Hallo, liebe Freunde !
Ich habe irgendwie den Eindruck, daß die Diskussion angefangen hat, ein klein wenig aus dem Ruder zu laufen. Das nun war wirklich nicht meine Absicht. Ich fände zwar eine moralbezogene ‚Werte- Debatte’ schon recht reizvoll und hätte sicherlich dazu noch einiges anzumerken, finde diese aber in diesem Rahmen eher fehl am Platze.
Mir liegt im Moment auch mehr daran, einiges zur laufenden Auseinandersetzung noch einmal klarzustellen, denn mein Posting war zwar in gewisser Hinsicht sicherlich eine Argumentation für das „downloaden“ (…ob dieser letztlich ‚legal’, ‚illegal’ oder auch ‚sch…egal’ ist, will ich dabei an dieser Stelle einmal dahingestellt sein lassen…), meine Statements wurden aber doch von einigen meiner Meinung nach wohl eher falsch interpretiert.
Mir ging (…und geht…) es im Wesentlichen eigentlich nur um folgendes:
1) Die Überwachung der ‚downloads’ durch die Industrie hat, wie es nicht anders zu erwarten war, weitestgehend versagt. Diese Überwachung und die danach folgenden Abmahnungen durch wie auch immer geartete Anwälte war und ist nichts anderes als ein Schießen mit vielen Hightech- Kanonen auf einzelne, unbewaffnete Jung- Spatzen. Wem nützt es denn, wenn 12jährige, die via PC einige Musikstücke ‚saugen’, mit Schadenersatzansprüchen in fünfstelliger Höhe überzogen werden ?
2) Zumindest die deutsche Justiz spielt dieses ‚Spiel’ seit dem 1. Oktober im Wesentlichen nun nicht mehr mit.
Und das ist ausgesprochen gut so !!!
3) Der gesamte Thread – und somit auch meine Meinung !!! – bezieht sich ausdrücklich NICHT auf ’gewerbsmäßig’ durchgeführte Vervielfältigung und Verbreitung, sondern auf die (…meist jugendlichen…) Gelegenheits- Sauger !!!
4) Nicht ‚copy…’, sondern ‚bad quality kills music’. Nur so herum wird ein Schuh daraus.
5) Wie die Plattenfirmen die Rechte der Künstler in Bezug auf Vergütung ihrer Leistung bei einer Verbreitung im Internet wahren können (Stichwort: Kultur- Flatrate), entzieht sich meiner Kenntnis und – ganz ehrlich gesagt – auch meinem Interesse. Die Herren der Industrie sind ja bei der sonstigen Preisgestaltung auch recht einfallsreich. Sollen sie sich halt anstrengen, um eine einigermaßen und halbwegs gerechte Lösung für beide Seiten zu finden.
Eigentlich wollte (…und will und werde…) ich nichts anderes aussagen als dies. Schade, daß ich mich anscheinend doch ein wenig mißverständlich ausgedrückt zu haben scheine. Sollte dies der Fall gewesen sein, bitte ich hiermit ausdrücklich um Entschuldigung. So habe ich u.a. geschrieben:
“…solange werde ich Musik, die mir gefällt – und ich meine hier einmal ausdrücklich die aktuellen Charts !!! – jedenfalls NICHT im Laden kaufen…“
Mir gefällt in diesem Bereich so richtig schon seit langem nichts mehr wirklich.
(Wobei ich hier gleich eines anfügen darf: Mein letzter ‚illegaler’ download betraf vor rund 3 Monaten einen rund 10 Sekunden langen Handy- Klingelton, den ich irgendwo gehört und toll gefunden hatte, für den ich aber die entsprechende CD um fast 23 Euro (!!!) nicht kaufen und auch kein ‚Yamba- 3- Monats- Abo’ abschließen wollte. Meine letzten legalen CD- Käufe habe ich bei Konzerten vorgenommen, bei denen mir unter Auslassung des Handels der Preis von 16 Euro zwar immer noch als hoch erschien, den ich aber andererseits gerne gezahlt habe, weil es eben um Sachen ging (siehe „Wortfront“), die ich ganz einfach toll fand. Und: In meinem Schrank wird man unter den rund 1500 dort vorhandenen CDs nicht EINE finden, die illegal gesaugt worden wäre.)
Ich habe also schon ewig keinen entsprechenden download mehr ‚gemacht’. Und wenn Recky schreibt:
“…Wer Musik stiehlt, ist ein Dieb. Ende. ...“,
dann gehe ich mit ihm, keine Frage, vollinhaltlich konform. Er schreibt dann jedoch weiter:
“…Wer auch noch stolz darauf ist, wie der Initiator dieses Threads, sollte seine ethische Einstellung uns Künstlern gegenüber einmal überdenken…“,
dann liegt da wohl irgendwo ein Mißverständnis vor. Weil ich mir, s.o., diesen Schuh eben nicht anzuziehen bereit bin. Ende. Übrigens, lieber Recky, dies nur nebenbei: Der Initiator dieses Threads nennt sich “Nordlicht“ und heißt “Andreas“. Auf beide Anreden reagiert er in Rahmen dieses Forums gerne. Eines stört mich an dem vorhergehend zitierten Satz übrigens enorm: die Formulierung „…uns Künstlern gegenüber…“. Vielleicht, - ja, wie ich vermute, ganz sicher sogar - hast Du es nicht so gemeint, aber bei mir stellte sich da irgendwo das Gefühl ein, Du argumentierst als Angehöriger einer elitären Gruppe gegenüber uns, bzw. mir, dem Fußvolk. So ich das falsch interpretiere: Bitte nichts für ungut.
