auf Bitten und unter Vorbehalt...
Meine Songs – „Premiere“
Vorspann oder Mac Murphys Gesetz –
Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es schiefgehen. (kann übersprungen werden!)
Geplant war eine ruhige Fahrt am Vormittag, ein besinnlich einstimmender Nachmittag mit Klosterbesichtigung und Zeit für den Plausch mit Freunden. Der selbst gesetzte Abfahrtstermin - 9.45Uhr - war fast eingehalten worden und die Stadtdurchfahrt für Dresdner Verhältnisse am Freitag geradezu rasend schnell absolviert, da klingelte das Handy. Ein braver Bürger ohne Freispreche fährt also rechts ran und hebt ab – schwerer Fehler.
Am anderen Ende ein hilfloses Gegenüber, welches behauptet, ich hätte bei der gestrigen Instandsetzung der Wasserleitungen eine derselben verstopft, da trotz offenen Ventils der Spülkasten nicht nachgefüllt würde. Obwohl ich die CD nicht gewechselt hatte, hörte ich nun ganz deutlich Herrn M aus B singen „...wenn es jetzt im Hörer tutet, wird die Küche überflutet...“. Also zurück durch die plötzlich gar nicht mehr so frei wirkenden Straßen, die Rohrzange aus dem Autowerkzeug geschultert und meine vermeintliche Verfehlung besichtigt. Die Spartaste des Spülkastens war verklemmt. Ein kleiner Druck – ganz mit ohne Zange – löste sie und das Wasser flutete an den vorgesehenen Ort.
Wie gut, dass ich soviel Zeit für die Strecke von nur 279 km eingeplant hatte. Gegen 11.30 fuhr ich auf die Autobahn. Das sonnige Wetter sprach für meine Prognose der Regenfreiheit am Abend. Nach kurzer Zeit stellte ich die Klimaanlage an und wenig darauf den Motor ab.
Ein Stau, den mir mein Radio schlicht verschwiegen hatte, hielt mich etwa 75 Minuten auf.
OK – es war 13.00Uhr. Keine Panik, das Konzert begann erst 6 Stunden Später. Als das Radio mir den Stau meldete, welchen ich glücklich hinter mir hatte, fuhr ich glücklicherweise nicht völlig unvorbereitet und überrascht in einen weiteren. Der würde mir dann sicher auch später noch mitgeteilt mahnte mich beruhigend meine innere Stimme. Diesmal dauerte es nur 55 Minuten, bis ich das Auto wieder anlassen und per „STOP&GO“ die nächste Abfahrt erreichen konnte. Es war 14.10 und ich hatte noch 100km Landstraße vor mir. Immerhin könnte ich da im Falle eines weiteren Staus wenden und nach Hause fahren. Nach 20 km problemloser Fahrt, ich hätte stutzig werden sollen, schnellte die Temperaturanzeige sichtbar gen rotes Feld. Ich ließ den Wagen ausrollen, den Dampf unter der Motorhaube in den blauen Himmel steigen und bewunderte das Werk des Marders, welcher meinen Kühlschlauch fachgerecht zersiebt hatte. Ha, wozu hat man denn seine ADAC-Plus Karte.
Mich durchfuhr es siedend heiß, denn ich wusste die ADAC-Karte an ihrem Platz, sah aber zeitgleich die blausilberne Eintrittskarte geistigen Auges an der heimatlichen Pinnwand hängen. – „Fassung gewinnen, Ruhe bewahren!“ sprach etwas streng in mir.
Der ADAC würde kommen, aber keinesfalls vor 1 ½ Stunden, da noch zwei Aufträge abzuarbeiten waren. Die Sonne nutzte erbarmungslos aus, dass kein Schattenspender in erreichbarer Nähe war.
Wolfgang, der mich längst vor Ort wähnte, rief an und bekam die Order zu erkunden, mit welcher Art Ersatzbeleg ein Karten-Vergesser die heilige Wiese betreten dürfe.
Irgendwann packte ich die Gitarre aus und übte verzweifelt immer wieder den Refrain meines neuen Liedes – besonders die Stelle „ich hätte Dich fluchend verlassen...“ .
Genau 16.00Uhr war der ADAC da. Der Schlauch wurde mit Isolierband provisorisch geflickt, danach das Kühlwasser eingefüllt. Wenn beim Anlassen aus dem offenen Kühler jetzt keine Fontäne schoss, dann wäre die Kopfdichtung nicht beschädigt. Endlich glaubte ich dem Fluch entronnen zu sein. Ich dürfe vorsichtig weiter fahren, müsste aber zu Hause gleich zur Werkstatt.
