Hallo zusammen!
fille schrieb:
[Früher war das mal der "Grand Prix Eurovision de la Chanson". Davon ist leider nichts mehr übrig (oder nicht viel). Heute ist es ein Song Contest.
Liebe Marianne, hier verklärt der schöne frankophone Singsang wohl deine Erinnerung ein bisschen
Tatsächlich hieß der Wettbewerb in Großbritannien schon 1960 "Eurovision Song Contest" - und auch die Münchener Veranstaltung 1983 (im Folgejahr des Nicole-Gewinns) hieß bereits so.
ThomasNature schrieb:
was ist so schlimm an "Ein bisschen Frieden"?
Dass man das Wort "Frieden" mühelos gegen "Kukident" oder "Holzbein" austauschen könnte, ohne dass es im weiteren Text besonders auffiele

Klein-Nicole singt weder darüber, welche Art von Frieden gemeint ist, noch darüber, wie er erreicht werden könnte. Allerdings liefert sie ihre Entschuldigung vorsichtshalber schon gleich mit (man achte auf den ausgefuchsten Reim):
"Ich weiß, meine Lieder, die ändern nicht viel,
ich bin nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt."
Also: wenn ich Lust verspüre, ein Lied über den Frieden zu hören,
dann lege ich mir lieber Hannes Wader, Franz Josef Degenhardt oder Konstantin Wecker auf

Mir scheint, generell wird diese Veranstaltung hier gnadenlos überbewertet. Der Song Contest war zu keiner Zeit ein Singer-Songwriter-Festival, sondern fast ausnahmslos ein Interpreten-Getöse im Schlagergenre. Die wenigen Ausnahmen wie der von Reino zitierte Walter Andreas Schwarz bestätigen eher die Regel.
Was sich dagegen verändert hat, ist der Zeitgeist und mit ihm die Musik. Das 'klassische' französische Chanson eines Brel, Brassens, oder einer Barbara (ein Genre, um das es beim GrandPrix nie wirklich ging) ist heute kommerziell gesehen ebenso unbedeutend wie die Songs ihrer deutschen Liedermacher-Adapteure. Warum also sollte man Vertreter dieser nahezu ausgestorbenen Gattung, die nur Ärger machen und kein Geld einbringen, in die Eurovision hieven?

Ich setze da eher auf die nachgewachsenen Generationen, die ja mit einem äußerst erfrischenden Verständnis (mit Liedermachern oder Liedermaching nix am Hut und zum Teil auch gut elektrisch) an deutsche Texte rangehen. Die werden sich ihre Plätze schon erobern, da bin ich sicher.
reino schrieb:
Seit "Im Wartesaal zum großen Glück" (1956) hat doch nie wieder ein Chanson teilgenommen, wenn man die deutsche Bedeutung des Wortes zugrundelegt.
Eben - und außer Walter Andreas Schwarz gab es in 54 Jahren GrandPrix-Geschichte nur noch die Münchener Freiheit und Stefan Raab, die als Texter, Komponisten und Interpreten in Personalunion für Deutschland teilgenommen haben.
Lieben Gruß
*Dirk*