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Rosenheimer Realsatire

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 17:19
von Helmut
Liebe Leute
Ich hab mich heute (eigentlich schon länger, aber bekam jemand meine Wut voll ab) sehr geärgert. Zur Wutabbau erzähle ich es euch als Realsatire:

Als ich vor 9 Jahren das Haus in Rosenheim bezog, hab ich der Stadt eine Einzugsermächtigung für alle Kosten (Grundsteuer, Müll, Straßenreinigung usw.) erteilt. Das hat 8 Jahre problemlos funktioniert. Was ich nicht wusste war, das man vor einem Jahr mein Kassenzeichen geändert hat. Und wenn ich es bemerkt hätte, hätte ich wahrscheinlich gedacht, dass es nicht die Personen-Nummer sondern die Nummer des Anschreibens ist. Außerdem kann es mir ja auch egal sein, welche Nummer ich habe, bin ja kein KZ-Häftling. Darf es aber nicht, weil:

Weil ich eine andere Nummer hatte, galt meine Einzugsermächtigung nicht mehr. Das hat man mir aber nicht mitgeteilt. Anstatt dessen bekam ich eine "letzte Mahnung" (ohne vorherigen Mahnungen) mit Drohung von Beitreibungsmaßnahmen wegen nicht bezahlter Straßenreinigungsgebühren von vierteljährlich 9.70€. Wäre ich nicht rechtzeitig vom Urlaub nach Hause gekommen, wäre ich womöglich Teil der Schufa-Liste. Gut, ich hab sofort überwiesen und der Stadtkasse eine Mail geschickt, in der ich schrieb, dass ich der Meinung gewesen sei, dass diese Kosten wie in den Jahren vorher eingezogen würden. Außerdem bat ich sie zu kontrollieren, ob sie nicht doch ein Lastschriftmandat von mir hätten und mir gegebenenfalls einen entsprechenden Vordruck zukommen zu lassen.

Ahnt ihr schon wie es weiterging? Auf meine Mail regierte man nicht, anstatt dessen erhielt ich am Freitag eine Mahnung für das nächste Vierteljahr. Heute war ich in der Stadtkasse. Die Dame jenseits des Schreibtisches konnte mir wie ein kaputter Plattenspieler (der neuen Technik entsprechend sollte ich Loop-Station schreiben) nur sagen, dass wegen des geänderten Kassenzeichen nicht eingezogen werden kann. Keine Antwort auf die Frage, warum man mich darüber nicht informiert hat, warum alle andern Gebühren weiter eingezogen würden, warum man auf die Mail nicht geantwortet hat.

Ich bin laut geworden. Muss ich mich dafür schämen?

:teufel:

Re: Rosenheimer Realsatire

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 22:09
von Benutzer 118 gelöscht
Hast Du denn jetzt wenigstens in der Stadtkasse Hausverbot? Sonst hätte sich ja das Lautwerden gar nicht gelohnt :-D :flüchten:

liebe Grüße
Stephan

Re: Rosenheimer Realsatire

Verfasst: Di 15. Okt 2019, 08:19
von Helmut
Noch nicht, aber womöglich nach der nächsten Mahnung. :teufel:

Es gibt ja auch noch Müllgebühren und Grundsteuer, für die man Kennzeichen ändern kann.

Übrigens, das Schönste: Die Dame hat behauptet, dass ich bisher einen Dauerauftrag gehabt hätte. Das stimmt definitiv nicht, eine Nachfrage bei der Sparkasse bestätigte dies.
Eine Partei mit derartiger Buchführung bekäme große Probleme.

