Kommt drauf an, wie Du "Einfluß" definierst ...
Und da kommt's drauf an, wie Du "verbieten" definierstDarf man Lieder überhaupt verbieten - muss man Lieder verbieten (warum in welchem Kontext usw.)?
Ja, da gibt's zwei Arten von Verboten: offiziell-staatliche oder gesellschaftlich-medial erlassene Verbote (hier wäre es wohl besser von "Geboten" zu sprechen), wobei das gesellschaftspolitische Verbot/Gebot i.d.R. nie von einer Mehrheit der Gesellschaft "erlassen" wird, sondern meist von mehr oder minder lautstarken Gruppierungen, die die Klaviatur der Medienarbeit oft sehr gut beherrschen.
diese kleine Bitte kann ich Dir erfüllen
Das sehe ich genauso. Ich bleibe jetzt mal bei der Methapher und sage, ich möchte auch nicht, dass mir Gäste in den Hof kacken und würde mir das "verbieten", ohne grundsätzlich gegen den Vorgang an sich zu sein. Es kommt halt auf den Kontext an. Mehr "Weisheit" geht nicht bei 38°C!Skywise Zitat: ↑Mi 20. Jul 2022, 09:49Darf man Lieder verbieten? Meiner Meinung nach ja. Die Meinung wäre Früher™ bestimmt nicht so eindeutig ausgefallen, allerdings sehe ich ja seit einigen Jahren, wie leicht es ist, irgendeinen Scheiß in die Öffentlichkeit zu bringen, der dann auch noch scharenweise Fliegen anzieht, die sich für sowohl den Haufen als auch den Haufensetzer interessieren.
Es ist aus meiner Sicht auch irgendwie bitter, dass ein Veranstalter öffentlich angeprangert wird, weil er sich offen und transparent dafür ausspricht, ein gewisses sprachliches und thematisches Niveau der gespielten Lieder auf dem Volksfest einzuhalten. Lieder wie "Layla" müssen nicht verboten werden, aber es wird kein Schaden entstehen, wenn solche Songs der allgemeinen gesellschaftlichen Demenz zum Opfer fallenSkywise Zitat: ↑Mi 20. Jul 2022, 09:49Bei "Layla" oder dem "Donaulied" scheint ja nichts von offizieller Seite verboten worden zu sein, wenn ich mir die Wortmeldungen aus den jeweiligen Kommunen so durchlese. Da ist im Gegensatz zu den ersten Pressemeldungen von "Einigung" oder "Übereinkunft" oder so die Rede. An der Stelle trat also Würzburg bzw. Düsseldorf als Veranstalter auf und hat die Musikverantwortlichen darum gebeten, bestimmte Stücke nicht zu spielen. Es ist erstens juristisch überhaupt kein Problem und zweitens absolut üblich, daß man sich als Veranstalter mit dem Musiker oder DJ oder Zeltbetreiber auf einen musikalischen Rahmen verständigt, das gilt auch für Kommunen.
Ich denke, zu so einer ernstgemeinten öffentlichen Diskussion ist unsere Gesellschaft im Moment nicht in der Lage. Vielleicht liegt diese pessimistische Einstellung an meiner Erfahrung mit dem Forum und der Beobachtung, wie Diskussionen allgemein seit Jahren in den sozialen Medien ablaufen. Abseits von "Kunstfreiheit" ist gerade Musik (und damit meine ich natürlich die Texte von Songs) oft ein Ventil, um sich gesellschaftskritisch oder politisch auszudrücken. Das wird auch in 100 Jahren noch so sein - ob sich dann noch jemand an DJ Robin und seine "Layla" erinnert...?Skywise Zitat: ↑Mi 20. Jul 2022, 09:49Was ich irgendwie bedauerlich finde, denn gegen eine ernstgemeinte öffentliche Diskussion rund um Sexismus in der Musik hätte ich nix einzuwenden, jetzt ausnahmsweise mal losgelöst von HipHop, Reggae und anderen üblichen Verdächtigen. Wenn schon sonst nix dabei rauskommen wird, kann man ja immerhin noch was lernen...
