Doch alles in allem war ich nach der Sendung doch etwas enttäuscht, was aber nicht an Reinhard Mey lag, sondern an J.B. Kerner. Ich empfand die Fragen und die Themen, die er ansprach, als ziemlich seicht, aber was mich vor allem wurmte, war, daß er im Gespräch mit RM nicht darauf verzichten mochte, auf altbekannten Klischees "herumzureiten", indem er Themen anschnitt, die andere Moderatoren in letzter Zeit auch schon "durchgekaut" hatten. Es mußte natürlich (auch wenn der zappelnde Musik-Player recht witzig war) mit "Über den Wolken" losgehen; daß Kerner dann aber auch wieder die Schublade "Reinhard Mey sorgt sich mit eigenen Rauchmeldern etc. um die Sicherheit in Hotelzimmern" aufmachte, ging mir ziemlich auf den Keks!
Von Minute zu Minute wuchs meine Hochachtung und Bewunderung dafür, daß Reinhard Mey entspannt, locker und liebenswürdig blieb - mich an seiner Stelle hätten diese Fragen doch genervt oder geärgert. Andererseits ist er ja einiges gewohnt - die Talkshows, in denen das Gespräch interessant und weniger oberflächlich verläuft, sind ja eher die Ausnahme... oder wie seht Ihr (die Ihr gestern auch "Kerner" geguckt habt) das...?
Ich habe jedenfalls in solchen Situationen das deutliche Empfinden, daß Reinhard Mey wirklich mit einem sonnigen Gemüt gesegnet ist (was er ja selbst darauf zurückführt, in seiner Kindheit von Mutter, Oma und Tante mit Liebe "überschüttet" worden zu sein).
Ansonsten tröstet es mich beim Gewahrwerden meines eigenen "der-Kompostierung-Entgegengehens" immer wieder, zu sehen, wie jung einer, der zwölf Jahre "Vorsprung" vor mir hat, noch wirken kann - phänominal! Und da Reinhard Mey mit seiner Musik noch weitermachen will, bis er eines Tages umfällt, freue ich mich also schon auf viele weitere schöne Tourneen...!



Ikarus