Lieber Viktor,
ich war Ende November im „Utopia“-Konzert im Theater am Aegi in Hannover, zu einem Zeitpunkt, als die 7-Tage-Inzidenz schon hoch war, aber noch nicht so hoch wie jetzt. Das Konzert fand unter der 2G-Regelung statt und Masken mussten durchgehend, auch am Platz, getragen werden. Ich muss gestehen: Meine Vorfreude auf das Konzert war nicht besonders groß, zumal ich das Album „Utopia“ ziemlich enttäuschend fand (das letzte Album, das mich tief berührt hatte, war „Am Flussufer“). Letztlich ging ich trotz allem ins Konzert - nicht zuletzt, um die Karte nicht verfallen zu lassen (immerhin knapp 90 Euro - unter den Liedermachern dürfte Konstantin Wecker mittlerweile nach Herman van Veen die höchsten Ticketpreise verlangen; bei Wecker für mich - wie schon mal an anderer Stelle erwähnt - irgendwie unstimmig). Obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon „geboostert“ war, empfand ich die Vorstellung, unmittelbar hinter und neben mir fremde Menschen sitzen zu haben (es wurden keine Plätze freigehalten), unangenehm, sodass ich mich von meinem Stammplatz in der 1. Reihe in den recht leeren Rang verzog - was sich für mich als nette Erfahrung erwies, da ich es recht interessant empfand, mehr von der Atmosphäre im (etwa halbvollen) Saal mitzubekommen (unfassbar, wie viele Menschen während eines Konzerts mit ihren Handys zugange sind…).
Und das Konzert selbst? Das war dann im Kern so, wie ich es erwartet hatte bzw. wie sich Konstantin Wecker seit einigen Jahren artikuliert. Meine Eindrücke stimmen mit Deinen, Viktor, in einigen Punkten überein…
Viktor hat geschrieben: ↑Mo 29. Nov 2021, 17:12
- Es ist wirklich ein neues Programm, halleluja!
Ja, schon, wegen der neuen Lieder, wobei… - vieles hat er so oder so ähnlich auch schon in den letzten Programmen zwischen Wut, Zärtlichkeit, Poesie und Widerstand gesagt.
Viktor hat geschrieben: ↑Mo 29. Nov 2021, 17:12Am Ende hatte das neue Programm dann also doch keine Überraschungseffekte mehr.
Das wäre daher auch mein Fazit…
Viktor hat geschrieben: ↑Mo 29. Nov 2021, 17:12Der Schlagwerker, Daniel Higler, bereichert die Arrangements (nicht immer aber meistens) sehr angenehm.
Ja, das empfand ich auch so, insbesondere das Vibraphon gab den Stücken einen tollen, frischen Sound…
Viktor hat geschrieben: ↑Mo 29. Nov 2021, 17:12Also ich finde das Ablesen per se nicht schlimm (was Wecker ja auch immer schon von Liedtextblättern machte), aber in manchen Moderationen meine ich, gespürt zu haben, was Michael meint, wenn er vom "dozierenden" Eindruck spricht. Für mich wirkte es manchmal, besonders wenn viele Zitate irgendwelcher Denker Schlag auf Schlag fielen, wie ein etwas liebloses Referat bzw. ich konnte so schnell nicht alles verarbeiten.
Ging mir genauso. Ich finde durchaus, dass Konstantin Wecker ein sehr guter Rezitator von Lyrik ist, nicht nur seiner eigenen, aber diese referatsartigen Lesungen entfalteten - zumindest bei mir - nur wenig Wirkung und wirkten auf mich - im Gegenteil zu einem Großteil des Publikums, das ziemlich begeistert schien - recht… nun ja, platt. Letztlich ist mir der blaue Himmel in Weckers Utopia dann doch zu blau - ein paar Schönwetterwölkchen könnte er ruhig thematisieren, um seinen Gedanken etwas mehr Substanz zu verleihen…
Viktor hat geschrieben: ↑Mo 29. Nov 2021, 17:12Auf ein paar abgenudelte Songs könnte ich dann doch verzichten, z.B. auf "Gracias a la vida" oder "Caruso", die beide in den letzten Jahren sehr häufig in den Zugaben waren. Und ich mag beide. Aber böten sich nicht andere Stücke an?
Fany Kammerlander ist großartig, aber warum sie immer und immer wieder „Gracias a la vida” singen muss, verstehe ich nicht. Vielleicht liegt’s auch an meiner Unfähigkeit, das Lied von Mercedes Sosa zu trennen. Ich fand Fanys Interpretation wenig inspiriert, übrigens genauso wie die erwartbare „Improvisation“ in „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“.
Viktor hat geschrieben: ↑Mo 29. Nov 2021, 17:12Entweder ich spinne oder da kam bisweilen was vom Band (also zusätzliche Elemente).
Was bin ich froh und erleichtert, dass Du das schreibst - mir ging es nämlich genauso und ich zweifelte schon an mir und meinen Ohren. Genauer als Du kann ich meine Höreindrücke auch nicht einsortieren, aber ich bin mir wie Du sicher: Da kam was vom Band… oder sonst wo her…
Übrigens: Gestern startete bei Reservix der Vorverkauf zur „Jubiläumstour zum 75. Geburtstag“. Ich hatte schon eine Karte für das Konzert in Hannover im Warenkorb (für 88 Euro!), als mir ein- und auffiel: An dem Tag bin ich ja schon bei Reinhard im Konzert. Eine weitere Anfahrt würde ich aktuell für Konstantin nicht auf mich nehmen..
Liebe Grüße von Hannover in den Norden
Marc
PS: Anbei noch ein Foto von mir und der Bericht aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung…
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