Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Wenn Liedermacher im Wahlkampf mitmischen...

Stell uns Deinen Lieblingskünstler vor, informiere uns über seine neue CD oder schreibe einen Konzertbericht. In diesem Forum kannst Du das tun, auch wenn es für Deine/n Liedermacher/in (noch) kein eigenes Forum gibt.

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Holgi
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Wenn Liedermacher im Wahlkampf mitmischen...

Beitrag von Holgi »


Helmut schrieb:
1. Wenn ich seinerzeit die Moral des CSU-Mitglieder angezweifelt habe, wenn sie jahrelang hinter Strauß standen, muss ich jetzt auch konsequent sein.
2. Die Linke hat noch einen Vorsitzenden. Der hat seinerzeit den Kram hingeworfen, als der die Macht hatte, Dinge in seinem Sinn zu ändern. Soll man dem jetzt trauen?
3. Neben dem Vorsitzenden gibt es 60% der Mitglieder (das ist die absolute Mehrheit!), die schon bei der SED waren und somit das Menschen verachtende System getragen haben. Wer sich davon distanzieren hätte wollen, hätte doch längst die Möglichkeit gehabt auszutreten.
Warum besagter Vorsitzende hingeschmissen hat, dazu sollte man die Gründe kennen. Ich kenne sie nicht genau, kann mir aber zumindest vorstellen, dass es unter manchen Bedingungen nicht möglich ist, etwas zu verändern. Ich finde es daher eher mutig und konsequent, hinzuwerfen.
Mir ist es egal, wie viele Mitglieder einer Partei früher in der SED waren. Im Parteiprogramm habe ich nichts menschenverachtendes finden können (im Gegenteil). Das ist für mich entscheidend.
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Helmut
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Beitrag von Helmut »


Holgi schrieb:
Ich finde es daher eher mutig und konsequent, hinzuwerfen.
Und wenn die populistischen Forderungen an der Finanzierung scheitern, besteht wieder die Gefahr, dass er wieder alles hinwirft. Und was ist dann das Parteiprogramm wert? Verlässlichkeit sollte auch ein Kennzeichen guter Politik sein.
Mir ist es egal, wie viele Mitglieder einer Partei früher in der SED waren. Im Parteiprogramm habe ich nichts menschenverachtendes finden können (im Gegenteil). Das ist für mich entscheidend.
Wenn ich mich für die Opfer des Nationalsozialimus interessiere, fühl ich mich auch verpflichtet, mich für die Opfer der DDR-Dikatur zu interessieren und zu fragen, wer dafür verantwortlich ist. Mir war es auch nicht egal, wieviel Mitglieder der NSDAP bei der Union gelandet sind. Dabei handelt es sich übrigens um eine Neugründung, bei der Linken nur um eine Umbenennung.
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Michael
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Wenn Liedermacher im Wahlkampf mitmischen...

Beitrag von Michael »

Hallo,
nur ein kleiner Zwischenruf:
wenn wir schon die SED-Vergangenheit hochhalten (und das müssen wir, denn aus den Fehlern der SED kann man viel lernen), sollten wir die anderen Parteien der "nationalen Front" (wer ist eigentlich auf diesen beschissenen Namen gekommen) nicht vergessen, vor allem die Leute nicht, die es sich noch jetzt in CDU und FDP bequem machen.
Michael,
der die Nazis und die SED nur ungern in einem Atemzug genannt hört.
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
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fille
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Wenn Liedermacher im Wahlkampf mitmischen...

Beitrag von fille »

Hallo Holgi!
Warum besagter Vorsitzende hingeschmissen hat, dazu sollte man die Gründe kennen. Ich kenne sie nicht genau, kann mir aber zumindest vorstellen, dass es unter manchen Bedingungen nicht möglich ist, etwas zu verändern. Ich finde es daher eher mutig und konsequent, hinzuwerfen.

