Hallo zusammen,
nachdem sich der meteorologische Sommer nun komplett verabschiedet hat, bin ich froh, die letzten beiden Wochen noch einmal bei gutem Wetter für etwas Straßenmusik genutzt zu haben, so daß ich meinen letztjährigen Erfahrungen (siehe: Erfahrungen_Straßenmusik) noch das ein oder andere Kapitel hinzufügen kann.
An meinem „Programm“ habe ich nicht viel geändert, lediglich 4-5 Lieder ersetzt. Gespielt habe ich in 4 Städten, wo ich letztes Jahr nicht war. Eine Stadt hatte ich kurzfristig angefahren, ohne mich vorher beim Ordnungsamt über die Bedingungen zu informieren. Zwei Polizisten, die in der Fußgängerzone an mir vorbeiliefen, haben sich jedenfalls nicht an mir gestört, vielleicht haben sie mich auch gar nicht wahrgenommen
Weitermachen. Wenn ich vorbeikomme, schmeiß ich was rein.
Jürgen
@Jürgen: da hatte ich dieses Jahr wohl noch nicht die richtige Stadt erwischt, aber prinzipiell würde ich dazu noch vorschlagen, daß Du es Dir erst anhörst, bevor Du etwas „reinschmeißt“
Straßenmusik im Rahmen einer kleinen Städtetour:
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Allgemein: es ist schon sehr unterschiedlich, wie Leute die Darbietung honorieren, wenn sie mich nicht gerade komplett ignorieren. Manche werfen im Vorübergehen die ein oder andere Münze in den Koffer, manche ohne Blickkontakt, andere mit. Andere Leute bleiben kurz stehen und hören zu, andere setzen sich auf eine Bank und hören länger zu. Es gab auch mal vereinzelt dezenten Beifall oder mal das ein oder andere kurze Gespräch. Manche Leute schicken ihre Kinder vor, mir die ein oder andere Münze in den Koffer zu legen, vielleicht als Erziehungsmaßnahme, vielleicht aber auch, weil es ihnen selbst etwas peinlich ist. Es gibt eben eine Menge Reaktionen, und es ist schon spannend, das zu beobachten.
Das größte Lob ist natürlich, wenn sich in der Nähe eine Bank befindet, wo Leute dann Platz nehmen, um eine Weile freiwillig zuzuhören, und / oder es auch mal zu einem freundlichen Gespräch kommt.
Einen Herrn, vermutlich so um die 60, habe ich glaube ich mit einem Lied etwas irritiert. Er hat erst etwas in meinen Koffer geworfen und hat sich seitlich von mir hingestellt, um dem nächsten Lied zuzuhören. Nach einem Blick auf meine Liederliste ging mir kurz durch den Sinn, daß das nächste Lied inhaltlich vielleicht bei diesem Herrn nicht ganz so gut ankommen könnte, aber manche Dinge erfährt man eben nicht, wenn man sie nicht ausprobiert

, und so spielte ich eben ein Lied über „Volksmusik“ und sah, wie sich seine Miene von einem anfänglichen Lächeln zu einem etwas strengeren Blick veränderte. Er hat trotzdem bis zum Ende durchgehalten

. Das ist eben der Unterschied, wenn man spielt, was man spielen möchte und nicht unbedingt das, wovon man glaubt, daß es den Leuten gefällt. Wie auch immer, nach dem Lied meinte ich zu dem Herrn, das sei natürlich etwas provokant gewesen, worauf er sinngemäß sagte: „Ja, sowas sollte man nicht unbedingt spielen“. Diese Erfahrung wird mich jedenfalls auch in Zukunft darin bestärken, auch Lieder zu spielen, die so manchen Zuhörern aller Voraussicht nach nicht gefallen.
Im Gegensatz zum letzten Jahr bin ich dieses Mal 3x mehr oder weniger „verjagt“ worden.
