Warum wird Katja Ebstein oft als Liedermacher(in) bezeichnet bzw. dem Genre zugeordnet?

Katja Ebstein, bürgerlicher Name Karin Ilse Überall (* 9. März 1945 als Karin Ilse Witkiewicz in Girlachsdorf, Niederschlesien; heute Gilów, Gmina Niemcza, Polen), ist eine deutsche Sängerin und Schauspielerin. International bekannt wurde sie mit dem dritten Platz beim Eurovision Song Contest 1970, dem ein weiterer dritter und 1980 zweiter Platz folgten, was sie zur damals erfolgreichsten deutschen ESC-Teilnehmerin machte. Sie veröffentlichte bisher über 30 Alben in den Bereichen Schlager, Popmusik, Chanson, Kabarett und Musical.

Quelle: Wikipedia mit Stand vom 01.06.2018  | Foto ©by Wikipedia 

Moderator: Anne1986

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Warum wird Katja Ebstein oft als Liedermacher(in) bezeichnet bzw. dem Genre zugeordnet?

Beitrag von Westwind »

Hallo zusammen,

anlässlich des 80. Geburtstages von Katja Ebstein gibt es ja zur Zeit auch viele TV-Beiträge, auf die hier im Forum auch hingewiesen wird.

Ich muß zugeben, daß ich Katja Ebstein überwiegend als Schlagersängerin kenne und mich mit ihrem musikalischen Gesamtwerk noch nicht wirklich befasst habe. Sie war zwar auch bei den Waldeck-Festivals dabei, aber ich meine mich erinnern zu können, mal gehört zu haben (ich meine sogar in einem Interview mit ihr), daß sie maßgeblich wegen der politischen Diskussionen dabei war. Korrigiert mich bitte, wenn Ihr da andere Quellen habt.

Was mich generell wundert: wieso wird Katja Ebstein immer wieder der Kategorie "Liedermacher" zugeordnet?
Ich bin neugierig auf Lieder, die sie komplett (also Text und Musik) selbst geschrieben hat.
Hat jemand Beispiele (Ich schiele mal zu Anne und Skywise hinüber ;-) ) ?

Mag sein, daß ich nicht genug Dokumentationen über sie oder Interviews mit ihr gesehen/gelesen habe, wo diese Fragen beantwortet werden.
Ich habe auch hier das Unterforum noch nicht komplett durchgestöbert, vielleicht finde ich dort ja auch noch Antworten.

Über Eure Antworten würde ich mich jedenfalls freuen.

Viele Grüße
Georg
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Skywise
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Warum wird Katja Ebstein oft als Liedermacher(in) bezeichnet bzw. dem Genre zugeordnet?

Beitrag von Skywise »

