Hallo, Freunde !
Um es gleich am Anfang zu sagen: Sie hätte sich mehr verdient, obwohl – nach eigener Aussage - weniger mehr ist, was ja auch bedeutet, nichts ist alles, obwohl man zuerst einmal mehr tun muß, um weniger tun zu können. Aber einerlei, sie hätte sich eben doch mehr verdient: Mehr Publikum, mehr Applaus, mehr Begeisterung…
Aber vielleicht sollte ich ja besser doch am Anfang beginnen: UTA KÖBERNICK, zu deren Aktivitäten an dieser Stelle ja bereits einiges gesagt wurde, gastierte am Donnerstag im Linzer Kulturzentrum HOF, das ein wenig abseits, unweit des ‚Brucknerhauses’, in Hafennähe liegt und dessen Saal nicht wirklich für einen ‚großen’ Auftritt geeignet scheint. Und selbst in dieser Kulisse verloren sich die etwa 40 – 50 Zuschauer des Abends noch ein wenig. Das war, wie sich im weiteren Verlauf des Abends zeigte, sehr schade, denn angesichts dieser Kulisse konnte letztlich nicht die wirklich überzeugende Stimmung aufkommen, die sich der Vortrag der (Ost-) Berliner Künstlerin, die schon seit längerer Zeit in der Schweiz lebt, bestimmt verdient gehabt hätte. Denn er – der Vortrag – und sie – die Künstlerin – sind wirklich und ohne Übertreibung als grandios zu bezeichnen. Von der anderen Seite her betrachtet muß man allerdings auch zugeben, daß ein Programm wie die ‚Sonnenscheinwelt’ nicht in einen Saal mit 500 oder gar 1000 Besuchern passen würde, denn massenkompatibel sind ‚Lieder – Texte – Kabarett’ nicht wirklich in unserer schnellebigen Zeit, in der das Zuhören, vor allem aber das Mitdenken bereits Luxus sind. Wer sich jedoch einläßt auf die Künstlerin und ihr Programm, der wird gefordert, denn die Welt der UTA KÖBERNICK bewegt sich, zumindest auf der Bühne, zwischen Schüttelreimen a la „Jetzt öffnen wir das Weinfaß – fein, was ?“ und 'Will man sie nicht vom Baume pflücken, muß man sich nach der Pflaume bücken.', in lustigen Versen verpacktem Tiefsinn und hintergründigen Songs wie ‚Scheitern’, den sie kürzlich auch in Bettina Böttingers Talkshow vorstellte. Die ‚Sonnenscheinwelt’ exisitiert ein wenig abseits von scharf strukturierten Genres der Liedermacherei oder des Kabaretts, sie ist ein Querschnitt, ein schnelles Hin und Her innerhalb verschiedenster Welten. Sie lebt auch von abgebrochenen Sätzen, von durchaus bewußtem Weglassen, von - geordnetem - Chaos, sie verführt zum Weiterdenken, zum Nachdenken, auch noch nach dem Verklingen des letzten Tons. Und so wirkt dieser Abend auch durch vermeintlich zynische Passagen in den vorgetragenen Kurztexten intensiv, die einem so manche Paraphrase deutlich vor Augen führen. Ist ein Beispiel gefällig ? Bitteschön: >‚Du hast Dich liften lassen ? Is´ ja spannend… So banal, so leichtfertig dies auch klingen mag: Tiefgang gewinnt es erst lange nach dem Hören. Und so wandelt der Abend weiter über Tiefsinniges mit Titeln wie ‚Lalala’ oder ’Dubidu’ bis hin zu Aufforderungen wie ‚Guck nicht so’, von Schüttelreimen, die eines Heinz Erhards durchaus würdig sind, bis hin zu den Beziehungsdramen des Alltags mit Titeln wie ‚Juli 06 und Du fährst einfach nach Italien’ oder ‚Um Dich aus dem Kopf zu bekommen’. Eines jedoch will UTA KÖBERNICK ganz offensichtlich nicht: belehren. 'Nur' unterhalten. Und das ist gut so, weil es sie als Bühnentypus so überaus sympathisch macht.
Das Linzer Publikum, in Künstlerkreisen als schwierig verrufen, hatte bei aller deutlichen Zustimmung durchaus gewisse Schwierigkeiten, passende Pausen für den Applaus zu erkennen, und so blieb doch das eine oder Lied, dieser oder jener Text, obwohl verdient, gänzlich ‚unbeklatscht’, was allerdings auch der sehr raschen Abfolge des erkennbar unstrukturiert- strukturierten Programms geschuldet war und sicherlich nichts damit zu tun hatte, daß man diesen Abend womöglich als einen vergeudeten angesehen hätte. Dennoch (und ich nehme mich bei dieser Publikums- Kritik nun auch selber ehrlicherweise keineswegs aus !): hier wäre mehr denn doch mehr gewesen. Und die Künstlerin, die nicht nur an der Gitarre („…immer in derselben Tonart…“), sondern auch am E- Piano, an der Geige und an der Ukulele glänzte, hätte es verdient - zumal der instrumentelle Genuß noch durch eine äußerst angenehme und kunstvoll eingesetzte Stimme unterstrichen wurde. Daß sie darüber hinaus dann noch nach dem Konzert eine nette Gesprächspartnerin ist, bewies sich bei einigen freundlichen Worten nach dem Konzert.
Wenn weniger nun tatsächlich mehr ist, dann sollte man hoffen, (Vorsicht, es folgt Sarkasmus !) zukünftig weniger von UTA KÖBERNICK zu hören. Allerdings eben auch nur unter der Vorraussetzung, daß der Satz denn wirklich stimmt. Und in Bezug auf diesen Abend habe ich da jedoch so meine (vorstehend begründeten) Zweifel…
Wer sich für das Programm interessiert, der kann sich die ‚Sonnenscheinwelt’ auf UTAS HOMEPAGE für sein persönliches Vergnügen und die heimische Sammlung bestellen. Und ich kann nur wiederholen: Diese Investition ist eine wirklich lohnende !
In diesem Sinne liebe Grüße aus Ober-

von
ANDREAS.
(…der hofft, die Teilnahme am LT 10 realisieren zu können…)