Ich hatte den Eindruck, dass er hingeschmissen hat, weil die anderen (Schröder z. B.) nicht so wollten wie er. Ich fand es nicht mutig und konsequent, sondern kindisch. Aber ich sag' ehrlich, dass ich ihn nicht mag! Darum sehe ich das natürlich anders.
Er ist mir schon vor der Wende sauer aufgestoßen! Wie es dazu kam, weiß ich nicht mehr, aber er hat im bayerischen Landtagswahlkampf mitgemischt und wollte uns sagen, wo es lang geht. Dabei hätte er in seinem kleinen Saarland (damals das "ärmste" Bundesland Westdeutschlands) genug zu tun gehabt!
Das er nach besagtem Hinwurf wiederkommen werde, war damals schon klar!
Liebe Grüße
Marianne
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Skywise
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Wenn Liedermacher im Wahlkampf mitmischen...

Beitrag von Skywise »


fille schrieb:
Ich hatte den Eindruck, dass er hingeschmissen hat, weil die anderen (Schröder z. B.) nicht so wollten wie er. Ich fand es nicht mutig und konsequent, sondern kindisch. Aber ich sag' ehrlich, dass ich ihn nicht mag! Darum sehe ich das natürlich anders.
Nun gut, meine Sympathien hat er auch nicht auf seiner Seite, dennoch fand ich seine Entscheidung seinerzeit durchaus nachvollziehbar. Ich denke auch, daß es eher daran lag, daß *er* nicht so wollte wie "Schröder und die anderen" als umgekehrt. Lafontaine war in jener Zeit definitiv nicht der einzige, der sich mit der SPD nicht mehr identifizieren konnte - er verließ das Boot nur mit dem lautesten Gepolter.
Das er nach besagtem Hinwurf wiederkommen werde, war damals schon klar!
Ich glaube, das hatte er auch seinerzeit bereits deutlich gesagt, auch wenn er offen gelassen hatte, in welcher Form er sich weiter politisch betätigen würde. Wäre auch schlecht gegangen.
Gruß
Skywise
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Michael
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Beitrag von Michael »

Ich mag Lafontaine (um mal seinen Namen zu nennen) auch nicht besonders. Ehrlich gesagt, ich traue ihm nicht. Aber dass er den Vorsitz damals "Hingeschmissen" hat, mag ich ihm nicht vorwerfen. Ich fand es auch eher konsequent, zurückzutreten, wenn man merkt, man kann sich nicht durchsetzen. Das ist immerhin ein politisch-inhaltlicher Grund. Wenn man mal bedenkt, aus welchen Grund Müntefering 2005 als SPD-Chef zurückgetreten ist (weil er sich nicht bei seinem Generalsekretär-Kandidaten durchsetzen konnte) - DAS ist hinschmeissen.
Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
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fille
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Beitrag von fille »

Ja es sind einige aus der SPD ausgetreten damals.
Aber finde es ist ein Unterschied, ob man aus einer Partei austritt, weil man sich nicht mehr damit identifizieren kann, oder ab man austritt, nachdem man gemeinsam Wahlkampf gemacht hat etc.
Ehrlich gesagt, ich traue ihm nicht.

Ich auch nicht!
wenn wir schon die SED-Vergangenheit hochhalten (und das müssen wir, denn aus den Fehlern der SED kann man viel lernen),

Ja, hüstel, aber man sollte nicht den Fehler machen sie wieder zu wählen.
Ich glaube der Dalai Lama hat mal gesagt:
Niemand ist unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

Wie dem auch sei! Es ist wohl eine demokratische Partei und als solche muss man sie akzeptieren. Nützt nix! Oder?
Liebe Grüße aus Bayern
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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Hallo Reino,
zweimal Nein zur Antwort:
Zitat: Clemens schrieb: Ich weiß sehr genau mit welch perfiden Mitteln Menschen zur Mitarbeit erpresst wurden. Ein Freund von mir wurde während unserer Bausoldatenzeit auf offener Straße filmreif in ein Auto gezerrt und entführt. Unterschreiben oder als Fahnenflüchtiger in den Armeeknast nach Schwedt mit guter Aussicht dort nicht zu überleben
Jemand der um seines Vorteils Willen andere an die Stasi verraten hat, der gehört nicht mehr in Führungsgremien einer Partei oder gar Regierungsverantwortung.
Widersprichst du dir da nicht selber?

