mein Sohn kommt am Wochenende nach Leipzig, weil er das Fußballspiel RB Leipzig - SC Freiburg sehen wollte. Er hatte im Vorfeld schon gezweifelt, ob er da wirklich hingehen soll und jetzt wurde ihm die Entscheidung abgenommen.Mich interessiert, wie Ihr zu dieser ganzen Corona Virus Epidemie Sache steht. Wie findet Ihr es, dass größere Konzerte und Veranstaltungen verboten wurden? Denkt Ihr, diese Maßnahmen sind übertrieben oder vielleicht sogar noch nicht ausreichend?
Darum geht es nicht allein. Es geht darum, andere nicht anzustecken. Die Sache einzudämmen.Ich persönlich habe keine Angst vor dem Virus. Wenn ich es kriege, dann kriege ich es. Ob ich gesund genug gelebt habe zeigt sich dann, wenn mein Immunsystem funktioniert. Fertig.
Bei der jährlich wiederkehrenden Grippe handelt es sich um eine bekannte Gefahr die sich einigermaßen einschätzen lässt. Durch vorbeugende Impfungen kann sich die Bevölkerung auch darauf vorbereiten. Insofern sehe ich es so, dass die Gesellschaft mit einer bekannten Gefahr besser umgehen kann.Über Jahre hinweg hat man in Deutschland 20.000 Grippetote nicht wirklich für erwähnenswert oder allenfalls mal als Randbemerkung mitbekommen, die an Grippe erkrankten Personen war statistisch wahrscheinlich völlig uninteressant... Bei Corona hat man den Eindruck, das der Weltuntergang naht ähnlich wie im Mittelalter mit der Pest.
Genau das ist für mich auch einer der wichtigsten Gründe, warum wir alle diese Situation nicht locker nehmen dürfen.Aber man sollte auch daran denken, dass es noch andere Erkrankungen und Notfälle gibt. Soll es soweit kommen, dass
Ärzte entscheiden müssen, wem sie helfen?
Machen das noch andere Künstler so?Dota Kehr hat geschrieben:Wir empfehlen allerdings den Leuten, die zur Risiko-Gruppe gehören, vom Konzertbesuch abzusehen und bieten die Möglichkeit an, Karten zurückzugeben. In dem Fall bitte eine mail an booking@kleingeldprinzessin.de (am besten im Betreff schreiben, wo die Karten gekauft wurden unsere Webseite/eventim/bons).
------DB Presseerklärung vom 10.03. hat geschrieben:Kulanzregelung [...]: Kunden, die ihre [Italien-]Reise nicht mehr antreten möchten, können ihren Fahrschein kostenfrei erstatten lassen. Gleiches gilt ab sofort für Reisende mit einer Fahrkarte der DB, bei denen der konkrete Reiseanlass aufgrund des Coronavirus entfällt (z.B. offizielle Absage einer Messe, eines Konzerts, Sport-Events o.ä.). Die kostenfreie Erstattung gilt auch für den Fall, dass ein gebuchtes Hotel im Zielort (ggf. im Ausland) unter Quarantäne steht. Wir bitten betroffene Kunden, sich an die Verkaufsstellen und die Kundenservice-Kanäle der DB zu wenden.
Ja, diese 1000-Leute-Grenze ist schon interessant. Klar, der Zweck ist Ausbremsung und nicht 100%ige Sicherheit; deswegen muss man sich gar nicht darüber lustig machen.
Das geht mit auch auf dem Senkel und ich bin nicht gerade optimistisch, das sich das trotz oder wegen Corona ändertViktor hat geschrieben: ↑Do 12. Mär 2020, 12:50Es ist auch irgendwie heuchlerisch, wenn wir als Gesellschaft immungeschwächte Menschen mit Nies-Protokoll und Verzicht aufs Konzert schützen wollen, aber das Pflegepersonal, das mit solche Menschen beruflich zu tun hat, oft sogar halb-offiziell gesagt bekommt, mit Erkältungssymptomen kann man ruhig zur Arbeit kommen.
Eine aspekte-Sondersendung - mit dem Schriftsteller und Arzt Jakob Hein, der Musikerin Dota Kehr und dem Journalisten und Blogger Sascha Lobo.
