Du hast sämtliche Foren besucht und Dich mit anderen Besuchern über alle möglichen Themen ausgetauscht. Jetzt brennt Dir aber noch eine Frage unter den Nägeln, die eigentlich in keine Schublade (Forum) hier auf diesem Liedermacher-Forum passt, die Du aber unbedingt mit den anderen besprechen willst. Dann stelle Dein Thema hier in diesem Forum zur Diskussion und schau, was daraus wird. Sollte Dein Thema doch noch in eine unserer vielen Schubladen passen, dann werden die Moderatoren dafür den richtigen Platz finden ;)
Liebe Forumler,
gerade habe ich im Radio ein Interview mit Wolfgang Flatz gehört. Dabei kam auch etwas zur Sprache, was völlig an mir voreigegangen ist. Aber einige von euch haben es bestimmt mitbekommen.
Im Jahre 2001 hat er einen toten Bullen von 40 m Höhe auf den Boden fallen lassen. Es gibt ein Video dazu. Ich persönlich finde es eklig.
Der Bulle wurde eigens für diese Aktion geschlachtet! Das ekelt mich noch mehr an.... Es widerspricht für mich dem Prinzip, ein Tier nur zu töten, wenn man verwertet, sprich in erster Linie isst. Aber nicht, damit man den Kadaver in den Dreck schmeißt.
Hier ein Bericht von damals
Der Berliner Liedermacher Reinhard Mey teilte der Redaktion per Fax mit, er wäre persönlich bereit gewesen, den Hubschrauber zu fliegen, wenn nicht die Kuh, sondern der Künstler abgeworfen würde.
Was meint ihr? Heiligt der Zweck die Mittel? Ist das Kunst? Oder nur ekelhaft Selbstdarstellung?
Ich gebe zu, den Künstler nicht zu kennen. Im Interview fand er es bedenklich, dass die Welt immer traditioneller werden würde. Kurz darauf erzählte er, dass er sich anschließend sein Familiewappen aus dem 14. Jahrhundert auf den Oberschenkel tätowieren lässt.
Liebe Grüße
Marianne
There is a crack in everything
That's how the light gets in
Gott sei Dank hat es dieser " Künstler" nicht das geschafft,was er wollte:
Öffentlichkeit 1 Gut das selbst keiner der üblichen peinlichen privaten Sender es für wichtig gehalten hat, diesen Schwachsinn als " hipp" oder "in" zu verkaufen.
Zum Tätoo: Da würd' mir für ihn noch was anderes einfallen.....
Klaus
Unbequem zu sein bedeutet oftmals, sich Hindernisse aufzubauen, die man dann selber aus dem Weg räumen muss, ohne bequem zu werden.
fille schrieb:
Es widerspricht für mich dem Prinzip, ein Tier nur zu töten, wenn man verwertet, sprich in erster Linie isst.
Liebe Marianne,
ich habe mir das Video nicht angesehen, sondern nur mal für ein paar Sekunden zwischenrein geklickt. Schon als ich das Tier da hängen sah, wurde es mir zu viel und es hat mich im Hals gewürgt.
Ich würde auch kein Tier töten oder töten lassen, (nur) um es zu essen. Man kann sich wunderbar fleischlos und trotzdem vollwertig ernähren.
Liebe Grüße
Angela
Der Weg ist das Ziel. (nach Konfizius)
Tanzen tut das Herz - die Füße tragen uns nur. (Unbekannt)
Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen
von der Schwere der Dinge. (Augustinus)
Ich sehe mir auch nichts davon an, da man dann ja wiederum erreicht hätte, was man wollte. Eigentlich dürfte man gar nicht darüber schreiben.
Ich bin mir nicht sicher, aber kann es sein, dass der "Künstler" schon mal eine Aktion hatte, in der sich Menschen in Tierkadaver räkeln?
Ich habe da eine Szene bei der "NDR-Talkshow" in Erinnerung, bei der die Moderatorin Alida Gundlach dern "Künstler" verbal heftigst angegangen ist. Das fand ich damals richtig gut.
Ich finde, so etwas müsste unter Strafe gestellt werden. Besser jedoch wäre eine Solidarität unter dem Volk, welches den "Künstler" an Ort und Stelle teern und federn sollte!
Lieber Holgi!