Nein, denn wer sich zu einer Unterschrift erpressen lässt und aus Angst Kooperation vortäuscht, der hat noch niemanden (außer vielleicht sich selbst) verraten. Es gab viele Beispiele von IMs, die man aufgegeben hat, weil man merkte, dass ihre Berichte erfunden waren.

Gysi war Sohn eines DDR-Ministers. An solche Leute hat sich die Stasi gar nicht rangetraut, um sie anzuwerben.

Nein, das ist Unsinn. Die Minister und ihre Verwandten waren die am besten überwachten Personen. Wenn von denen einer unbemerkt "umgekippt" wäre, dann hätte das ja richtig Schaden angerichtet. Und Vater (Klaus) Gysi war auch noch (ab Ende der 70ger) Staatssekretär für Kirchenfragen.
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Carsten K
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Beitrag von Carsten K »

Also mal was zur Linkspartei.
Sie besteht ja nur zum einen Teil aus der ehemaligen PDS - und zum anderen nicht unwesentlichen Teil aus der WASG, also vor allem ehemaligen SPD-Mitgliedern, die mit der Schröder-Regierung nicht einverstanden waren. Die PDS für sich genommen war bis 2007 ja in keinem westddeutschen Landesparlament vertreten und von 2002 bis 2005 sogar nur mit 2 Direktmandaten im Bundestag - obwohl im Osten "Volkspartei"...
Die Diskussionen um die Stasi-Verstrickungen einiger ihrer Mitglieder gibt es seit fast 20 Jahren. Sie haben die SPD aber nicht davon abgehalten, in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern Koalitionen mit der PDS einzugehen, bzw. sich in Sachsen-Anhalt von ihr "dulden" zu lassen. Auf kommunaler Ebene hat sich sogar die CDU davon nicht abschrecken lassen, mit der PDS zusammenzuarbeiten.
Ich wünsche mir auch, dass z. B. Gregor Gysi mehr über seine Zeit als Rechtsanwalt in der DDR erzählt, vor allem auch als Zeitzeuge. Immerhin hat er Regimekritiker wie Robert Havemann vertreten und käme in meinen Augen glaubwürdiger rüber, wenn er entsprechend zur Aufarbeitung der DDR-Zeit beitragen würde. Tut er aber leider nicht - trotz seiner hervorragenden rhetorischen Begabung... Will er nicht? Oder kann er nicht, weil es vielleicht das Ende seiner politischen Karriere wäre?
Die Aufarbeitung der DDR-Zeit halte ich für ungemein wichtig, vor allem, damit sich so etwas wie Stasi nie wiederholt. Ist aber in meinen Augen nicht nur eine Frage bezüglich der ehemaligen PDS.
Auch von Wolfgang Schnur würde ich heute gerne mehr darüber erfahren. Er war ebenfalls Rechtsanwalt in der DDR, hat regimekritische Mandaten (vor allem aus dem Umfeld der evangelischen Kirche) vertreten, war 1989 Mitbegründer des "Demokratischen Aufbruchs", 1990 der "Allianz für Deutschland" und erster Förderer Angela Merkels (noch vor Helmut Kohl!). Er wäre vielleicht sogar statt Lothar de Mazière (Mitglied der Blockpartei CDU) letzter DDR-Ministerpräsident geworden, wenn nicht kurz vor der Volkskammerwahl seine IM-Tätigkeit bekannt geworden wäre, wenn er dieses nicht zugegen hätte und von allen Ämtern zurückgetreten wäre.
Wolfgang Schnur erkrankte danach schwer, wurde laut Wikipedia zwar von Wolfgang Schäuble (der die "Vorratsdatensicherung" einführen möchte, wogegen sich z. B. die Piratenpartei einsetzt, die nicht nur "ein einziges Thema" hat, Reino!) im Krankenhaus besucht, bekam 1993 aber seine Zulassung als Anwalt entzogen und wurde 1996 wegen politischer Verdächtigung in 2 Fällen, 1997 wegen Beleidigung eines Richters und 1999 wegen Konkursverschleppung verurteilt. Was seitdem aus ihm geworden ist, weiß ich nicht - vielleicht wird er es mir erzählen, wenn ich ihm eines Tages in irgendeiner Fußgängerzone begegne, wo er um Geld bettelt und ich meine Straßenmusik mache...
