DonPedro hat geschrieben: ↑So 19. Aug 2018, 18:36
Skywise hat geschrieben: ↑So 19. Aug 2018, 16:30
> Bedürftige und jene die nicht können, da muss man helfen ! [...]> all jene die noch nie ins System eingezahlt haben dürfen sich auch nichts erwarten !!!Für mich tun sich da Widersprüche auf.
wo der Widerspruch ?
Es macht einen Unterschied ab jemand -
a) bereits viele Jahre ins Sozialsystem eingezahlt hat und dann arbeitslos oder krank wird oder
b) noch nie ins Sozialsystem eingezahlt und ganz einfach nicht arbeiten will oder wegen des Sozialsystems zuwandert
Und was ist mit denen, die noch nie ins System eingezahlt haben, arbeiten wollen, aber keine Arbeit finden? Wenn sich jemand bei seiner Ausbildung eine Krankheit einfängt, die ihn daran hindert, den gelernten Beruf anzutreten und der vielleicht längere Zeit vom Arbeitsmarkt weg ist, weil er sich erst mal auskurieren muß? Wie sieht das mit Angehörigen aus? Jemand tritt hier eine Arbeit an, bringt einen pflegebedürftigen Menschen mit ... hat er dann kein Anrecht auf Sozialleistungen? Wie schaut es aus, wenn dieser Arbeitnehmer überraschend stirbt? Muß dann die restliche Familie sofort wieder raus, weil es keine Sozialleistungen für sie gibt? Wie schaut es denn bei Kindergeld aus, wenn jemand neu nach Ösiland zieht - muß seine Familie erst mal im Ausland bleiben, bis sich das Kindergeld irgendwie rechnet?
Die Graubereiche sind mir einfach in diesen Fällen zu groß.
Die Frage ist - wer soll das bezahlen ?
Man wäre blauäugig und träumerisch wen man meint, dass muss die Elite, das müssen die Reichen zahlen .... mimimimi
Das wird niemals passieren!
Hier wird der Mittelstand zur Kassa gebeten, der soll z.B. dafür aufkommen wenn ein junger Mensch in Österreich meint: "Ich geh doch nicht für 1.200 € 40 Stunden arbeiten, wenn ich fürs Nixtun 860 € Mindestsicherung bekomme und das auch noch jahrelang funktioniert ... "
Das muß das Sozialsystem leisten. Wenn das Sozialsystem größtenteils auf den Schultern des Mittelstands steht, dann muß man auch mal darüber nachdenken, ob man die Finanzierung nicht irgendwie ändern oder den Mittelstand auf irgendeine Art und Weise fördern kann - anstatt sich nur auf das Streichen der Leistungen zu beschränken. Wie gesagt - die Schlupflöcher für Steuersünder verkleinern wäre zum Beispiel ein Schritt, der auch in eine gute Richtung führen würde, aber über solche Vorschläge lese ich relativ selten etwas auf den einschlägigen Seiten aus rechter/konservativer Richtung.
Oder wenn eine Pensionisten die 20 Jahre gearbeitet und Beiträge gezahlt und 3 Kinder aufgezogen hat als Ausgleichszulagen Bezieherin mit 700-900 € im Monat auskommen muss aber im Gegenzug ein Zuwanderer, der noch keinen Cent ins System eingezahlt hat - neben Grundversorgung dann vielleicht auch noch 860 € Mindestsicherung bezieht und im weiteren dann auch für seine 10 [!] Kinder die im Ausland leben 1.700 € oder mehr Kindergeld bekommt ...
Genau wegen solchen Ungerechtigkeiten spalten sich in Österreich und auch in der EU die Menschen!
Es tut Not, dass verantwortungsvolle Politiker das Miteinander wieder gerechter gestallten.
Soll sein, aber doch bitte nicht auf dem Rücken derjenigen, die sich mangels Lobby nicht wehren können. Und bitte nicht durch eine Neiddebatte, schon mal gar nicht durch eine, die durch Gegenüberstellung von Zahlen ausgelöst wird, die auf unterschiedlicher Datenbasis zustande gekommen sind. Die Frage muß heißen: will der alleinstehende, erwachsene Pensionär seine monatlichen 700 Euro und sein Hab und Gut gegen die 216 Euro und einen Platz in einer sozialen Einrichtung mit fast gar keinem Hab und Gut tauschen, die hier einem alleinstehenden, erwachsenen Flüchtling pro Monat zustehen? Ich persönlich glaub's ja nich'. Ebenso wenig glaub' ich daran, daß hier auch nur einem einzigen Rentner nur deshalb mehr Geld zustehen würde, nur weil es keine Flüchtlinge/Zuwanderer mehr gibt. Kann ich sogar begründen: das sind im jeweiligen kommunalen Haushalt zwei unterschiedliche Töpfe. Wenn der eine Topf nicht mehr existiert, wächst dadurch der andere nicht automatisch an. Daraus folgernd: man kann sogar einen Topf etwas größer machen, auch ohne daß der andere davon in Mitleidenschaft gezogen werden muß, weil es da viele Steuermöglichkeiten gibt. Aber eine Debatte der Marke "Denen da geht's viel zu gut und bei uns kriegt der Rentner, der den falschen Job hatte, viel zu wenig Geld" braucht's nicht. Wirklich nicht. Das sind Diskussionen, die man auch getrennt voneinander führen kann und sollte.
ganz besonders stört mich an solchen Diskussionen, wo die zwei Lager - die Linken und die Links/Linken vs Mitte und Rechte - aufeinander treffen, das linke Lager immer die Nazikeule schwingt wenn eine andere Meinung von der anderen Seite als die Ihre aufkommt !?