Eigentlich dürfte man gar nicht darüber schreiben.
Stimmt! Aber das Radio-Interview hat mich so aufgeregt, dass ich erstmal im Internet nachsehen musste, um was es geht.
Außerdem gebe ich gerne zu, dass es auch Reinhard Mey's Reaktion war, die mich neugierig gemacht hat. Darauf angesprochen hat der "Künstler" gesagt, dass Mey's Reaktion überzogen, wenn nicht sogar dumm war. Denn er hätte sich mit dem Kunstwerk ja gar nicht auseinandergesetzt....
Na ja, ich hatte von diesem Aktionskünstler nie etwas gehört. Und am besten vergesse ich ihn gleich wieder.
Ich würde auch kein Tier töten oder töten lassen, (nur) um es zu essen. Man kann sich wunderbar fleischlos und trotzdem vollwertig ernähren.
Das kann man bestimmt. Aber die Mehrheit der Menschen sind nun mal "Fleischfresser". Und wenn man ein Tier schon tötet, so sollte man es nicht zum Spaß tun oder irgendwelcher Kunstwerke wegen.
Ich wollte hier aber keine Debatte auslösen, ob Vegetarier oder nicht. Das köönnte man extra ausdiskutieren.
Liebe Grüße
Marianne
There is a crack in everything
That's how the light gets in
Servus Allerseits!
Solange mich die "Bärchenwurst" im Supermarkt anhimmelt und mir glücklich lächelnde Schweine vor Schlachthöfen suggerieren: "ich finds geil von dir gefressen zu werden ", solange finde ich, daß ne tote Kuh auf der Bühne genau das ist, was wir verdient haben!
Grüße: Palü
Sobald ein Optimist ein Licht erblickt, das es gar nicht gibt, findet sich ein Pessimist, der es wieder ausbläst.
Ich schwanke auch zwischen moralischer Entrüstung und ernsthaftem Nachdenken. Leider wird uns diese eine tote Kuh des Künstlers nicht dazu bringen, unser oft grenzwertiges Verhältnis zu Tieren zu überdenken. Das wird auch der Künstler wissen. Zurück bleibt deshalb bei mir von dieser Performance ein unguter Nachgeschmack. Hier will sich jemand unter dem Mäntelchen der Kunst profilieren und benutzt allerbilligste Schockeffekte, die keine nachhaltige Wirkung haben.
Viel intensiver bleiben mir die Menschen in Erinnerung, die sich im Hintergrund aktiv im Tierschutz engagieren.
Liebe Freunde,
mag sein, daß die Aktion geschmacklos war, aber der Bulle war tot und wenn der Aktionskünstler damit erreicht haben sollte -was ich aber leider auch bezweifle -daß der ganze Umgang der modernen Menschheit mit "Nutztieren" wieder überdacht wird, hätte es ja doch irgend einen Sinn.
Und die Reaktion des lieben Reinhard Mey finde ich dann bei aller Bewunderung doch etwas extrem; Menschenliebe muß doch noch immer vor Tierliebe gehen, oder nicht?!
herzlichst
Tonski
"So many questions, so many answers, so many reasons, most of them wrong."
Kris Kristofferson
Hallo zusammen,
für mich ist die Aktion eine aus der Kategorie "Ich muss nicht alles verstehen, und schon gar nicht muss mir alles gefallen...". Es wird wohl so sein, dass hier jemand Mittel und Wege gesucht hat, um auf jeden Fall aufzufallen.
Das war mit dieser Aktion gleich mehrfach möglich, versprach sie doch die Chance, zunächst durch den Initialschock aufzuschrecken, anschließend auf drastische Reaktionen ebenso drastisch zu reagieren und eine angeblich gute Absicht vorzuschieben, und schließlich mit dem ganzen Drumherum auch noch "irgendwie" als "bedeutungsvoll" im Gedächtnis zu bleiben, sodass man es irgendwann sogar noch aus der Erinnerung hervorkramen würde. Das ist jedenfalls ein Konzept, das aufgegangen ist - aber "Kunst" ist für mich doch deutlich umfassender zu verstehen...
