Traditionellerweise werde ich auch dieses Jahr wieder das Bardentreffen in Nürnberg besuchen. Man muss die Gelegenheit nutzen, wenn man eine günstige Übernachtungsmöglichkeit hat. Manchmal ist es doch gar nicht schlecht, wenn sich die Verwandtschaft etwas über Deutschland verstreut.
Es ist mir schon aufgefallen, dass gleich am ersten Abend Strom & Wasser feat. The Refugees auf dem Programm stehen. Das Bardentreffen stellt sie so vor:
"Musik ist eine schöne Brücke zum Herzen", findet Heinz Ratz. Und wer die Herzen einmal berührt hat, bewegt möglicherweise noch mehr: ein Umdenken vielleicht. Auch oder gerade darum geht es dem unermüdlichen Musiker und Schriftsteller, wenn er "grausame Wahrheiten" attraktiv verpackt: in einen mitreißenden Stilmix aus Punk, Ska, Polka, Jazz und Latin-Sounds, den er mit seiner wechselnden Formation Strom & Wasser und seit jüngster Zeit mit den Refugees auf Bühne und Alben bringt.
The Refugees sind genau das: Flüchtlinge. Die Bandmitglieder sind Musiker, die aus ihren Heimatländern geflohen sind, in Deutschland Zuflucht suchten und hier oft jahrelang, immer von Abschiebung bedroht, unter schwierigsten Bedingungen in Heimen leben und auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten. Ratz ist ihnen 2010 begegnet, als er auf seiner "Tour der 1000 Brücken" durchs Land radelte und dabei 80 Asylbewerberheime besuchte. Was er dort sah, hat ihn so sehr erschüttert, dass er "am Ende etwas Schönes machen wollte": Musik. Ratz besorgte Instrumente für die Künstler, nahm mit ihnen eine CD auf und gibt mit ihnen Konzerte. Die Finanzierung des Projekts ist dabei eine Hürde, die Aufenthaltsbestimmungen für Asylsuchende eine andere. Aber gegen Widerstände anzukämpfen, ist der Sänger mit der Reibeisenstimme gewohnt.
(Die Jahreszahl scheint nicht zu stimmen, aber egal.)
Die Musik von Strom & Wasser triftt nicht gerade meinen Nerv, aber Heinz Ratz und seine Projekte sind sehr bemerkenswert, und ich werde 'mein' Bardentreffen auf jeden Fall mit dieser Band eröffnen. Ich werde nicht bis zum Schluss bleiben können, denn danach möchte ich Stoppok, Danny Dziuk und Herwig Mitteregger (den kenne ich noch gar nicht) auf einer anderen Bühne sehen. Freude und Last des Bardentreffens: Man bekommt viel geboten, hetzt aber ständig durch die Stadt, um sein persönliches Programm umzusetzen.
Viele Grüße von Petra