Stasi-Vergangenheit ist also nicht nur ein Thema der ehemaligen PDS. Und wenn Roland Koch meint, Angela Merkel vernichten zu müssen, wird er sicherlich nicht davor zurückschrecken, ihre Stasi-Akte aus dem Hut zu zaubern, vorausgesetzt, er findet nicht wirklich nur ein vergilbtes leeres Blatt… Immerhin hat sie in der DDR Physik studiert, das durften auch nicht alle - und schon gar keine Mitglieder jedweder “Bürgerrechtsbewegung”… Angela Merkel trägt meiner Meinung nach leider ebenso wie Gregor Gysi wenig dazu bei, DDR-Geschichte aufzuarbeiten. Vielleicht aus gutem Grund, denn wer möchte mir schon in irgendeiner Fußgängerzone begegnen und mir die Lebensgeschichte beichten? - “Ich war früher prominenter Oppositionellen-Rechtsanwalt in der DDR, haste mal’n Euro für ne Pulle Oettinger?” - “Ich war früher Bundeskanzlerin, haste mal’n Euro für ne Pulle Wilthener Goldkrone?”
Und Wolfgang Schnur hat es die politische Karriere, den Beruf und sicher noch sehr viel anderes gekostet, dass er alles zugegeben hat. Zahlt sich Wahrheit in diesem Land aus? Wollen wir Aufklärung und Aufarbeitung - oder nur Rache? Ich finde es jedenfalls nachvollziehbar, wenn sich Merkel und Gysi bezüglich ihrer DDR-Vergangenheit bedeckt halten, weil sie nicht wie Wolfgang Schnur enden möchten… Andererseits, ein Wolfgang Schnur könnte zur historischen Wahrheitsfindung sicherlich mehr beitragen, wenn er Bundestagsabgeordneter wäre, und nicht potentieller Obdachloser in irgendeiner Fußgängerzone…
Oskar Lafontaine hat 1990 als SPD-Kanzlerkandidat behauptet, die “deutsche Einheit” würde Geld kosten. Sein CDU-Gegenkandidat Helmut Kohl (“Kanzler der Einheit”) versprach “blühende Landschaften” und gewann die Wahl. Lafontaine war erstmal weg vom Fenster, putschte sich dann gegen Scharping zum Parteivorsitzenden hoch, machte Schröder zum Kanzler und verabschiedete sich dann ziemlich bald von seinem Ministerposten, seinem Parteivorsitz und am Ende auch von der SPD, weil er die Politik Gerhard Schröders nicht mittragen wollte und konnte.
Auch viele andere (weniger prominente) SPD-Mitglieder und -WählerInnen waren mit Schröders Politik nicht einverstanden, einige gingen danach gar nicht mehr wählen, andere gründeten die WASG, die dann mit der PDS zur Linkspartei fusionierten.
Oskar Lafontaine, heute führender Kopf der Linkspartei, kann man zwar manches aus seiner Vergangenheit als Saarbrücker Oberbürgermeister und saarländischer Ministerpräsident vorwerfen, auch seine Arbeit für die Bild-Zeitung, aber IM des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR war er meines Wissens nicht, oder?
Kurzum, wenn Rot-Rot-Grün bis heute scheitert, liegt es nicht an etwaigen Stasi-Verstrickungen ehemaliger PDS-Mitglieder, sondern an verletzten Eitelkeiten seitens der SPD. Die Folge hier in Hessen sind weitere 5 Jahre Roland Koch. Danke SPD! Wofür ein Roland Koch steht, muss ich wohl nicht näher beschreiben, oder? Man könnte ihn auch beliebig durch seinen NRW-Kollegen Jürgen Rüttgers (“Kinder statt Inder”) ersetzen…
Angela Merkel dagegen habe ich mir bei dieser Bundestagswahl als kommende Kanzlerin gewünscht, denn vielleicht nutzt sie ja wenigstens dieses Mal - bzw. in der kommenden Legislaturperiode - die Gelegenheit, mehr von ihrer DDR-Vergangenheit zu erzählen. Wird sie aus den o. g. Gründen vermutlich nicht tun, aber immerhin hätte sie sicherlich mehr und interessanteres zu erzählen als Franz-Josef Steinmüller, oder?
Insofern, ich wollt’s ja nur mal sagen, ich bin glücklich! ;-)
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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Hallo cARSCHti,
Wollen wir Aufklärung und Aufarbeitung - oder nur Rache?

