So, jetzt aber.... :schwitz:
Das alljährliche Bardentreffen in Nürnberg… Migoe hat uns schon davon vorgeschwärmt, aber aufgrund der großen Entfernung hatte ich noch nie daran gedacht, mal hinzufahren. Aber dieses Jahr war etwas anders – Michael Günther würde dort auftreten! So begann ich das Bardentreffen in neuem Licht zu sehen und über Übernachtungsmöglichkeiten nachzudenken. Bei näherer Betrachtung fiel mir ein, dass meine Schwägerin in Lauf wohnt, das ist ziemlich nah bei Nürnberg. Als ich sie fragte, ob sie mir am Sonntagabend Asyl gewähren würde, lud sie mich ein, bereits am Freitag zu kommen, denn da ging das Fest ja schon los. Also kümmerte ich mich schleunigst um ein kostengünstiges Zugticket. Vier Mal umsteigen, Reisedauer 6 Stunden und 40 Minuten – das klang nicht ganz so toll, aber für 29 € war es in Ordnung. Die Bahn wurde ihrem schlechten Ruf nicht gerecht, und alles lief wie geschmiert. Nur auf dem allerletzten Stück, mit der S-Bahn von Nürnberg nach Lauf, gab es eine kleine Verzögerung und somit eine Verspätung von lediglich 5 Minuten.
Meine Schwägerin Claudia holte mich von der S-Bahn ab und nach einigen Gehminuten waren wir bei ihr zu Hause. Es war halb fünf, um sieben Uhr ging es los in Nürnberg. Sie hatte mir ein Programmheft besorgt mit Beschreibungen aller 61 Acts in drei Tagen auf acht Bühnen in der Altstadt. Bei dieser Anzahl war schon mal klar, dass man das meiste nicht würde erleben können.
Freitag, 27. Juli 2007
Für den Anfang hatte ich mir Dziuks Küche ausgesucht. Claudia kennt sich auch nicht ganz so gut in Nürnberg aus, sodass wir doch ein bisschen suchen mussten, wir waren aber frühzeitig in der Kirchenruine St. Katharina. Wir hatten Dreibeine dabei, das sind nicht besonders bequeme Hocker mit einem kleinen Sitz aus Segeltuch, aber immerhin eine Alternative zum Stehen. Auf der Fläche vor der Bühne hatten sich schon eine ganze Menge Leute auf dem Boden oder sonstigen mehr oder weniger komfortablen Sitzgelegenheiten niedergelassen. Pünktlich um 19 Uhr ging es los. Danny Dziuk und seine Band fingen an mit Seltsam, Danny in seiner gewohnt schnoddrigen Art, das Publikum ging ganz gut mit. Wenn ab und zu jemand ging, hieß das nicht, dass der Vortrag nicht gut war, aber es wurde ja noch mehr geboten in der Stadt. Ich kenne mich mit Dziuks Repertoire nicht aus, aber ein mir bekanntes Lied war doch dabei: Mit Zu alt fühlten sich die Zuhörer bestens unterhalten. Während des Liedes schlüpfte Danny in die Rolle eines Fußball-Chors, eines Rappers und ganz zuletzt noch in die eines Teenie-Chors. Sehr amüsant seine Wechsel zwischen sich selbst und dem Chor. Außerdem ist mir sein Lied gegen eine Stadt im Gedächtnis geblieben – Halberstadt. Die Spielzeit von 1½ Stunden verging wie im Flug, und inzwischen meldete sich Claudias Freundin, die mit ihrer Schwester am Sebalder Platz saß, wo um 21 Uhr das Duo Schmidbauer & Kälberer erwartet wurde. Sie teilten uns mit, dass es dort so langsam brechend voll wurde. Bei uns war die Fläche vor der Bühne zwar nur locker besetzt, aber hinten und seitlich standen mittlerweile die Leute dicht an dicht. Da wir auch noch zum Sebalder Platz wollten, verzichteten wir auf die Zugabe und drängten uns mühsam nach draußen. 'Keimzeit', die ebenfalls um 21 Uhr ganz in der Nähe von St. Katharina spielen sollten, musste ich auslassen.
