Insofern darf ich es mir doch wohl erlauben, am Wahltag entsetzt darüber zu sein, dass Donald Trump diese Wahl gewonnen hat, dass seine Strategie, das rechtspopulistische Arschloch herauszukehren, offenbar aufgegangen ist...
Ob "entsetzt" das richtige Wort ist, weiß ich nicht, aber ich war wenigstens fasziniert davon, daß sich jemand sogar offen und mehrfach gegen ein demokratisches System stellen kann, mit der Absicht, an seine Spitze gewählt zu werden. Und dann funzt das sogar noch

"Ich werde die Wahl anfechten, wenn ich nicht Präsident werde" anstatt "ich werde mich dem Willen des Volkes beugen" -> die Leute jubeln.
"Ich werde dafür sorgen, daß niemand, der nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt, in Zukunft mehr Präsident dieses Landes werden kann" statt "Ich werde dafür sorgen, daß die Menschen aus ärmeren Verhältnissen dieselben Chancen bekommen wie die aus reichen Familien" -> die Leute jubeln.
Populisten aller Länder, aufgepaßt - diese Wahl hier ist reines Quellwasser auf die Mühlen.
Es hat mich auch nachdenklich gemacht, daß Medien und ihre Vertreter über sehr weite Strecken mit diesem Wahlverlauf nicht gerechnet hatten und praktisch überhaupt nichts sagen konnten. Ausgebootet von einem löchrigen Wahlprogramm und einem unberechenbaren Kandidaten ... ich find's peinlich, wenn sich plötzlich sogar die Verantwortlichen ihrer eigenen Informationsdefizite bewußt werden.
Den Deutschlandfunk will ich explizit ausnehmen, dort kamen schon einige Beiträge mit Substanz und ein paar Prognosen.
Aber die künftige Gefahr eines US-Präsidenten Donald Trump ist keine Frage von Angela Merkel oder der diversen bayerischen CSU-Ministerpräsidenten seit dem 2. Weltkrieg, sondern die, dass ein US-Präsident als Befehlshaber der stärksten Atommacht der Welt eigenmächtig einen Atomkrieg auslösen kann. Ich bin kein Fan von Hillary Clinton, aber was man ihr auch immer (zurecht) vorwerfen mag, ich hätte mit ihr als US-Präsidentin nicht befürchtet, dass sie in einem unüberlegten Moment den "roten Knopf" drückt und uns alle damit venichtet... Bei Donald Trump bin ich mir diesbezüglich leider nicht so sicher, auch bei weitem nicht so sicher wie bei US-Präsident Ronald Reagan in den 80ern, dem wir "Friedensbewegte" damals jeden Atomkrieg zugetraut hätten...
Ja und nein. Hillary Clinton hätte ich den Druck auf den roten Knopf auch weniger zugetraut als Herrn Trump, stimmt. Aber daraus, daß sie im Bedarfsfall mal eben die netten Jungs in Uniform mobilisiert, um jemandem wie Herrn Putin die Schranken aufzuzeigen, hat sie auch nie einen Hehl gemacht. Bei Donald Trump vermute ich eher, daß er sich auf die Innenpolitik konzentriert und sich von der Außenwelt mehr oder weniger abschottet. Ich glaube, ein taktisch veranlagter Geschäftsmann legt keinen gesteigerten Wert auf intensiven Kontakt mit einem strategisch ausgerichteten Politprofi. Auch wenn er nicht wirklich drum rumkommt. Aber daran, seinen Kundenkreis merklich zu verkleinern, dürfte Herr Trump wohl kein Interesse haben.
Gruß
Skywise