Hallo miteinander,
ui, können wir das in Zukunft mit allen von Hannes' Übertragungen machen? Könnte mich stundenlang über kleine Nuancen unterhalten, haha.
Ich möchte ergänzen, was Hannes selbst im Textheft zu "Folk Friends 2" (1981) über seine Motivation zum Nachdichten schrieb:
Angesichts der allgemeinen und andauernden Bedrohung der Menschheit durch einen nuklearen Krieg wollte ich schon seit langem ein Lied zu diesem Thema schreiben. Als ich dann Eric Bogles Song hörte, spürte ich sofort, daß es vieles von dem enthält und ausdrückt, was ich sagen wollte. Zwar erinnert Eric Bogies Lied an die Schrecken des 1. Weltkrieges, aber ich meine, daß die Mechanismen hinter Aufrüstung und Kriegstreiberei immer noch dieselben sind. [...]
Interessant, was du zu den Zeilen sagst, Georg, mit denen du Schwierigkeiten hast.
Ich persönlich sehe das total anders (will damit dein eigenes Empfinden aber gar nicht absprechen, deine Äußerungen leuchten schon ein). Ich halte für Frieden zu "kämpfen" nämlich nicht für einen Widerspruch, sondern eine poetisch gute Ausdrucksweise; es gibt ja viele nicht gewalttätige "Kämpfe", Arbeitskampf, für etwas kämpfen -- da passt für mich auch, für Frieden zu kämpfen.
Und die Zeilen zu Verstümmelung usw. sind wahrlich irgendwie abstoßend (wie auch die von Lothar angesprochene Vergewaltigungs-Passage), aber wenn so ein Lied starke Gefühle hervorruft, umso besser.
(Übrigens, das bei YouTube meistgeklickte "Es ist an der Zeit"-Video [mit einer Slideshow irgendwelcher Kriegsgräber usw.] ist seit 1 Woche auf "ab 18" gestellt durch eine Automatisierung; ich nehme an, in irgendeiner Illustration hat die künstliche Intelligenz zu große Grausamkeit erkannt. Da ist die Beschränkung auf Bilder im Kopf vielleicht doch der bessere Weg.)
Insgesamt konnte ich persönlich immer beiden Liedern, Original und Übertragung, etwas abgewinnen, aber die hervorgerufene Stimmung ist jeweils wirklich ein wenig anders.
Den entscheidenden Unterschied sehe ich in dem, was auch Lothar schon erwähnte. Hannes' Refrain bezieht plötzlich "uns" ein, holt einen schlagartig in die Gegenwart.
Übrigens, auf dem schon erwähnten Folk Friends 2 gibts eine zweisprachige Version, gesungen von Finbar Furey (die Furey-Brüder brachten schon 1979 ihre Version von Bogles Song raus), Alex Campell und Hannes Wader.
Die Stropheneinteilung dürfte dort genau so sein, wie es Georg gerade /nicht/ gefallen dürfte, sprich, erst zwei englische, dann Hannes zum Abschluss - da gibt's also keinen "mute witness stand", aber eben die "Beinstümpfe" und "Kämpfen" für Frieden.
Jedenfalls ist diese Version gerade wie von Zauberhand bei YouTube aufgetaucht. Falls sie jemand noch nicht kennt / nicht ständig die Vinyl ausm Schrank holen möchte:
[youtube]
https://www.youtube.com/watch?v=s0Ph0RqZSlk [/youtube]
Viele Grüße
Viktor
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