Lieber Barde, lieber Carschti,
mal wieder ein sehr interessantes Thema, das meine Gedanken mal wieder anregt:
diese Email mit der Werbung für Live-CD habe ich nicht bekommen, aber wenn der Originaltext tatsächlich soviele inhaltliche und sprachliche Schwächen enthält, dann schenke ich ihm eh kaum Beachtung.
Woher kommt die Behauptung, daß das Lied aus dem Jahr 1989 stammt ? "Sei wachsam" erschien auf "Leuchtfeuer" erstmalig 1996. Ich glaube kaum, daß Reinhard Mey es solange ungesungen in der Schublade liegen ließ.
Daß Lieder dann von verschiedensten Leuten und Organisationen instrumentalisiert werden, ist sicherlich nicht im Sinne des jeweiligen Autors, aber diejenigen, die sich für die wahre Quelle eines Textes interessieren, sind auch schlau genug, diesen ihrem eigentlichen Sinn entsprechend einzuordnen. Die Leute, die versuchen, fremde Texte für ihre anderwertigen Ziele und Ansichten zu mißbrauchen, sind eine Sache. Aber bedenklich finde ich es auch, Texte, die einem wichtig erscheinen, unreflektiert zu konsumieren.
Ein weiteres Beispiel fällt mir ein: die Farce um das angebliche Gedicht von Tucholsky: "Wenn die Börsenkurse fallen". Das Gedicht hat Tucholsky nie geschrieben und es stammt auch aus einer viel späteren Zeit.
Es lohnt sich also aus meiner Sicht immer mal, den Ursprüngen und Entstehungen diverser Texte auf den Grund zu gehen, bevor man sie glaubt. Das Problem ist natürlich, und dabei habe ich mich auch oft selbst ertappt, daß ich eben auch gerne nur einer Quelle erstmal glaube, und erst bei größerem Interesse genauer hinterfrage.
Aber ich finde, daß es schon ein gewisses Maß an Eigenverantwortung für seine Wissensquellen geben sollte, und auch dafür, ob und wie die Informationen, die man gesammelt hat, weitergegeben werden. Und genau da habe ich in unserer Gesellschaft arge Bedenken, daß das so einfach möglich ist. Ob die Medien, die wir konsumieren, nun glaubhaft sind oder nicht, ist eine Sache. Es bleibt eben nur, wachsam und kritisch zu bleiben bei den Informationen, die einen nicht aus erster Hand erreichen.
Ich werde das Lied weiterhin bei meiner Straßenmusik spielen, und ich bin mir ziemlich sicher, daß ich deshalb nicht in irgendeine rechte Schublade gesteckt werde, unabhängig davon, ob sich die Passanten noch andere Lieder von mir anhören.
Mein Vorschlag: bleibt wachsam !
Viele Grüße,
Georg