Beitragslänge:44 min
Datum: 20.03.2020
Video verfügbar bis 20.03.2021
aspekte
Corona und die Kultur
Was bedeutet das Virus für die Branche?
"May we live in interesting times" – mögen wir in interessanten Zeiten leben, so lautete das Motto der letzten Kunst-Biennale in Venedig. Das klang schon letztes Jahr verdächtig nach einem Fluch. Aber jetzt hat sich der Fluch gegen den Fluchenden gerichtet. Die Börse ächzt, globale Handelsketten reißen. Die Welt ist aus dem Tritt.
Weil Kultur nun mal eine zutiefst soziale Angelegenheit ist, trifft die Notwendigkeit zur Vereinzelung den Kulturbetrieb besonders hart. Wirtschaftlich - viele Selbstständige und freiberufliche Künstler stehen vor der Erwerbslosigkeit -, aber auch künstlerisch. Die Krise wird deutliche Spuren hinterlassen: bei Kinos und Clubs, Filmstudios und Kultureinrichtungen.
Gesellschaftlich sind die Folgen kaum zu ermessen. Was wird aus einer Konsumgesellschaft, die nur eingeschränkt konsumieren kann? Wird sich die zaghafte Welle der Solidarität verstärken? Oder wird das gehortete Klopapier zum Menetekel unseres Landes? Entschleunigung und Rückzug ins Private sind das Gebot der Stunde. Philosophen wie Martin Heidegger betonen gerne, dass das Zurückgeworfensein auf das eigene Ich zu einem Erkenntnisgewinn führt. Wenn man es denn mit sich aushält. Sollten wir etwa klüger aus der Krise hervorgehen? Oder werden wir uns wünschen: "May we live in ordinary times"?
Diese und weitere Fragen diskutiert Jo Schück mit dem Schriftsteller und Arzt Jakob Hein, dem Journalisten und Blogger Sascha Lobo und der Musikerin Dota Kehr.
Musik im Studio:
Dota Kehr mit "Bunt und Hell"
Digitale Kultur in Zeiten von Corona:
Verwaiste Konzerthäuser, brach liegende Bühnen, geschlossene Museen. Virtuell können viele Häuser weiter besucht werden. Vom digitalen Schlendern durch die Vatikanischen Museen bis zum Erforschen eines antiken Friedhof ist sehr vieles möglich. Allen, die ihrer Liebe zu toten Objekten nicht entsagen wollen, bietet europeana.eu Zugang zu über 50 Millionen Artefakten und absolut sterilen Online-Ausstellungen - zum Beispiel zur europäischen Fest-Kultur und - natürlich - Beerdigungen. Johan Holten, der Direktor der Kunsthalle Mannheim, stellt auf Twitter jeden Tag ein Werk seiner Sammlung vor. Begonnen hat er mit dem Portrait eines klassischen Risiko-Patienten. Noch mehr Kunst, gibt’s in der Digitalen Kunsthalle von ZDF-Kultur - aktuell mit einer Felix Nussbaum-Ausstellung und einer neuen Ludwig van Beethoven-Schau. Musik gibt es natürlich auch: Jeden Abend streamt der Pianist Igor Levit ein Hauskonzert, der rbb überträgt Carmen aus der gespenstisch leeren Staatsoper Berlin. Die Berliner Philharmoniker sind bereits weiter. Ihre digitale Konzerthalle ist prall gefüllt mit Archivaufnahmen - der Zugang für die kommenden Wochen kostenlos. Überall wird gelesen, gestreamt, gepodcastet. Eröffnet sich die Chance auf neue digitale Kulturformate? Kann das Netz den Besuch vor Ort ersetzen? Oder kommen die Menschen dank staatlich verordneter Langeweile etwa auf die verrückte Idee, jetzt selbst kreativ zu werden? Auch darüber wird Jo Schück mit seinen Gästen sprechen.
Damals hatte NRW ca. 350 Fälle und Bayern irgendwas um 250 (wenn ich mich recht erinnere).Bei meinem Hausarzt hängt jetzt schon ein
Schild "Patienten, die in Krisengebieten waren (Italien, Nord-Rhein-Westfalen usw.) dürfen nicht eintreten.
