Johnny Cash (* 26. Februar 1932 in Kingsland, Arkansas als J. R. Cash; † 12. September 2003 in Nashville, Tennessee) war einer der einflussreichsten US-amerikanischen Country-Sänger und Songschreiber. Die Einrichtung dieses Forums wurde von unserem Mitglied Indie angeregt.
Tummeln sich hier denn überhaupt noch Cash-Hörer unter euch? Wenn ja, habt ihr ein Lieblingsalbum, vielleicht einen heißen Tipp?
Von den Platten, die ich kenne, ist VH1 Storytellers mit Willie Nelson einer meiner Favoriten: Nur die beiden Legenden mit ihren 2 Gitarren, nicht immer perfekt gespielt, aber mit ordentlich Gefühl und - so das Konzept - langen Ansagen zu den Liedern.
Viele Grüße
Viktor
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schön, dass Du daran erinnerst. Schon 20 Jahre her? Wahnsinn.
Ich höre sehr gerne und immer mal wieder Johnny Cash. Als ich ein paar CD's für unsere Urlaubsfahrt aus dem Regal heraussuchte (ja, ich bin sehr altmodisch) war auch Johnny Cash dabei. Eine bestimmte Empfehlung würde ich nicht abgeben - das ist Geschmackssache. Ich habe die "Ring of fire: The Legend of Johnny Cash", "At Folsom Prison" und "Out Among the Stars". Finde sie alle gut. Auch die Filme über ihn und mit ihm schaue ich mir gerne an. Empfehlen möchte ich den Columbo "Schwanengesang", in dem er die Hauptrolle spielt.
Ein sehr bewegtes und aufregendes Leben?
Besonders in Erinnerung ist mir sein später Erfolgssong "Hurt" über Schmerz, Einsamkeit, Reue. Ein überaus ehrlicher Song, der zeigt, dass er am Schluss relativ krank und unglücklich von uns gegangen ist. Sehr bewegend.
Gruß
Heinz
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Na ja, "heiße Tips" ... wahrscheinlich keine, die in den vergangenen Jahrezehnten nicht schon mal gemacht wurden.
Ich fand es bemerkenswert, daß Cash, der ja eigentlich zeitlebens eher kurze, "singletaugliche" Lieder veröffentlicht hat, gleichzeitig ein gutes Gespür für die Möglichkeiten der Langspielplatte hatte, die zu Beginn seiner Karriere eigentlich am Markt kaum stattfand. Die LP war damals das Medium der Klassik- und der Jazz-Hörer, weil man hier Stücke mit längeren Spielzeiten unterbringen konnte. Leute wie Woody Guthrie (Album "Dust Bowl Ballads") oder Frank Sinatra (Album "In The Wee Small Hours") hatten schon zuvor gezeigt, daß man auch moderne "Liederzyklen" auf Rille rausbringen konnte, Cash versuchte nun, eine solche Idee auf Country zu übertragen. "Ride This Train" (1960) ist im Prinzip eine Reise mit dem Feuerroß über eine bestimmte Strecke, quer durch die USA; Lokomotivengeräusche und die Erzählstimme von Johnny Cash leiten von Lied zu Lied, wobei nicht alle mit der Eisenbahn direkt zu tun haben, manche erzählen auch schlicht eine Geschichte, die sich in dem Ort zugetragen hat oder haben soll, die der Zug durchfährt. Musikalisch wenig spannend, aber für englischkundige Freunde von Geschichtenerzählern schon hörenswert.
"Bitter Tears" (1964) ist ein spannendes Album, aus mehreren Gründen. Cash war eine Zeitlang überzeugt, daß sich unter seinen Vorfahren Cherokee befanden (ist nicht, wie er später erfuhr; in seinem Stammbaum machen deutlich mehr Schotten, Iren und Engländer rum, aber das hielt Cash nicht davon ab, sich weiter für die Rechte und die Aufarbeitung der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner einzusetzen). "Bitter Tears" ist ein Konzeptalbum, das das ... nennen wir's "Verhältnis" zwischen der indigenen Bevölkerung und ihren weißen Brüdern beleuchtet. Wenn er in praktisch jedem Lied unterschiedliche Dimensionen des Knatschs schildert, läßt Cash nicht den Hauch eines Zweifels daran, was seine eigene Positionierung angeht. Mit diesem Album betrat Cash persönliches Neuland, weil er sein Bild in der Öffentlichkeit um einen weiteren Aspekt erweiterte. Hatte er sich zuvor als inhaltlich eher konservativ bis klischeehaft ausgerichteter Geschichtenerzähler im Country gezeigt und - natürlich - als gläubiger Christ, so kam nun ein deutlich erkennbares politisches Engagement hinzu, noch dazu auf einer Seite, die vielleicht verwundert, wenn man ihn zuvor über das Feuerroß singen hörte oder über (weiße) Western-Figuren. Mit dem Album eckte er auf jeden Fall an, wahrscheinlich verprellte er auch ein gerüttet Maß an Zuhörern, und das sogar äußerst bewußt. Es sollte nicht das letzte Mal sein.