Der gelbe Engel entschwebte und ich rollte folgsam vorsichtig weiter zum Kloster. Irgendwie glaubte ich wohl eine Stärkung zu brauchen und hielt an einem Kaffeehaus an. Die Maschine eine deLonghi, wie zu Hause, und der Kaffee wirklich erstklassig. Nun aber los, denn von Wolfgang wusste ich inzwischen ja, dass mich mit den mittlerweile telefonisch vom Sohn erfragten Kartendaten ein Kanossagang zu Frau Schlier erwartete, allwo ich an Eides statt erklären sollte...
Nur stand da eben zwischen mir und dem Auto ein Hindernis – grünweis lackiert und mit uniformiertem Inhalt. „Sind sie der Halter dieses Dackels?“ vermeinte ich zu hören, sie hatten aber nach dem Auto gefragt. Ja, ich gebe zu, dieses Auto mit dem abgelaufenen TÜV war meines.
Nach Bußgeldabgabe und Papierkram durfte ich weiterfahren.
Ankunft vor Ort war - welche Leistung – 18.05Uhr. Da die Damen am Einlass mich ohne Wolfgangs vorgefertigten Laufzettel losschickten, dauerte es noch bis buchstäblich 5 Minuten vor Konzertbeginn, bevor ich Cordula und Miri begrüßen durfte, welche mir einen tollen Platz freigehalten hatten.
In diesem Moment wurde ein Schalter umgelegt und Murphy musste draußen bleiben –
Ätsch!!!
Ab hier geht es wirklich um den Konzertabend:
Am Anfang die Gewinner des Nachwuchswettbewerbs der Hanns-Seidel-Stiftung. Ihr Auftritt und die Preisverleihung wurden moderiert von Ado Schlier. Der Mann hat Charme und wohl unbestritten unglaubliche Verdienste um Entstehung und Erhalt dieser tollen einzigartigen Veranstaltung. Ich hoffe aber sehr, dass gute Freunde ihm helfen und künftig zu einer gut vorbereiteten Moderation raten.
Was die anderen Redner angeht wünsche ich Ihnen bessere Redenschreiber. Vielleicht sollten sie sich auch die allgegenwärtigen englischen Wörter in Lautschrift zu Gemüte führen.
Ich will nun aufzählen, was mir an Künstlern und Liedern in Erinnerung blieb:
Dominik Plangger wartete mit einer unglaublich intensiven Stimme und einer interessanten Stilmischung auf. Besonders der irische Einschlag hat es mir dabei angetan. Die Titel sind mir nicht haften geblieben.
Anders bei Matthias Reuter, der sich ein wenig wie Elton John an den Flügel setzte um dann den Blickkontakt mit dem Publikum suchend Geschichten zu singen. Noch bevor ich es später im Programmheft bestätigt fand ließ mich seine Wortwahl an die „Sago-Schmiede“ des Herrn Stählin denken. Einfach gut und dazu witzig in „Die schönsten Geschichten der Welt“, welche man wegen der Peinlichkeit so selten erzählt oder im untauglichen Versuch „Zappen und Kochen“ zu trennen.
Jonathan Leistner bleibt mir nur mit dem Lied „Sturm, sei still“ in Erinnerung; nicht weil dies seinen christlichen Liedermacherursprung verrät, sondern weil mich hier Wort und Musik zusammen überzeugten und berührten.
Die Damen der Swingband „Les Belles Du Swing“ boten angenehme Abwechselung für Ohren und Augen. Musik von Hand und Mund gemacht. Die swingenden Bewegungen übertrugen sich durchaus auf das Publikum. Die Texte gut zu verstehen empfand ich als nett und salongerecht. „Kennst Du das auch?“, „Wunderschöner Tag“, „Karawanensong“.
Die Preisverleihung beschloss das Vorprogramm.
Bis dahin hatten nur unverbesserliche Besucher Unkenrufe auf den zu erwartenden Regen von sich gegeben. Allen voran Wolfgang, der beim Herannahen jeder dunklen Wolke von noch dunkleren Ankündigungen schlimmsten Unwetters begleitet unter einem seiner Regencapes verschwand. Nun stimmte man auch von der Bühne das Sintfluten und Konzertabbruch ankündigende Gerede an und berief sich auf Meteorologen, welche es für 21.00Uhr erspürt hatten.
Außer Miri wollte mir zu diesem Zeitpunkt noch keiner der gut 5000 Anwesenden Gehör schenken. Sie taten es natürlich erst recht nicht, als der Abend trocken fortschritt. Wolfgang verstieg sich sogar zu der Äußerung „Wenn es bis 24.00 Uhr nicht regenet, dann gehe ich am Sonntag in die Kirche!“ Na gut, er sagte nicht welchen Sonntag...
Bodo kam gewohnt erfrischend und hieß uns „Herzlich willkommen“.
