Ihr Lieben,
in diesem Hörbericht fehlen die „wertenden“ Passagen. Marc hat diesen Teil in großartiger Weise ausgeführt. Seinem Beitrag kann ich nur vorbehaltlos zustimmen.
Trotzdem hab ich mich jetzt entschlossen den ganz persönlichen Teil meiner Hörerfahrung hier zu beschreiben.:
Mein Erinnern dank „Jens spielt Reinhard“
- eine Reise mit Liedern zu den „Songs“.
Das erste Lied – „die erste Stunde“; wie für mich gemacht. Ich kenne es inwendig, durfte diesen Moment zweimal miterleben. Unter den einfühlsamen Tönen vermeine ich Reinhard zu hören und die Bilder meiner Söhne weben sich da hinein. Das Lachen und Weinen im selben Moment, zu dem man sich ganz loslassen muss, ist mir wieder sehr nah.
Zunehmend empfinde ich es als Geschenk, dass mir die Instrumentalstücke so viel Raum geben eigene Erinnerungsbilder zu malen. „Kinder sind uns doch nur für kurze Zeit geliehen“ und das „spring in den Reigen, ich lasse Dich los“, gelten in diesem Moment Lucas, der dieser Tage seine Koffer für sein Osteopathie-Studium in Oxford packt. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir nur ehrlich loslassen können, was (und wen!) wir erinnern.
Und während eine tänzelnde Melodie mir den fast vergessenen Klempnerfilm vergegenwärtigt, ist mir als hörte ich noch eine Kinderstimme „Papa komm ein Tänzchen machen!“ Ich lasse den letzten Hauch Wehmut fahren, genieße das Ergebnis von Jens Fingerakrobatik und lasse meine Finger am Lenkrad tänzeln.
„Berlin tut weh“, das war mir unter den Berlinliedern immer am nächsten. Und auch hier kommen schnell die Bilder der ganz eigenen Schmerzen, wenn meine Oma spätestens um 23.59Uhr hinter den Absperrungen am „Tränenpalast“ verschwand und den ungastlichen Sektor verlassen musste. Sie hat den Mauerfall leider nicht mehr erlebt.
Jetzt tut es gut sich auf dem Kanapee auszustrecken und ganz entspannt dem Vergnügen der Erinnerung nachzugehen. „Ist das schon so lange her?“.
Musik von Hand gemacht. Es ist schier unglaublich, dass dieser Klangteppich von einer Person gewebt wurde. Meine Gedanken wandern all unsere Liedertreffen zurück und ich höre Miri singen „Wenn der wilde Rock n Roller rockt und rollt...“ und der ganze Saal singt den Refrain.
Requiem für Maikäfer und... – ganz behutsam fühle ich mich mit der schlichten Melodie herangeführt, an Gedanken über die Wertschätzung so vieler Dinge, welche unsere Enkel nicht mehr besitzen werden, wenn wir uns nicht besinnen. Und nahtlos gehen die Gedanken weiter, als ich mich frage, was ich ganz persönlich meinen „Menschen-Jungen“ mit auf den Weg zu geben habe. Und auch während der Interpretation von „Nachtflug“ kann ich meine Gedanken nicht von den Kindern lösen. Ich denke an Wegstrecken ohne Licht, auf die ich aus heutiger Sicht teilweise nicht verzichten wollte. Es ist schön an seine Kinder zu denken, es macht mich froh und stolz. Der Kreis schließt sich mit der Kinderhosenballade, bei der mir wieder ein wenig nach Tanzen zumute ist.
Bei „Drei Jahre und ein Tag“ denke ich eher an meine eigene Jugend zurück. Handwerksausbildung und Abende an denen wirklich und wahrhaftig noch am Lagerfeuer gesungen würde. Einmal ist es mir als klänge da „O König von Preußen“ an. Da würde mir heute wohl auch der Text fehlen.
Mit der guten lieben Fee springe ich noch ein wenig weiter zurück, nämlich in die Zeit meiner Kinderwünsche. Auch ich mag mir nicht vorstellen, die wären alle erfüllt worden, wenngleich der eine oder andere auch gerade jetzt noch in mir schlummert.
Mit dem Frühlingslied komme ich beschwingt zurück in das Jetzt, zu dem Tag, der so gut angefangen hat und noch soviel für mich bereit hält. Zu mir selbst. Da lasse ich mir gern gefallen ein wenig verrückt zu sein. Ich muss mich ja nicht gleich Seelig sprechen.
Als das letzte Lied beginnt wünsche ich mir natürlich, dass es noch weitergehen soll. Aber wie im Konzert des Lebens gehört auch bei einer Erinnerungsreise das Ende dazu. Niemand verbietet mir auf eine Fortsetzung zu hoffen.
Clemens
...gebt mir einen Pass, wo „Erdenbewohner“ drin steht. Einfach nur „Erdenbewohner“ ... (Dota Kehr)
Was Du verschenkst, Momo, bleibt immer Dein Eigen; was du behältst, ist für immer verloren! (Eric-Emmanuel Schmitt)