Cash hat einige sonderbare Alben in seinem Repertoire. Manchmal sind es persönliche Versuche, neue Bereiche auszuloten, manchmal saßen Produzenten im Chefsessel, die tolle Ideen hatten, die aber nicht funktionierten (nicht jeder kann ein Rick Rubin sein), und mitunter waren es ganz gute Ideen, die halt nur suboptimal umgesetzt wurden ... die Bandbreite ist groß. Reicht von dem Erzählerpart in dem (klassisch angehauchten) Orchesteralbum "The Lure Of The Great Canyon" (1961) bis hin zum klebrig-80er-synthi-lastigen Country von "Rainbow" (1985). Eigentlich mittelprächtig vom Inhalt her, aber trotzdem meiner Meinung nach arg unterbewertet ist das Album "Everybody Loves A Nut" (1966). 1971 wurde Cash zum selbsternannten "Man In Black"; im gleichnamigen Lied singt er "and why does my appearance always (bzw. 'seem to') have a somber tone", also "und warum meine Erscheinung immer düster wirkt". "Nut" dagegen ist der Beweis, daß er auch leichten bis skurrilen Humor kann ("A Boy Named Sue" war damals noch nicht erfunden, das Stück kam ein paar Wochen später). Das Album ist unendlich albern und handelt von übergeschnapptem Zeugs, und natürlich wurde es kein großer Erfolg, da Cash's "somber tone" die Oberhand behielt. Aber vielleicht gerade deshalb. Und alle singen mit. "Ich werde verschluckt von einer Boa Constrictor, von einer Boa Constrictor, von einer Boa Constrictor, ich werde verschluckt von einer Boa Constrictor, und Schlangen mag ich kein bißchen." Ähm, auf CD gab's das Album bislang nur bei einer Gelegenheit, der Gesamtausgabe der Columbia Alben.
Es gibt bislang vier Live-Alben, die Johnny Cash vor Gefängnisinsassen einspielte. Die ersten beiden, "At Folsom Prison" (1968) und "At San Quentin" (1969), gehören meiner Meinung nach eigentlich zusammen, sind beide auf einem ähnlich hohen Niveau ("Folsom Prison" ein Tick besser), verfügen über eine bemerkenswerte Atmosphäre und einen glänzend aufgelegten Johnny Cash. Muß man wenigstens mal gehört haben. Beide.
Nach Wiederaufnahme seiner Karriere bei Rick Rubins "American"-Label erschienen sechs reguläre Alben (plus die Sammlung "Unearthed"). Das wahrscheinlich herausragende Werk ist das letzte Album, das zu Cashs Lebzeiten veröffentlicht wurde, "American IV: The Man Comes Around" (2002). Kein wirklich ausgewogenes Album, aber das Album mit den deutlichsten Höhepunkten. Und gleichzeitig das Album eines Menschen, der sich während der Aufnahmen sehr bewußt war, daß seine Tage gezählt sind.
Und natürlich gibt's zwischen '69 und '02 noch einige Alben, die man sich sehr gut anhören kann. Wenn Cash mit "Johnny 99" (1983) Springsteen entdeckt, hat das was. "Rockabilly Blues" (1980) bringt zumindest die richtige Einstellung mit. Zumindest das erste Album der "Highwayman"-Supergroup (1984), gemeinsam mit WIllie Nelson, Waylon Jennings und Kris Kristofferson, kann man verkraften, auch wenn die Produktion arg gebügelt des Weges kommt. Sowie ohnehin alle frühen Aufnahme auf dem "Sun"-Label und generell alle der "American"-Reihe, aber das führt dann wohl doch zu weit.
Gruß
Skywise
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Empfehlen möchte ich den Columbo "Schwanengesang", in dem er die Hauptrolle spielt.
Coole Empfehlung; die muss ich mal auftreiben.
Cashs schauspielerischen Gastauftritte sind mir eigentlich gänzlich unbekannt. Ausgenommen eine Folge Simpsons, in der er einem mystischen Coyoten seine unverwechselbare Stimme leiht.
Na ja, "heiße Tips" ... wahrscheinlich keine, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht schon mal gemacht wurden.
Na gut, ich nehme auch lauwarme Tipps, wenn sie von dir kommen, Skywise. Denn bei so einem riesigen Oeuvre liegts ein bisschen in der Natur der Dinge, dass man, zumindest ich, nicht alles kennen kann. Und seien wir ehrlich, es wird auch viel Mittelmaß dabei sein; deshalb sind solche persönlichen Hinweise gern gesehen, damit man weiß, wo es sich zu entdecken lohnt.
In diesem Sinne will ich mir demnächst mal "Johnny 99" reinziehen.
