
...

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