Hallo, Freunde !
Ich weiß, es sind schon wieder annähernd 14 Tage vergangen, seit Konstantin Wecker seine Aufwartung hier in Linz machte, und ich schäme mich ja auch für diese lange Zeit, die es braucht, bis endlich mal ein Bericht hier auftaucht, aber... nun ja, die Arbeit fordert mich ein wenig, dann war Besuch da, und als alles ruhig war, hatte ich keine Lust oder so... Ach, ich würde tausend Entschuldigungen schreiben, wenn ich nur welche wüßte. Da ich aber keine weiß, nachfolgend mein Konzert- Bericht:
„ZUGABEN“- TOUR live in Linz am 20.02.2008
„Ein gutes Gefühl“ – so der Titel des extra komponierten Liedes, mit dem sich Konstantin Wecker zu Beginn seines Konzertes bei seinem Publikum bedankt, daß ihm über „100 Jahre Wecker – 60 Geburtstage und 40 Jahre Bühne“ die Treue gehalten hat. Und dieses Publikum begrüßt den jungen alten Mann im malerisch direkt an der Donau gelegenen „Bruckner- Haus“ mit frenetischem Auftrittsapplaus. Nur zu gut scheint die Besetzung des vollbesetzten großen Saales zu wissen, was ein Wecker- Konzert bedeutet: Einen Abend voll Poesie, aber auch voller Zorn. Nach dem Auftrittslied zunächst eine Erklärung für den weißen Verband, den er gut sichtbar am rechten Arm trägt: Eine Entzündung macht ihm zu schaffen, der Arzt hat befohlen, den Arm ruhig zu halten. Aber Wecker wäre nicht Wecker, wenn er nicht sagen würde, daß es schon irgendwie ginge. Und tatsächlich: es geht. Und wie ! Wecker hangelt sich durch sein Lieder- Leben, durch seine Karriere: Angefangen bei den „Sadopoetischen Gesängen des Konstantin Amadeus Wecker“ über „Ich lebe immer am Strand“ und „Weckerleuchten“ bis hin zu „Am Flußufer“ sind sie alle versammelt: Der depperte Bua, der alte Kaiser und – quasi als erstes Highlight – „Genug ist nicht genug“. Und weil Musik beim Wecker nicht wirklich genug ist, plaudert er über Goethe, liest aus seinem Buch, gibt Anekdoten aus seinem Leben zum Besten. Und so erfährt man, wie der FC Bayern München indirekt eine Verhaftung in Frankreich verhinderte, wo der Künstler eine „Not- Ration“ einführen wollte. Das Wort „Kokain“ fällt mit keiner Silbe, trotzdem kokettiert Wecker ein wenig mit dem - vergangenen - Laster. In solchen Momenten scheint man der Erzählungen aus lang vergangener Zeit zu lauschen. Dann auch wieder die besinnlichen Momente, wenn er seinen Vater auferstehen läßt – „ein leider recht erfolgloser Opernsänger, der statt auf den Bühnen der Welt viel Zeit zu Hause verbrachte“ -, mit dem er zusammen musiziert, als 12jähriger schon Partituren aus „Tosca“ singt, sich an die Lektionen seiner Mutter erinnert, die den Familien- Hund um keinen Preis der Welt verkaufen will, weil er doch „einer von uns“ ist. Und dann doch wieder die musikalische Seite: Mit „Sage nein !“ blitzt das Unverständnis, die Wut über Militäteinsätze in aller Welt auf, denn er hat den Text verändert, aktualisiert, angepaßt. Das schadet nicht, zeigt letztlich doch nur, daß auch ein 60jähriger nicht nur altersmilde sein kann. Und dann, viel zu rasch, der Abgang. Aber natürlich läßt man ihn noch nicht gehen, fordert rythmisch klatschend und energisch Zugaben. Und selbstverständlich bekommt man sie. Und hier sind sie dann, die wirklichen „Hits“ des Konstantin Wecker, auf die das Publikum so lange wartete: „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ und – quasi als „grande finale“ – sein „Questa nova“. Und gerade bei diesem Titel schenkt er sich nichts, wandert durch die Reihen, gibt alles. Man merkt ihm letztlich an, daß ihn der Abend Kraft gekostet hat, gleichzeitig meint man zu wissen, daß diese Kraft gern gegeben wurde. Und so gibt es erneut standing ovations, fordert man den „Konny“ noch einmal vor den Vorhang. Und natürlich kommt er noch mal. Mit dem Stück „Schlendern“ endet der Abend mit eher leisen Tönen, eher er sich endgültig von der Bühne verabschiedet, einen guten Heimweg wünscht, darum bittet, wiederzukommen, wenn er das nächste Mal in der Gegend ist. Nach diesem Abend kann man nur sagen: Keine Frage, Konstantin: Wir sehen uns !
Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle natürlich Weckers Begleiter an diesem Abend, der kongeniale Jo Barnickel, Freund und musikalischer Wegbegleiter seit Urzeiten. Sein Spiel an den Tatsteninstrumenten (Flügel / Synklavier / Keyboard) ist lupenrein wie immer, kraftvoll in den Spitzen, zart strukturiert bei den leisen Tönen. Genauso die Trompete, die er zwischenzeitlich in die Hand nimmt, und auch die gelegentlichen Sanges. Künste sind keinesfalls zu verachten. Und obgleich er an diesem Abend durch die „Behinderung“ Weckers alles und noch mehr geben muß: Ohne ihn wäre ein Abend mit Wecker nicht das, was er ist: Grandios ! Und so hätte man weit mehr als nur die gegebenen 3 Stunden lauschen können. Als das Publikum um kurz nach 11 auf der Straße steht, hat man das „gute Gefühl“, einen Abend mit einem Freund und mit Freunden verbracht zu haben. Und so schließt sich dann der Kreis, der mit Weckers „gutem Gefühl“ begann.
Alle, die den Wecker bisher auf dieser Tour gesehen haben, haben vielleicht den einen oder anderen Programmpunkt wiedererkannt. Die, die ihn noch sehen werden, sollten ruhigen Gewissens neugierig sein. Und die, die ihn diesmal nicht sehen, sollten das Versäumnis bedauern.
In diesem Sinne viele liebe Grüße aus Ober-

,
ANDREAS.
(...der damit erst einmal gezwungenermaßen wieder ein wenig in´s 'Privatleben' abtauchen muß, sich aber zusammen mit Ulrike schon wieder tierisch auf den Mai freut...)