Hallo ihr Diskutanten,
Rex2005 schrieb:
:party:
Yo, so würde ich es auch sehen
Wie singt Norbert Leisegang im Keimzeit-Song „Kintopp“ doch so treffend: „Das alles ist doch nur zur Unterhaltung gedacht - was kann ich dafür, wenn ihr daraus ein Drama macht?“
Wir sollten nicht vergessen, dass wir uns mit diesem Forum im Bereich der Unterhaltung bewegen, und in diesem Genre ist nun mal (fast) alles erlaubt. Und da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, passt auf so ziemlich jeden Topf auch irgendwo ein Deckel.
Zum Glück gibts noch kein Gesetz, das regelt, wie geistreich Kunst zu sein hat – und das ist aus meiner Sicht auch gut so. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn der Herr hier & da mal ein wenig mehr Hirn würfe, aber ausschließlich von geistreichen und hypersinnigen Songs umgeben zu sein, wäre für mich ein Graus. Meine diesbezüglichen Forschungen haben denn auch ergeben, dass offensichtlich ein großer Teil der von mir beobachteten Menschheit eine latent vorhandene Antenne zum Trivialen besitzt
Und ich wette, dass jede/r mindestens eine CD im Regal stehen hat, von der er/sie hofft, dass der Besuch sie beim Durchstöbern der Plattensammlung nicht finden möge
Unser Hörverhalten und unsere Vorlieben richten sich ja nicht unwesentlich nach der jeweiligen Situation. So würde man einen Song mit der Zeile:
Er hat ein knallrotes Gummiboot
mit diesem Gummiboot fahr'n wir hinaus!
Er hat ein knallrotes Gummiboot
und erst im Abendrot kommen wir nach Haus
vermutlich nicht auf der Beerdigung eines verdienten Kanuten intonieren, aber in Verbindung mit einem ansprechenden geistigen Getränk hat er sicher schon so manch schlappe Erkrath-Unterbacher Grillparty in ein handfestes Wuddschtock verwandelt. .
Und mal ehrlich: wer würde freiwillig zum Aufstehn in der Früh Degenhardts „Fast autobiographischer Lebenslauf eines westdeutschen Linken“ in den Abspieler schieben? Da zieht man doch jeden Maffay-Song vor – zum Schmunzeln reichts allemal…
Ich bekenne, meine Jugend wäre um einiges ärmer gewesen, hätte man mir die herrlich radegebrochenen Zeilen aus “Poor Boy” der „Lords“ vorenthalten:
When I was born you know I couldn't speak and go
my mother worked each day and she learned me to say
mother and father and son sister and uncle have fun
and she learned me to say life is so hard each day
Trivialität als Schimpfwort ist denn auch den typisch deutschen Denkerköppen entsprungen.
Was zum Beispiel dazu führte, dass solch ein feinsinniger Kommödiant wie Robert Gernhardt ewig lange vom etablierten Kulturbetrieb ignoriert wurde.
Dabei gibt es nichts schöneres, als Charlotte Roches’ „Feuchtgebiete“ zuzuklappen, ein Fläschchen zu öffnen und sich der Gernhardtschen Trivialität zuzuwenden:
Zitat:
Kleine Erlebnisse großer Männer: Kant
Eines Tags geschah es Kant,
dass er keine Worte fand.
Stundenlang hielt er den Mund,
und er schwieg nicht ohne Grund.
Ihm fiel absolut nichts ein,
drum ließ er das Sprechen sein.
Erst als man ihn zum Essen rief,
wurd er wieder kreativ.
Und sprach die schönen Worte:
„Gibt es hinterher noch Torte?“
In diesem Sinne
viele Grüße
*zodiak*