Frage Tochter:
Am 17.5.1980 hat Dir bei einem Alleinflug eine gebrochene Pleuelstange die Ölwanne durchschlagen, und Du musstest notlanden, erzähl mir davon!
Antwort Vater:
Ich war nach einer Sendung beim Saarländischen Rundfunk mit einer gecharterten Cessna 172, einem einmotorigen Flugzeug, nach Hause zu Deiner Mutter in Hannover, unterwegs. Start Flughafen Saarbrücken um 12.45 Uhr. Nach 20 Minuten Flug in 1500 Metern Höhe über Grund, erschüttert ein heftiger Schlag die Maschine, plötzlich Stille, der Propeller dreht sich ohne Leistung noch im Luftstrom mit, und eine Flut von braunem Öl fließt von der Motorhaube nach oben über die Cockpitscheibe, verläuft aber zum Glück im Fahrtwind, so dass die Sicht erhalten bleibt. Ich begreife, dass dieser Flug nicht normal zu Ende gehen wird und tue das, was ich in der Ausbildung gelernt und geübt habe, bis ich es im Schlaf beherrschte: Egal was passiert, zuerst flieg das Flugzeug! Klappen 10°, Zündung aus, Benzinhahn zu. Dann auf Notruffrequenz 121,5 MHZ (die ich vorsorglich immer auf all meinen Flügen am 2. Funkgerät gerastet habe, um wenn’s ernst wird, nicht erst mit zitternden Fingern kleine Knöpfe drehen zu müssen) wie vom Blatt gesungen: 3mal „Mayday“, D-EENU, Cessna 172, Triebwerkausfall, 4000 Fuß, Radial 020 von Saarbrücken VOR querab Baumholder“. Sekunden später antwortet die Airforce aus Ramstein, sie benachrichtigen Rettungskräfte, eine Lufthansa-Maschine hoch über mir meldet sich, sie drücken mir die Daumen. Und dann Stille, nur Windrauschen, das Flugzeug segelt, ich suche einen Notlandeplatz mitten über dem Pfälzer Wald.
In Reichweite auf einem Bergrücken kommt eine Lichtung, kommt näher, eine Wiese, das könnte passen, ich entscheide mich dafür, man soll bei seiner ersten Entscheidung bleiben. Und dann erscheint beim Landeanflug, von meinem Schutzengel ausgebreitet, genau voraus ein kleiner asphaltierter Feldweg in der Wiese, den will ich, den muss ich kriegen und - den krieg ich. Der Feldweg ist kaum breiter als das Fahrwerk, passt, die Maschine rollt aus, keine Schramme, alles heil. Der Platz liegt so hoch, dass ich am Boden noch mit Ramstein funken, mich bedanken und Entwarnung geben kann, Lufthansa hat mitgehört und gratuliert mir. Ich mir auch, steige aus, und wanke auf weichen Knien über den Acker zu einem Bauernhof, und rufe die Polizei, die Beamten machen ein Protokoll und ein Foto. Es sieht alles so friedlich und harmlos aus, die schöne Maschine im Sonnenlicht, sauber mitten auf dem Feldweg in die Landschaft geparkt, nur das Öl auf Motorhaube und Cockpitscheibe stört das Idyll.
In der örtlichen Zeitung gab es das Foto davon, ich hab’s leider verbummelt