Für mich sind Vorgänge, die mit Blut und Schrecken verbunden sind, ausgesprochen kunstfern - und das Video ist einfach nur ekelhaft. Aber vielleicht will ja der Aktionist "Ekelkunst" kreieren - die ich wiederum ja nicht verstehen muss... Aber vielleicht verstehen es ja andere. Die Feuilletons sind ja voll von Kollegen, die so viel verstehen können...
herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Hallo,
ich kann damit auch überhaupt nichts anfangen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sowas irgendwie künstlerisch relevant ist, außer durch die Provokation. Das scheint ja auch immer noch zu funktionieren. Wenn's wenigstens witzig wäre, wie bei Beuys, wo der mit einem toten Hasen durch eine Kunstausstellung gegangen ist und dem die Bilder erklärt hat, aber so...
Aaaaber
Holgi schrieb:
Besser jedoch wäre eine Solidarität unter dem Volk, welches den "Künstler" an Ort und Stelle teern und federn sollte!
Juchhu, Volkszorn, das fehlt uns ja gerade noch. Ganz abgesehen davon, dass der Flatz das wahrscheinlich sogar gut fände, wenn ich mir so seine "Werke" angucke.
Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt
Michael schrieb:
Juchhu, Volkszorn, das fehlt uns ja gerade noch.
Ich meine das gar nicht im Sinne von "Volkszorn", sondern dass Menschen nicht immer auf den gleichen Käse hereinfallen. Ich möchte Aufmerksamkeit? Also verhalte ich mich mal provokant. Sogenannte Künstler sollten direkt vor Ort spüren, dass dem Großteil seiner Zielgruppe derartiges Verhalten nicht gefällt.
Außerdem sollte man das Phänomen der Verrohung und Gewöhnung nicht unterschätzen. Derartige Videos befinden sich wahrscheinlich schon auf jedem dritten Handy in der Grundschule. Wie will man denn in 5 Jahren noch Aufmerksamkeit erregen? Indem die Kuh das nächste mal nicht vorher geschlachtet wird?
Um nochmal zu Reinhard Mey zu kommen: Ich habe in meinem Umkreis noch niemanden erlebt, der nicht bei Liedern wie "Erbarme Dich" oder "Die Würde des Schweins ist unantastbar" feuchte Augen bekommen hätte. Bei solchen Aktionen wie der o.g. wird nur das Ekelzentrum in den Hirnwindungen angeregt. Und das nur kurzzeitig.
Günther von Hagen gehört für mich zur selben Riege. Aber das ist natürlich alles völlig subjektiv.
Sogenannte Künstler sollten direkt vor Ort spüren, dass dem Großteil seiner Zielgruppe derartiges Verhalten nicht gefällt.
Wie denn? Wie sollen sie es "spüren"? Oder "merken"? Oder "mitkriegen"?
Eine spannende Frage: Wie weit geht die "künstlerische Freiheit"? Wer zieht die Grenzen? Und wo? Nach welcher Messlatte? Die des guten Geschmacks? Was ist das? Es gibt ja auch Lieder, die die Geschmacksgrenzen tangieren...
naja - vielleicht genügt es ja, wenn jeder mal selbst reflektiert... sonst wird womöglich der Schwerpunkt des Forums verlagert...
herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Hallo
Ich glaube, das Problem ist, dass Kunst alles darf und dass der, und dass der, der sich offe dazu bekennt, Kunst nicht zu verstehen, als Banause gilt. Und wer ist schon freiwillig Banause? Bevor sich jemand zum Unverständnis bekennt, hält er lieber den Mund. Hatten wir das nicht schon mal in einem ganz anderen Zusammenhang? Ich bleibe dabei, wir brauchen mehr Leute wie Reinhard Mey, deutlich sagen, dass der Kaiser nackt ist.
Gruß
Helmut
"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins
Wie denn? Wie sollen sie es "spüren"? Oder "merken"? Oder "mitkriegen"?
Wie ich schon sagte - direkt vor Ort. Bei Konzerten wird doch auch entweder geklatscht oder gebuht.
Was Kunst ist, muss ich gar nicht wissen. Aber ob es mir gefällt und ich akzeptiere was geschieht, das kann ich doch zum Ausdruck bringen.