Westwind hat geschrieben: Sa 15. Mär 2025, 21:54
Ich muß zugeben, daß ich Katja Ebstein überwiegend als Schlagersängerin kenne und mich mit ihrem musikalischen Gesamtwerk noch nicht wirklich befasst habe. Sie war zwar auch bei den Waldeck-Festivals dabei, aber ich meine mich erinnern zu können, mal gehört zu haben (ich meine sogar in einem Interview mit ihr), daß sie maßgeblich wegen der politischen Diskussionen dabei war. Korrigiert mich bitte, wenn Ihr da andere Quellen habt.
Ich kann mich an einige (bewegte) Schwarz-Weiß-Bilder von ihr erinnern, wie sie gerade mit Ivan Rebroff ins Gespräch vertieft war, somit dürfte sie 1967 dabei gewesen sein. Es ist klar, daß neben der Musik politische Diskussionen an der Tagesordnung waren, aber ob das der Hauptgrund war, weiß ich nicht. Glaub' ich eigentlich auch nicht. Ebstein stand mit einigen Brecht-Liedern auf der Bühne, das weiß ich. Und ich vermute, daß sie, die damals noch keinen Plattenvertrag hatte, wahrscheinlich auch den Namen "Ebstein" noch nicht benutzte, vor allem eine Plattform gesucht hat, nachdem die vorigen Waldeck-Festivals Aufmerksamkeit erregt hatten. Wahrscheinlich wüßte ich mehr, wenn ich die Autobiographie gelesen hätte, die seit einigen Monaten etwas ungeliebt im Stapel der "Noch lesen"-Bücher ihr Dasein fristet ...
Was mich generell wundert: wieso wird Katja Ebstein immer wieder der Kategorie "Liedermacher" zugeordnet?
Ich bin neugierig auf Lieder, die sie komplett (also Text und Musik) selbst geschrieben hat.
Hat jemand Beispiele (Ich schiele mal zu Anne und Skywise hinüber ) ?
Extrem wenig. Ich bin vor einigen Jahren nach Lektüre einiger Interviews zu dem Schluß gekommen, daß sie wohl Kontakt zu den Leuten hielt, die sie mit Texten versorgten und eigene Ideen und Verse mit einbrachte, ohne daß sich das auf die Urheberangaben auswirkte. Gut, das haben andere Leute auch so gehandhabt, Udo Jürgens ist so ein Beispiel. Wenn Katja Ebstein kein Pseudonym benutzt hat, würde ich behaupten, daß sie nur für eine Handvoll Lieder offiziell (mit)verantwortlich ist.
Würd' ich persönlich sie als "Liedermacherin" bezeichnen? Als solche habe ich sie eigentlich nicht gesehen, insofern - nein.
Allerdings gebe ich ihr gern, daß sie auch auf der Schlagerbühne einen Blick auf Dichter, Liedermacher, Singer/Songwriter etc. beibehielt. Gut, natürlich manchmal im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Daß auch auf ihren frühen Alben Songs auftauchen von Tim Hardin, Paul Simon, Randy Newman, Labi Siffre, Leonard Cohen, Joni Mitchell, Gordon Lightfoot, Mimi Fariña etc., oder meinetwegen so komische Sachen wie "Das alles war ich ohne dich" von diesem Berliner Liedermacher, wie heißt er noch ... Ich würd' ihr schon ein grundsätzliches Interesse an dieser Szene unterstellen wollen, aus der sie sich (mit) bedient hat, wenn ich auch glaube, daß sie das aus kommerziellen Gründen in der Zeit ihrer großen Erfolge nicht ganz so sehr zelebrieren konnte, wie sie es vielleicht selbst gewollt hat. Zumal auch zumindest die allermeisten Übertragungen ins Deutsche, sofern notwendig, nicht ganz so strulle oder fernab des ursprünglichen Inhalts ausgefallen sind, wie das andere Leute zelebriert haben, gerade zur damaligen Zeit. Ich gehe davon aus, daß es ihr ein Anliegen war, das ursprüngliche Liedgut inhaltlich nicht mehr zu verstümmeln als unbedingt notwendig. Über die Arrangements, die "ich will ein Schlager sein" schreien, reden wir an dieser Stelle nicht. Irgendwann ab Mitte der 70er verirrten sich halt auch Brecht- und Heine-Vertonungen in ihre Discographie, und darüber hinaus noch Material von Stephan Sulke, Robert Long, und noch viel später Georg Kreisler, Bettina Wegner, Dieter Süverkrüp, Herman van Veen, Hanns Dieter Hüsch, Hannes Wader, Klaus Hoffmann, Konstantin Wecker ...
Ich weiß auch, daß sie ebenfalls Auftritte, teilweise sogar Tourneen über die Kleinkunstbühnen absolviert hat mit entsprechendem Material. Insofern steht sie Liedermachern zumindest nahe. Ist auf jeden Fall schon mal etwas, das eine Erwähnung hier rechtfertigt.

Gruß
Skywise
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Warum wird Katja Ebstein oft als Liedermacher(in) bezeichnet bzw. dem Genre zugeordnet?