Ich weiß nicht, wie das in Österreich ist. In Deutschland beschweren sich meines Erachtens viel mehr Leute darüber, die Nazikeule schwinge wegen ihrer Meinung in ihre Richtung, als das tatsächlich der Fall ist. Ich will nicht sagen, daß das nie der Fall war. Gerade als hierzulande die AfD sich aufschwang, fiel der Begriff "Nazi" tatsächlich sehr häufig und wie ich finde völlig zu Unrecht bei vielen Bemerkungen. Ändert nichts daran, daß die Keule trotzdem manchmal geschwungen werden muß, weil da tatsächlich Äußerungen fallen, die so etwas notwendig machen. Problem ist nur, dadurch daß die Keule früher zu oft geschwungen wurde und mittlerweile viel zu oft Leute darüber flennen, daß sie angeblich davon bedroht waren, hat die Keule meiner Empfindung nach ihren Schrecken eingebüßt.
Ich habe im Augenblick mit dem europaweiten Rechtsruck vor allem das Problem, daß sich meinem Gefühl nach viel zu viele Leute in ihr heimisches Schneckenhaus zurückziehen wollen. Seit Jahren freuen sich die Wirtschaftsmenschen in Europa, daß das mit der Globalisierung so dolle klappt und Geld in ihre Kassen spült - aber komischerweise kommt erstens bei den Menschen weiter unten kaum was davon an, und mindestens ebenso komischerweise scheint zweitens kein Verantwortungsbewußtsein vorhanden zu sein, sich den globalisierten Problemen, die sich aus dem globalisierten Handeln ergeben haben, zu stellen. Das Wahlvieh ohnehin nicht, weil - die haben ja nichts verkehrt gemacht, ne. Die haben sich halt gefreut, wenn sie den Dreierpack Hemden beim Händler ihrer Wahl für 9,99 Euro abgegriffen haben - super Schnäppchen. Die haben sich halt gefreut, wenn sie das in von Hand zusammengesetzte Elektrospielzeug für 79 Euro bekommen haben - die können halt anderswo so günstig herstellen. Jetzt klopfen erstens die Folgen dieses Handelns hier an unsere Haustür, nämlich die Menschen, die anstelle des Endkunden mit ihrer Arbeitskraft das Hemd oder das Elektrospielzeug bezahlt haben, und zweitens die Staaten, die langsam mitkriegen, daß sie unter den aktuellen Gegebenheiten keine Chance mehr haben, ihren Status weltweit wesentlich zu verbessern, ehe die Menschheit die ihr verbliebenen Ressourcen durch den Schornstein gejagt hat - und plötzlich machen die Nutznieser der Globalisierung die Pforten dicht. Ich mache da noch nicht mal den kleinen Wählern einen Vorwurf, auch wenn sie mit ein bißchen Nachdenken und Urteilsvermögen wissen müßten, daß sie selbst als Masse durch ihren Konsum ordentlich an der Schraube der ungleichen Verteilung nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit mitgedreht haben. Ich mache vor allem der Politik den Vorwurf, die daraus mit Schlagworten ihren Profit zieht anstatt unpopuläre Aufklärungsarbeit zu leisten. Man müßte in diesem Zusammenhang ja immerhin auch zugeben, daß man schon seit Jahr und Tag von dieser Entwicklung wußte und eigentlich darauf hätte reagieren müssen, aber es war ja immer was Anderes und so.
Im Augenblick gibt's zwei Zukunfts-Szenarien, zwischen denen wir, vor allem (!) wir wählen können: im ersten Szenario sitzen die wirtschaftlich starken Länder gemütlich hinter einer Mauer, lassen die Leute außerhalb der eigenen Grenzen seelenruhig verrecken - findet ja nicht auf dem eigenen Gelände statt, also geht's uns nichts an -, und dann geht die Menschheit halt vornehm zugrunde. Die letzten Ressourcen werden zwischen dem Westen, Indien und China ausgeknobelt und irgendwann gehen wir alle in einem letzten großen Bürgerkrieg drauf, Ende der Menschheit. Oder es versuchen die Menschen einfach mal, nicht nur ans große Geld zu denken, da ohnehin nur noch eine Illusion, sondern an die Zukunft, und man versucht irgendwie, gemeinsam und global die Karren aus dem Dreck zu ziehen, die dort von ein paar rücksichtslosen Geschäftemachern oder Staaten reingeschubst oder zumindest noch tiefer reingetreten wurden. Einfach ein Handeln in der Hoffnung, der Menschheit langfristig noch eine Zukunft zu geben. Leider glaube ich, daß wir für die Entscheidung, welchen Weg wir einschlagen wollen, nicht mehr lange Zeit haben. Und ich glaube leider auch, daß die derzeit erfolgreichsten populistisch agitierenden und - sofern überhaupt - kurzsichtig agierenden Menschen den meines Erachtens falschen Weg einschlagen wollen.
Gruß
Skywise