ich denke Dir gegenüber muss ich nicht beteuern, dass ich keine Rache will.
Ich ziehe den Hut, vor einer Familie, deren Sohn zur See fahren durfte. Für diese Privileg musste auch der Vater mit besagter Unterschrift zahlen. Er hat Berichte (auch) über unsere Familie geschrieben. Nach der Wende kam er zu uns um uns über den Hergang zu berichten und um Verzeihung zu bitten. Wir haben heute ein gutes offenes Verhältnis.
Andererseits, ein Wolfgang Schnur könnte zur historischen Wahrheitsfindung sicherlich mehr beitragen, wenn er Bundestagsabgeordneter wäre

Wenn denn der Staatsdienst wirklich ein Dienst im Sinne des Wortes wäre, dann würde ich Dir zustimmen. Leider sind aber die Grundbegriffe Dienen in Bescheidenheit und Demut einer gierigen Selstbedienungsmentalität gewichen. Aus meiner Sicht hat Wolfgang Schnur, auch wenn er es teuer bezahlen musste, den einzigen Schritt getan, der glaubwürdig ist.
Herzlich Clemens
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Beitrag von Klajokas »

cARSCHTi hat es auf den Punkt gebracht.:
Eitelkeiten innerhalb der SPD haben ein linkes Bündnis verhindert. Aber so einfach ist es nun wieder auch nicht. Viele SPD Mitglieder haben Schröder den Weg geebnet da Oskar Lafontaine in seinem Schatten als Wachhund stand. Aber dieser Wachhund hat dann , Entschuldigung, seinen Schwanz eingekniffen und sich verdrückt. Das Resultat war Harz 4 Rente 67 und und und .
Tja und nun soll ich diesem Wachhund nochmals (frei nach Steinbrück)den Wurstvorrat bewachen lassen ? Na da sind auch meine Eitelkeiten angekratzt.
Warum streiten ir darüber ob es richtig ist das Liedermacher Partei ergreifen? Schlimmer sind die Pressevertreter,wie der Herr Marquardt vom Focus die nun breit grinsend ihre FDP Mitgliedschaft bekennen und durch gezielte Meinungsmache Politik bestimmen.
Tja die nächsten vier Jahre kann ich nur mit den schultern zucken und mal wieder sagen: " Jammert mir nix vor, schwarz gelb mag ich nur im Stadion. "
klaus
Unbequem zu sein bedeutet oftmals, sich Hindernisse aufzubauen, die man dann selber aus dem Weg räumen muss, ohne bequem zu werden.

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Beitrag von Rex2005 »

Hallo Carschti
Die Aufarbeitung der DDR-Zeit halte ich für ungemein wichtig, vor allem, damit sich so etwas wie Stasi nie wiederholt.