Werner Schmidbauer ist so ein Lausbuben-Typ wie Günther Jauch, obwohl sein Blondschopf inzwischen auch schon ergraut ist. Ich hatte ihn ein Mal auf Bayern 3 gesehen, da interviewte er in der Sendung 'Unter 4 Augen' Konstantin Wecker. Wecker sagte damals zu ihm, dass er ja auch sehr schöne Liadln schreibt. Das hatte mich zwar etwas gewundert, aber ich hatte es schnell wieder vergessen. Er ist auch Gastgeber der Sendung 'Gipfeltreffen' auf B3, wo er einen Gast interviewt, während sie eine kleine Bergwanderung machen. Nun hatte ich Gelegenheit festzustellen, dass das nicht nur ein Moderator, sondern auch ein gestandener Liedermacher ist. Sein Partner ist der Multi-Instrumentalist Martin Kälberer, er selbst erzählt, singt und spielt Gitarre. Er hatte das Publikum von Anfang an in der Tasche. Wir hatten uns so nahe es ging herangedrängelt, aber bis zur Sitzfläche schafften wir es nicht. In dem Getümmel versuchten wir auch gleich gar nicht, unsere Dreibeine auszupacken. Die Sicht zur Bühne war wechselnd, mal ganz gut, mal sah ich gar nichts, je nachdem wie meine Vorderleute sich verschoben. Fotografieren konnte ich nicht, denn an die Kamera im Rucksack kamen wir jetzt nicht dran. Das Duo spielte sein Programm Oiweiweida, das immer etwas verändert wird, aber eine Version davon gibt es auf CD (ein beliebter CD-Titel, auch Reinhard Mey hat eine CD Immer weiter

). Das Konzert hat mir sehr gut gefallen, auch Schmidbauers Zwischentexte. Zum Beispiel die Ansage zum Lied Glück ghabt: Beim Spaziergang mit seiner kleinen Tochter kommt er oft an einer Pferdekoppel vorbei. Für uns Erwachsene ist es normal, dass man dort auch Pferde sieht, aber seine Tochter sagt dann: 'Glück ghabt: Pferdln gseng.' (Marianne, verzeih' mir mein stümperhaftes Bayrisch, aber die Stimmung, die herrschte, hing bestimmt auch damit zusammen, dass eben nicht Hochdeutsch gesprochen wurde.) Schmidbauer empfahl uns, es so zu machen wie die Kinder – wir sollen uns ein erreichbares Glück suchen, dann haben wir auch nicht so oft das Gefühl, dass es uns verlassen hat. Seine Lieder handeln von persönlichen Dingen, zum Beispiel Ich find koan Schlaf oder Warum woana? Martin Kälberer spielte viele Instrumente, teilweise recht außergewöhliche, zum Beispiel ein schweizerisches Hang, das aussieht, wie zwei aneinander geklebte Woks. Außerdem ist er angeblich weltweit der einzige noch lebende Fotzplattler (Wangenklopfer), was nicht ganz stimmen kann, denn genau eine Woche zuvor hatte ich in Tübingen Rupert Hausner dabei zugesehen. Schmidbauer & Kälberer spielten zwei Stunden lang, und ich muss Konstantin Wecker Recht geben: Das waren wirklich sehr schöne Liadln. Aber pünktlich um elf musste Schluss sein, das schreibt die Stadt vor. Danach herrschte ein unglaubliches Gedränge am CD-Stand, wo die beiden selbst die CDs verkauften und auch signierten. Meine Schwägerin stellte sich auch an, um mir die CD dann zu schenken. Das war sehr lieb. So kann ich mir diese wunderbare Stimmung vom Freitagabend immer wieder ins Gedächtnis rufen. Während der 23-minütigen Fahrt mit der S-Bahn nach Lauf hatte ich das Gefühl, an diesem Abend die richtige Auswahl getroffen zu haben. Und die frühe Anfahrt hatte sich damit schon gelohnt.
Samstag, 28. Juli 2007
Am Samstag um 14 Uhr ging es weiter mit dem Bardentreffen. Nach einem späten Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg nach Nürnberg. Claudias Freundinnen wollten sich im Kreuzigungshof den Weiherer ansehen. Gleichzeitig spielten in St. Katharina Barbara Thalheim und Band, aber die hatte ich zwei Wochen vorher bei den Songs gesehen – und natürlich wollte ich dabei sein, wenn ich wieder einmal Gelegenheit hatte, Christoph Weiherer zu erleben. Der Kreuzigungshof war der einzige bestuhlte Platz beim Bardentreffen. Der Hof ist lang gezogen, die Bühne war an einer Längsseite aufgebaut, davor also ein 'breites' Publikum. Als wir ankamen waren die beiden Nürnbergerinnen schon da und hielten uns zwei Stühle frei. Wir saßen sehr weit seitlich, aber als die heiße Sonne herauskam, waren wir dankbar für das schattige Plätzchen. Der Weiherer gewann das Publikum mit seinem trockenen Humor und seiner unaufgeregten Art schnell für sich. Den einen oder anderen Verspieler nahmen sie ihm nicht übel, und er nutzte die Gelegenheit gerne, um darauf hinzuweisen, dass es alle Lieder fehlerfrei auf den CDs zu hören gibt. Claudia hat darauf bestanden, die gesungenen Titel mitzuschreiben, aber die Aufzählung erspare ich mir und Euch. Nur so viel: Mein Lieblingslied Der Fährmann war dabei, textsicher und einwandfrei gespielt.

