Hallo, liebe Freunde !
Nach dem Konzert des „MEYsters“ vom 9.11. im Linzer ’Bruckner- Haus’ möchte ich Euch einige Eindrücke wiedergeben:
Zunächst fiel mir einmal mehr auf, daß sich das Publikum nicht nur aus denen zusammensetzt, die mit der Musik Meys alt – …oder sagen wir vielleicht besser: älter… – geworden sind, auch eine Fraktion von so etwa 10- bis 12jährigen war zu sehen. Nun gut, die mögen ja vielleicht auch nur von den Eltern mitgeschleift worden sein, aber immerhin. Auch eine sehr interessierte Ordens- Frau konnte ich beobachten, die der Darbietung mit – wenn man so sagen will – durchaus weltlichem Interesse folgte. Auch die Anzahl der Zuschauer überraschte ein wenig angesichts der Tatsache, daß sich im direkten Gespräch eigentlich niemand als Mey- Musik- Hörer oder gar als Mey- Fan outet. Immerhin konnte Herr M. aus B. an zwei Abenden hintereinander den ‚Großen Saal’ des romantisch direkt am Donau- Ufer gelegenen Konzert- Hauses füllen – und zwar restlos. Beide Konzerte waren seit Monaten ausverkauft. Nur der Tatsache, daß unsere Karten schon weit mehr als ein Jahr lang in der Schublade lagen, verdankten wir unseren hervorragenden Platz in der Mitte der 1. Reihe, die dann eigentlich die vierte war, weil als Einschub die Reihen A bis C dazukamen. Und, wie immer, auch diesmal die Linzer Besonderheit, daß die Bühne hinter dem Künstler mit rund 100 Plätzen bestuhlt war. So schön, so aufregend, so eigenartig es auch sein mag, direkt hinter dem Vortragenden zu sitzen – die bessere Sicht hatten zweifelsohne wir, die wir ihn von vorne betrachten durften.
(Es gab, um dem einmal vorzugreifen, ganz am Ende des Konzertes – beim Titel ‚Die Zeit des Gauklers ist vorbei – dann wieder eine Extra- Vorstellung für die ‚Hinten- Sitzer’, bei der Mey mit dem Rücken zu uns spielte, uns aber dadurch die Gelegenheit gab, seinen Pöter zu inspizieren. Wenn ich übrigens vermutlich fachkundigen, weiblichen Kundgebungen Glauben schenke, soll der seine für das vorliegende Alter nicht nur recht passabel, sondern sogar sehr ‚knackig’ sein. Was auch immer das bedeuten mag…)
Eine Setlist kann ich mir an dieser Stelle sparen, die wurde von den Vorschreibern ja bereits des Öfteren aufgeführt, und so kann man zum Konzert selber sagen: Es war zunächst einmal routiniert - eine Erfahrung von vier Jahrzehnten auf der Bühne geht eben nicht ganz spurlos an einem Künstler vorüber. Dies ist keine negative Kritik, ich möchte da richtig verstanden werden, im Gegenteil: Solidität, Kontinuität, Stabilität – all das ist in unseren teilweise recht verwirrenden, lauten, unruhigen Zeiten etwas, das man zumindest für die rund 3 Stunden eines Mey- Konzertes als etwas ungeheuer Positives erfährt.
Interessant war die schon mehrfach bei derartigen Auftritten gemachte Erfahrung, daß Titel, die auf der CD nicht wirklich mein gesteigertes Interesse erringen können, im Bühnen- Arrangement doch ganz anders rüberkommen und nicht nur interessieren, sondern teilweise auch fesseln können. Mir ging es so beim ’Ich brauche einen Sommelier’, dem ich im heimischen CD- Player nicht wirklich viel abgewinnen kann. In diesem ‚Outfit’, zumal mit der extra eingefügten österreichischen Wein- Auswahl, fand ich ihn auf einmal witzig und überaus hörenswert.
Am meisten gefallen haben mir aber, und diesen Trend bemerke ich zumindest an mir in den letzten Jahren mehr und mehr, die leisen, die melancholischen, auch die wirklich traurigen Lieder wie ’Ethienne’ – und die im Kern eigentlich eher zornigen wie ’Kai’. Gerade beim Letzteren, im Zusammenhang mit den einleitenden Worten zum Thema Krieg, überlief so manchen im Saal mehr als nur eine Gänsehaut. Der Beifall, den Mey für diese Worte entgegennehmen konnte, macht Mut und Hoffnung, daß sich über kurz oder lang doch mal etwas an manchem Irrsinn ändern wird. Rund 2000 Menschen in Linz jedenfalls waren gemeinsam mit ihm auf „Anti- Kriegs- Trip“.
