Hallo, Ihr Lieben !
Es ist manchmal nicht ganz einfach, einem "Unbeleckten" zu erklären, wer Klaus Hoffmann eigentlich ist. Noch weniger einfach ist es, die Faszination eines Live- Auftrittes zu schildern. Vollends unmöglich ist es, Verständnis für eine 600 Kilometer- Anreise zum Konzert zu vermitteln. Dies versteht nur jemand, der Hoffmann bereits live gesehen hat oder ein "typischer Hoffmann- Fan" ist, wenngleich es diesen (wie bereits anderweitig beschrieben) eigentlich gar nicht gibt.
Jedenfalls traten Serafina und ich am Freitag morgen unsere Reise in deutsche Gefilde an, um uns neben dem Konzert- Termin auch dem Besuch bei einem lieben Mitglied des LM- Forums zu widmen. Von der Anreise, d.h. von stundenlangen Staus, von der Unübersichtlichkeit deutscher Autobahnbaustellenausschilderungen und von den teils extrem miesen Wetterbedingungen, will ich hier nicht berichten, ebensowenig wie vom abendlichen (nächtlichen ???) Plaudern bei einem guten Glas Wein.
Der Konzertbesuch begann dann so "richtig" am frühen Abend des Samstag mit der 90 km langen Anreise nach Frankfurt, die dank Doro brilant gemeistert wurde. Unser Routenplaner- Ausdruck zeigte wieder einmal deutlich, wozu man dies Papier nutzen sollte - nämlich, um auf der Rückseite vielleicht Notizen o.ä. zu machen. Am besten verläßt man sich immer noch auf die Ausschilderung vor Ort, die in Frankfurt jedenfalls recht gut zum Ziel führt. Die "Alte Oper", mitten im Zentrum gelegen, steht auf jeden Fall im Kontrast zum ansonsten eher abstoßend wirkenden "Mainhattan" - ein schmucker Bau mit günstig gelegener Tiefgarage und sehr edlem Ambiente. Da wir bereits um kurz nach sieben vor Ort eintrafen, blieb in der (leider rauchfreien) "Ebene 2" noch genügend Zeit für ein Getränk, obgleich ich für zwei Bier und eine Cola auch schon weniger als 10,20 Euro bezahlt habe. Für diesen Nepp entschädigten dann aber die Plätze, die Doro uns gesichert hatte - 4. Reihe Mitte, also mit optimalem Abstand zur Bühne, dabei ohne Gefahr, einen vom hochschauen steifen Hals zu ernten (Stichwort: "Rasier- Sitz").
Die Bühne selbst dann wie bekannt: Schwarz verhüllt, die Arbeitsplätze der Musikanten fertig angerichtet, Plätscher- Musik als Hintergrund, während sich der Saal füllt. Auch dies Konzert aber nicht gänzlich ausverkauft, große Teile im Rang, also quasi im "ersten Stock", bleiben unbesetzt. Und mit dem allseits bekannten "akademischen Viertelstündchen" Verspätung geht´s dann um 20:10 Uhr los. Marschierte früher zuerst die Band auf, um mit einem Intro zu beginnen, ist diesmal Klaus Hoffmann der Erste, der die Bühne betritt: Mit einem freundlichen Lächeln, die Gitarre in der Hand, begrüßt von freundlichem Auftrittsapplaus, setzt er sich auf den für ihn bereitstehenden Barhocker und beginnt die Retrospektive der letzten 30 Jahre mit "Das alte Lied". Man merkt, daß das Publikum derart "alte" Stücke durchaus schätzt, bereits jetzt wird hier und da leise mitgesungen. Man kennt sich halt, man kennt das Repertoire. Während des anschließenden Beifalles erscheint dann die restliche Kapelle auf der Bühne, und auch hier eine gewisse liebgewordene Kontinuität: HaWo Bleich an Flügel und Keyboard, Peter Kayser am Baß, Stefan Gäntze am Schlagzeug und - natürlich - Michael Brand an der / den Gitarre/n. Spielfreudig und fähig wie eh und je geht es gleich nach der Begrüßung zum nächsten Titel "Nein". Und mit Erzählungen, Betrachtungen, Empfindungen und Gefühlen aus 30 Jahren Arbeit nimmt der Abend seinen Lauf. Hoffmann gelingt es dabei, seine Zuhörer zu fesseln, Erinnerungen an den "gemeinsamen Weg" zu wecken, unbemerkt von Schmunzeln zum Nachdenken und manchmal zu einer Betroffenheit zu führen. Zwischendurch immer wieder die Meilensteine seiner Karriere, aber auch Lieder von der aktuellen Veröffentlichung "Von dieser Welt". Und mit eben dem Titel "Von dieser Welt" wird das Publikum dann in die gut 20- minütige Pause entlassen. Und demjenigen, der ein wenig in die Gespräche der anderen hineinhorcht, erschließt sich, aus welch vielfältigen Gründen die Menschen Hoffmann mögen, ja lieben. Und es zeigt sich: den "typischen" Fan, den gibt es tatsächlich nicht.