Hallo
Helmut schrieb:
Ich glaube, das Problem ist, dass Kunst alles darf
Das ist ja leider nicht so! Graffities sind (meistens) eine Straftat - egal wie - ob echtes Können oder Schmiererei. Dieses "Werk" hingegen wurde höchstrichterlich zur Kunst erklärt und durch den Polizeieinsatz (also auch noch mit Steuergeldern) erst ermöglicht. Wenn die Kuh in den Garten des Richters hätte fallen sollen, wäre der Richterspruch mit Sicherheit anders ausgefallen.
Erschreckend ist doch vielmehr die Tatsache, dass sich sowas 3000 Leute ansehen wollten und nur 15 Tierschützer "aufgefallen" sind.
Und die Reaktionen von Mey und wer war das mit dem Federn? ... Da gibt es ja den guten alten Spruch, den meine Oma immer gepredigt hat: Was ich selber denk und tu traue ich gerne andern zu. Schlussfolgerung daraus: Solche Denkweisen legitimieren im Prinzip solches Handeln. ( :flücht: ich setz mir jetzt schon mal vorsorglich einen meiner Stahlkochpötte auf )
LG
Rex2005
Michael schrieb:
Wenn's wenigstens witzig wäre, wie bei Beuys, wo der mit einem toten Hasen durch eine Kunstausstellung gegangen ist und dem die Bilder erklärt hat, aber so...
Nun gut, das kann Flatz ja auch, wenn er will. Ich war auf der documenta IX, dort hing eine Installation von ihm ... keine Ahnung, wie sie hieß, aber sie bestand aus einigen Reihen Sandsäcken, die in geringem Abstand zueinander von der Decke hingen. Wer in den nächsten Raum wollte, mußte sich dort durchquetschen. Und wer ein Arschloch war, der brauchte sich zu günstiger Stunde nur mal beherzt gegen einen der Sandsäcke zu schmeißen, um mitzuerleben, wie in einer Kettenreaktion an mindestens einer anderen Ecke plötzlich Leute aus dem Sandsackwald rausgepfeffert wurden.
Flatz ist mit Sicherheit ein ziemlich extremes Beispiel für einen Aktionskünstler, andererseits ist er kein dummer Mensch. Bislang hatte ich bei ihm auch nur selten den Eindruck, daß er die Aufmerksamkeit seines Publikums erregen will, um diese allein für sich und seine Persion zu beanspruchen, sondern um sie auf bestimmte Themen zu lenken.
Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"
Liebe Forumler,
schön, dass sich eine Diskussion entwickelt hat.
Helmut schrieb:
Und wer ist schon freiwillig Banause?
Ich! Ich geb's zu! Ich versteh's nicht und gleichzeitig ekelt es mich an. Obwohl ich kein Vegetarier bin.
Die Aktion hieß "Fleisch". Der Künstler wollte darauf auf drei Arten "Fleisch" hinweisen.
1. Auf Fleisch, das gegessen wird.
2. Auf die Kreuzigung (darum hängt er blutüberströmt in Kreuzigungspose am Kranhaken)
3. Auf Sexualität
Die Frage für mich Ingnorantin ist: Kann man so etwas nicht in einem Bild oder ähnlichem darstellen ?
Liebe Grüße
Marianne
There is a crack in everything
That's how the light gets in
Hallo,
ich versuche mal wieder, den "Liederzugang" zu dem Kunst-Banausen-Thema zu öffnen - wir sind ja in einem Liedermacher-Forum" -
auch die Darstellung in einem Bild ist nicht selbstverständlich jedem verständlich
man kann sich auch mit Augenzwinkern als Banause outen... http://www.gerdschinkel.de/Texte%20Du%20bist%20schuld.htm#Museum
herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Rex2005 schrieb:
Dieses "Werk" hingegen wurde höchstrichterlich zur Kunst erklärt und durch den Polizeieinsatz (also auch noch mit Steuergeldern) erst ermöglicht.
Der wars!!!
Der Richter hatte Angst, sich als Banause zu outen.
Aber Banausen wie Marianne und ich werden ja nicht nach ihrem Kunstverstand gefragt ...
(und bevor ein anderer ergänzt, schreib ich es selbst:)
... und zwar mit Recht.
Ich stell mal eine Frage in den Raum:
Kann es sein, dass wir auf Grund unserer Geschichte ("entartete Kunst") lieber mal zu viel als zu wenig als Kunst durchgehen lassen?
Gruß
Helmut
"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen." Richard Dawkins