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NDR Hörspiel des Romans "Jenseits von Eden" in der ARD Mediathek

Verfasst: Do 22. Apr 2021, 00:10
von migoe
"Jenseits von Eden" gehört zu den berühmtesten Romanen des amerikanischen Schriftstellers John Steinbeck. In der deutschen Wikipedia gibt es einen umfangreichen Artikel über den Autor
John Ernst Steinbeck war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er ist einer der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts und hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten, Novellen und Drehbücher verfasst...
Das Buch wird in der Wikipedia ebenfalls besprochen.
Bisher kannte ich nur den Film mit James Dean...
Vor 3 Wochen habe ich diese neue Hörspieladaption von 2021 in der ARD Mediathek entdeckt und bin vollkommen begeistert.
Screenshot ARD Mediathek Hörspiel Jenseits von Eden.jpg
Der NDR hat für diese 16teilige Produktion eine eigene Webseite erstellt
Hörspielserie "Jenseits von Eden"
Die Geschichte wird in 16 knapp 30 Minuten langen Episoden erzählt und für mich ist diese Produktion ein akustischer Leckerbissen! Der NDR schreibt dazu:
Christiane Ohaus hat den Roman bearbeitet und im NDR Hörspielstudio in Hamburg inszeniert. Die große Serie mit Ulrich Noethen als Erzähler, Thomas Loibl als Adam Trask, Maja Schöne als Cathy Ames, Nils Kahnwald als Cal Trask und mit einem Soundtrack der amerikanischen Komponistin Stephanie Nilles ist ab dem 7. April 2021 im Programm von NDR Kultur zu hören und steht bereits ab dem 1. April in 16 Podcastfolgen hier und in unserem Podcast, der NDR Hörspiel Box, zur Verfügung.
Schaut euch die gut gemachte Webseite an und hört man rein. Das Hörspiel darf kostenlos heruntergeladen werden, weil es sich um eine Produktion des NDR handelt!
Im Januar 2022 habe ich wieder Geburtstag und freue mich schon auf den 736 Seiten fassenden Roman, den ich mir heute schon wünsche :lesen: denn durch das Hörspiel habe ich John Steinbeck für mich entdeckt :daumen:

NDR Hörspiel des Romans "Jenseits von Eden" in der ARD Mediathek

Verfasst: Fr 23. Apr 2021, 22:55
von migoe
Passend zu dem 16-teiligen Hörspiel wurde mir heute von Google Discover dieser Artikel vom 19.04.21 auf FAZ online als Lesevorschlag präsentiert.

Screenshot Webseite FAZ vom 19.04.2021.jpg
Mir gefällt die Figur des Dieners Lee sehr gut und ich sehe ihn genauso wie der Autor dieses Artikels
...über der weißen, bibelfesten Welt der Verfilmung wurde eine der zentralen Figuren des Romans vergessen. Bis heute. Es ist Lee, Adam Trasks chinesisch-amerikanischer Diener. Gleich seine erste längere Szene führt ihn als listigen Strategen ein, der dem allgegenwärtigen Rassismus seiner Umgebung mit einem Trick begegnet: Lee, der in den Vereinigten Staaten geboren wurde, eine amerikanische Universität besucht hat und heimlich Lyrik liest, verbirgt seine perfekte Akkulturation hinter der Maske des einfältigen, devoten Dieners, dem nichts anderes als Pidgin-Englisch zur Verfügung steht: „Me talkee Chinese talk“, sagt er.

Und „bling“ statt „bring“. Erst als ihn der lebenskluge Samuel Hamilton auf einer Kutschfahrt nach seinen näheren Umständen fragt, lässt Lee die Maske fallen und erklärt dem einzigen Mann, der ihn durchschaut hat, dass seine infantile Rede nicht nur dem Selbstschutz dient, sondern auch dazu, von seiner Umgebung überhaupt verstanden zu werden. Amerika ist seine Heimat, aber was zählt das schon? Er gehört nicht dazu, weil er anders aussieht. Also folgert Lee: Wer Pidgin erwartet, versteht auch nur Pidgin. Und zu Hamilton gewandt: „Sie sehen, was ist, während die Mehrzahl der Menschen sieht, was sie erwartet.“
Diese Geschichte spielt zwar größtenteils im Amerika des 19. Jahrhunderts, aber das behandelte Thema ist noch viel älter und noch im Jahr 2021 aktuell!
Von diesem Punkt aus entwickelt Steinbeck die vielleicht komplexeste Figur seines Romans zu einem Mann mit vielen Gesichtern, der wie ein Geist in die verschiedensten Rollen schlüpft, ein lebendes Beispiel für jene äußerste Anpassungsfähigkeit, die Menschen, die dergleichen nie zu vollbringen hatten, immer unterschätzen. Wem er vertraut, dem enthüllt Lee seine Lektüren und sein diskursives Talent. Für die beiden Söhne des gebrochenen Adam Trask ist er Mutter, Koch, Erzieher und Lehrer in einem. Herabsetzungen oder den rassistischen Spottnamen „Ching Chong“ erträgt er stoisch; er vertraut darauf, irgendwann könne seinem Gegenüber doch noch ein Licht aufgehen.

In einer bemerkenswerten Szene interkulturellen Austauschs diskutieren Lee, Hamilton und Adam Trask über den biblischen Brudermord von Kain an Abel, und Lee, dessen eigene Familiengeschichte von Zwangsarbeit in Amerika und unfassbarer Grausamkeit geprägt wurde, merkt an: „Eine große, eine bleibende Erzählung muss von jedermann handeln, sonst bleibt sie nicht erhalten.“ Es ist ein Appell, den großen kulturellen Graben zu überspringen, Konfuzius neben die Bibel und Clausewitz zu legen und in den Geschichten der Welt das universale Thema herauszufiltern.
Sollte der Artikel online nicht mehr verfügbar sein...
Steinbecks „Jenseits von Eden“ und die Identitätsdebatte.PDF