Nach der Pause dann ein gewohntes Bild: Die Kapelle betritt die Bühne, eine gemeinsame Verbeugung, ab an die Instrumente und "Arbeits- Beginn" mit dem Vorspiel zu "Warum", zu dem Hoffmann dann auf die Bühne tritt und den Abend in gleichbleibender Qualität fortsetzt.
Und auch jetzt wieder launige Moderationen, Erzählungen und Überleitungen. Gegen 22:30 Uhr dann neigt sich der Auftritt erkennbar dem Ende entgegen, das reguläre Programm endet mit "Die Zeit, die vergeht". Das kann natürlich noch lang nicht alles gewesen sein, und so geht man relativ schnell über in den Zugaben- Teil. "Wenn Du liebst" nimmt man hin, aber spätestens bei "Blinde Katharina" tobt der Saal, zumal beim fulminanten Abschluß dieses Liedes. "Salambo" bringt sowohl die Künstler als auch das Publikum augenscheinlich an den Rand des "Ausflippens", und als dann bei "Jedes Kind braucht einen Engel" ein kleines Mädchen Hoffmann ein rotes Schleifchen überreicht und der sich freundlich und augenscheinlich berührt bedankt, da ist jedem im Saal klar, warum man diesen Künstler so schätzt, ja, so schätzen muß ! Schon lange hält es niemandem mehr auf dem Sitz, und auch die "letzte" Verabschiedung wird Hoffmann nicht geglaubt. Minutenlanges, rhythmisches Klatschen lockt ihn dann zusammen mit HaWo Bleich tatsächlich noch einmal auf die Bühne und es erklingt - wie könnte es am Ende eines Konzertes anders sein - "Mein Weg".
Es ist ganz enorm, wieviel Energie, wieviel Spielfreude diese Truppe da über die Rampe bringt. Nicht zuletzt ist dies natürlich auch den großartigen Leistungen der Musiker zu verdanken: Einem HaWo Bleich, der nach wie vor so erscheint, als sei er gerade von seiner Konfirmations- Feier gekommen, einem Peter Kayser, der sich wie immer mehrfach über den blanken Kopf streicheln lassen mußte, einem Stefan Gäntze, der das Manko der "Unsichtbarkeit" mit vielen Schlagwerkern teilen muß, und einem Michael Brand, der für mich persönlich zu einem der größten "Pop"- Gitarristen zählt und auch heute großartige Soli hinlegte. Hoffmann selbst bringt es fertig, bei aller Distanz den Eindruck zu vermitteln, er sei einer von "nebenan", der mit jedem befreundet ist.
Es war alles in allem ein großartiger, absolut gelungener Abend, der da um kurz nach 11 (leider schon) zu Ende geht. Dieser Hoffmann, der da so großartig agiert, dem man seine Schauspiel- Ausbildung anmerkt, der so gar nicht (wie in einem anderen Thread zu lesen) lustlos, sondern im Gegenteil in höchstem Maße lustvoll auf der Bühne arbeitet, der macht Lust auf mehr - auf viel mehr ! Und der läßt die Hoffnung, daß die 3 Jahre bis zur nächsten Tournee schnell vergehen mögen...
Obwohl bereits einmal geschehen, sei hier nochmals die Set- List des Programms eingestellt:
01. Das alte Lied
02. Nein
03. Außerhalb der Gruft
04. Markttag
05. Ich liebte
06. Sarah
07. Sonne, die ich meine
08. Gerda
09. Was fang' ich an in dieser Stadt
10. War's das ?
11. Sie wollen nicht weinen
12. Von dieser Welt
PAUSE
13. Warum
14. Mittelmäßigkeit
15. Bin ein Fremder
15. Alle Kinder dieser Erde
16. Estaminet
17. Einsam sind alle Sänger
18. Man vergißt nichts
19. Daß ich Dich liebe
20. Wenn die Musik nicht wär'
21. Hejaho
22. Die Zeit, die vergeht
Zugaben
23. Wenn Du liebst
24. Salambo
25. Blinde Katharina
26. Jedes Kind braucht einen Engel
27. Mein Weg
Wer das Konzert bereits gesehen hat, mag vielleicht meiner Meinung sein, wer es noch vor sich hat, dem sei versichert: Er kann sich drauf freuen.
Bliebe vielleicht noch zu erwähnen, daß beim Verlassen der "Alten Oper" Schneefall eingesetzt hatte, daß das gegenüberliegende "Opern Cafe" völlig überfüllt und dennoch irgendwie interessant und daß die Rückfahrt zu unseren Gästebetten im Wesentlichen ereignislos war.
Und damit viele liebe Grüße aus Oberösterreich von
ANDREAS.
(...dem jetzt aus völlig unerfindlichen Gründen die Finger qualmen...)