Das ist im Grunde der Kernsatz, der den "Ossis" - ich trenne mal absichtlich Ost und West) Bauchschmerzen macht. DDR = Stasi - mehr nicht.
Auch nach 20 Jahren deutscher Einheit auf dem Papier ist das Wissen über die DDR im Westteil nicht gerade gewachsen und Dank der Bildungspolitik kommt das Thema denn auch kaum in der Schule vor.
Jedes wirkliche oder vorgetäuschte Interesse an der DDR-Geschichte beginnt und endet mit der Stasi und damit, dass man die Ossis in 99%Täter (und Leute, die zu blöd waren, zu erkennen was um sie herum geschieht) und 1% Opfer einteilt. Selbst wenn sich mal andere Themenbereiche ergeben, hat man oft das Gefühl, dass die Wessis den Ossis den Osten erklären, weil ja die Ossis den Osten nicht kapiert haben!
Die Leistungen und Biografien der "Ossis" werden einfach negiert, abgewertet oder in ein dunkles Licht gerückt. Da braucht es niemanden zu wundern, wenn die Mauer in den Köpfen der Leute immer noch steht - und deshalb haben viele das Gefühl, das es von den Herrschaften in der Politik so gewollt ist. Darum fühlen sich viele zur Politik der Linken hingezogen - da gibt es Leute, die nicht nur fragen, wo kommst du her, sondern was willst du erreichen.
Ansonsten ... der Ausgang der Wahl war eigentlich vorher klar, es war schon spannender :-)
LG
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Beitrag von Carsten K »

Darum fühlen sich viele zur Politik der Linken hingezogen - da gibt es Leute, die nicht nur fragen, wo kommst du her, sondern was willst du erreichen.

Hey Sigrun, genau das wollte ich eigentlich sagen.
Ich bin nicht der Meinung, dass DDR-Zeit dasselbe wie Stasi ist.
Aber ich war in den 80ern häufiger als die meisten anderen Wessis in meinem Alter in der DDR. Und für alle, mit denen ich zu tun hatte, war die Stasi ein Thema, vielleicht auch als konkrete "Täter" oder "Opfer", aber vor allem in Form des Bewusstseins, vorsichtig mit dem zu sein, was man sagt oder tut.
Im Westen war ich zwar auch vorsichtig, und ich war mir durchaus bewusst, dass der spätere schwarz-gelbe Außenminister Klaus Kinkel früher mal BND-Chef war, aber das ist trotzdem nicht dasselbe.
Aufarbeitung heißt nicht, Biografien und Leistungen von DDR-BürgerInnen zu negieren. Aufarbeitung heißt, darüber zu reden, statt zu schweigen.
Was will ich erreichen? Dass Geheimdienste nie mehr diesen Einfluss auf persönliche Biografien haben, wie ihn die Stasi hatte. Auch, dass mein Rechner nicht von Schäubles heutigen Geheimdiensten ausspioniert werden darf (wird er natürlich längst...). Die FDP nennt sowas Datenschutz, und ich hoffe, nicht nur bis gestern...
Es gibt Leute, die nicht nur fragen, wo kommst du her... Dass Du aus dem Osten bist und ich aus dem Westen, ist das wirklich ein Argument? Und wenn ja, für was?
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Beitrag von Carsten K »

Hallo Clemens,
wenn der Vater des Sohns, der zur See fahren durfte, nach der Wende zu Euch kam, Euch über den Hergang berichtet und Euch um Verzeihung gebeten hat, dann ist das genau das, was ich meine.
Ihr habt heute ein offenes Verhältnis zueinander, christlich gesprochen, Deine Familie und Du, Ihr habt diesem Menschen vergeben, auch wenn er sich in der Vergangenheit gegen Euch versündigt hat.
Vielleicht hätte Wolfgang Schnur Stephan Krawczyk und Freia Klier auch mal um Verzeihung bitten sollen, aber die beiden hätten ihm vermutlich auch dann nicht vergeben, erst recht nicht die Bild-Zeitung oder die, die ein Interesse daran hatten, Wolfgang Schnur zu vernichten...
Vergebung bleibt also Privatsache, da funktioniert sie auch. Aber öffentlich eben noch nicht, und das verhindert eben eine glaubwürdige Aufarbeitung der DDR-Geschichte. So lange werdet ihr "Ossis" von uns "Wessis" in "Täter" oder "Opfer" unterteilt, aber nicht als die Individuen gesehen, die Ihr in Wirklichkeit seid. Auch das scheint ein Preis der deutschen Einheit zu sein, die am Samstag ja wieder mal ausgiebig gefeiert werden wird...
Ich hoffe, dass es nicht noch mal 20 Jahre braucht, damit sich das ändert...
Liebe Grüße
Carsten

