DonPedro hat geschrieben: ↑So 26. Aug 2018, 02:09
> Die bessere Sozialpolitik
Ich tu' mich schwer damit, von einer besseren Sozialpolitik zu sprechen, wenn ein und dieselbe Person gestern eine "Willkommenskultur" fordert und Deutschkurse einführt, und eine Regierung später gegen Ausländer wettert und die Deutschkurse wieder zusammenstreicht. Es ist der Willkommenskultur sicher nicht förderlich, wenn Leistungen eingeschränkt werden, die eigentlich die Integration zur Folge haben sollten. Ich tu' mich schwer damit, wenn sich jemand pauschal gegen islamische Schulen ausspricht und die Schengen-Freiheiten einschränken will, der sich kurz zuvor noch exakt gegenteilig geäußert hat.
Mal summiert: wenn das Beste, das jemand in Sachen Sozialpolitik anzubieten hat, ein Zick-Zack-Kurs ist, in dessen Interessenzentrum eher die eigene Macht steht und nicht das Wohl der Einwohner seines Landes, weckt das nicht mein Vertrauen.
> Die bessere Sicherheitspolitik
Ausspitzelung der eigenen Bevölkerung durch Bundestrojaner halte ich nicht für gut. Wenn man international nicht mitspielt, weiß ich ohnehin nicht, was ein Bespitzelungsprogramm soll, bei dem man nur Teile der Unterhaltung dokumentiert. Mal abgesehen davon, daß mir bis heute niemand begreiflich machen konnte, wie man in einer unüberschaubaren Datensammlung passende Suchbegriffe zum Einsatz bringt, und wohlgemerkt: die Aufgabe, Suchfunktionien innerhalb von Sortimenten mit derzeit über 1,25 Millionen Produkten zu optimieren, gehört zu meinem aktuellen Berufsbild.
Ich bin mir auch ehrlich gesagt nicht sicher, was ausgerechnet Österreich davon haben soll, die Grenzen dicht zu machen, denn nach meiner Einschätzung gibt's doch für Österreich derzeit kaum etwas Bequemeres als offene Grenzen - relativ wenig Probleme beim Rein- und Rausfahren, die meisten Flüchtlinge, die von Süden kommen, können direkt nach Norden weiter durchgeschleust werden, ... Grenzen dicht würden vor allem in Richtung Süden für einen neuen Konfliktherd sorgen, aber das ist nur meine Einschätzung.
Nebenbei: daß ausgerechnet die Person, die sich in der Vergangenheit gerne die Schließung der Balkan-Route als Auszeichnung ans Revers heftet, mittlerweile davon spricht, daß es keine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik geben wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
> Entlastungen der Steuerzahler
> Steuerentlastung für Familien
Na ja, bedeutet im wesentlichen, daß dem Staat die Kinder nicht mehr gleich viel wert sind, denn diejenigen, die über ein so geringes Einkommen verfügen, daß sie weder Lohn- noch Einkommensteuer zahlen, haben auch nix zum Entlastet-Werden ...
> Ankurbelung der Wirtschaft
> Schaffung von Arbeitsplätzen
Soweit nichts Neues, ich glaube, das war schon bei der Vorgängerregierung auf dem Speisezettel ...?
Im Augenblick weiß ich nicht, wohin Österreich steuert, denn dazu ist der Kurs zu schlingerig, und ich glaube auch nicht ernsthaft, daß sich das in naher Zukunft ändern wird. Derzeit habe ich aus der Entfernung das Gefühl, daß vor allem sehr viel Unsicherheit gesät wird, indem man von Sicherheitsfragen redet, und dies bevorzugt mit ausländischen Mitbürgern begründet, auch wenn die meisten Verbrechen in Österreich vermutlich immer noch von Österreichern begangen werden. Österreich scheint sich nach Ideen der FPÖ einigeln zu wollen und Kurz findet die passenden Worte dafür, weil er seinen Koalitionspartner nicht vergraulen möchte.
Nix gegen Dich persönlich. Ich halte nur Kurz für einen Menschen, der erstens verdammt gut netzwerken kann, und zweitens besondere Fähigkeiten hat. Entweder hat er eigene, revolutionäre Ideen oder er schafft es mit Menschenkenntnis und Pfiffigkeit, potentiellen Förderern so nach dem Mund zu reden, daß diese ihn unter ihre Fittiche genommen haben, so viele andere Möglichkeiten gibt es nicht im schmutzigen Geschäft der Politik auf Bundesebene. Und leider traue ich ihm aufgrund seines Wahlkampfs das "entweder" nicht zu, sondern glaube eher, daß er erst dann seine Karriere überdenkt, wenn man ihm anbietet, über die erste Leiche zu gehen. Hat nix damit zu tun, daß ich jüngeren Leuten keine Karriere zutraue, die ganz nach oben führt, solche Leute kenne ich auch, sogar jüngere, denen ich die Kompetenz wirklich nicht abspreche, aber bei Sebastian Kurz schrillen sämtliche Alarmglocken "Blender" und "potentieller Wendehals", und dieser Eindruck bestätigt sich mir durch seine 180°-Wende, die er bei der Politik vollzogen hat, um sich bei der FPÖ anzubiedern. Und ich würde gerne wissen, wie er und vor allem warum er bei den Menschen ankommt, die für ihn eine Lanze brechen. Wie gesagt - mir fehlt aufgrund der Distanz der tiefere Einblick.
Gruß
Skywise