Ihr Lieben,
auch ich habe irgendwann gelernt, daß man in der Kneipe und in sonstigen Gesellschaften die Themen "Politik" und "Religion" besser nicht erörtern sollte.
Als Dresdner habe ich es miterlebt, wie Pegida und dann die AFD- Debatten nicht nur die Gesellschaft spalteten, sondern auch in Kollegen- und sogar Freundes- und Familienkreisen für schlechte Stimmungen sorgten und sorgen.
Ich bin ganz klar gegen alles Radikale und vor allem gegen rechtsgerichtetes, nationalistisches und selbst patriotisches Gedankengut. Zwei meiner Ex-Kollegen, mit denen ich mich damals bei meiner vorherigen Arbeit halbwegs verstanden haben, sind irgendwann bei Pegida mitgelaufen und die wählen garantiert auch AFD. Mit einem dieser beiden Ex-Kollegen verstehe ich mich nach wie vor recht gut, vielleicht, weil wir beide einen Lieblings-Fußball-Verein haben, der nicht Dynamo Dresden ist. Da sind wir wieder bei der Religion

!
Leute, es wird immer unterschiedliche Weltanschauungen geben, und so gut man sich sonst versteht, gibt es immer Punkte, wo es verschiedene Meinungen gibt. Und bei manchen Themen ist mir sogar an mir selbst aufgefallen, daß ich sie konservativer betrachte als noch vor 20 Jahren, insofern hätte ich allen Grund, mich mit mir selbst zu streiten.
Ich bin nach wie vor dafür, daß wir uns hier im Forum über Gott und die Welt und alles Mögliche unterhalten. Egal, wie konträr unsere Meinungen sein mögen: lasst uns hier gerne diskutieren und streiten und austauschen ! Wenn ich unter Verfolgungswahn litte und Verschwörungstheoretiker wäre, könnte ich jetzt sagen, daß genau diese Risse in der Bevölkerung gewollt seien, um diese zu verunsichern und damit sie sich untereinander selbst ärgert, das Leben erschwert und von gemeinsamen Aktionen absieht, damit die (Wirtschafts-) Mächtigen den Ärger nicht abbekommen oder gar um ihre Macht bangen müssen. Aber es ist aus meiner Sicht nicht nötig, hier im Forum Grenzen und Radikalismus aufkommen zu lassen, weil jemand absolut nicht mit der Meinung eines anderen konform geht.
Denkt doch auch ab und zu bitte daran, was uns hier im Forum verbindet, und warum viele von uns so gerne zum LT kommen. Und für die heutige Nacht zitiere ich mal Hannes: "Lasst, Freunde, uns in dieser Nacht vergessen, was uns trennt". Damit sollen konträre Meinungen nicht abgewürgt werden, aber wie bei so vielen anderen Dingen auch macht der Ton eben die Musik.
Ich bin immer dafür (auch im Berufsleben), sich auch mal persönlich auszutauschen statt immer nur schriftlich, um jeweils anderer Leute Meinungen und Stimmungen besser einsortieren zu können, weil man den Menschen besser kennenlernen kann. Im Berufsleben habe ich es noch nie gemocht, mit Kollegen oder Kunden nur per Email oder Telephon zu kommunizieren. Ich mache mir gerne immer einen Gesamteindruck, um mich in die Gedanken- oder in die Arbeitswelt meines Gegenübers und seine Motive besser hineinversetzen zu können.
Es gibt eine Zeile von Billy Joel: "Say a word out of line and you find, that the friends you had, are gone forever". Ich habe genau dieses Phänomen oft beobachtet in Freundschaften, in Schulklassen, im Job, in Internetforen. Ich mag es nicht, Leuten direkt die rote Karte zu zeigen, nur weil man in einem Punkt nicht ihrer Meinung ist. Das ist mir zu radikal. Noch schlimmer finde ich die Trittbrettfahrer, die dann meinen, auch noch mal drauf rumhacken zu müssen. Somit verfestigt sich meine Idee, welches Lied von Gerhard Schöne ich nächstes Jahr beim LT vortragen werde.
Liebe Grüße von jemandem, der sich in Dresden u.a. auch wegen der politischen Ereignisse der letzten Tage, Monate und Jahre nicht mehr wohl fühlt, den aber andererseits Freundschaften noch hier halten. Spalten kann man in unserer Gesellschaft schnell, Aufeinanderzuzugehen ist weitaus schwieriger, scheint mir. Aber für gefährlich halte ich die Leute, die keine Selbstzweifel haben und radikal und somit auch egoistisch ihre Weltanschauung vertreten und unter die Leute bringen wollen. Für mehr Frieden auf der Welt sorgen diese Leute meines Erachtens nicht. Und wenn es schon im Kleinen nicht funktioniert, wie soll es dann weltweit funktionieren ?
Das waren meine Nach(t)gedanken zu diesem leider hitzigen Thema.
Georg