Und ich hab gedacht, so etwas wäre nur im Ossi-Land möglich. :gibt es hier kein Kniefall-Smilie?:

Re: Rosenheimer Realsatire

Verfasst: Sa 19. Okt 2019, 17:39
von fille
Tja Helmut, weißt du an was mich das erinnert?
Mein Verhältnis zu Behörden war nicht immer ungetrübt
Was allein nur daran lag, dass man nicht kann, was man nicht übt
.
.
.
Ich klopfte, trat ein und ich spürte rote Punkte im Gesicht
Eine Frau kochte grad Kaffee, sie beachtete mich nicht
Dann trank sie genüsslich schlürfend, ich stand dumm lächelnd im Raum
Schließlich putzte sie ausgiebig einen fetten Gummibaum
Ich räusperte mich noch einmal, dann schrie ich plötzlich schrill,
Warf mich trommelnd auf den Boden und ich röchelte „Ich will

...
Manche Dinge ändern sich anscheinend nie. Und "moderne Zeiten"
machen es nicht besser.

Aber - du bist nicht allein.

Liebe Grüße und Kopf hoch

Marianne

Re: Rosenheimer Realsatire

Verfasst: Di 5. Nov 2019, 17:24
von migoe
Lieber Helmut,

ich muss hier an das alte Sprichwort denken
Wer schreit hat unrecht!
Ich kann mir zwar Situationen und Gründe vorstellen, die es rechtfertigen, dass man seine Stimme laut und deutlich erhebt, z.B. singt Reinhard Mey in seinem Lied "Die Kinder von Izieu"
Heute hör' ich, wir soll'n das in die Geschichte einreihen,
Und es muß doch auch mal Schluß sein, endlich, nach all den Jahr'n.
Ich rede und ich singe und wenn es sein muß, werd' ich schreien,
Damit unsre Kinder erfahren, wer sie war'n:
Der Älteste war siebzehn, der Jüngste grad vier Jahre,
Von der Rampe in Birkenau in die Gaskammern geführt.
Ich werd' sie mein Leben lang sehn und bewahre
Ihre Namen in meiner Seele eingraviert.
Sie war'n voller Neugier, sie war'n voller Leben,
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl.
Sie war'n genau wie ihr, sie war'n wie alle Kinder eben
Im Haus in Izieu hoch überm Rhonetal.
und in diesem Kontext ist das auch gerechtfertigt, aber so wie ich das lese, handelt es sich bei Deinem Erlebnis um ein Mißverständnis.

Natürlich kann ich Deinen Ärger nachvollziehen und auch, dass Du Dich nicht ganz ernst genommen fühlst, aber denkst Du wirklich, es verbessert sich etwas, wenn Du die Leute in einer Behörde anschreist? Meiner Erfahrung nach sind die Abläufe und Organisationsstrukturen in einer Behörde für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar und selbst die Menschen, die dort lange arbeiten sind nicht immer über den "Workflow" korrekt informiert oder in der Lage, die Zusammenhänge vollständig zu durchschauen - aber natürlich kann ich das nur vermuten. Böse Absicht sehe ich darin aber nicht, vielmehr die immer mehr um sich greifende Verunsicherung von Mitarbeitern und Kunden (in Deinem Fall der Bürger) wegen der vielen Änderungen im Arbeitsumfeld aufgrund der Umstellung auf Digitalisierung in den Firmen und Behörden.

Wenn eine Behörde einen Bürger anschreibt, gibt sie in diesem Schreiben den Namen des Mitarbeiters an, die für dieses Anliegen der Ansprechpartner ist - war das bei Dir nicht so? Diese/n Mitarbeiter/in solltest Du kontaktieren und das Problem besprechen. Ich will hier nicht als Klugscheißer auftreten, aber so würde ich vorgehen. Solltest Du das schon versucht haben und nicht weiterkommen, dann ist das trotzdem kein Grund, die Mitarbeiterin der Behörde runter zu machen.