- In einer Stadt in der Fußgängerzone kam nach ca. einer Stunde eine Dame mit einer Tüte in der Hand aus dem Geschäft, vor dessen Schaufenster ich mich gestellt hatte. In dieser Stunde hat sich öfter mal eine Angestellte aus einem Geschäft schräg gegenüber immer mal in die Tür gestellt, um mir etwas zuzuhören, daher war ich ziemlich zuversichtlich, daß es jetzt mit der gerade rausgekommenen Dame keinen großen Ärger geben würde aufgrund meiner Darbietung. Ich habe das angefangene Lied noch in aller Ruhe bis zum Ende gespielt, und hatte die Dame dann gefragt, ob es ihr zuviel geworden sei. Sie meinte, sie hätte drinnen auch Musik laufen und die Doppelbeschallung wäre eben auf Dauer doch störend. Auf meinen freundlichen und etwas ironischen Vorschlag, dann drinnen die Musik abzuschalten, wollte sie dann doch nicht eingehen und sie bat mich, ein paar Meter weiterzuziehen, und als Entschädigung überreichte sie mir die mitgebrachte Tüte, wo eine kleine Flasche Sekt drin war (ich habe sie bis heute noch nicht geöffnet und weiß noch nicht, ob sie mich nicht doch vergiften wollte

. Ich vermute mal, daß dieser Sekt sonst eher als Kundengeschenk gedacht ist). Da ich die Geschäfteinhaber und -Angestellten ja prinzipiell nicht belästigen will, war es für mich kein Problem, weiterzuziehen. Und auf so freundliche und nette Weise „verjagt“ zu werden, ist absolut in Ordnung. Anders als in einer anderen Stadt:
- In einer anderen Stadt hatte ich vom Ordnungsamt die Information, daß man nach 20 Minuten den Standort wechseln sollte. Ich habe am Vorabend die Stadt nach möglichen Spielorten abgesucht, da allerdings die Innenstadt eine einzige Großbaustelle zu sein schien, ich aber trotzdem irgendwo spielen wollte, habe ich mir den zum Rathaus gehörenden Bogengang (Säulengang / Arkade, oder wie man das nennt) ausgesucht. Nach 15 Minuten kam jemand in Hemd und Krawatte aus dem Rathaus heraus und erzählte in einem unvollständigen Satz irgendetwas von 15 Minuten. Ich entgegnete ihm, daß ich vom Ordnungsamt die Information hätte, 20 Minuten spielen zu dürfen und sagte, noch ein Lied zu spielen. Das war für ihn in Ordnung. Da aber dieser Durchgang ohnehin an eine Baustelle grenzte, und kaum Platz war, daß Leute hätten stehenbleiben können, und ich nicht den Eindruck hatte, irgendjemanden beglücken zu können, habe ich mir einen anderen Platz gesucht:
- der neue Platz war eine Treppe an der größten Kirche der Stadt. Dort kam auch nach ca. 15 Minuten eine Dame und meinte im freundlichen Ton, es sei nicht gewünscht, wenn ich an diesem Ort Geld sammeln würde, und die Musik würde „nicht ins Gesamtbild“ passen. Man weiß ja nie, ob manche Leute wirklich etwas zu sagen haben im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit oder ob sich so manche Leute nur wichtig machen wollen, wenn man sie nicht direkt fragt. Das nächste Mal würde ich vermutlich anders reagieren, aber dieses Mal habe ich mich eben verdrückt, und zwar direkt in eine andere Stadt.
Das „Verjagen“ war somit kein richtiges Verjagen, sondern eher jeweils die freundliche Bitte, einen anderen Ort aufzusuchen. Da haben andere Leute vermutlich schon wesentlich schlechtere Erfahrungen gesammelt. Das habe ich somit für mich nicht unbedingt auf die Qualität meiner Darbietung bezogen und somit auch nicht persönlich genommen. Klar, wer richtig gut ist, der schafft es vielleicht auch, sein komplettes Programm an diesen 3 Orten „durchzubringen“. Aber für mich kam es ja „nur“ darauf an, Erfahrungen zu sammeln, wie „meine“ Musik ankommt.
Straßenmusikfestival (StraMu) Würzburg:
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Ich hatte mich für die diesjährige Teilnahme am Straßenmusikfestival in Würzburg beworben und eine Absage erhalten (womit ich auch gerechnet hatte und dies somit keine Enttäuschung war). So konnte ich zwar nicht am offiziellen Programm teilnehmen, aber seit letztem Jahr gibt es bei dieser Veranstaltung das sogenannte „Freiufer“ an der Mainuferpromenade, wo man sich auch kurzfristig noch anmelden kann (am gleichen Tag ab 10 Uhr, um dann bis zu 3x für jeweils maximal 1 Stunde noch etwas darbieten zu können).
