Tach tosamm,
von der technischen Seite her betrachtet ist mir bei den letzten Langspiel-CDs vor allem aufgefallen, dass der Klang wie bei aktuellen Pop-Musik-Produktionen schon länger üblich auf Lautheit (Loudness) optimiert wurde. Das heißt in erster Linie, dass man einen Dynamikkompressor über die Klangdateien hat laufen lassen. Ein solcher Kompressor erfüllt folgende Aufgabe: Er schränkt den genutzten Dynamikbereich - also das Verhältnis von leisester zu lautester Stelle - ein, indem das, was sehr leise ist, in der Lautstärke angehoben wird, ohne bereits laute Stellen mit zu verstärken.
Die leisen Klanganteile sind nun nicht notwendigerweise immer auch Nutzsignal, sondern manchmal bloßes Rauschen. Unterm Strich erhält man Klangdaten, in denen man das Rauschen besser hört als zuvor.
Dagegen gibt es natürlich auch Vorgehensweisen, die das Rauschverstärken möglichst auf ein Minimum reduzieren sollen (zum Beispiel einfach ab einer gewissen zu kleinen Lautstärke nicht mehr verstärken durch den eingesetzten Kompressor). Dazu ist es nötig, eine Lautstärke-Schwelle festzulegen, unter der das Verhältnis Nutzsignal:Rauschen so ungünstig ist, dass man mehr Rauschen als Nutzsignal verstärken würde. Dies ist Aufgabe des Toningenieurs.
Und an dieser Stelle nähern wir uns dem von Reto beobachteten "Scheppern". Wählt der besagte Ingenieur nämlich eine zu niedrige Schwelle oder benutzt Kompressionsfilter, deren Charakteristik nicht auf die verwendete Aufnahmetechnik (angefangen bei dem Mikrofon) abgestimmt ist, so kommt es zur so genannten Artefaktbildung. Das kann ein Scheppern sein, aber auch Knackser, hohler Klang, aber auch alles andere, was als hinzugefügter, hörbarer Fehler charakterisiert werden kann.
Zaghaft begann man bereits Anfang der 90er, diese Technik auch bei Reinhard Meys Platten zu verwenden. Interessant ist, sich mal Werke aus verschiedenen Epochen Meys Schaffen im direkten Vergleich anzuhören, z.B. ein Stück von der neusten CD verglichen mit einem Frühwerk aus den 70ern. Am besten die Stücke auf eine CD brennen und per CD-Spieler der Hifi-Anlage hin und her springen. Natürlich kann man diesen Vergleich auch mit zwei MP3s (oder anderen Dateiformaten) durchführen, aber bleibt zu berücksichtigen, dass der PC meist billige Boxen hat und die Soundqualität allein dadurch leidet.
Auffallen wird einem der große Lautstärkenunterschied. Ich für meinen Teil ziehe die "unkomprimierten" Stücke der Vergangenheit vor. Nicht weil mich das Scheppern der neueren CDs stört, sondern weil es natürlicher klingt, wenn die Stimme einem nicht so direkt ins Ohr gepresst wird.
Zum Vergleich mal zwei Messwerte (der CD-Versionen):
1. Das Lied "Erbarme Dich" hat auf dem linken Kanal eine durchschnittliche Lautheit von -9,5 dB, auf dem rechten -8,66 dB. Spitzenlautstärken von 0 dB werden erreicht.
2. Das Lied "Maskerade" - von der Platte "Ich bin aus jenem Holze" - hat auf der linken Seite eine durchschnittliche Lautheit von -17,02 dB, auf der rechten -16,9 dB. Spitzenlautstärken sind hier etwa -1 dB.
Die Spitzenlautstärke allein ist kein Maß, an der man die Kompression erkennen kann, sie gibt nur wieder, inwieweit das Stück normalisiert (Spitze bei 0 dB) wurde.
6 dB mehr entspricht subjektiv der doppelten Lautstärke.
Die Interpretation überlasse ich jedem einzelnen
Soviel zur technischen Seite.
Bleibt mir nur noch, euch einen schönen Sonntag zu wünschen, heiß wird er ohnehin.
Ascion
P.S. Ich war freudig überrascht von der Art des Auftritts bei Schmidt. Sicher - so viele Neuigkeiten gab es nicht, aber ein paar nette Details und kein Lied