Das macht jetzt das weite Feld der Zensur auf...und dazu fällt mir das Lied von Gerhard Schöne ein
An wen stellst du diese Frage? An mich? Wenn ja, dann rätsle ich darüber warum, da ich ja nicht für strenge Zensur plädiert habe (mit Ausnahme von Nazi-Mist). Wer sollte dies evtl. provokativ aufnehmen?Welche Art von "Zensur" ist Dir lieber? Ja, ich weiß, ziemlich provokativ gefragt
bitte lasse Dich nicht von mir ärgern. Die Frage ist so formuliert, dass Du Dich angesprochen könntest, Du musst aber nicht, es darf auch jede/r andere darauf reagieren
Lieber migoe, alles gut, hab nur gefragt, wer wohl Adressat sein soll und was daran provokativ empfunden werden könnte; weiß ich eigentlich immer noch nicht
Nicht so ganz ... oder besser: die größtenteils unpolitische Haltung von Reinhard Mey dürfte wahrscheinlich der Nährboden gewesen sein, entzündet hat sich die Situation dann allerdings an "Und für mein Mädchen":
Das sind so Worte, die sollte man 68ern nicht öffentlich vorsingen, weil - die interpretieren ...Reinhard Mey "Und für mein Mädchen" Zitat:"Ich würde es für ihre Liebe
Gendarm oder Soldat
Und würde im Getriebe
Des Staats ein kleines Rad
Und ein Kapazitätichen
Ich würd' es für mein Mädchen"
Och doch, schon. In der Lautstärke vielleicht nicht, da neue technische Mittel, aber in der Intensität schon. Jedenfalls meiner Meinung nach. Das hängt damit zusammen, daß viele Strömungen, die sich in der 68er Bewegung zusammenfanden, durchaus ihre Daseinsberechtigung hatten. So lustige Geschichten wie Studienbedingungen, Frauenrechte, Atomwaffen, Aufarbeitung von NS-Verbreche(r)n, Vietnam etc. haben für viel Druck im gesellschaftlichen Kessel gesorgt. Was haste denn heute an Vergleichbarem? Die meisten, die heutzutage rumplärren, tun das aus individuellen Gründen, und das meistens von einem sehr hohen Roß herab. Vielleicht finden sich noch ein paar weitere Spontan-Empörte, die zeitweise ins selbe Horn stoßen, aber da ist kein mittelfristiger oder Langzeit-Druck gesellschaftlicher Art dahinter. Die Baustellen, die es in unserem Staat definitiv gibt, scheinen aber interessanterweise weniger Volk anzuziehen und laut rufend und intensiv auf die Straße oder in die entsprechenden Online-Kanäle zu zwingen. Oder sie werden von den anderen Leuten unschön übertönt.
Ich hatte ja ausdrücklich von der Intensität und nicht von den Zielen gesprochen. Inhaltlich gesehen, habe ich bei den "ach so wichtigen, heutigen Themen" oft nur die Wahl zwischen Kopfschütteln oder Lachanfällen. Die Gesellschaft hat verdammt heftige und schwerwiegende Probleme (ein frustrierender Blick in die Nachrichten reicht), doch gewisse elitäre Gruppierungen diskutieren mit einer Vehemenz und Energie über Dinge, die an Unwichtigkeit nicht zu unterbieten sind.
Mein Paradebeispiel:Skywise Zitat: ↑Do 21. Jul 2022, 16:01Was haste denn heute an Vergleichbarem? Die meisten, die heutzutage rumplärren, tun das aus individuellen Gründen, und das meistens von einem sehr hohen Roß herab. Vielleicht finden sich noch ein paar weitere Spontan-Empörte, die zeitweise ins selbe Horn stoßen, aber da ist kein mittelfristiger oder Langzeit-Druck gesellschaftlicher Art dahinter. Die Baustellen, die es in unserem Staat definitiv gibt, scheinen aber interessanterweise weniger Volk anzuziehen und laut rufend und intensiv auf die Straße oder in die entsprechenden Online-Kanäle zu zwingen.
Barde Zitat: ↑Do 21. Jul 2022, 17:04Mein Paradebeispiel:
Die SPD Sachsen hat beschlossen, dass auf allen öffentlichen Toilettenkabinen in Sachsen Mülleimer aufgestellt werden sollen, damit „menstruierende Männer und menstruierende nicht-binäre Personen“ bei „der Entsorgung von Hygieneprodukten“ nicht diskriminiert werden.
Du bist auf jeden Fall einzigartig
Die Tagesgespräche höre ich mir oft nachträglich als Podcast an. Nicht alle Themen sind für mich interessant, was ich aber als gutes Zeichen werte, denn es gibt so viele unterschiedliche Interessen, dass es einfach unmöglich ist, jeden Tag ein Thema zu finden, das ich persönlich als wirklich sehr wichtig empfinde.
Das ist kurz, knapp und sehr gut ausgedrückt
"Ich brauch' nicht Vater, Mutter, Bruder. Ich will ein schneeweißes Luder. Die ist schöner, blonder, fester, denn sie ist 'ne Krankenschwester"
Wie man's nimmt. Nachdem inzwischen Produzent Ikke Hüftgold auch mit Beschimpfungen und gar Morddrohungen überzogen wurde, bin ich mir gar nicht so sicher, ob der sich über eine zumindest 5°C weniger aufgehitzte Diskussion nicht mindestens ebenso freuen würde ...Barde Zitat: ↑Sa 23. Jul 2022, 14:01Man kann's nicht ohne Humor oder Ironie ertragen. Es stellt sich halt einfach nur die Frage, ob es nicht viel besser ist, solchen Highlights der Musikgeschichte nicht unnötig viel Publicity zu geben, weil die "Schöpfer" dieser Meisterwerke sich umso mehr über die kostenlose Werbung freuen.