In 1½ Stunden hörten mehrere hundert Zuhörer 17 Lieder, und nach dem Konzert gingen die CDs weg wie warme Semmeln. Der Weiherer ist immer mit dem Zug unterwegs, deshalb hatte er wahrscheinlich nicht sooo viele CDs dabei, aber er hat sie restlos alle verkaufen können.
Nun machten wir uns auf den Weg zum Hauptmarkt. Dort findet in der Adventszeit der berühmte Nürnberger Christkindlesmarkt statt. Es war eine riesige Bühne vor einem riesigen Platz aufgebaut, und ab 16 Uhr sollte dort die kanadische Country-Gruppe 'South Mountain' 2½ Stunden lang spielen. Wir blieben sehr weit hinten, was mir persönlich eigentlich nicht so gefällt, aber nah dran war es einfach zu laut. Bei mir lässt mit zunehmender Entfernung die Aufmerksamkeit zu wünschen übrig, außerdem holten wir uns an einem der zahlreichen Stände etwas zu essen. Dann ging der erste Wolkenbruch des Tages nieder, und wir suchten uns irgendwo einen Unterstand. Als der Regen nachließ, bat ich meine Begleiterinnen, mir mal den Lorenzer Platz zu zeigen, wo am Sonntag Micha auftreten würde. Vorher kauften wir uns aber noch einen Regenschirm. Der Lorenzer Platz ist relativ klein, aber ziemlich zentral gelegen.
Um halb sieben wollten wir am Sebalder Platz Wenzel & Band sehen, und um nicht wieder - wie am Vorabend - im Gedränge stecken zu bleiben, machten wir uns frühzeitig auf den Weg. An allen Ecken und Enden waren auch Straßenmusikanten zu hören, die noch zusätzlich zum offiziellen Programm für Musik sorgten. In der Nähe der Sebalduskirche sah ich ein Hornquartett, und sofort fiel mir die Klassik-Pop-etc-Sendung ein, in der Reinhard Mey von einem russischen Bläserquartett erzählt, das er vor dem Aachener Dom gesehen und das so wunderschön Bachs Jesus bleibet meine Freude gespielt hat. Dann sah ich das Schild: 'Hornquartett Meistersinger aus St. Petersburg' – und das zweite Lied, das sie spielten, war genau jenes Jesus bleibet meine Freude.
An der Bühne am Sebalder Platz trafen wir etwa um sechs Uhr ein und stellten unsere Dreibeine unmittelbar vor der Bühne auf. Der Andrang war längst nicht so stark wie am Vorabend, was wahrscheinlich mit dem Wetter zu tun hatte und auch damit, dass Wenzel in Bayern vermutlich nicht so bekannt ist wie das Duo von gestern. Den Soundcheck erledigte er noch in Räuberzivil, um sich dann rasch ins Bühnen-Outfit zu werfen, und los ging’s. Bis dahin kannte ich noch gar nichts von Wenzel, aber das Konzert gefiel mir sehr gut – so weit ich dabei war.

(Es war relativ ungemütlich, weil es von oben sehr feucht wurde.) Er begann mit Mach die Türe sachte zu, Ene, mene, muh und dem Titellied der neuen CD Glaubt nie, was ich singe, die aber erst im Oktober fertig sein wird. Er stellte dann etliche Lieder der neuen CD vor, über die ich natürlich noch nichts im Internet finden kann und deren Titel er auch nicht immer erwähnt hat. Da gab es ein Lied 'Es ist ein Wunder, dass ich am Leben bin, für mich sind 1000 Tode ausgedacht', eines hieß Dieser graue Tag ist eine Schande, eines Ole, ole. Derweil wurde der Regen immer stärker. Mit den Schirmen behinderten wir uns im Publikum gegenseitig, und wenn einen der eigene Schirm schützte, so bekam man immer wieder die Sturzbäche ab, die sich von fremden Schirmen ergossen. Bald war meine Hose vom Knie abwärts nass. Nach dem Globalisierungstango flohen wir zur Sebalduskirche und suchten Schutz vor dem Regen. Claudia guckte inzwischen sehr unglücklich, sodass ich nicht mehr überlegte, ob ich noch da bleiben wollte oder nicht. Ich bin ja ziemlich festivalerprobt, aber sie war noch nasser als ich, sodass wir beschlossen, mal etwas früher nach Hause zu fahren und uns trocken zu legen. – Wie zu lesen war, hat nach Wenzel der Willy Michl wieder Scharen von Menschen angezogen und hat gespielt bis zum Anschlag. Um elf hat man ihm Licht und Ton abgedreht, aber er hat noch weitergemacht.