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Beitrag von Rex2005 »

Hallo Carschti
cARSCHti schrieb:
Und für alle, mit denen ich zu tun hatte, war die Stasi ein Thema, vielleicht auch als konkrete "Täter" oder "Opfer", aber vor allem in Form des Bewusstseins, vorsichtig mit dem zu sein, was man sagt oder tut.

Da musst du aber komische Leute gekannt haben! Wir hatten eher solche Themen wie Garten, Sportverein, Theaterbesuche, Ärger im Betrieb oder Betriebsausflug, Urlaub, Hund und Katze .... wie komme ich an Zement oder einen Kühlschrank ran ... :-D
Hier konnte man nicht gerade auf einer 1. Mai Kundgebung gegen Erich wettern, aber man konnte seinem Firmenchef die Meinung geigen, ohne dass man wie heute seinen Arbeitsplatz verliert.
Was will ich erreichen? Dass Geheimdienste nie mehr diesen Einfluss ...

siehst Du - da bist du auch wieder nur bei der Stasi! Das Leben war und ist im Osten viel viel mehr als das und so lange der erste Gedanke an die DDR = Stasi bleibt, wird´s nichts mit der deutschen Einheit.
Anders ist auch nicht zu erklären, warum die Parteien sich so furchtbar vor vor den Linken fürchten. Bei der Stärke der Linken im Osten interpretiert sich allerdings der Wahlspruch: Nicht mit der Linken ==> Nicht mit dem Osten!
Freiheit ist halt immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ... solche Sprüche überdauern die Zeiten :-)
Was die wirkliche Einheit Deutschlands betrifft, mache ich mir wenig Illusionen. Spricht man mit Franzosen egal aus welcher Ecke sind Elsass-Lothringer heute noch keine "richtigen" Franzosen und auch keine "richtigen" Deutschen mehr. Es wird also noch eine Weile länger dauern.
LG
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Beitrag von amori »

Das Leben war und ist im Osten viel viel mehr als das und so lange der erste Gedanke an die DDR = Stasi bleibt, wird´s nichts mit der deutschen Einheit.

Hallo Siegrun,
und dieses, euer "normales" Leben ging an uns Wessis, die keine Ostverwadtschaft hatten, komplett vorbei.
Meine Tochter lebt nun bei ihrem Freund im Spreewald. Er war beim Mauerfall 10 Jahre alt. Frage ich ihn nach der Zeit damals, guckt er mich groß an: "Det weeß ick nich mehr".
Natürlich haben seine Eltern ein anderes Leben gelebt und ihre eigenen Erinnerungen. Meine Eltern aber auch- das ist kein Ost-West-Problem.
Unsere Kinder leben einfach im Jetzt.
Sollte ich einmal Großmutter werden, dann wird mich kein "Wossi-Kind" besuchen, sondern mein Enkel. Der Running-Gag meiner vorlauten Tochter: "Ich zeige dir jetzt, wie man eine Banane schält" :hammer: ist irgendwann Geschichte.
Spricht man mit Franzosen egal aus welcher Ecke sind Elsass-Lothringer heute noch keine "richtigen" Franzosen und auch keine "richtigen" Deutschen mehr.