Ich habe jeden Tag mit verärgerten Kunden (und in den meisten Fällen hat der Kunde objektiv recht!) zu tun und oft sind es die falschen Reaktionen von Mitarbeitern, die den Kunden noch wütender werden lassen - aber trotzdem kann ich nicht verstehen und akzeptieren mit welchem Recht ein Mitarbeiter persönlich angegangen wird, weil der Kunde sich über irgendeinen Ablauf ärgert, für den der Mitarbeiter nichts kann und ihm (bzw. dem Unternehmen) im Tagesgeschäft halt ein Fehler unterlaufen ist. Ein Beispiel von vor ein paar Tagen: wir hatten einen Artikel in der Werbung, der von unserem Lieferanten letzte Woche wegen dem Feiertag (Freitag Allerheiligen in Bayern) nicht rechtzeitig geliefert werden konnte, weil der zustellende Paketdienst ganz einfach nicht rechtzeitig ausgeliefert hat. Eine Kundin wollte den Artikel kaufen und ist extra deswegen zu uns in die Filiale gekommen. Natürlich war der Ärger groß, weil der Artikel nicht vorlag. Die Kundin hat sich bei der Mitarbeiterin an der Information erstmal ausgelassen und nachdem sie mit der Reaktion der Mitarbeiterin nicht einverstanden war, wollte sie mich als Verantwortlichen sprechen. Ich selber kann das ab, wenn sich Menschen an mir abreagieren und nehme das auch niemals persönlich, aber die Art und Weise, wie die Kundin ihrem Ärger Luft gemacht hat, hat mich schon verwundert. Am Ende haben wir eine für die Kundin befriedigende Lösung gefunden und sie hat auch die Erklärung und Entschuldigung VON MIR akzeptiert, dass der Artikel nicht rechtzeitig ausgeliefert wurde - obwohl meine Mitarbeiterin DASSELBE bereits vorher gesagt hatte. Ich fand es aber unangemessen von der Kundin sich so gehen zu lassen und ihre Wut über den Fehler/nicht vorhandenen Artikel lautstark an meiner Mitarbeiterin auszulassen.

Vielleicht konnte ich verständlich machen was ich meine - deshalb lautet meine Antwort auf Deine Frage:
Helmut Zitat: Mo 14. Okt 2019, 17:19
Ich bin laut geworden. Muss ich mich dafür schämen?
ganz eindeutig: ja!

Re: Rosenheimer Realsatire

Verfasst: Mi 6. Nov 2019, 08:40
von Helmut
Lieber Michael

Deine Antwort kann ich nachvollziehen. Ich versuche trotzdem, dir meinen Ärger verständlich zu machen:

Ich ging zu der Dame, von der die Mahnung kam. Ich legte ihr chronologisch geordnet 6 Schreiben (3 Rechnungen, 2 Mahnungen und eine Mail von mir) vor und bat sie, sich diese anzusehen, nach meiner Erinnerung sicher nicht unfreundlich. Schon nach dem ersten Schreiben machte sie mir Vorwürfe, dass ja die Personennummer (was ja wirklich nicht mein Problem sein kann) nicht stimme, und dass ich keine Einzugsermächtigung geschickt habe. Da hatte sie die Mail von mir mit der Bitte um ein Formblatt für die Einzugsermächtigung noch gar nicht gelesen darum forderte ich sie auf, vorher den ganzen Briefwechsel zu anzusehen. Ein Satz von ihr, dass da etwas schiefgelaufen ist hätte mich sicher beruhigt. Der Gipfel war dann wohl, dass sie mir sagte, auf mails muss man nicht reagieren. Und dann noch die Behauptung, bisher hätte ich mit Dauerauftrag gezahlt, was definitiv nicht stimmt. Da fragte ich mich schon, was das für eine Buchhaltung ist.

Eigentlich wollte ich dem Leiter der Stadtkasse den ganzen Vorgang schriftlich schildern. Meine Frau, die in dem Fall genau so denkt wie du, meinte aber, ich solle die Sache dabei beruhen lassen. Irgendwo musste ich aber Dampf ablassen, entschuldige, dass es hier war. :teufel:

Liebe Grüße
Helmut

PS. Du hast deiner Kundin sicher nicht gesagt, dass ihr Waren aus der Werbung nicht unbedingt haben müsst.

Nachtrag: Lieber Michael, mir ist noch ein Unterschied eingefallen: Ihr seid ein Geschäft. Du kannst dir die Arroganz einer Behörde nicht leisten. Wenn ich mich über einen Laden ärgere, kauf ich dort nicht mehr ein. ich bin der Arroganz der Stadtkasse ausgeliefert und ich hab den Eindruck, das nützen sie aus.