Die Offene Wunde, Low Budget, Köln (am 2. Samstag im Monat September-Mai)
Hier noch der vierte und letzte Auftritt meiner diesjährigen März-Open-Stage-Tour: Von dieser Veranstaltung hatte ich schon vor Jahren gehört, und ich wollte da schon immer mal hin. Proppenvoll, mitten im Belgischen Viertel (der Reeperbahn Kölns), und obwohl ich diesen Auftritt bewusst auf NACH Aschermittwoch gelegt hatte, war die Stimmung (aus der Sicht eines Karnevalsmuffels wie mir) kaum depressiver, als sie am Rosenmontag sein könnte...
Um all diese kölsche Fröhlichkeit zu ertragen, gab es nach dem Auftritt pro Künstler(formation) übrigens 5 Getränkemarken, die für 1 Liter Kölsch gereicht hätten, um Deine Frage, Viktor, nach Gage und Verpflegung zu beantworten...
Dank der Aussicht auf diese Getränkemarken, und dank meines Ex-Roadies Ecki (der in Köln lebt und mir mehrere weitere Kölsch ausgegeben hat) war meine Gitarre diesmal übrigens ausnahmsweise gestimmt, und ich habe mich auch kaum versungen...
Außerdem, der Kollege aus Malaysia (Offene Bühne im Verlängerten Wohnzimmer) war auch im Low Budget wieder dabei, was mich sehr gefreut hat!
Und Liedermaching-Kollege Ossi Guitar, der an dem Abend ebenfalls dabei war und dem ich spontan eine meiner CDs geschenkt hatte, hat sich vor ein paar Tagen (da er selbst keine eigene CD zum Tauschen hat) mit dieser Plattenkritik bedankt:
"Mit "DIE ZEIT" legt cARSCHTI, der einst als Liedermacher von Marburg in die Welt hinaus zog, ein kurzweiliges, aber intensives Werk vor. Wer ihn schon mal live erleben durfte, weiß um seine Wortgewandheit, seine Zitier-freudigkeit und Afinität zu Tom Waits, Pippi Langstrumpf u.ä., cARSCHTI entpuppt sich in den 12 ZEIT-songs aber wahrlich als echte Zitatenschleuder und lyrische Schnellfeuerwaffe. Bereits im ersten Lied, "Hühnernudeltopf" gibt es ein lyrisches Stakkato vom Ladendiebstahl previligierter Mädchen hin zum Wunsch nach Kleinfamilienunternehmen mit 2 Söhnen, wovon einer doch bitte Reinhard Frederik heißen soll...Ach ja, die Reinhard Mey-Anspielungen gehen auch im zweiten Lied weiter, stes originell und mitreissend. Manchmal schlüpfrig, doch immer auf sprachlich apetitlichem Nevau gelangt man schließlich bei Track 4 ins "Hamsterrad"- eine kleine Überraschung, weil cARSCHTI anscheinend hierbei, und später noch bei andern Songs, eine i-phone (?)- Gitarrenapp verwendet, die im Gegensatz zu ihm höchst präzise spielt und auch etwas von einem Kinderklavier hat, und doch irgendwie wohlklingend haarscharf am Trash vorbei schrammt. Textlich ist alles sehr alltagspoetisch, erwartungsgemäß-bis oríginell gereimt und immer, immer im Fluss (zwischen Marburg, Biedenkopf, einem "Schulhof in Trier" und natüprlich Berlin...). cARSCHTI schlüpft in die Rolle von Heimkindern, besingt weinende Siegessäulen, die Servicewüste Deutschland und ist dabei immer dieser kauzige Kumpel mit der Gitarre, die jeder irgendwo hat...Auch klingt er mit seiner leicht brüchigen, gar krächzenden und schweren, aber angenehmen Stimme bei Zeiten nach einem Straßenmusik-Punker aus den 80ern. Diese Musik zu hören ist eine Herausforderung, weil ständig der Gedanke aufblitzt: "WOHER KENN ICH DAS JETZT, VERDAMMT", wobei Akkorde und Melodien sich am feinsten bedienen, was man so komoponieren kann! Im letzten Lied dann die passende Tom Waits-Hommage, für alle, die sich schon mal gefragt haben, was Pippi L., Thommi & Annika denn HEUTE so tun. cARSCHTI live zu sehn heißt schmunzeln, singen und gebannt sein, cARSCHTI auf Platte ist purer Genuss, gerne abends bei nem Glas Wein auf ner guten Anlage, und gerne auch Sonntags!...eigentlich immer! ...man braucht nur "DIE ZEIT". OSSI GUITAR, one män pank band"
Freut mich echt, und Open-Stage-Auftritte bringen eine Menge neuer Erfahrungen, Eindrücke und Kontakte, auch wenn es an Geld & Gagen natürlich in der Regel mangelt...
Aber, Eure Erinnerungen, Eure Erlebnisse, Eure Glücksgefühle könnt Ihr mit ins Grab nehmen, Euer Geld und Eure Gagen nicht...
LG cARSCHti
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)