Liebe Liederfreunde,
solange ich nicht selbst bei einem Konzert der Tour gewesen war, verkniff ich mir, in diesem Thema zu lesen, um mir den Überraschungseffekt nicht zu verderben. Denn ich ahnte schon, dass es ein ganz besonderes Programm werden würde. Und wurde ja auch nicht enttäuscht.
Mittlerweile habe ich also auch eure Berichte gelesen. Vielen Dank an euch.
Marc, die Sache mit dem betrunkenen Klatscher ist natürlich sehr ärgerlich. Ich selbst kenne das auch aus leidvoller Erfahrung, dass das Publikum, und seien es auch nur Einzelpersonen, durchaus auch eine gewisse Auswirkung darauf haben kann, wie gut gestimmt man selbst das Konzert erlebt.
Beim Abend in Buchholz hatte ich in Bezug darauf auf jeden Fall Glück. Im Veranstaltungsort Empore waren wir ein aufmerksames und begeisterungsfähiges Publikum, das auch gut plattdeutsch mitsingen konnte

. Ich denke, song-spotter wird das bestätigen können.
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Vieles habt ihr schon im Allgemeinen und Speziellen zur Tour gesagt; dennoch möchte ich noch ein paar eigene Eindrücke loswerden; vielleicht liest es ja der eine oder die andere ganz gern.
Für mich war es das erste Mal, dass ich Allan Taylor live erleben konnte (von dem ich zuvor nur 2 Alben kannte) und ich weiß nicht, das wievielte Mal bei einem Auftritt von Hannes, aber gut im zweistelligen Bereich :)
Besonders interessant waren für mich natürlich Songs, die die beiden zusammen gespielt haben. Und das war ja die überwiegende Mehrheit.
Angefangen bei "Heute hier, morgen dort / Day to day", das wesentlich langsamer daherkam, als man es gewohnt ist.
Diesen Eindruck habe ich im Blick auf den ganzen Abend ohnehin gewonnen: Hannes hat sich ein bisschen Allans Stil angepasst, würde ich sagen; oder vielleicht die beiden einander... Denn wie zunächst "Heute hier, morgen dort" verlangsamt war, so zeigte sich auch die restliche Songauswahl von Hannes tendenziell eher ruhig. Das meine ich nicht als etwas Negatives, sondern es ist eine Seite, die mir an seinem Werk sehr gefällt. Fiel mir nur auf: Sein markantes schnelles Picking kam nicht unbedingt zum Einsatz. Als er die Geschichte von der Unterkunft in Oregon erzählte, die zum "Hotel zur langen Dämmerung" wurde, dachten wohl viele, dass dieses Lied käme, aber nein: Und ich hätte mich zwar gefreut, aber letztlich hätte es vom Stil wohl gar nicht zum Abend gepasst.
Von den gemeinsamen Songs, haben mir besonders gut gefallen: Zum einen "Es ist an der Zeit/ Green fields of France", wo der gemeinsame Gesang der beiden so kraftvoll war, dass ich fast eine Gänstehaut bekam; und zum anderen "It's good to see you/ Gut, wieder hier zu sein", das die Verbindung der beiden so schön auf den Punkt brachte und den tollen zweisprachigen Acapella-Teil hatte.
Allan wirkte auf mich vom Auftreten her äußerst sympathisch. Ich kannte ihn nur von Bildern und fand, er sähe irgendwie etwas "böse" aus, hehe :D, aber so in Bewegung (und vielleicht lag's an der Brille), strahlte er eine unheimliche Sympathie aus.
Von seiner Musik her war er sowieso super. Wie schon angedeutet, hat er mit seiner Stimme und Spielweise wohl zur etwas ruhigeren Seite des Abends beigetragen. Sehr schön. Und es war toll, Hannes mal die zweite Gitarre und zweite Stimme singen und spielen zu hören. Ich war schwer beeindruckt.
Allans Ansagen waren ebenfalls großartig. Mit seinen Geschichten und teilweise nur mit Gestik und Mimik konnte er sich viele Schmunzler einholen. Besonders toll fand ich, wie er von der "Gut, wieder hier zu sein" von der englischen Strophe in der Cover-Version der "Höhner" sagte, sie sei in sehr schlechtem Englisch "which is odd - since I wrote it in very good English". Aufrichtig dankbar dafür, dass er in seiner Muttersprache mit uns reden durfte, war er auf jeden Fall. Das finde ich eine gute Einstellung, denn es gibt viele Leute aus dem englischsprachigen Raum, die es viel zu selbstverständlich finden, dass alle anderen sich ihnen anpassen.
Das Hin und Her, wenn beide auf der Bühne waren, hat Hannes' Showmanship (mir fehlt gerade ein gutes deutsches Wort dafür...?), wie ich finde, bereichert. Er ist ja, wie wir alle wissen, nicht der große Redner und seine assoziative in sich gekehrte Art, zu erzählen, kann man lieben oder nicht. Aber es war auf jeden Fall toll, ihn einen Abend lang mal wieder mehr aus sich heraus kommend zu erleben: Das war sicherlich auch dem geschuldet, dass er wirklich mit einem "old friend" gemeinsam auf der Bühne stand. Dann musste Hannes natürlich auch manchmal englisch sprechen, was ich auf irgendeiner Ebene besonders unterhaltsam fand.
Als seine liebgewordene, fast vergessene Marotte des ausgiebigen Gitarrestimmens wieder ans Licht kam, erklärte er Allan: "I used to tune my guitar... never under 20 minutes!" - Und als Allan dann an seiner eigenen rumfummelte, bemerkte er scherzhaft: "I've only been with him for 6 days and now he's got ME doing it!".
Was Auftritte von Hannes angeht, bin ich persönlich so ein Typ, der gerne etwas Abwechslung zwischen den Touren hat. Oft ist es ja so, dass sich das Frühjahres- und Herbstprogramm kaum unterscheiden. Dann ist es zwar immer noch schön, wenn man mal wieder beim Konzert war, aber man hatte eine gewisse Berechenbarkeit.
Da dies dieses mal gänzlich anders war, war ich natürlich ganz ausm Häuschen! Neben den vielen Songs, die durch die Zwei-Mann-Version in einem neuen Gewand daherkamen, hatte ich viele Songs zuvor noch nie live gehört ("Es ist an der Zeit", "Tagtraum", "Unterwegs nach Süden", "Weile an dieser Quelle"). Ich habe nachgedacht: Lediglich "Mädchen in den Schenken" hatte ich im Februar in Kiel in genau dieser Solo-Version schonmal gehört - alles andere war für mich in irgendeiner Weise neu! Wow!
Dass in seiner Songauswahl mal wieder sehr viele Songs waren, die (nicht ganz) von ihm stammen, kommentierte Hannes mit der Bemerkung "They should put it on my tomb stone: 'I wish I'd written that song'" an Allan. Wie ich in meinem Bericht zum Kieler Konzert schon sagte: Es ist toll, dass er sich viele Songs aneignet, auf die er einfach Lust hat.
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So, ich habe bestimmt einiges vergessen und zahlreiche Tippfehler eingebaut, aber erstmal muss ich meinen Beitrag jetzt abschicken und etwas für die Uni tun.
Viele Grüße
Viktor
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