Ein zweites Argument fiel mir im Rahmen dieser ausufernden Diskussion ebenfalls auf. Da schreibt nämlich Reino:
“…Wenn Du aber von der Qualität der Musik und des Angebots das Recht ableitest, Musik, die dir nicht so gut gefällt, zu klauen, hast du ein seltsames Verständnis von einem Rechtsstaat…“
Also, noch einmal ganz deutlich gesagt: ICH klaue nicht !!! (s.o.) Und ich leite auch nicht irgendein Recht irgendwoher ab. Ich würde mir aber im Zweifelsfalle ggf. die gar nicht einmal so weit hergeholte Freiheit nehmen. Ich verstehe jeden und ich verurteile niemanden, der sich diese Freiheit jetzt schon nimmt. Aber den letzten Satz des Zitates, den Teil mit dem ‚Rechtsstaat’, den verstehe ich wirklich nicht mehr. Und ich erlaube mir dazu mal einige Fragen, die jetzt zwar vielleicht den Rahmen sprengen mögen, die aber das erwähnte Posting ganz zwangsläufig implementiert:
Welcher ‚Rechtsstaat’ ist hier denn genau gemeint ???
Derjenige, der seit 1983 konsequent, ungeniert und ungehemmt – und leider auch fast ungehindert - immer mehr Bürgerrechte einschränkt, beschneidet oder gar aufhebt ? (Es hat seit diesem Zeitpunkt mehr Abschaffungen und Einschränkungen der persönlichen Rechte der Bürger gegeben als etwa neue Rechte zugestanden wurden.)
Oder der ‚Rechtsstaat’, der grundgesetz- und sogar völkerrechtswidrig an einem Krieg in Afghanistan teilnimmt, weil ja die Verteidigung eben dieses Staates angeblich ‚am Hindukusch’ beginnt ? (Eine noch dämlichere Aussage habe ich von einem mutmaßlichen Akademiker selten gehört, abgesehen einmal von Geißlers unsäglichem ‚Pazifismus- und Auschwitz’- Sager, doch dies nur nebenbei…)
Oder jener ‚Rechtsstaat’, der bei der vorgenannten ‚Verteidigung’ in Kauf nimmt, daß junge Menschen im Zinksarg nach Hause kommen, und der keinerlei Anstrengungen unternimmt, dies schnell und endgültig abzustellen, sondern im Gegenteil Kontingente erhöhen will, weil es nicht näher definierte (…und auch real nicht vorhandene…) angebliche ‚Bündnisverpflichtungen’ gibt ?
Oder ist jener ‚Rechtsstaat’ gemeint, der einen 13 Millionen Euro teuren Zaun im MeckPomm, mit dem sich abgehobene und weltfremde, ältere Herrschaften vor dem angeblichen Mob zu schützen suchen, durch einen verbotenen Inlandseinsatz der Bundeswehr bewacht ? Und der im Vorfeld der genannten Veranstaltung 60jährige Männer zu Terroristen stempelt, weil diese vor Jahren mal unbewiesen in eine Brandstiftungsgeschichte verwickelt gewesen sein sollen, dafür dann letztlich schwer was auf die Finger kriegt und es dann noch nicht einmal für notwendig erachtet, sich bei diesen Menschen für eine unberechtigte Inhaftierung dann wenigstens einmal zu entschuldigen ?
Oder aber ist der ‚Rechtsstaat’ gemeint, der auf der einen Seite geradezu manisch gegen das Rauchen – und, schlimmer noch: gegen ‚die Raucher’ – vorgeht, auf der anderen Seite aber nahezu ungehemmt und geradezu gierig die Milliardenbeträge der Tabak- Steuer einstreicht, um damit wiederum die Hindukusch- Verteidigung zu finanzieren ?
Oder vielleicht der ‚Rechtsstaat’, der alte, pflegebedürftige Menschen dazu verurteilt, sich zu acht oder zehnt oder zu noch mehreren nächtens einen Heim- Pfleger zu teilen, während auf der anderen Seite die Berliner Bonzen für ihre angeblich dienstlichen Ausflüge mehr Geld verschleudern, als wir alle miteinander im Jahr netto verdienen ? (Ich erspare mir einmal weitere Beispiele dieses phänomenalen Rechtsstaates, die es aber zweifelsohne gibt…)
Sollte wirklich DIESER ‚Rechtsstaat’ gemeint sein, dann kann ich mit Fug und auch mit Recht sagen: JA !!! Diesem ’Rechtsstaat’ stehe ich tatsächlich skeptisch und auch dezidiert ablehnend gegenüber und ‚verstehe’ ihn nicht, weder ethisch noch in irgendeiner anderen Hinsicht. Dies liegt daran, daß ich meine Einstellung zu ihm bereits vor langer Zeit mehrfach und intensiv grundlegend überdacht habe.
So, mit diesen vielen Worten ist meine Standpunkt zu der ganzen Problematik vielleicht (hoffentlich) doch noch ein klein wenig deutlicher geworden.
Mein Fazit bleibt dennoch: ‚copy kills music’ ist als Slogan wirklich keinen Deut besser oder intelligenter oder sinnhaltiger als solche dümmlichen Phrasen wie „…freie Fahrt für freie Bürger…“ und ähnlicher Unfug.
Liebe Grüße aus Ober-

von
ANDREAS.
(…der es trotz allem hoch interessant findet, wie weit sich solch ein Thema bei Bedarf und Interesse ausweiten, wenn nicht sogar auswalzen ließe und läßt…)