Was ich mir sofort nach deiner Erwähnung schon zu Gemüte geführt habe: das Spaß-Album "Everybody Loves A Nut". Toll, dieses Kuriosum mal kennengelernt zu haben. Am lustigsten fand ich inhaltlich "The Singing Star's Queen". Musikalisch in Erinnerung geblieben ist nichts so richtig -- außer vielleicht "The One On The Right Is On The Left". Da bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Moral von der Geschicht -- "don't go mixin' politics / with the folk songs of our land"; "if you have political convictions / keep 'em to yourself" -- (halb-)ernst gemeint sein könnte oder nicht, dafür fehlt mir ein bisschen der historische Kontext. Das ist ja bis heute eine Ansicht, die manche Leute mit großer Ernsthaftigkeit durchaus vertreten. Aber das nur nebenbei.
Beim Thema Cash und humorvolle Lieder denke ich übrigens sofort an einen meiner Favoriten aus einer seiner Durchhänge-Phasen, so bescheuert, dass es schon wieder gut ist: The Chicken in Black - da wird dem Protagonisten ein Bankräuber-Gehirn implantiert und das Countrystar-Hirn landet in nem Huhn. Äh, ja...
Vom Spätwerk mit den "American Recordings" unter Rubin ist, da stimme ich zu, "The Man Comes Around" gewiss allein schon wegen -- Heinz sprach es auch an -- "Hurt" etwas Besonderes geworden. Das Video natürlich auch sehr berührend; wenn ich mich nicht täusche zeigt es die letzten öffentlichen Bewegtbilder von June Carter Cash.
In meinem persönlichen Geschmack steht da allerdings "American III: Solitary Man" ganz oben: Das Titellied, das U2-Cover, die "Country Trash" Neuaufnahme minimalistisch und mit tiefer Stimme -- ein paar Sachen, die mir nach Jahren noch in Erinnerung sind, obwohl ichs ewig nicht gehört habe...
Ich habe zwar das ein oder andere "Material" von Cash, aber hab noch keinen Song entdeckt, der mir wirklich nahe geht oder den ich nachspielen wollte.
Am ehesten spiele ich schon mal seine Version von "Sea of heartbreak" nach.
Nichtsdestotrotz bewundere ich sein Werk und sein Engagement und Schaffen und nehme mir konkret vor, demnächst mal wieder sein "At Folsom Prison" zu hören.
Gruß
Georg
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"Ja, ich hab einen Traum von einer Welt und ich träume ihn nicht mehr still:
Es ist eine grenzenlose Welt, in der ich leben will"
[Konstantin Wecker]
Oh, bei mir ganz anders. Als ich mit Gitarre anfing, war das E-Gitarren-Solo in "Folsom Prison Blues" ein gefundenes Fressen, weil es markant ist und Spaß macht, aber letztlich aus sehr wenigen Tönen auf den hohen Saiten besteht: Gut, sich am Raushören zu üben.
Und "I Walk The Line" hat mir beim Nachvollziehen der Musiktheorie geholfen: Alle Strophen haben ne simple 3-Akkorde-Harmoniefolge, aber es verschiebt sich von Strophe zu Strophe in der Tonart. Cooles Ding.
Viele Grüße
Viktor
Tummeln sich hier denn überhaupt noch Cash-Hörer unter euch? Wenn ja, habt ihr ein Lieblingsalbum, vielleicht einen heißen Tipp?
Ich bin seit Jahrzehnten Cash-Fan und werde es auch bleiben.
Habe hier im Johnny-Cash-Forum schon einiges geschrieben, Allerdings ist es schon länger her.
Ich habe folgende CD's: "Johnny Cash - Personal File", mit June "Carryin'On with Johnny Cash & June Carter",
"Johnny Cash at San Quentin" (unbedingt empfehlenswert!), "Johnny Cash behind Prison Walls" (CD mit DVD),
"Johnny Cash Out among the Stars", "I Walk the Line Johnny Cash" (Best of...) und das Beste "Cash Unearthed"
(5 CD's mit kleinem Buch).
Außerdem DVD's: "Johnny-Cash-Show" (Sehe ich immer wieder gerne, auch wegen der Gäste. Z. B. Kris Kristofferson,
Bob Dylan, Eric Clapton) und noch einige. Auch von den Highway Men (Willie Nelson, Waylon Jennings, Kris Kristofferson
und Johnny Cash). Und auch Johnny Cash in Montreux. Das ist alles durchwegs empfehlenswert. Außerdem habe ich
die Biographie "Cash" gelesen.
Alles "heiße" Tipps. Und natürlich gibt es auch anderweits kurze Schnippsel, die ich immer wieder gerne sehe.
Hier Johnny Cash und Bob Dylan, ein Ausschnitt aus "No Direction Home" ein Martin Scorsese Film über Bob Dylan.
Ein schönes Dokument ihrer Freundschaft.