Sonntag, 29. Juli 2007
Am Sonntag meldete sich Moni als Erste bei mir. Moni? Die wollte doch erst kurz vor 16 Uhr da sein? Um elf war sie mit Jürgen jedenfalls in Nürnberg, da saßen wir in Lauf noch beim Frühstück. Die beiden Nürnbergerinnen wollten bei dem Wetter auf den Rest des Bardentreffens verzichten, Claudia erwartete noch Besuch und hatte deshalb auch keine Zeit. Aber immerhin wollte sie mich noch in Nürnberg abliefern. Dieses Mal vor der Lorenzkirche stand dieses St. Petersburger Hornquartett vom Vortag, und gerade hatte ich vor, etwas Geld in die bereit gestellte Kiste zu werfen, als der Barde (Michael Nr. X) anrief. Er und Heike saßen vielleicht 20 m von mir entfernt vor einem Lokal, und Michael wunderte sich über den Stereo-Ton der Bläser – live und im Telefon. *g* Auch Marianne und Benny waren inzwischen in Nürnberg, aber keiner hatte sich dazu geäußert, welche Bands er sehen wollte. Nur Moni sagte, sie wolle um 14 Uhr zur Insel Schütt zu 'Ferri und Perlico Perlaco'. Also habe ich alle dorthin gelotst, ohne zu wissen, dass Monis Interesse eher beruflicher Art war: Sie ist Kindergärtnerin und Ferri macht Kinderprogramm. *g* Pünktlich zum Programmbeginn fing es wieder an zu regnen. Claudia und ich beschlossen dann, in der nahe gelegenen Katharinenruine vorbeizusehen, wo 'Vivid Curls', ein Allgäuer Mädchen-Duo, zu ihren Gitarren sangen. Zuerst hörten wir ein spanisches, dann ein englisches und dann ein heimatliches Lied, das davon handelte, dass man zu Hause barfuß im Gras laufen kann. Dieses letzte Stück hieß Allgäu. Wir standen ganz hinten und sahen nur Schirme, deshalb wollte ich zurück zu den anderen, die auf Bänken unter Schirmen saßen – eigentlich waren das ja Sonnenschirme… Claudia verabschiedete sich von mir, ich ging zurück zur Insel Schütt, aber dort hatten sich alle in verschiedene Richtungen verflüchtigt. Da ich Claudias Wegbeschreibungen alle vergessen hatte, tastete ich mich irgendwie zum Lorenzer Platz vor. Sehr weit ist es ja nicht, aber die Richtung sollte schon einigermaßen stimmen. :rotwerd: Von Micha hatte ich inzwischen telefonisch erfahren, dass er einen Stau nach dem anderen hatte, eine voll gesperrte Autobahn, und dass er es nicht pünktlich schaffen würde. Ich hatte ihm den Betreuer der Bühne ans Telefon holen können, sodass der wenigstens Bescheid wusste.
Es dauerte nicht lange, da hatten sich alle am Lorenzer Platz eingefunden. Die dortige Bühne war am Freitag und am Samstag den regionalen Newcomern vorbehalten gewesen, am Sonntag hatte der Profolk-Verband Gelegenheit, dort seine Künstler vorzustellen. Das ungemütliche Wetter trieb uns in ein Lokal, wo wir es trocken hatten und Kaffee trinken konnten. Etwas zu spät traf auch noch Chrizz ein, aber immer noch vor Micha. Chrizz stand am Lorenzer Platz, wo der Betreuer der Bühne Maik Wolter und seine Frau Doreen kurzfristig eingesprungen waren, um die Zeit bis Michas Ankunft zu überbrücken. Sie sangen Lieder ihrer neuen CD Jamestown Ferry. Als Micha endlich da war, machten sie einen fliegenden Wechsel. Er bekam gerade noch die Zeit, seine Gitarre zu stimmen. Als er anfing, war der Ton miserabel, für den Soundcheck war nicht auch noch Zeit, aber der Tontechniker schob seine Regler, sodass es gleich besser wurde. Die Hälfte der 1½ Stunden war schon um, Micha hatte nur noch Zeit bis 17:30 h. Das Wetter war schlecht, aber Micha sagte, es sei gut gegen das, was er heute seit Berlin so erlebt hatte. Er begann mit dem Trinkerlied und dem Berliner im feindlichen Ausland. Es folgten Ich bin in diese Stadt gekommen (oh, Mann, wie heißt denn das korrekt? :rotwerd:) [Nachtrag: Na klar, jetzt weiß ich es wieder: das Lied heißt richtig Weshalb? Warum?] und natürlich Sing ein Lied für mich. Die Gitarre mochte das Wetter nicht und war verstimmt. Naja, so eine Gitarre ist ja auch nur ein Mensch.

