Hallo Viktor,
dieser Artikel ist mir durchgerutscht, also vielen Dank für Deinen Tipp
Viktor Zitat: ↑Mo 16. Mär 2020, 10:20Was haltet ihr von dem Artikel?
Also, er ist gründlich recherchiert.
Ich halte den Artikel nicht für gründlich recherchiert, aber zumindest erkenne ich, dass der Autor Michael Ebmeyer es grundsätzlich "gut" mit Reinhard Mey meint. Er verortet ihn politisch einfach mal so in einer bestimmten Richtung, der er scheinbar für die passende hält:
Um es gleich klar zu sagen: Reinhard Mey ist kein Rechter. Zwar ist er auch kein linker Agitator, kein Degenhardt, kein Süverkrüp, aber immerhin ein Kumpel von Hannes Wader und Konstantin Wecker und irgendwie doch links – oder wie er selbst sagt: "Wenn links das Gegenteil von rechts ist, ja. Wenn es links ist, Solidarität mit den Schwächeren nicht nur zu zeigen, sondern auch zu leben, dann ja." ... Und ich denke, wir dürfen uns Reinhard Mey insgesamt als einen sozialdemokratisch gesinnten Menschen vorstellen.
Er leitet seinen Artikel aber damit ein:
Viel ist von der "Mitte der Gesellschaft" die Rede. Die AfD sieht sich dort verwurzelt, Friedrich Merz sowieso, aber auch eine "wehrhafte Demokratie" soll sich von dort aus erheben, nachdem die rassistischen Morde von Hanau sie mal wieder aus ihrem Schlummer gerissen haben. Wer in Deutschland die "Mitte der Gesellschaft" für sich beansprucht, der will herrschen. Die "Mitte der Gesellschaft" ist ein gefährlicher Ort.
Für mich liest sich das so, als ob der Autor Reinhard Mey politisch "in der Mitte" verortet, obwohl sich Mey nach eigener "Aussage" eher "links" sehen würde. Nun nimmt er an, wenn Parteien wie die A f D sich selber "in der Mitte" sehen und ihre Gedanken und Ideologie mit Texten von "linken" Künstlern in Einklang gebracht werden könnten, dann wären diese Künstler ja auch "Mitte" und man wäre somit ja quasi "auf der selben Seite".
Die (kranke und verdrehte) Logik dahinter wäre dann sozusagen:
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Reinhard Mey hat ja schon damals gesungen, wie faul und verlogen die Politiker sind, und wir meinen das heute auch, und deshalb muss das ja stimmen, denn Reinhard Mey ist beliebt und wer die Lieder von Reinhard Mey mag, der kann ja nicht gegen uns sein.[/box]
Hier sehe ich wie Du, Viktor, einen Denkfehler, denn er nimmt Textstellen, die in einer bestimmten Zeit und mit einem ganz bestimmten Kontext geschrieben wurden, und transportiert sie in die Gegenwart, ohne eben diesen Kontext zu berücksichtigen. Es geht halt nicht, einfach so einen Satz aus irgendeinem Lied/Text zu nehmen und Jahrzehnte später genau diesen Satz als Beispiel/Beleg für irgendetwas herzunehmen, was heute geschieht.
Sehr viele Texte von Reinhard Mey müssen im Zusammenhang ihrer jeweiligen Entstehungszeit gesehen werden. Auch "Über den Wolken" kann heute im Zeichen von FridaysForFuture und Klimawandel durchaus mit anderen Augen gesehen werden wie zu der Zeit, als es geschrieben wurde. Es gibt bestimmt Menschen, die sich darüber aufregen, dass er singt "In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen" und ihm unterstellen, er würde damit den Einsatz von Verbrennungsmotoren romatisieren oder solche Sachen
Natürlich kann man bei einzelnen Liedern/Texten Aussagen finden, die man gut findet und andere, an denen man sich reibt. Das gilt auch für andere Texte, z.B. Stellen aus der Bibel, die vor über 2000 Jahren geschrieben wurden und Regeln sowie Gebote und Verbote enthalten, die heute nicht mehr in unsere Gesellschaft passen. Wer natürlich meint, JEDES geschriebene Wort ist immer genau in dem Zusammenhang verfasst worden, den man selber gerade sieht, der kann sich damit auch JEDE Aussage zueigen machen oder sich davon distanzieren, je nachdem, wie es ihm gerade gefällt.
Reinhard Meys Werk ist so unendlich viel größer und kostbarer und sollte nicht in dieser Art und Weise aus dem Zusammenhang gesehen werden, denn wer sich mit den Liedern/Texten des Dichters beschäftigt, lernt sehr viel Persönliches vom Menschen Mey kennen und kann auch erkennen, wann ein Text mit einem Augenzwinkern geschrieben wurde und wo der eigentliche Kern/die eigentliche Botschaft liegt.
Viktor Zitat: ↑Mo 16. Mär 2020, 10:20Es war nicht meine Absicht, Reinhard 100% zu verteidigen
Das muss Dir nicht unangenehm sein
verdient hat er es auf jeden Fall!
Ich habe dazu noch so viele Gedanken, werde aber erstmal in die Kommentare zum Artikel schauen...und mich vielleicht später noch einmal äußern.