Dabei muß es nicht zwangsläufig Musik sein, sondern es sind auch künstlerische Darbietungen jeglicher Art willkommen, die das Festival bunter und abwechslungsreicher machen. Es dürfen auch eigene CDs verkauft werden.
Bei Interesse können weitere Details dazu unter StraMu_Würzburg nachgelesen werden. Nachdem ich noch lange unentschlossen war, ob ich am „Freiufer“ spielen möchte, habe ich letztendlich die für mich weite Anreise nicht gescheut und wollte dieses Festival mal aktiv und passiv kennenlernen.
Ich finde die Idee mit diesem Freiufer prinzipiell eine feine Sache, vor allem aus meiner Sicht für Straßenmusikneulinge, die sich mal öffentlich ausprobieren wollen, aber vielleicht noch nicht soviel Mut aufbringen, dies in einer Fußgängerzone zu tun.
Auf große Einnahmen sollte man vielleicht aber eher nicht spekulieren, dazu gibt es einfach ein viel zu großes künstlerisches Angebot an diesen Tagen. Dazu kommt noch, daß sich das Hauptprogramm eben überwiegend auf die verschiedenen Spielorte in der Stadt verteilt, so daß sich viele interessierte Besucher eher dort einen jeweiligen Programmpunkt aussuchen, und sich für das Mainufer nicht allzuviel Zeit nehmen.
Etwas schade ist es, daß die Spielorte am Mainufer relativ nah beieinander liegen, und wenn dann am Nachbarspielort eine Formation mit mehreren Gitarren und mehreren lauteren Stimmen agiert, ist es eben sehr schwer, sich mit leiseren Tönen Gehör zu verschaffen. Erschwerend kommt dann manchmal noch hinzu, wenn von der Brücke verstärkte Musik herüberschallt. Dies sind natürlich alles meine Wahrnehmungen und Eindrücke, das mögen andere Teilnehmer anders erlebt haben.
Bei mir blieben vereinzelt Leute mal stehen, aber das war wirklich die Ausnahme. Von den Passanten gab es zwar viele wohlwollende Blicke, aber es blieben eben nur selten mal Leute stehen. Da hatte ich in den Fußgängerzonen, wo ich vorher gespielt hatte, mehr Aufmerksamkeit.
Mein Fazit: Ich kenne ja meine Grenzen, was Gitarrespiel und Gesang betrifft, daher hatte ich da keine Erwartungen, sondern einfach nur Neugierde, und die Bewerbung für das offizielle Programm war einfach mal ein Versuch, und die Teilnahme am „Freiufer“ dann einfach Neugierde.
Vielleicht bewerbe ich mich irgendwann nochmal, aber wenn ich keine Zusage bekomme für das offizielle Programm, werde ich wohl nicht mehr am „Freiufer“ spielen, es sei denn, ich wäre bereits soweit, daß ich eigene CDs anbieten könnte. Da wäre auch das „Freiufer“ eine Möglichkeit, etwas Werbung in eigener Sache zu machen.
Gesamt-Fazit für dieses Jahr:
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Alles in allem war es wieder schön, aber ich werde wohl in den nächsten ein bis zwei Jahren keine längere Tour mehr machen (und dafür Urlaub nehmen). Vielleicht spiele ich spontan mal zwischendurch irgendwo, vielleicht mal an einem Wochenende oder wenn ich die Gitarre mal auf irgendeiner Reise dabei habe. Ich habe viele positive Erfahrungen sammeln können, aber da ist meine Neugierde jetzt erstmal gestillt. Wenn ich mich irgendwann musikalisch vielleicht noch mal weiterentwickelt haben sollte, oder irgendwann einmal eigene Lieder haben sollte, dann wird so eine Tour vielleicht mal wieder ein Thema.
Ich bitte um Verständnis darum, daß ich hier öffentlich keine Städte nenne, in denen ich Straßenmusik gemacht habe (oder eben nicht) und auch nicht so viele Informationen über die gespielten Lieder liefere. Da sollte jeder seine eigenen Erfahrungen machen, und jeder hat ja seine eigenen Vorlieben. Wer aber mehr über meine Erlebnisse erfahren oder konkrete Informationen haben möchte, darf sich natürlich gerne bei mir per persönlicher Nachricht melden.
Musikalische Grüße