ihr drei und auch einige andere Mitglieder dieses Forums habt mir mehr als deutlich gezeigt wie richtig es war, mich von Twitter ab- und diesem Forum zuzuwenden. So eine Qualität der Beiträge habe ich noch nirgendwo anders erlebt. Insbesondere dieses Forumthema hat es tatsächlich in sich, weil ich z. B. bei der Signatur von Barde sehr gut nachvollziehen kann, wie er es gemeint haben könnte. Andererseits finde ich auch die Einwände von migoe sehr nachdenkenswert.
Ihr werdet sehen, wenn ihr euch auch an meinem neuen Thema über den Text des Liedes "Polly Von", das Peter, Paul and Mary und später auch Chris de Burgh bekannt gemacht haben, beteiligt, dass sich ähnliche Gedanken wie in diesem Thema entwickeln werden. migoe hat, nachdem ich das Thema angestoßen habe, sich schon ausführlich dazu geäußert und ich habe bisher ganz absichtlich nur herausgelassen, dass meine Einschätzung ähnlich der von migoe ist, weil ich den "neutralen Boden" erst verlassen möchte, wenn ich noch mehr Einschätzungen, ohne Gesprächsinhalte meiner sehr spannenden Familiendiskussion herauszulassen, bekommen habe. Aber versprochen, ich lasse die Katze dann aus dem Sack und verspreche euch, es wird spannend!
Ich sehe seit Jahren, genauso wie Barde, die Gefahr des Abdriftens gesellschaftlicher Exkurse in inquisitorische Zustände, gleichzeitig sehe ich aber auch, wie migoe die Gefahr einer zunehmenden Bereitschaft, einander verletzen zu wollen. Das ist ein Spannungsfeld von unglaublicher Brisanz. Und natürlich gehört der Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit und das Besiegen von Ausgrenzung und Rassismus zu diesem Themenbereich dazu.
Die Einstellung des Einzelnen zum Thema Religion schiebt sich natürlich in den Vordergrund, wenn es um eure Signaturen geht. Ich selbst habe mich erst 2012 (lustigerweise offiziell am Karfreitag), von der christlichen Religion vollständig zurückgezogen. Ich kenne mich dort sehr gut aus und kann so manchen Diskurs in Sachen Religion mitgehen. Zu meinem ehemaligen Glauben gehörte allerdings schon immer die Auffassung, dass wenn es einen allmächtigen Gott gibt, muss er seine Schlachten schon selber schlagen können, weil er ja sonst nicht allmächtig wäre.
Wenn sich also z. B. eine demokratische Gesellschaft mehrheitlich verabredet, Schwangerschaftsabbrüche zuzulassen, kann es niemals richtig sein, dass ein Christ mit demokatiefeindlichen Mitteln dagegen vorgeht. Dasselbe gilt aus meiner Sicht aber genauso für den muslimischen, jüdischen, buddhistischen oder kommunistischen Glauben. Wenn jemand also an einen Gott glaubt, so muss er sich eben auch auf seine Allmacht verlassen und darf nicht denken, ER müsse Gottes "Krieger" sein. Mein Glaube war damals jedenfalls komplett aufgebraucht. Im Hinblick auf das Leben nach dem Tod kann von mir aus jeder denken oder glauben, was er will, solange ich nicht die Konsequenzen SEINES DENKENS tragen muss. In diesem Sinne empfinde ich z. B. Kruzifixe in Amtsstuben oder Schulen als unangemessen. Das sich ein Erdogan über das Ankokeln bedruckten Papiers derartig echauffiert und (angeblich) deshalb (und wegen angeblicher Terroristen) Schweden nicht in die NATO lässt, ist eines dieser unsäglichen Merkmale dieser Intoleranz, der eine Demokratie niemals, auch nicht unter Androhung von Atomwaffengewalt nachgeben darf.
Ich gebe migoe recht, dass man nicht einen gläubigen Menschen einfangen, ihn knebeln und fesseln und ihm mit Streichhölzern die Augen aufsperren darf, um ihn dann mit der Zwangsaufführung von "Das Leben des Brian" zur "Vernunft" bringen zu wollen, so amüsant ich diesen Film auch finde.
In diesem Sinne
Liebe Grüße aus Hamburg
martin

