Seite 1 von 1

Das Pandemie Poesie Projekt - Dann gibt es nur eins!

Verfasst: Fr 26. Jun 2020, 22:01
von migoe
Ich bin heute bei YouTube auf diese Playlist mit dem Namen Pandemie Poesie Projekt gestoßen und möchte Euch darauf hinweisen. Mir gefallen alle bisher gesehenen Videos sehr gut. Stand heute, 26.06.2020 wurden bereits 83 Videos veröffentlicht.

Dieses Video hat mich heute absolut beeindruckt. Lasst Euch nicht von der Länge des Videos abschrecken, die 10 Minuten sind so erschreckend schnell vergangen wie der Text, der dahintersteht! Der Begleittext zum Video erklärt, was es damit auf sich hat und wer den rezitierten Text verfasst hat:
Wenige Wochen vor seinem Tod im Jahr 1947 schrieb der großartige Autor Wolfgang Borchert seinen letzten Text und schuf damit eines der wichtigsten literarischen Werke der deutschen Nachkriegszeit. Es ist ein leidenschaftliches, wortgewaltiges Plädoyer gegen den Krieg - und bis heute ein Manifest der Friedensbewegung.
Weil die Botschaft jetzt so wichtig ist wie damals, haben die Kolleg:innen des Dehnberger Hof Theaters „Dann gibt es nur eins!“ in einem tief beeindruckenden Video in Szene gesetzt. Und so präsentieren wir heute im Pandemie Poesie Projekt stolz die erste Ensembleproduktion


https://youtu.be/saI5oxFP758 

Vielleicht kennen einige diesen Text von Wolfgang Borchert ja persönlich, mir war er im Original, wie er hier in diesem Video wiedergegeben wird, nicht mehr in Erinnerung. Ich könnte mir vorstellen, dass Konstantin Wecker diesen Text als Inspiration für sein Lied "Sage Nein!" gedient hat, was meint Ihr?
https://youtu.be/aZtmfCJRErY 


Weitere Informationen zur Entstehung und Hintergrund zum Pandemie Poesie Projekt werden auf der Webseite vom Nana Theater im Club Kaulberg (Bamberg) zusammengefasst. Dazu gibt es Berichte und Beiträge vom Bayerischen Rundfunk, der örtlichen Presse und ein Interview mit dem Leiter des Nana Theaters.
Screenshot-pandemie-poesie-projekt-webseite.jpg
Der Hintergrund:

Schon seit Jahren ärgere ich mich immer wieder darüber, wie verschiedene Organisationen und selbsternannte Expert*innen aus verschiedenen politischen Richtungen uns Kulturschaffenden vorschreiben wollen, was Kunst, Satire, Theater etc. darf und was nicht.
Am meisten beunruhigt mich dabei, wie rechtspopulistische und reaktionäre Vereinigungen und Politiker*innen regelmäßig versuchen, die Kunst- und Satirefreiheit zu beschneiden oder selbst maßregelnd in den Theater- und Kulturbetrieb einzugreifen. Das alles stets unter dem Vorwand, die deutsche (bzw. abendländische) Kultur beschützen zu wollen - vor wem oder was auch immer.

Bei den meisten dieser „Kulturpatriot*innen“ hat man allerdings den Eindruck, dass sie von der (Leit-)Kultur, die sie da angeblich verteidigen wollen, überhaupt gar keine Ahnung haben. So mancher Text von Schriftsteller*innen der Weltliteratur von Goethe bis Tucholsky dürfte heute einen ähnlichen Shitstorm verursachen wie vor einigen Monaten das Spottliedchen des WDR „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau“.

So kam ich auf die Idee für ein zutiefst konservatives Projekt - denn die Dichtung ist tatsächlich ein bedrohtes Kulturgut: Es geht darum, Werke von Meister*innen der deutschen Literatur davor zu bewahren, in der Vergessenheit zu verschwinden. Und dabei zu zeigen, dass die Inhalte dieser Werke in vielen Fällen auch heute noch so spannungsgeladen sind, dass sie den rechtskonservativen „Kulturwächter*innen“ oft gar nicht gefallen dürften.

Das Projekt:

In den kommenden Wochen wollen wir also (wenn uns das gelingt) täglich ein Video auf unserem YouTube-Kanal veröffentlichen, in dem ein Gedicht vorgetragen wird, und dabei zeigen, dass Lyrik witzig, zeitkritisch, provokant, berührend, sexy, albern, politisch und kontrovers sein kann.

Zum Schutze des Urheberrechts werden nur Texte von Autor*innen aufgenommen, die bereits vor mehr als 70 Jahren verstorben sind. Manche der teilnehmenden Künstler*innen steuern auch eigene Texte bei.

So verschieden und vielseitig wie die ausgewählten Gedichte sind auch die Mitwirkenden: Schauspieler*innen, Autor*innen, Musiker*innen und Kulturschaffende aus anderen Bereichen steuern Beträge zum Projekt bei. Auch viele preisgekrönte Künstler*innen wie Tanja Kinkel, Nora Gomringer, Wolfgang Buck, Jürgen Heimüller, Mäc Härder oder Andrea Pancur mit von der Partie.