Puuuh, Ihr geht ja da schon ziemlich ans Eingemachte !
Ich versuche zwar auch immer, die Zusammenhänge mit den Listen (Land / Bund) , Berechnung Überhang-/Ausgleichsmandate zu verstehen, und Niemeyer/d'Hondt sagen mir auch noch irgendwas, aber aktuell beschäftigt mich eine andere Frage viel mehr:
wie ist das Verhältnis CDU/CSU bei den Berechnugnen der Abgeordneten und intern bei Macht- und Postenansprüchen (Ministerien usw.) geregelt ?
Im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten wurde und wird dieses Mal die CSU vermehrt gesondert betrachtet, und sei es, daß Söder an der Elephantenrunde teilnahm, oder daß bei den Graphiken der Sitzverteilung die CSU oft einzeln aufgeführt wurde.
Im Verlauf des Wahlkampfes habe ich die ein oder andere Stimme gehört, daß sich vornehmlich die CSU gegen eine Verkleinerung des Bundestages ausgesprochen hat. Aufgrund der vielen Direktmandate kann ich mir vorstellen, daß sie fürchtet, in einem verkleinerten Bundestag durch Zusammenlegung von Wahlkreisen nicht ausreichend genug vertreten zu sein.
Dieses Zusammenspiel CDU/CSU mit Listenplätzen und Berechnungen habe ich nie ganz verstanden.
Meine bisher zur Wahl '21 zusammengetragenen statistischen Sammlungen bzgl. CDU/CSU besagen:
- CDU/CSU ist mit 196 Sitzen im Parlament vertreten.
- Davon 143 durch Direktmandate, 45 davon von CSU
- Wenn ich richtig informiert bin, holte die CSU 45 der 46 möglichen Direktmandate (Wahlkreis München-Süd ging an die Grünen).
- Schlagzeile im von
merkur.de : "116 Kandidaten ziehen aus Bayern ins Parlament nach Berlin". Bayern beheimatet ca 15% der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Somit würde dieses Verhältnis passen.
Auf einer Seite des BR
Abgeordnete Bayerns ist es noch etwas übersichtlicher zusammengefaßt, wie die 116 Kandidaten aus Bayern aufgeteilt sind:
CSU: 45 (die Direktmandate)
SPD: 23
Grüne: 18
FDP: 14
AFD: 12
Linke: 4
Da fast alle Wahlkreise eh an die CSU gingen und die Landesliste somit zur Hälfte abgearbeitet war, werden aufgrund der Zweitstimmen keine CSUler mehr nach Berlin geschickt werden, nehme ich an. Womit wir wieder bei den Überhang- und gerne auch Ausgleichsmandaten sind. Gibt es da Regelungen in den Verrechnungen mit den Ergebnissen der CDU in anderen Ländern, wenn es mehr Direktmandate gibt, als es laut Zweitstimme der CSU zusteht ?
Daß die CSU seit Jahrzehnten in den meisten Wahlkreisen Bayerns die stärkste Kraft ist, ist bekannt. Aber die CSU hat meiner gefühlten Wahrnehmung nach viel zu viel Einfluß auf die CDU, aber bei der Kanzlerkandidatenfrage wohl doch nicht. Da wundere ich mich, daß Söder scheinbar überhaupt keine Argumente oder sonstige Chance hatte, sich durchzusetzen. Auch aus der CDU-Basis aus anderen Bundesländern hätte er sicherlich mehr Zuspruch erhalten als Laschet. Die parteiinternen Machtspielchen und -kämpfe kann man als Außenstehender ja kaum nachvollziehen, aber in diesem Fall macht es für mich das Verhältnis CSU zur CDU noch undurchsichtiger.
Nicht, daß ich CDU/CSU den Wahlsieg gegönnt hätte, wobei ich mir bei der Wahl zwischen Pest und Cholera noch eher den Söder als Kanzler hätte vorstellen können als den Laschet, aber die Zusammenhänge interessieren mich schon.
Ich habe mich zugegebenermaßen noch nicht bemüht, nach irgendwelchen Verträgen, Gesetzen oder sonstigen Regularien zwischen CDU und CSU zu recherchieren, bin lediglich über die Landesliste gestolpert, aber gefühlt sind Vertreter der CSU und somit Vertreter Bayerns im Bundestag überrepräsentiert. Ich würde gerne andere Meinungen dazu lesen, die meine Wahrnehmung widerlegen. Oder unterschätze ich einfach die Bevölkerungszahl Bayerns, die sich auch in der Anzahl der Wahlkreise (jetzt zum Beispiel im Vergleich zu Sachsen mit nur 16 Wahlkreisen) widerspiegelt ?
Mein Vorschlag: CSU abschaffen und CDU in Bayern etablieren. Nicht, daß ich die dann wählen würde, aber das würde mein Leben punktuell schon vereinfachen
Gruß
Georg