Hmm. Stimmt vielleicht schon. Aber du könntest mir wenigstens sagen WAS genau 08/15 ist, und wass ich besser machen könnte. Wenn ich meinen Text mit anderen englischen Songs vergleiche, fällt mir leider nichts wirklich auf.
Eigentlich könnte ich hier "eben!" sagen.
Aber mal grob zusammengefaßt mein Gedankengang und meine Erwartungshaltung beim Lesen:
I'm sitting here alone,
where you left me,
you think you really know me?
Gut, "do you think you really know me", aber lassen wir das mal beiseite.
Eine der "klassischen" Ausgangssituationen eines Lieds zum Thema Nr. 1, der Liebe. Im Grunde genommen gibt es drei Varianten, die immer und immer wieder herangezogen werden: entweder ist das lyrische Ich gerade richtig gut drauf, da in der Regel gerade frisch verliebt, und versucht, so viele Sterne wie möglich vom Himmel zu holen, oder es ist gerade deprimiert, denkt an alte Zeiten zurück, wahlweise: sehnt sich gerade nach seinem Partner, stellt sich Fragen, warum die große Liebe in die Binsen ging, warum da ausgerechnet jetzt der/die/das dazwischen kam etc., oder aber der goldene Mittelweg: es ist gerade zufrieden und teilt das dem jeweils anderen oder dem Zuhörer gerade mit.
Keine Ahnung, wie viele Lieder zu diesen drei Möglichkeiten existieren, mindestens Millionen. Das heißt nicht, daß es zu der jeweiligen Situation nichts mehr zu sagen gäbe, aber es haben sich mittlerweile Klischees gebildet, Sachen, die wirklich schon millionenmal gesagt oder gedichtet wurden - und die gilt es nach Möglichkeit zu umgehen, um mit seinem Text nicht zu langweilen.
Die Ausgangslage ist also klar, jetzt schau'n wir mal, ob der Text tatsächlich nicht langweilt:
You were all I had,
now I'm feeling so left,
can you feel, what I feel?
can you see, what I see?
do you know me?
Ich bezweifle ernsthaft, daß "left" hier das richtige Wort ist, aber okay.
Was haben wir hier. Das lyrische Ich stellt weiterhin Fragen, wiederholt sich auch an einer Stelle. Nun gut. Leicht zu begreifen, sprachlich sehr einfach gehalten. Aber irgendwie kenne ich jede einzelne Zeile auch aus anderen Liedern, in denen irgendjemand gerade innerlich zerschlagen an irgendeinem Ort sitzt und sich in seinem Selbstmitleid suhlt und in Vorwürfen badet. Und - am Rande - selbst da habe ich mich gefragt, ob die Zeile "Can you see what I see" in diesem Zusammenhang wirklich einen Sinn ergibt. Da hockt vielleicht jemand in einem verlassenen Hotelzimmer auf einem Bett, kuckt auf einen fleckigen Teppich, auf dem ein paar ausgelatschte Schuhe stehen, aus denen ein paar löchrige Socken ragen und stellt die Frage, ob die ehemals Angebetete gerade dasselbe sieht?
I really thought that you know me,
but you left me alone in the rain,
and everything that you say,
is that all true?
I wanna believe in you,
but I see,
you don't know me.
Spätestens an dieser Stelle ist es eigentlich vorbei mit der Hoffnung, daß in diesem Text noch irgendwas Gescheites kommen könnte. Das Nachfragen und die Feststellung, daß es mit dem Kennen doch nicht so weit her ist, wiederholt sich hier zum dritten und vierten Mal, unterbrochen von der Klischee-Frage "Hasse niche Wahrheit gesaagt?", der Klischee-Feststellung, daß man gerne an jemanden glauben möchte und dem gefühlten oder realen Regen, in dem der Interpret bei solchen Gelegenheiten zu stehen geruht. Inhaltliche oder sprachliche Herausforderungen: keine.
Whenever I come to you,
whenever you look to me,
you think you really know me?