Wir haben aber eine gemeinsame Sprache, die uns als zusammengehörig identifiziert.
Liebe Grüße
Annette
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Beitrag von Reino »


2. Die Linke hat noch einen Vorsitzenden. Der hat seinerzeit den Kram hingeworfen, als der die Macht hatte, Dinge in seinem Sinn zu ändern. Soll man dem jetzt trauen?
Er hatte eben nicht die Macht, Dinge in seinem Sinn zu verändern, sondern hätte nur einen Machtkampf mit Schröder beginnen können. Er hatte nur drei Optionen: Krach machen und damit die SPD spalten, nachgeben oder zurücktreten.

3. Neben dem Vorsitzenden gibt es 60% der Mitglieder (das ist die absolute Mehrheit!), die schon bei der SED waren und somit das Menschen verachtende System getragen haben. Wer sich davon distanzieren hätte wollen, hätte doch längst die Möglichkeit gehabt auszutreten.
Seit 1990 kann man nicht mehr aus der SED austreten. Und aus der PDS auszutreten, die sich ja selbst von den Menschenrechtsverletzungen der SED distanziert hat, ist nur eine Option für Leute, die sich von der Politik abwenden oder eine andere politische Heimat gefunden haben. Was sollte aber ein demokratischer Sozialist in der SPD?

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Beitrag von Reino »


Clemens schrieb:
Gysi war Sohn eines DDR-Ministers. An solche Leute hat sich die Stasi gar nicht rangetraut, um sie anzuwerben.

Nein, das ist Unsinn. Die Minister und ihre Verwandten waren die am besten überwachten Personen. Wenn von denen einer unbemerkt "umgekippt" wäre, dann hätte das ja richtig Schaden angerichtet. Und Vater (Klaus) Gysi war auch noch (ab Ende der 70ger) Staatssekretär für Kirchenfragen.
Clemens
Aha, jetzt ist für dich also überwacht werden und IM sein dasselbe? Dann waren also auch Havemann und Biermann IM, weil stark überwacht? Natürlich wurde Gysi bzw. seine Kanzlei als Dissidenten-Anwalt bespitzelt.


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Helmut
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Wenn Liedermacher im Wahlkampf mitmischen...

Beitrag von Helmut »


Reino schrieb:

Er hatte eben nicht die Macht, Dinge in seinem Sinn zu verändern, sondern hätte nur einen Machtkampf mit Schröder beginnen können. Er hatte nur drei Optionen: Krach machen und damit die SPD spalten, nachgeben oder zurücktreten.
Politk heißt Kompromisse schließen. Und damit hat er seine Unfähigkeit bewiesen, Politk zu machen.

Seit 1990 kann man nicht mehr aus der SED austreten. Und aus der PDS auszutreten, die sich ja selbst von den Menschenrechtsverletzungen der SED distanziert hat, ist nur eine Option für Leute, die sich von der Politik abwenden oder eine andere politische Heimat gefunden haben.
Dadurch, dass du dich Reino und nicht Burkhart nennst, bist du nicht ein anderer geworden. Von der SED wurden wurden die Mitglieder, die Organistation, die Verwaltung, die Struktur und wahrscheinlich auch die Finanzen übernommen.
Was sollte aber ein demokratischer Sozialist in der SPD?
Für seine Ziele eintreten. Vielleicht aber auch erkennen, dass Politik kein Wunschkonzert ist, und man sich nur innerhalb des Machbaren bewegen kann.
"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins

Gast
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Beitrag von Gast »


Helmut schrieb:
Politik heißt Kompromisse schließen.

Politik heißt vor allem, keine faulen Kompromisse schließen. Schröder die Brocken vor die Füße zu schmeißen, war das beste, was Lafontaine aus meiner Sicht jemals gemacht hat. Gerade seit Sonntag kann man ja sehr deutlich sehen, warum er (mal wieder) richtig lag: Die verhängnisvolle Schröder-Steinmeier-Müntefering-Politik hat die SPD nun auf ganzer Linie in den Abgrund gerissen.

Helmut schrieb:
Und damit hat er seine Unfähigkeit bewiesen, Politik zu machen.


Genau - er ist so unfähig, dass seine Partei am Sonntag über 5 Millionen Zweitstimmen eingefahren hat.

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