
Teaterkahn im Liederwahn
Moderation: Antje Kühlmorgen und Peter Eichler. Ein Abend von
Deutschlandfunk und MDR Figaro in Zusammenarbeit mit dem
Theaterkahn/Dresdner Brettl
Regy Clasen kommt aus Hamburg. Deshalb ist sie noch lange keine kühle Blonde. Im Gegenteil. Herzenswärme ist ihr eigen - bestens nachzufühlen und zu hören auf ihrer aktuellen CD "Wie tief ist das Wasser" . Die 33-jährige ist eine der hoffnungsvollen Soulstimmen in unserem Lande, die
uns vergessen lässt, dass Soul und "deutsch" nicht immer eine glückliche Verbindung sind. Langsam verliert Regy Clasen auch den Status des "Geheimtipps" , der durchaus ein Stigma sein kann. Die heimatliche Hamburger Presse beginnt sie zu lieben und auch über hanseatische Grenzen
hinaus findet sich Lob schwarz auf weiß zum nach Hause tragen. Und wie schrieb eine Tageszeitung: "Regy Clasen ist eine Sonntagslaune der Evolution, die gern in schlecht gelüfteten Klubs überwintert." Freuen Sie sich mit uns auf ein Konzert voller Seele mit einer wunderbaren jungen Sängerin.
Stephan Sulke ist 61 und seine Uschi 23. Wohlgemerkt "Uschi" ist sein erfolgreichstes Lied. Als er 1982 dieses "Uschi, mach kein Quatsch, Uschi, sei doch lieb zu mir" nuschelte, hatte er schon 20 Jahre auf der Bühne hinter sich. Seit 1974 allerdings ohne Pseudonym und unter seinem
richtigen Namen. 13 Jahre bestimmte Stephan Sulke das Geschehen in der deutschen Liedszene mit, bevor er sich 1987 zurückzog. "Zu viel Ego, zu viel Leere" , ließen ihn 12 Jahre Pause machen. 1999 konnte er dem Zug auf die "Bretter, die die Welt bedeuten" allerdings nicht mehr widerstehen und kehrte mit neuen Liedern auf die Bühne zurück. Ein Glück für uns, denn nun können wir ihn am 20. Mai auf dem "Theaterkahn" begrüßen.
Soviel konnte ich der Ankündigung unter www.theaterkahn-dresden.de entnehmen. Dieses Minitheater (216Plätze) auf einem fest verankerten Elbkahn ist für gute Kost bekannt.
Spät entschlossen stand ich also 10 Minuten vor Veranstaltungsbeginn auf dem schwankenden Laufsteg.
Ja, es gab, leider für das kulturell überflutete Dresden keine Ausnahme, noch Restkarten. Sogar in der ersten Reihe. Die zweite Reihe erschien mir sicherer, denn ich begegnete dem Künstler das erste Mal, hatte also keine Ahnung ob er nicht vielleicht die "Frontfanreihe" zum Singen aufordert oder ähnliches mehr.
Aber zuerst kam ja Regy Clasen, eine sehr attraktive junge Frau mit einer beeindruckenden Präsenz. Sie bezeichnet sich selbst als "Songwriterin", singt aber fast ausschließlich deutsche Texte. Im Radio hätte ich warscheinlich bald einen anderen Sender gewählt, weil ich mich an dem Verhauchen der Stimme gestört hätte. Hier war ich gefesselt. Die Frau sang und alles daran war echt. Tolle tiefgehende Liebeslieder ohne jeden Anflug von Kitsch. Auf der homepage
( http://www.regy-clasen.de ) kann man eines der Lieder komplettt hören. Eine Stimme, die sich der Technik bediente ohne ihrer zu bedürfen. Die Band hatte sichtlich Spaß am gemeinsamen Tun und pausierte nur einmal, als Regy sich zu einem Lied selbst am Flügel begleitete.
Spätestens da hatte ich mich zum Kauf der CD entschlossen.
Vielleicht schreibe ich nach dem Liedertreffen eine kurze Rezension und bitte einen der Admins mir beim Einstellen uns "Verlinken" zu helfen...
Nun aber endlich zu dem Mann, wegen dessen Auftritt ich eigentlich hergekommen war:
Stephan Sulke betritt die Bühne, nicht wie ein Liedermacher, welchem man die Jahre nicht ansieht. Aber in dem Moment, wo er singt ist das völlig vergessen. Ein unglaublich feinsinniger Humor zieht sich vom ersten Lied an durch das ganze Programm auch, oder gerade dort, wo ein Thema nicht zum Lachen anregt. Seine "Band" ist Stephan selbst. Er begleitet sich am Klavier, an der Gitarre und einmal auch am "Synti". Sichtlich berührt ihn, dass doch auch hier zahlreiche Leute gekommen sind, welche seine Lieder kennen und erkennen. Das führt bei den Zugaben dazu, dass er freimütig bekennt den Text eines Liedes nicht mehr auswendig zu wissen, aber er hätte ja ein noch blöderes Lied geschrieben, das sänge er dann halt jetzt....
Die Uschi, die ja selbst eingefleischten "Zonenrandsiedlern aus dem Tal der Ahnungslosen" zu Ohren gekommen war, durfte also bei den Zugaben nicht fehlen. Und Zugaben wurden reichlich eingefordert. Für mich sind ja eigentlich fast alle Lieder neu, so, dass ich uns eine Aufzählung hier ersparen muss. Um so mehr möchte ich denen, die vielleicht ähnlich wenig von Stephan Sulke wissen, meine positive Erfahrung mitteilen. Aus meiner Sicht ist ein Sulke-Konzert einen Abend und auch eine Anreise für so einen Abend absolut wert.
Liebe Grüße von Clemens
P.s.: Der Abend wurde vom Rundfunk aufgezeichnet und ich bin sicher, dass Lisa die Sende-Termine im Kalender einträgt.