Dann begrüßte er „Viva Voce“, die mit ihrem fränkischen Reggae (kurz „Fräggae“) nicht nur die Lokalpatrioten erfreuten. Der Titel „Du“ ist mir nicht mehr gegenwärtig. Warscheinlich hatte ich mich schon zu sehr auf das gemeinsame Lied mit Bodo gefreut. Das kam und es war das wohl bekannteste von Bodos Liedern „Ja, Schatz!“. Der Spaß, den die Musiker dabei hatten übertrug sich hörbar auf das Publikum.
Mit Fred Ape kam ein mir bis dato völlig unbekannter Barde auf die Bühne. Ich will nicht glauben, dass der Typ noch 5 Lenze länger hier weilt als ich, und das er uns als Liederliebhabern so lange durch die Lappen gehen konnte. Mit „Kerner Land“ eroberte er uns bis hin zum Mitsingen. Darauf folgte gleich eine hinreißende Schilderung seiner Vater - Tochter – Beziehung („Sie ist so jung“). Wir waren perplex bis sauer, dass danach schon Schluss war. Auch die Hoffnung auf ein Wiederhören an späterer Stelle des Abends erfüllte sich leider nicht.
Aus tralien kommt die junge Andrea Mc Ewan. Sie begrüßte uns auf deutsch. Ihre Lieder sang sie natürlich in Englisch, aber wer unter uns Forümlern wüsste nicht um Liebestränen im Internet oder um „candle in a chatroom“ ?
Danach improvisierte Bodo aus Moderation und Lied heraus eine hochachtungsvolle Ansage des Liedermacher-Altmeysters.
Dieser dankte ihm und uns mit der Bandversion von „Ich bring Dich durch die Nacht“. Dabei war das Mitsingen des Publikums angemessener Weise eher zu spüren als zu hören. Auch „Das war ein guter Tag“ und „3 Stühle“ waren wunderbar instrumentiert.
Als Die Band und Er abgingen forderte Miri, lautstark OBI rufend, den aktuellen Knaller ein.
Sofort kam RM denn auch zurück und erklärte, dass er das jetzt allein singen müsse...
Fast schade, dass man es schon kannte, aber immer noch um flach zu liegen, soweit das auf der Klosterwiese unter 5000 Mitlachenden möglich war.
Dann Pause und noch kein Regen – das blieb natürlich bis zum Ende so
Es dauert nur Sekunden, bis tausende Leute wieder gespannt lauschend sitzen, wenn denn Bodo Wartke kommt um von seiner neuen Freundin zu singen. In seinem Denkmal – Lied darf er ja niemanden berühren, weswegen er sich zu diesem Behufe wohl die Berliner Geigerin Sonja Firker mitbrachte.
Bei „IRISHsteirisch“ erinnerte das Stilgemisch mch ein bisserl ans Vorprogramm, aber hier kommt die geballte Ensemble – Ladung zum Tragen. Die Post geht ab und die Begeisterung steckt an. Bei den „Bian Bam Beitl Buam“ vermute ich mal frech, das die Chinesen denen eine geplante Tour gilt, ebensoviel verstehen werden wie ich. Macht nix, a Gaudi wars.
Kelpie, eine sehr eigene Musik der schottischen sowie der norwegischen Saagenwelt und Mythologie verwoben. Ian Melrose und Kerstin Blodigs brillieren als SängerIn und Instrumentalisten. Für mich eine unglaublich anrührende Kunst.
Zu Konstantin Wecker hier viel zu erklären hieße Eulen nach Athen tragen. Dass das Wetter so unverschämt gut gehalten hatte und man vorher kleinmütig auf Eile drängte, das kam ihm und seinen reichlich angereisten Fans zu Gute. Nach den rythmisch beklatschten Hymnen wie „Genug ist nicht genug“, „Sage Nein“ und „Leben im Leben“ gab es noch einige Schmankerln aus der „Bayrischen CD“ und nach der allerletzten Zugabe bleibt dann nur noch
der Rausschmeißer zu welchem sich alle Künstler versammeln und das muss natürlich
„Gute Nacht Freunde“ sein.
Es ist nach 24.00Uhr, die Wiese ist trocken, Wolfgang überlegt wie er seinem geistlichen Schicksal entgehen kann.
Alle sind so voll von guten Eindrücken, dass ich am späteren Morgen Murphy anlächeln werde, wenn er mich heißt mein Auto doch per „PICKUP“ nach Dresden befördern zu lassen ...
Die Karten für nächstes Jahr sind bestellt
Clemens
...gebt mir einen Pass, wo „Erdenbewohner“ drin steht. Einfach nur „Erdenbewohner“ ... (Dota Kehr)
Was Du verschenkst, Momo, bleibt immer Dein Eigen; was du behältst, ist für immer verloren! (Eric-Emmanuel Schmitt)