fille schrieb:
Aber wie gibt's das? :frage:
Eigentlich ganz einfach. Zwei Möglichkeiten:
a) Schaumschläger.
Bereits beim letzten Album wurden einige Wochen (!) im Voraus die ersten Besprechungen bei Amazon gesichtet. Inhalt: Blabla, was Reinhard Mey war, daß er bislang tolle Alben abgeliefert hat, also muß das neue auch ein Hit sein - fünf Sterne, Inhalt: null.
Kommt in den besten Familien vor, und vor allem bei amazon, da man die Chance hat, Gutscheine abzuräumen, wenn man als erster eine Rezension einstellt.
b) Vitamin B-Ausnutzer
Diese erkennt man daran, daß ihre Besprechungen meist Hand und Fuß haben. Dazu folgender kleiner Exkurs:
Viele Plattenfirmen haben es sich angewöhnt, einige Wochen vor Erscheinen eines viel versprechenden Albums einige Kost- bzw. Kotzproben an bestimmte Schnittstellen weiterzugeben, wie etwa Radiostationen, Fachhandel, Fachpresse etc., damit diese nach Möglichkeit bereits vor Erscheinen mächtig die Werbetrommel rühren können. Einzelne Kaufhäuser können dann schon mal die Lieder im Hintergrund dudeln lassen und die Fachpresse kann sich zeitig auf diese Exemplare stürzen, denn die meisten Musikzeitschriften werden im Monatsrhythmus aufgelegt; wenn das Album am 20. 6. erscheint, ist bereits vieles in der Musikredaktion gelaufen, so daß die Gefahr besteht, daß der Artikel erst im Juli fertig wird, und das bedeutet: erst im August erscheint. Also bemüht man sich, diese Leute bereits so früh wie möglich darüber zu informieren, was man demnächst auf der Pfanne hat.
Bei diesen Kostproben unterscheidet man Promo- und Rezensionsexemplare. Rezensionsexemplare sind im Prinzip das Endprodukt, das der Besprecher so erhält, wie es später auch im Laden stehen wird. Promo-Exemplare sind dagegen meistens etwas Spezielles, einfacher und / oder bunter gestrickt, da es sich um besondere Auflagen des Albums handelt. In den meisten Fällen ist der Inhalt des Albums mit der endgültigen Fassung identisch, allerdings unterscheidet es sich drastisch bezüglich der Optik oder der Ausstattung des Pakets, sprich: das Booklet fehlt zum Beispiel, dafür liegt dann ein nett gefalteter Zettel mit Promo-Informationen drin, Infos über Interpret, seine Absichten bezüglich des Albums, ein bißchen Lobhudelei, Zahlen, Daten, Fakten, das übliche Blabla.
Einige Promoexemplare weisen auch inhaltlich deutliche Unterschiede zum Endprodukt auf, da gibt es schon mal Abweichungen bei der Trackliste (ein Titel mehr, ein Titel weniger, andere Titelreihenfolge) oder aber - so ziemlich das Übelste, was einem Kritiker passieren kann - es werden nur die Geizhals-Promos rausgegeben, d. h. die einzelnen Titel (oder nur eine Auswahl der Titel) werden nur für eine kurze Zeit angespielt und das war's. Bei einzelnen Promo-Exemplaren gibt es sogar noch Audiokommentare der Interpreten ... wie gesagt - ein weites Feld.
Aus diesem Grund sind Promo-Exemplare übrigens in Sammlerkreisen teilweise sehr begehrt.
So, nach diesem Exkurs:
Wenn dieser Rezensionsschreiber kein Schaumschläger ist, ist also die Wahrscheinlichkeit recht groß, daß er Zugriff auf ein Promo- oder Rezensionsexemplar hatte und dieses Wissen direkt einbringen konnte.
Gruß
Skywise,
der auch schon mal in den Genuss von Promo- und Rezensionsexemplaren kam und daher auch schon mal früher als andere schlauer war