Marianne hat mich gerade motiviert, auch etwas zu schreiben.
Ich habe dieses Jahr vermehrt den Straßenmusikern abseits der offiziellen Bühnen zugehört und -geschaut, und habe es etwas gemütlicher angehen lassen, statt von Bühne zu Bühne zu hetzen, um möglichst viel aufzuschnappen. Das Schlendern und möglichst entspannte Genießen war mir in diesem Jahr wichtiger. Von den offiziellen Auftritten ein paar Impressionen meinerseits:
Angefangen habe ich mit Lumpenpack, die ganz in Ordnung waren, allerdings war der Kulturgarten aus meiner Sicht überfüllt. Und die Gesangs-/ Sprechmikros waren zu leise eingestellt. Die gesprochenen Zwischentexte habe ich kaum verstanden. Die Lieder auch nicht komplett, aber einige Lieder haben mich neugierig gemacht, so daß ich da mal den ein oder anderen Text suchen und nachlesen möchte.
Funny van Dannen auf dem Hauptmarkt war schon klasse. Er hat zwischen den Liedern kaum etwas gesagt, und somit sehr viele Lieder gespielt. Ich habe es ja lieber, wenn die Künstler ihre Lieder nicht vom Blatt ablesen, aber Funny van Dannen kann ich es großzügig nachsehen bei soviel Text; vermutlich auch aufgrund meiner eigenen Erfahrung mit seinen Texten: es fällt mir z.B. schon nicht ganz leicht, "Schilddrüsenunterfunktion" mit neun Strophen auswendig zu lernen für die Straßenmusik.
Von den offiziellen Auftritten fand ich es schade, daß die Sachen, die ich unbedingt sehen wollte, parallel stattfanden. Fleadh habe ich verpasst, weil ich unbedingt HüSCH! sehen wollte, und das Konzert war für mich auch das Highlight in diesem Jahr. Ich mag ja irische/schottische Musik, und während "HüSCH!" spielte, mußte ich an eine Szene in einem Pub in Edinburgh denken, als ich erzählte, daß ich selbst Irish Folk spiele, und mich mein Gegenüber gefragt hatte, warum ich das mache, anstatt deutsche Lieder zu spielen, es gäbe bei uns doch sicher auch gute Musik und Volkslieder. Ich fing den Standardmonolog mit den Schuldgefühlen der Deutschen und dem gespaltenen Verhältnis zur eigenen Kultur und zum Deutschsein an, dachte aber währenddessen auch: der Mann hat Recht. Wie auch immer: Irish Folk ist eine Sache, aber "HüSCH!" macht schon verdammt guten deutschsprachigen Folk.
Folkshilfe auf der Insel Schütt fiel leider aus. Gunnfjauns Kapell hätte ich gerne gesehen, aber es passte bei beiden Auftritten für mich zeitlich nicht. Von Wolf Maahn war ich enttäuscht, ich fand es musikalisch relativ langweilig, und von den Texten habe ich nicht alles verstanden, so daß ich zur nächsten Bühne ging und doch noch einen Teil von Hannes Ringlstetter mitbekommen habe, der mir gut gefallen hat.
Ernst Moldens Gelassenheit auf der Bühne ist schon bemerkenswert, Musik und Texte ansprechend. Nur Monaco Bagage war dann doch etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber auch daran liegen, daß ich zu weit weg von der Bühne war, um mich um niedere Triebe wie Essen und Trinken zu kümmern und somit mehr Zaungast war. Vielleicht wäre die Stimmung weiter vorne anders gewesen, weil der überspringende Funke es dann nicht ganz so weit gehabt hätte.
Aber abseits der Bühnen ist es wirklich toll, was an Straßenmusik geboten wird. Klar, hinter manchen Protagonisten bräuchte selbst ich mich nicht zu verstecken, da waren schon üble Nummern dabei, aber mehrheitlich waren die Darbietungen sehr gut. Schon klasse, daß da manche Formation, die es nicht ins offizielle Programm geschafft hat, dann auch die weite Anreise nicht scheut, um auf der Straße zu spielen. Reizen würde es mich prinzipiell auch mal, Straßenmusik dort zu machen, aber beim Bardentreffen ist es für mich als passiver Gast schon soviel Genuß, daß ich lieber lausche und gucke anstatt selbst Verstärker und Gitarre durch die Stadt zu schleppen...
Viele Grüße
Georg