Micha komprimierte das Programm auf seine Hits, aber für die ausführliche Ansage zu Schöne, bunte Welt hat er sich doch noch Zeit genommen. Danach noch Stille Flut und Tauch ab. Zu meiner Freude hat er auch das Kriegslied gesungen, mit dem er endgültig bewiesen hat, dass die Bezeichnung auf dem Flyer an der Bühne 'poetisch-schriller Liedermacher' weit daneben gegriffen war. Poetisch ja, Liedermacher ja, aber schrill?? :kopfkratz: Leider kam dann schon der Epilog, und danach geht normalerweise nichts mehr. Dieses Mal ließ er sich aber doch noch zu einer Zugabe überreden und wollte als Abschluss ein Kinderlied singen - vermutlich Ich kauf' mir eine Keksfabrik, das auch Erwachsenen immer wieder Spaß macht. Leider hatte er aber bei der eiligen Ankunft seinen Koffer im Auto gelassen, und so wählte er stattdessen noch das alte, schottische Lied Ade, mein Lieb. - Schade, das war eine stressige Angelegenheit für Micha und eine weite Reise für 45 Minuten Auftritt.
Das Wetter lud weiterhin nicht zum Draußenbleiben ein, deshalb suchten wir eine Gaststätte, in der wir noch ein bisschen zusammen sitzen wollten. Micha kam nach, sobald es ihm möglich war. Wir sind im 'Barfüßer' gelandet, wo es selbst gebrautes Bier gibt. Meine Schwägerin sagte, dass das eines der wenigen Lokale sei, das auf der Touri-Meile zu finden ist, aber trotzdem keine Nepp-Preise nimmt. Bei Speis' und Trank und Geplauder verging die Zeit und als Erster verabschiedete sich Chrizz

; das habe ich leider verpasst, weil ich gerade zusammen mit Heike aus dem brühwarmen Lokal ein bisschen an die frische Luft entwischt war. Marianne und Benny hatten Zugfahrkarten mit Zugbindung und mussten als nächste gehen, danach löste sich die Versammlung auf, und es blieben nur noch Micha und ich übrig. Etwa Viertel nach neun waren wir zurück am Lorenzer Platz, wo gerade ein weiterer Profolk-Künstler seinen Auftritt hatte: Paul Bartsch & Band. Wir hörten nur noch die letzten drei Lieder, aber die haben mir gefallen, vor allem die Zugabe. Es ging darum, dass man sich oft zu seinen Kindern Sprüche sagen hört, die einen schon bei den eigenen Eltern genervt haben. Zum Schluss singt er, das Schlimmste an der Jugend ist doch, dass sie für ihn vorbei ist.
Nun gab es noch das eine oder andere Gespräch backstage, nebenher ging es schon mit dem Abbau los. Danach saßen wir noch im Hotel mit Profolk-Leuten zusammen, und ich hatte das Gefühl, dass es für Micha interessante und auch wichtige Gespräche geben würde. Bei solchen Treffen muss man immer die Gelegenheit nutzen, um Verbindungen zu knüpfen. Deshalb habe ich mich schnell verabschiedet, als es Zeit war für die letzte Bahn, bin alleine losgedüst und habe Micha den nächtlichen Spaziergang zum U-Bahnhof erspart.
Einiges habe ich gesehen, Vieles habe ich verpasst - beispielsweise Richard Thompsons Auftritt am späten Sonntagnachmittag. Trotzdem war ich zufrieden mit 'meinem' Bardentreffen, so wie ich es erlebt habe. Und das Beste ist: meine Schwägerin hat mich bereits jetzt wieder für das nächste Mal eingeladen.
Die Heimreise am Montag sollte mit dreimaligem Umsteigen 5 Stunden und 49 Minuten dauern, fast eine Stunde schneller als der Hinweg. Aber zu meinem Pech war auf meiner Route eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden worden, sodass ich weitere zwei Male umsteigen musste und endlich mit zweistündiger Verspätung wieder im verschlafenen Pirmasens eintraf.
Wenn einer eine Reise tut …….

Viele Grüße von Petra