Ist das Lied ja auch nicht. Wie schon gesagt - es gibt bedeutend sexistischere oder explizitere Texte als ausgerechnet "Layla", und das auch schon im ganz bundesdeutschen Schlagersektor und nicht nur im bundesmallorcanischen. Die mehr oder weniger kläglichen Reste der Diskussion, die ich in den letzten Tagen mitbekommen habe, drehten sich aber wieder wie eigentlich schon erwartet größtenteils um das Thema "Zensur an sich" und nicht mehr um die angeblichen Gründe, die bei "Layla" für erhobene Augenbrauen gesorgt haben; und weil augenscheinlich keine Zensur stattgefunden hat, viele Leute dagegen Verbot und mindestens das öffentliche Auspeitschen, wenn nicht gar eine Enthauptung der Interpreten fordern, geht der ganze Sturm wieder am eigentlichen Aufhänger vorbei.Warum Leyla schlimmer sein soll, als textliche Ergüsse folgender Art, erschließt sich keinem Menschen.
Ikke Hüftgold in der Zeit? Dass ich das noch erleben (darf) muss. Und Morddrohungen? Gibt es heut heutzutage überhaupt noch Diskussionen ohne die Androhung, den Adressaten umzubringen, weil er eine Meinung hat oder Dinge tut, die manchen nicht passen?
Klar gibt's die. Stellt sich die Frage, ob da jemand einfach nur automatisch irgendwas mitsingt, weil er irgendwann den Text kritiklos verinnerlicht hat, oder ob das bei Bewußtsein nach inhaltlicher Auseinandersetzung mit dem Gesungenen geschieht.Barde Zitat: ↑Mo 25. Jul 2022, 13:05Wir müssen also konstatieren, dass entweder die ganze Belegschaft ständig den Promillegrad des durchschnittlichen Ballermann-Bierkönig-Besuchers hat (eher unwahrscheinlich) oder dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich auch nüchtern an solchen Liedern erfreuen.
So wird's wohl sein.Doch wenn man die sehr geringe Zahl der staatlich registrierten Prostituierten und der sich selbst so nennenden "Sexarbeiterinnen" gegenüber der absoluten Zahl an Prostituierten sieht, stellt sich ein sehr krasses Missverhältnis ein. Es gibt Menschen, die selbstbewusst und medienaffin Lobbyarbeit für ihre "Sexarbeit" betreiben und das Recht einfordern, diese "Arbeit" soll nicht mehr als anrüchig betrachtet werden. Das ist ihr gutes Recht, doch meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt.
Gehen wir mal davon aus. Ich glaub' das mit dem größten Anteil der Prostitution einfach mal, da gerade auf Arbeit. Arbeitgeber hat nix dagegen, wenn ich mich in dezentem Maße privat irgendwo im Netz rumdrücke, aber ich glaube, wenn er sieht, daß ich Tante Google nach "Prostitution" befrage, dann wird das ziemlich eilig Kreise ziehen, die ich nicht brauche.Die Frauen aus Osteuropa und Asien, die den allergrößten Anteil der Prostitution in den Bordellen verrichten, werden sicherlich nicht aus diesen Gründen ihren Körper verkaufen.
Das sehe ich als Betroffener anders. Vor allem, wenn man eigentlich vom eigenen politischen Lager angegriffen wird und plötzlich nur Verständnis bei Leuten findet, mit denen eigentlich nichts zu haben will.
Nun ja, das wäre vielleicht mal ein Grund nachzudenken, ob es sinnvoll ist, sich einem Lager anzuschließen oder stets selbstständig zu denken und agieren, selbst wenn's (sehr) anstrengend geraten kann Bedauerlicherweise ist der Begriff des "Querdenkers" ja durch viele Idioten sozusagen "gesellschaftlich verbrannt" worden, aber früher hätte eine solche Bezeichnung den Kern wohl gut getroffen.
"Das Lager" ist ja in der Praxis das weitere persönliche Umfeld, dem schließt man sich nicht an, sondern das ergibt sich im Laufe der Jahrzehnte. Und wenn man für diese Leute plötzlich nur noch ein altes, männliches, heterosexuelles, weißes Arschloch ist, ist das für das eigene Wohlbefinden einfach nur Scheiße. Denn bei jeder Begegnung stellt sich nun die Frage: Ist der für oder gegen mich? Hat der mich schlicht übersehen, oder ist das ein politisches Statement?
Ja, das ist wohl ein Zeichen unserer Zeit: Es gibt nur noch Schwarz oder Weiß, Freund oder Feind, Links oder Rechts usw. Und wenn man sich in einer wichtigen Meinung zugehörig fühlt, hat man gefälligst auch sämtliche Details, Begrifflichkeiten, Werte, die Moral (oder was man dafür hält), Kämpfe und Auseinandersetzungen mitzutragen. Es gibt keine Schnittmengen, sondern nur noch absolute Überschneidung. Wer sich nicht zu 100 % kongruent verhält, der wird womöglich zur Strafe und als Exempel sozial ausgegrenzt. Toleranz wird vielleicht gegenüber diskriminierten Minderheiten - zu deren Verteidigern man sich selbst erklärt - aber nicht gegenüber Meinungsabweichlern ausgeübt. Treffen extrem linker oder rechter Gruppierungen bekommen oft einen quasi-religiösen, sektenhaften Charakter; als ehemaliger Katholik habe ich sehr feine Antennen für solche gesellschaftlich- pathologischen Strukturen entwickelt.