Beitrag von Anne1986 »

Hallo zusammen,

tatsächlich habe ich 2018 das letzte Mal etwas von Katja Ebstein gehört, wobei ich danach noch die Biografie "Begegnungen" gelesen habe... Als ich sie 2007 kennenlernte, wurde sie im Fernsehen als "Bühnenlegende" bezeichnet. Ihre Lieder bedienen sehr viele, unterschiedliche Genres. Ich hatte sie zuvor auch eher im Schlager verortet, was nicht so meine Musik ist (eines der sinnfreisten Lieder ist "Wovon träumt ein Weihnachtsbaum im Mai", da frage ich mich, wieviel Promille derjenige intus hatte, der diesen Text verbrochen hat...). Katja selbst favorisiert ihre Kleinkunstprogramme und wird schon mal ziemlich ungemütlich, wenn man sie auf ihre Schlager reduzieren will. Sie komponiert allerdings nicht, spielt auch kein Instrument. Aber meines Wissens nach textet sie schon mal und stellt eben Lieder von Liedermacherkollegen in einen Kontext. Für sie hat Unterhaltung mit "Haltung" zu tun. Sie nahm an der Sendung "Cover my song" teil und schrieb dort ihre Version des Rap-Titels "Immer dann". Das ist auch in ihrem Bühnenprogramm "Sister Class" (2013 oder 2014) enthalten. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sie noch auf der Bühne aktiv ist. Die Heine-Gedichte (und vielleicht auch die von Brecht) vertonte ihr erster Ehemann, Christian Bruhn. Dieser komponiert aber auch für Film und Fernsehen, Werbejingel und Schlager. Ich denke, es ist gerechtfertigt, dass sie im Liedermacherkontext Erwähnung findet, eben aufgrund ihrer Kleinkunstprogramme. Ich mag auch ihr Album "Witkiewicz" sehr, ich glaube, es ist von 2005. Da sind sehr gute Texte dabei, wie "Ungläubig", "In diesem Land", "Sei nicht alt" oder "Was geht's uns an". Ich hoffe, das beantwortet deine Frage, Georg.

Viele liebe Grüße,
Anne
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Beitrag von Westwind »

Hallo Anne, hallo Skywise,

ich danke Euch für Eure Antworten und die detaillierten Hintergrundinfos.

Wirkt so auf mich, als sei es für Katja Ebstein auch immer ein Kompromiss gewesen, sich einerseits auch über die Musik politisch äußern zu wollen und Haltung zu zeigen, andererseits aber musikalisch immer auf andere Menschen angewiesen (gewesen) zu sein.
Anne1986 hat geschrieben: Mo 16. Jun 2025, 21:23
Ich hoffe, das beantwortet deine Frage, Georg.
Ich frage mich im Moment eher, ob es so sinnvoll ist, sie unbedingt überhaupt in eine Schublade stecken zu müssen, wie es manche Medien, die sie dem LIedermacher-Genre zuordnen, eben machen. Der Begriff "Liedermacher" beschreibt ja in erster Linie das Handwerk, Lieder zu machen, also aktiv am Schaffen eines Liedes beteiligt zu sein.

Als reine Chansonnière (ist das tatsächlich der korrekte Begriff für eine Chanson-Interpretin?) sehe ich sie aber auch nicht. Und sie nur als "Sängerin" oder "Interpretin" zu bezeichnen, wird ihrem Engagement und ihrem Gesamtwerk sicherlich auch nicht ganz gerecht.

Bei diesen Begriffen geht es jetzt aber schon los mit genauen Definitionen und Abgrenzungen zu anderen Genres oder Tätigkeiten.

Somit begnüge ich mich mit der Erkenntnis, daß sie einfach in vielen verschiedenen Bereichen tätig war/ist, ohne sie einer bestimmten Kategorie zuordnen zu wollen. Und wenn sie dem Liedermacher-Genre zugeordnet wird, nehme ich es einfach etwas achselzuckend zur Kenntnis.

Viele Grüße
Georg
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