Ja, so ist es. Inzwischen hat NRW knappe 30.000 Infizierte und Bayern gute 38.000. ABER, ich vermisse immer die Zahl der wirklich aktiven Fälle. So sind in NRW bereits über 18.000 (gestorben 874 )genesen und in Bayern über 17.000 (gestorben 1.315). Langsam sollten in den Statistiken die aktivenInzwischen ist fast ein Monat vergangen seit dem letzten Beitrag von Rex2005 zu diesem Thema und wir alle wissen, es ist viel viel viel schlimmer gekommen, als wir es uns vorstellen konnten und es wird eine relativ lange Zeit dauern, bis wir wieder ohne Angst und Abstand leben können.
Dieser Teil des Gesprächs hat mich sehr nachdenklich und betroffen gemacht. Wie kann jemand diese Einstellung haben, und das dann auch noch offen aussprechen, ohne sich in Grund und Boden zu schämen. Armut und Unsicherheit kann nach meiner Überzeugung keine gute Grundlage dafür sein, kreativ und "gut" zu sein. Ich denke, wer so argumentiert (oder denkt), dem fehlt es an Mitgefühl und Anstand (ja, ich weiß, ein sehr schwer zu definierender Begriff, ich verwende ihn im Sinne von "was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem Andren zu")Welche Folgen hat das für die jungen Leute?
Einer der unsinnigsten Sprüche ist, wenn jemand sagt: Künstler sind nur dann gut, wenn sie arm sind. Warum sollte jemand besser komponieren, wenn er hungrig ist? Künstler müssen genauso leben wie alle anderen Menschen auch. Für viele Musiker ist die Situation im Moment kritisch, weil der überwiegende Teil der freien Musiker von Monat zu Monat lebt. Sie haben keine Rücklagen, sind auf Auftritte angewiesen. Lange halten sie einen solchen Zustand nicht durch. Natürlich machen sich viele in dieser Situation Gedanken über die Zukunft.
Im Prinzip sehe ich Künstler auch als selbständige Unternehmer, die den Regeln des Marktes ausgesetzt sind. Sie müssen sich ebenso dem Angebot und der Nachfrage stellen, sich kranken-und rentenversichern und ihre Familien ernähren. Wenn es speziell für diese Corona-Zeit staatliche Hilfen gibt, muss es auch für alle Künstler Hilfe geben. Aber ich sage auch, was für alle anderen Unternehmer und Einzelselbständige gilt - wenn es nicht reicht, gibt es für alle und zu den gleichen Bedingungen Sozialhilfe, die jeder in Anspruch nehmen kann. Es gibt unzählige Männer und Frauen, die von anderen Jobs geträumt haben, als den, den sie vielleicht zur Zeit oder schon jahrelang machen, um einfach nur Miete und sonstige Kosten zu bezahlen und trotzdem auch noch auf Sozialhilfe angewiesen sind. Ich finde es manchmal gerade von Künstlern sehr überheblich und arrogant, zu sagen, Sozialhilfe beantragen wäre unter ihrer Würde. Heißt es doch, dass sie Teile ihres Publikums für würdelos halten. Was aber Corona sehr deutlich macht und dringend notwendig erscheint, ist das sich Künstler in einem (großen) Berufsverband organisieren müssen, um eine Lobby zu haben. Dazu fehlt eigentlich auch eine Definition, wer sich Künstler nennen darf und wer nicht. Es gibt ja nicht wenige - z.B. Musiker, die irgendwo für knapp 500 € angestellt sind um versichert zu sein, ansonsten aber selbständig sind. Da dürfte es schwierig sein, wenn man sich die vielen Egos vorstellt und die vielen Bereiche vom Kleindarsteller bis zum Großveranstalter, die unter einen Hut gebracht werden müssten. Die momentane Situation ist vergleichbar mit der Wende als die Künstler auch von einem Tag auf den anderen ohne Auftritte da standen. Da waren nur die ostdeutschen Künstler nicht systemrelevant, heute müssen alle erkennen, dass sie dem Staat und der Politik nichts aber auch gar nicht bedeuten.migoe hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:56Ich kenne Menschen, die sagen, dass Künstler keinen Anspruch auf staatliche Hilfen oder Kredite haben sollten, um die Krise zu überstehen, weil sie sich bewusst für die "Selbstständigkeit" entschieden hätten und das dann "dazu gehören würde", sich alleine duchzuschlagen. Wer diesen Weg wählt, müsste halt damit rechnen, auch mal eine Krise zu überbrücken