Hallo
es wundert mich gar nicht so doll, auch nicht dass sich dies prozentual fast gleich auf Ost und West verteilt. Ich halte mich diesmal ausnahmsweise mal zurück und klaue - weil´s zum Thema passt und auch das Ergebnis der Befragung ein ganz klein wenig erklärt - eine gerade entdeckte "Grußbotschaft" von einer HP eines singenden LM-Kollegen, einstmals auch Ost-Berliner (was vielleicht so das Erscheinen im Mey-Forum legitimiert
).
Ihr da draußen,heute ist es nun also schon 20 Jahre her, dass die Mauer fiel und wir begannen, auf unbekannten Pfade zu gehen. Für einen Moment hätten wir uns dabei beinahe selbst vergessen... unsere eigene Vergangenheit , Kultur und Identität schien uns am Lernen zu hindern und daran, uns den neuen Bedingungen anzupassen - auf eine neue Art zu funktionieren. Ich bin in den letzten Wochen einige Male gefragt worden, was ich im geeinten Deutschland besser finde und natürlich wußte ich, mit welchen Schlagworten ich hätte antworten sollen: Selbstbestimmung, Reise- und Redefreiheit etc. Aber irgendwie fallen mir immer sofort auch diejenigen ein, die sich als die Verlierer der Wende fühlen oder einfach so bezeichnet werden. Sozialer Abstieg und oftmals daraus resultierende persönliche Zerrüttung haben bei nicht Wenigen zu Resignation geführt. Und mancherorts sind unter den Resignierenden gerade die Mutigsten und Stolzesten des Jahres 1989 zu finden. Vielleicht gelten meine Zeilen besonders jenen Verlierern. Ich glaube dass es nicht darauf ankommt, was wir in den 20 Jahren alles gesehen haben, sehen durften oder auch noch immer nicht sehen konnten. Vielmehr scheint mir wichtig, was wir bei all dem Gesehenen oder Geträumten fühlen konnten, durften oder mussten. Wieviele neue Mauern sind seither entstanden eben des Gefühlten wegen. Mauern zwischen arm und reich, ost und west, deutsch und fremd... ja sogar zwischen Mann und Frau. Wir, die wir noch zwei Gesellschaftsordnungen kennengelernt haben, darin jeweils gute und schlechte Erfahrungen machen durften und mussten, wir sind die Wissenden heute. Uns macht man schwer etwas vor und so kann keine Rede von Wendeverlierern unter uns sein. Ich habe seit 1989 wunderbare Menschen getroffen in allen Teilen der Welt und hier bei uns zu Hause und das Beste ist - ich kann sie voneinander unterscheiden. Nicht zuletzt darum, weil man schon vor 1989 gelernt hatte, tiefer hinter die Fassaden zu blicken, verschlüsselte Botschaften zu entschlüsseln, sich nicht von teuren Autos blenden zu lassen, Genialität nicht daran zu messen, wieviel man damit verdienen konnte... Dies alles wurde uns mitgegeben auf die Wanderschaft. Jeder von uns trägt es bei sich. Ihr werdet es nutzen - egal, ob man Euch zu den Gewinnern oder Verlierern zählen möchte. Meine persönliche Feier heute ( ich feiere ja immer 3 Tage durch
) gilt denen, die mir auf meiner Wanderung begegnet sind... mit denen ich ein Stück gemeinsam gehen durfte und noch dürfen werde... die ich als Freund und Freundin gewinne. Wir sollten einen heben auf das Leben! Schön, dass es Euch gibt.
Danke und bis bald,
T. Eisbrenner