An dieser Stelle hörte ich im Geiste im Hintergrund einen dreistimmigen Chor "Wuuhu wuuhu" jauern. Immer noch keine textliche oder inhaltliche Offenbarung, alles schon tausendmal und mehr gehört.
I know I'm smiling,
but inside I'm dying,
can you feel, what I feel?
can you see, what I see?
do you know me?
Immer noch keine Entwicklung, immer noch keine inhaltliche, sprachliche oder technische Herausforderung, immer noch sehr viele Sachen, die mir aus älteren Liedern bekannt sind, immer noch sehr wenig Neuigkeiten von der Front. Erwähnenswert ist hier höchstens, daß da jemand nach außen hin gute Miene macht und innerlich stirbt, aber das haben definitiv Millionen andere Texter vor ihm auch schon beschrieben.
I really thought that you know me,
but you left me alone in the rain,
and everything that you say,
is that all true?
I wanna believe in you,
but I see,
you don't know me.
Sachliche Feststellung: Refrain.
Don't run away, don't run away, without you I'm not safe,
please stay, please stay, with you I'm feeling okay.
I keep running, keep falling, can't you hear what I'm saying?
try to feel, try to see, try to understand me!
Logische Schlußfolgerung: das lyrische Ich will an der Situation etwas ändern. Verständlich. Nur.
- Es ist sprachlich immer noch auf einem sehr einfachen Niveau, wobei hier vieles sehr kantig wirkt.
- Sonderbar ist die Aussage "without you I'm not safe". Sprachlich nicht wirklich schön, okay, aber inhaltlich hätte ich gern noch gewußt, wo die Bedrohung liegt.
- "With you I'm feeling okay" - gefällt mir überhaupt nicht. Da weiter oben stirbt jemand, dann will er sich sicher fühlen, und wenn er dann wieder in den Armen seines Partners liegt, fühlt er sich okay. Okay. Muß Liebe schön sein. Den Satz kenne ich auch aus anderen Liedern, aber da fühlte sich der/diejenige "Okay", weil er/sie langsam über einen Verlust/eine gescheiterte Beziehung hinweg gekommen ist und sich behutsam wieder an das Single-Leben herantastet.
- Außerdem scheint da jemand Probleme damit zu haben, seine Beine richtig zu koordinieren, wenn er beständig läuft und beständig fällt.
- Wenn man nicht gerade auf einen Leichnam einsingt, würde ich die Aufrufe zu fühlen und zu sehen grundsätzlich als überflüssig ansehen.
- Ich halte die Forderung nach Verständnis an dieser Stelle für ziemlich zweifelhaft. Die ganze Zeit wird jemandem vorgeworfen, den anderen nicht zu kennen, jetzt soll er den anderen verstehen? Geht das nicht eigentlich am Problem vorbei?
- Zumindest die meisten Sachen kommen mir immer noch bekannt vor, an dieser Stelle fühle ich mich penetrant an irgendwelche Boygroups erinnern, die gemeinsam ins Mikro schluchzen: wobei hoffentlich jedem klar ist, daß selten die Musik und schon mal gar nicht die Texte für den Erfolg der jeweiligen Gruppen verantwortlich sind.
I really thought that you know me,
but you left me alone in the rain,
and everything that you say,
is that all true?
I wanna believe in you,
(believe in you)
but I see,
(but you see)
you don't know me,
you don't know me,
you dont know me.
I'm sitting here alone,
where you left me,
you think you really know me?...
Die alte Litanei.
Wie gesagt - alles im Text ist bereits so häufig von anderen Leuten gesagt worden, daß man diesen hier eigentlich nicht braucht. Den hier gab's vielleicht in dieser Zusammenstellung noch nicht, aber er besteht praktisch ausschließlich aus Floskeln. Wenn man texten will, dann sollte man auch etwas zu bieten haben, das einen von anderen Textern abhebt, vielleicht mit ungewöhnlichen Themen oder einer originellen Sprache bzw. Form.
Soweit meine Einschätzung.

Gruß
Skywise