Hallo Liedertom,
das von Dir angesprochene Thema lässt mich nie ganz ruhig, weil ich da auch schon entsprechende Erfahrungen gesammelt habe.
In einigen Punkten kann ich Deinen Frust nachvollziehen. Ich bin mit dem Ticketvorverkauf auch nicht zufrieden. In den 90er Jahren habe ich es mal bis in die 2. Reihe mittig geschafft, das war mein persönlicher "Rekord" an Nähe.
Vor 6 Jahren klappte Saalplanbuchung nicht, nur diese - wie heißt das gleich ? - Bestplatzbuchung, heißt, für eine Preiskategorie werden einem irgendwelche Plätze zugeteilt. Trotz höchster Preiskategorie habe ich einen Platz vorne, aber auf der Empore vorne gewonnen. Das war schon ziemlich unverschämt.
Vor 3 Jahren wollte ich von Arbeit aus bestellen. Klappte bei eventim und reservixx oder direkt in den Häusern immer alles problemlos von Arbeit aus, auch mit Saalplanbuchung, daher bin ich davon ausgegangen, daß es bei RM auch so klappen würde. Klappte allerdings nicht, ich konnte die Plätze noch auswählen, aber trotz Registrierung und dem ganzen Vorgeplänkel klappte der Schritt nicht, die ausgewählten Tickets zu bezahlen.
Glücklicherweise wurde mir von anderen Forumsmitgliedern geholfen, die für mich noch Karten an zwei verschiedenen Orten bestellt haben, nachdem sie ihre eigenen Tickets gesichert hatten. Gut waren diese Plätze noch, aber optimal war auch anders.
Abends habe ich einfach noch mal von zu Hause aus versucht, für ein Konzert in der Nähe Karten zu bestellen. Das hätte alles problemlos geklappt, aber die besseren Plätze waren weg. Irgendeinen Sicherheitsmechenismus gabs wohl bei mir auf Arbeit, der beim RM-Ticketverkauf zuschlug, was er bei Bestellungen über eventim oder reservixx oder direkt in den Häusern eben nicht macht. Oder anders ausgedrückt, irgendwas war bei Mey-Ticket-Online-Verkauf zu meinem Nachteil anders als bei anderen Anbietern.
Wie soll das ein arbeitender Mensch eigentlich hinkriegen, ohne einen Tag Urlaub nehmen zu müssen oder den Rausschmiss wegen Surfens in der Arbeitszeit zu riskieren?
Beides selbst für den Besten der Besten unter den Liedermachern einfach komplett unangemessen!?
Genau das nervt mich auch. Da wird man dafür einmal mehr bestraft, daß man berufstätig ist. Ein Rausschmiss würde mir zwar nicht drohen, aber gerecht ist das nicht.
Andererseits muß aber auch die Frage erlaubt sein: was ist gerecht ? Daß die Ticketpreise so hoch sind, daß sich viele Menschen, auch Berufstätige, dreimal überlegen, ob sie sich einen Konzertbesuch leisten können ? Da sich Reinhard Mey im TV ja äußerst rar gemacht hat, haben die Menschen, die sich die Tickets eben kaum leisten können, kaum noch Möglichkeiten, ihn mal zu sehen. Bleibt fast nur das, was im Internet mehr oder weniger legal veröffentlicht wird.
Letztendlich bleibt die Frage, was einem wichtig ist, und welchen Preis man dafür zu bezahlen bereit ist.
Reinhard Mey hat den Tourzeitraum von 60 Tagen auf 30 Tage plus Österreich-Tour reduziert, spielt dafür aber in größeren Hallen. Er wird sich die 60 Tage am Stück einfach nicht mehr antun wollen, wofür ich Verständnis habe. Es ist seine Entscheidung, wieviel Konzerte er gibt. Somit ist es meine Entscheidung, ob ich mich um Tickets bemühen will oder nicht mit allen Vor- und Nachteilen, Freuden und Ärgernissen.
Ich möchte ihn noch live sehen, also werde ich im September den einen Tag Urlaub nehmen, um an ein möglichst gutes Ticket zu kommen. Alles andere habe ich nicht mehr in der Hand.
"In der Reihe vor uns saß ein 2 Meter - Typ mit einer Frisur wie Rainer Langhans zu seinen besten Zeiten, was ihn optisch noch um weitere 10 cm "erhöhte", neben ihm sein nicht wesentlich kleinerer und ebenso ausladend frisierter Schatz.
Und ich dahinter, mit meinen 1,86 auch nicht gerade ein Zwerg, aber jeglicher freier Sicht in Richtung Bühne beraubt.
Und dann fanden die Beiden auch noch fast jeden Song des Meisters so rührend, dass sie ihr Haupt zärtlich an seines schmiegte und es während des ganzen Liedes dort beließ - und mir die letzte Lücke zum Erhaschen eines Blicks zur Bühne endgültig verbaute. "
Kenne ich. Udo Jürgens 3. Reihe mittig , vor uns 2 Plätze bis kurz vor Beginn des Konzertes frei (übrigens erstaunlich, daß scheinbar diejenigen, die einen Platz in der Mitte haben, gefühlt meistens als letzte ihre Plätze einnehmen und die halbe Sitzreihe zum Aufstehen nötigen, aber das ist nun wirklich nur meine Wahrnehmung

). RM hat es im Lied "Warum immer ich" ja so schön formuliert mit dem langen Menschen, der dann in den Saal kommt: "Der ist für mich". So lang waren die Mensch vor uns zwar nicht, aber die haben die ganze Zeit die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt. Da sage ich aber mal: das ist Pech trotz allen Ärgers und kann jeden treffen. Auch wenn man selbst 2 Meter lang sein sollte, kann neben einem jemand sitzen, der ständig niest oder mit Bonbonpapier raschelt, oder vor einem sitzen im abgedunkelten Saal Leute, die permanent ihr dämliches Smartphone zücken, um Photos zu machen oder auch Passagen zu filmen. Und wenn man dahinter oder daneben sitzt, wird man durch den hellen Lichtschein noch ständig abgelenkt. Das Sozialverhalten der Leute wird man nicht ändern können, da bleibt einem nur die höfliche Kommunikation, was an dieser Stelle nicht wirklich meine Stärke ist.
Die Autogrammstunde bei der letzten Tour fand ich übrigens so abschreckend (und zudem auch ungerecht, weil Leute, die von der Empore außerhalb des Saals runterkamen und unten dann in den Saal nach vorne wollten, nicht mehr reingelassen wurden), daß ich das auch nicht mehr um jeden Preis haben muß.
Jetzt mögen sich einige fragen, warum ich mir so einen Konzertbesuch noch antun will ? Die Frage stelle ich mir auch ab und zu, aber unter'm Strich möchte ich RM eben nochmal live sehen, solange er überhaupt noch tourt, und da akzeptiere ich eben einige Kompromisse. Ist zwar etwas frustrierend, wenn man glaubt, alles getan zu haben, um beste Chancen zu haben, und dann doch eher hinten landet, aber andererseits, wenn ich nicht so einen guten Platz erwischen sollte, habe ich die Chance, mich auch mal mit den kleineren Brötchen zufrieden geben zu müssen und meinen Anspruch zu überdenken. Viele Menschen sind glücklich, überhaupt mal bei so einem Konzert dabei sein zu können, "Fan" oder nicht.
Übrigens: mir ist auch schon passiert, daß ich Konzerte, wo ich gerne irgendwo irgendwie dabei gewesen wäre, komplett verpasst habe, weil ich erst hinterher davon erfahren habe. Das Leben ging trotzdem irgendwie weiter

Viele Grüße,
Georg