Gedächtnisprotokoll eines Konzertbesuches
Nun war er also da, der Tag meiner Begegnung mit Tino Eisbrenner. Wieso
eigentlich war mir der Name vorher nie untergekommen? Vielleicht, weil ich die
meisten Rockbands nur tangentiell wahrgenommen habe, es sei denn sie kamen wie
Renft oder Karussell wegen politischer Querelen in mein Sichtfeld.
Nun war Fussball-WM und Elbhangfest. Wer würde sich auf den Weg zu diesem
Konzert machen?
Ich hatte nicht vorbestellt und war gespannt wie sich der Sitzplan auf dem
Monitor der Abendkasse gestalten würde. Na immerhin, allein war ich nicht,
die ersten 8 Reihen wenngleich recht Lückenhaft besetzt. Der Altersspiegel
glich dem Spiegel in welchen ich zu Hause sehe, was mir spontan die Melodie von
„Wenn das kein Beweis ist, für die midlifecrisis“ unterschob.
Nach einem netten Geplänkel mit der CD-Verkaufs-Dame, wie ich denn zu einer
Setlist kommen könnte, war es auch schon Zeit den Platz einzunehmen. Hinter mir
nahm kichernd Tinos Freundin mit weiteren 4 FreundINNen Platz, etwas schräg
versetzt, weil ich zu gross sei. Wir einigten uns auf zu lang.
Es ging los mit „Wir folgen dem Wind“ - traumhaft der Einstieg mit
Akustikgitarre pur. Die über viele Jahre gewachsene Vertrautheit der beiden
Musiker-Freunde ist nicht zu überhören. Da war ich auf dem richtigen Dampfer.
So konnte es stundenlang weitergehen.
Die Band dann rockig, was Tino später teilweise zu fast kämpferischem
Gesangsstil verleitete. Der nachdenkliche, der leise Tino, das war mein
Eisbrenner. Er hatte Berge von Gründen, wie immer wenn er singt. Das nimmt man
ihm gern ab. Und man hatte in jedem Moment das Gefühl , der Mann gibt alles,
was er auch vor 5000 statt 50 Zuhörern bringen würde. Das lässt die
klanglichen Mängel von Raum und Anlage in den Hintergrund rücken.. Schön,
dass Tino auch in Dresden einige alte Freunde hat. Das zumindest schliesst man
aus der tanzenden Mitsinggemeinde. Bei Titeln wie „Mein Mut“ oder
natürlich „Bring mir die Sonne“ konnte Tino getrost die Zuhörer allein
singen lassen. Fast ein bisschen Hoffmann-Flair, wobei Eisbrenner den
Schauspieler nicht so vordergründig heraushängen lässt, was ihn mir
persönlich symphatisch macht.
Eine Stelle von denen, welche mich besonders bewegt haben, möchte ich
erwähnen, obwohl ich gerade da nicht sicher bin richtig gehört zu haben.
Vielleicht auch deshalb. In dem Lied „Irgendwo in Mexiko“ heisst es
„...aber der goldne Traum hat keine Heimat hinterm Hochplateau ...“ . Mir
war als hätte ich einmal gehört „hinterm Hungertod oder Hungertuch“ .
Ich werde wohl mal Eisbrennertexte lesen von den lyrischen Liebesliedern wie
„Deine Himmel“ bis zu „Die Bösen sterben nie“. Und irgendwann (eher
bald) werde ich mal das Duo hören. Ich ahne, dass ich mich da zu Hause fühlen
kann.
Nun gut, bleibt mir Siegrun "Danke sehr!" zu sagen für Hinweis und
Neugierdewecken.
Und die Setliste für Kenner anzufügen... (Anmerk Rex 8-) : Wenn das kein Beweis ist ...)
Liebe Grüße von Clemens