Da ich nun, bekanntermaßen, auch dem Humor nicht unbedingt abgeneigt bin, waren die im Zugaben- Teil angekündigten ‚nach- alter- Liedermacher- Tradition- erst- kurz- vor- der- Tour- entstandenen’ Stücke über die ’Männer im Baumarkt’ und die ’Abendpantolette’ natürlich ebenfalls Konzert- Highlights, eher mit dem bereits erwähnten ’Gaukler’ ein wirklich toller Abend zu Ende ging. Jedenfalls in musikalischer Hinsicht, denn dieser Abend hatte dann, zumindest für mich, noch einiges in petto:
Zunächst hatte ich in der Pause erfreut vermerkt, daß auf der 'Bunter Hund- Tour 2008' endlich wieder Tour- Poster zu erwerben waren. Meine Wand wurde nämlich immer noch vom 'Rüm Hart- Tour 2002'- Plakat geziert. Und da war ja auch immer noch diese ’Freunde- laßt- uns- trinken’- Flasche vom Üdersee, die Ulli in ihrer Handtasche zum Konzert „eingeschmuggelt“ hatte. Warum da also nicht beides verbinden ? Nun ja, so wirkliche „Autogramm- Jäger“ sind wir zwar beide nicht, aber in diesem Falle wollten wir es dann doch einmal wagen. Und so warteten wir nach dem Konzert noch in der Halle, bis uns mitgeteilt wurde, daß Unterschriften beim Bühnen- Seiteneingang verteilt würden. Das war gut so, denn in diesem Bereich erlaubt der Hallen- Betreiber das Rauchen, was mir sehr angenehm war. (Ja, ja, ich weiß… Aber ich bin dies Laster immer noch nicht los… Sei´s drum !) Als dann die ‚Body- Guards’ des MEYsters auftauchten, schien das ersehnte Autogramm nicht mehr sehr weit. Aber, oh je: „…ich habe da eben einige Raucher gesehen. Bitte, kommen Sie Herrn Mey nicht zu nahe, er mag das nämlich gar nicht…“. Uff. Verfluchtes Laster ! Nun ja, also einige Male tief durchgeschnauft, vielleicht hilft´s ja. Und dann war es soweit: Die Tür ging auf, und der sportlichste 65jährige, den ich je gesehen habe, nahm hinter dem eilig bereit gestellten Tischchen Platz, lächelte freundlich in die Runde und begann mit seiner Arbeit. Vor und hinter uns lauter freundliche Gesichter, die ebenfalls der Dinge harren, die da kommen sollen. Und schon sind wir an der Reihe. Als Mey die Flasche bemerkt, die Ulli ihm hinhält, stöhnt er in gespieltem Entsetzen über „…noch so eine Flasche…“ auf. Auf meinen Einwand, daß er das nun doch schon kennen müsse, bejaht er und erklärt auch uns, wie schwierig es ist, auf solch einem Teil zu unterschreiben. (Dazu ein kleiner Tip für Schlitz 2009: Frankenwein in Bocksbeuteln ! Auf denen würd´s sicherlich leichter gehen…) Natürlich klappt es denn doch, und so halte ich mein Plakat hin. Nach einem wirklich nur kurzem Blick auf mich springt Mey plötzlich von seinem Stuhl auf, reicht mir die Hand und gratuliert mir zur Verblüffung der Umstehenden – und, um ganz ehrlich zu sein, auch zu meiner… – ganz herzlich zum Geburtstag. Natürlich signiert er das Poster auf meinen Wunsch “…für´s Nordlicht mit den besten Wünschen…“ und meint, es müsse doch wohl auch das Datum dort stehen. Ich habe natürlich nichts einzuwenden, muß ihn dann aber doch verbessern, als er den 9.10.2008 notiert. Er entschuldigt sich mit dem Hinweis auf die lange Tournee, verbessert den Irrtum aber sofort und verabschiedet sich nach meinem Dank für einen schönen Abend mit dem Hinweis, daß dieser Abend auch für ihn ein großes Vergnügen gewesen sei. Der „Schock“ über diese Begegnung mit dem Herrn M. aus B. stellt sich bei mir eigentlich erst im kalten Abendhauch vor der Halle ein. Und unser Urteil: „Siehste, er liest eben doch mit ! Und er merkt es sich sogar !“ Quod errat demonstrandum !!! In diesem Sinne noch einmal: Vielen Dank, Reinhard Mey, für einen wirklich tollen Abend. Und: Auf Wiedersehen im Jahr 2011 ! Versprochen.
So, und nach diesen kurzen Anmerkungen liebe Grüße aus Ober-
von
ANDREAS.
(…dem DIESE Gratulation wirklich sehr viel bedeutet…)
PS.:Im Anhang noch die Kritik aus der gestrigen Ausgabe der „OÖN“…