Was soll das denn?
Ich muß selber Autogramme schreiben und mache das mittlerweile auch ganz gern.
Es kostet mich zwar jedesmal wieder Überwindung, weil, ich verstehe es eigentlich auch nicht - aber:
Ich hatte als Jugendlicher durch den Versuch ein Autogramm zu bekommen einige nicht ganz unwesentliche Begegnungen die mein Leben und meine Arbeit als Liedermacher
und Musiker bis heute prägen.
Dagmar Frederik zum Beispiel hat mir, als ich vielleicht dreizehn war, kein Autogramm gegeben sondern mich wie ein Kind, das ich ja auch war, "weggehuscht".
Ihr Vorwand, daß sie keine Autogrammkarte dabei hat gilt nicht. Sie hätte es mir notfalls auf die nackte Haut schreiben können - die Geste zählt.
Ich finde bis heute, daß sie eine arrogante Kuh ist. Ich endschuldige mich im Nachsatz ausdrücklichst für diesen, meinen persönlichen, leider bis heute anhaltendenden Eindruck - möglicherweise ist sie eine ganz dufte Kollegin, ich weiß es nicht, ich habe sie nicht wieder getroffen.
Nichts gegen "lustige Musikanten" übrigens - nicht mein Stil, ich finde auch meistens Musik und Text nicht besonders üerzeugend, aber wer´s mag ... wir sind (gottlob) ein relativ freies Land.
Achim Menzel, zum Beispiel, ist ein extrem netter Kollege. Ich habe letztes Jahr mal mit ihm gearbeitet - ich habe ihn spontan in meine Kinder-Polonaise mit eingebunden. Ich hatte zuviele Erwachsene und zu wenig Kinder. Es war ein Grauen. 200 Große und vielleicht 10 Kinder. Kurzes Zunicken, ein lockerer Spruch, und schon hat er sich angehängt - plötzlich haben sich dann auch die Großen getraut. Wir hatten viel Spaß und Achim hat mir die Nummer gerettet. Danke nochmal, ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder.
Zurück zu den Autogrammen:
Ich war vielleicht 15, Uwe Kropinsky in der Kreisstadt. Kropinsky war schon damals einer der besten Gitarristen der Welt. Ich übertreibe nicht, fragt Sky
. Ich in seiner Garderobe - ich kannte den Club - Plattencover dabei, ein Autogramm bitte, klar doch. "Boah, das ist aber eine ganz tolle Gitarre!"; ich konnte damals meine ersten 5 tapferen Akkorde, aber mit der Verwegenheit der Jugend: "Darf ich die mal spielen?" und dann das Unfassbare: "Klar Alter, hier probier mal." Nachdem ich dann, auf einer unbezahlbaren Gitarre, und wer in der DDR großgeworden ist weiß, daß man nicht mal für Geld alles kaufen kann, mein (es ist mir bis heute peinlich) "Led Zeppelin Vorspiel" gestümpert habe, sein Kommentar:
"Gar nicht mal schlecht Alter, der Ansatz ist ganz gut, vielleicht wenn du richtig ein bißchen übst - guck mal hier, sowas zum Beispiel, Skalen und Tonleitern - dann kann das richtig was werden. Das Problem ist, du mußt es selber machen. Gib dir Mühe. Du kannst es. Toll!"
Mehr Mut hat mir in meinem Leben nie mehr jemand gemacht, davon zehre ich bis heute. Ich habe dann zwar ein ganz anderes Genre gewählt, aber das spielt keine Rolle.
Für mich ist es eine Verpflichtung gegenüber meinem Publikum, daß ich es ernst nehme. Das schließt, im Moment jedenfalls, Autogramme mit ein. Das heißt aber nicht, daß ich alles mitmachen muß. Und wenn Reinhard Mey beschließt keine Autogramme mehr zu geben, dann ist das wohl ok. Ich halte es für eine große Anmaßung zu vermuten, daß Herr Mey in diesem Forum gelesen hat: Zit. `Der Typ unterschreibt alles.` und daraufhin beschließt: "Nö, jetzt nicht mehr."
Ja wie wichtig sind wir denn? Hol Luft, gleich fällst du um. *ggg*
Ich denke eher, daß es an Typen liegt die dann, wenn sie keins bekommen, die Crew beschimpfen. Ich denke, daß es an der Grundhaltung einiger liegt, die es als ein Anrecht empfinden nach der Show "empfangen zu werden". Vielleicht ist es noch was ganz anderes. Was weiß ich denn. Ist doch eigentlich auch egal, kann er doch machen wie er will. Wir sind ein (relativ) freies Land.
Aber vielleicht sind wir alle, jeder einzelne von uns, noch viel unbedeutender als wir ohnehin schon befürchten. Das täte dann zwar weh, wäre aber, einmal akzeptiert, auch eine große Befreiung.
Lieben Gruß,
und laßt Euch vor allem nicht ärgern - ich mein´s ja nicht böse, es sind halt nur so Gedanken.
Micha
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