Hallo in die Runde,
Stahlsaiten würde ich meiner Konzertgitarre niemals antun, auch wenn sie angeblich noch so sehr geeignet dafür sind. Aber das ist ein anderes Thema ...
Wenn man sich auch am verstärkten Klang seines Instruments wirklich erfreuen will, gibt es meiner Meinung nach - und ich habe die verschiedensten Lösungen mittlerweile ausprobiert - nicht sehr viele Möglichkeiten.
1. Fishman Matrix Infinity
Ist bezahlbar (Thomann-Preis derzeit: 169 EUR) und vom Gitarrenbauer - selbst würde ich mich da nicht dran versuchen - schnell installiert. Klanglich im Augenblick wohl das beste erhältliche Tonabnehmer-System (wer mag, kann sich auch für die größere Ellipse Matrix entscheiden, die noch über ein Kondensator-Mikrofon verfügt - und entsprechend teurer ist). Natürlich: So räumlich wie über ein Mikrofon abgenommen klingt die Gitarre darüber nicht. Aber die Hersteller, die ihre Pickups ernsthaft mit Mikrofonen vergleichen, lügen ohnehin - oder kennen keine guten Mikrofone. Vorsicht, PR-Falle ...
Entscheidender Vorteil dieses Systems: Die „Soundcontrol-Einheit“ wird in der Gitarre befestigt und ist durch das Schalloch zu bedienen. Abgesehen vom kleinen Loch für die Klinkenbuchse (gleichzeitig Gurtpin) bleibt die Zarge unberührt. Empfehlung!
Einbau: vom Fachmann (Gitarrenbauer) vorzunehmen
2. dpa 4099 d:vote Guitar
Klanglich allererste Wahl, aber Qualität hat ihren (gerechtfertigten) Preis: ab 435 EUR.
Ein sehr feines Kondensator-Mikrofon, das mit einer Klemme, die keine Spuren hinterlässt, am Korpus der Gitarre befestigt wird. Es will sorgsam behandelt werden, ist also nichts für wilde Bühnenshows, aber ein Schätzchen für Liedermacher und vorsichtige Gitarristen. Rückkopplungsprobleme hatte ich damit noch nie, bin eher leise, an die Klemme muss man sich beim Spielen gewöhnen, was allerdings machbar ist.
Empfehlung mit Einschränkung! Ich finde es wegen seines überragenden, wohl konkurrenzlosen Klanges (was live-taugliche Lösungen angeht) wunderbar. Wer jedoch mit rohen Eiern auf der Bühne ein Problem hat, sollte sein Geld anders anlegen.
Einbau: nicht erforderlich (wird angeklemmt)
Ungeschlagen ist eine Kombination von 1 und 2, zu sehen bei vielen namhaften Künstlern (ich meine, z.B. auch bei Reinhard Mey, bin mir aber nicht ganz sicher).
3. AKG C 411
Ein kleines Kondensator-Mikrofon, das in Stegnähe auf den Korpus geklebt wird und sich rückstandslos wieder entfernen lässt. Brauchbar, aber nicht überragend - und seinen aktuellen Preis (149 EUR, war mal deutlich günstiger) nicht wert. Ich habe es vor einigen Jahren für einen Hunderter neu gekauft und war lange Zeit zufrieden damit - in Kombination mit dem Cool Tube von Takamine, den ich ausdrücklich nicht empfehle (Klingt ordentlich, ist aber dennoch, gemessen an seiner Leistung, in meinen Ohren zu teuer - und man muss die halbe Zarge rausfräsen, um den einzubauen. Das geht gar nicht.)
Einbau: nicht erforderlich (wird aufgeklebt)
Um möglichen Einwänden zuvor zu kommen:
Ja, es gibt deutlich günstigeres Equipment, das auch klingt (wie, sei dahingestellt). Aber wenn ich eine gute Gitarre tatsächlich anbohren lasse, was ich mir ohnehin zehnmal überlege, dann von einem Fachmann. Und dann kommt da nur Technik rein, die dem Instrument auch einigermaßen gerecht werden kann. Das ist eine Investition, aber: Wer billig kauft, kauft zweimal - und tut auch seiner Gitarre keinen Gefallen damit, die sich sicherlich genauso ungern auf einen OP-Tisch legen lässt wie unsereins
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Grüße,
clabauter